I OF THF U N 1 V E RS ITY Of ILLINOIS «vSsi.se W 764 A. S. V. 3- 5 C-C natural SURVEY >. 2. — IISTORY Auvmi 43A8nS ivHnivw von der Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Heere in Kiel und der Eiolo gischen Anstalt auf Helgoland. I ra Aufträge des Königl. Ministeriums lür Landwirtschalt, Domänen und Forsten und des Königl. Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal -Angelegenheiten. Folge. Dritter Dand. Abtheilung Kiel. Mit 3 Tafeln und 12 Figuren im Text. Kiel und Leipzig. Verlag von Lipsius & Tischer. 1898. Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen. Neue Folge. Dritter Band. Abtheilung Kiel. Inhalt. Seite Eine neue Alge des Planktons. VonJ.Reinke i Die Form Veränderungen von Sceletonema costatzim (Grev.) Grün, und ihre Abhängigkeit von äusseren Faktoren. Von G. Karsten. Hierzu Tafel 1 5 RJiodomonas haltica. N. g. et sp. Von G. Karsten. Hierzu Tafel 1 15 Untersuchungen über den Pflanzenwuchs in der östlichen Ostsee. II. Von J. Reinke und O. V. Darbishire . 17 Ueber Bangia puDiila Aresch., eine endemische Alge der östlichen Ostsee. Von O. V. Darbishire 25 Notiz über die marine Vegetation des Kaiser Wilhelm -Kanals im August 1896. Von J. Reinke und O. V. Darbishire 33 Ueber das Leuchten von Ceratmin tripos. Von J. Reinke 37 Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. Von K. Brandt 43 Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung, mit besonderer Berücksichtigung der Copepoden des Planktons. Von Theodor Kuhlgatz. Hierzu Tafel II. u. IIP 91 Digitized by the Internet Archive in 2017 with funding from University of Illinois Urbana-Champaign. https://archive.org/details/wissenschaftlich3511komnn Eine neue Alge des Planktons. Von J. R e i n k e. 1 im Juni 1891 wurde aus der Ostsee am Ausgange der Kieler Föhrde in der Nähe der Heultonne Ober- flächenwasser geschöpft, um dasselbe für Algenkulturen im botanischen Institute zu verwenden. Von diesem vollkommen farblosen und klaren Wasser wurde ein Theil in einem grösseren Glasbehälter unbenutzt im Zimmer stehen gelassen; dasselbe zeigte nach einigen Wochen plötzlich eine gelbgrüne, leicht opalisirende Färbung. Die Untersuchung ergab, dass diese Färbung herrührte von überaus kleinen Schwärmzellen, die in grosser Zahl im Wasser sich tummelten. Nach etwa einer Woche hatten diese Schwärmer sich als ein grünlich-gelber Bodensatz gesenkt, der aus Kügelchen von einer mehr gelben Färbung bestand. Leider gingen diese Zellen später zu Grunde, ohne dass eine Fortentwicklung derselben hätte beobachtet werden können. Ich hatte gehofft, diesen wegen seiner Kleinheit bemerkenswerthen Organismus in den Sommermonaten der nächsten Jahre wiederzufinden, um dann ein eingehenderes Studium desselben vornehmen zu können, allein derselbe hat sich nicht wieder gezeigt. Da nunmehr sechs Jahre seit dem beobachteten Auftreten verflossen sind, erschien es mir angezeigt, dasjenige, was ich in meinen Notizen und Skizzen darüber aufbewahrte, als Bruchstück zu veröffentlichen, um die Aufmerksamkeit anderer an den Meeresküsten arbeitender Botaniker auf diese Alge hinzulenken und dadurch zu erneutem und weiterem Studium derselben anzuregen. ln den Figuren i und 2 der nebenstehenden Abbildung sind zwei Schwärmzellen gezeichnet. Der Körper derselben besitzt nur die ungemein geringe Länge von durchschnittlich 0.0025 ii^rn (2'/^ Mikren) bei entsprechen- der, aus der Zeichnung zu entnehmender Dicke; die Abweichungen von diesem Längenwerth nach oben und unten waren unbedeutend. Am farblosen Vorderende fanden sich zwei Cilien von annähernd der Länge des Körpers. Dies farblose Vorderstück, dessen Bedeutung bei der Kleinheit des Objektes nicht festgestellt werden konnte, wurde durch eine verhältnissmässig scharfe Contour gegen den hinteren Theil der Schwärmzelle abgegrenzt. Dass diese Grenzlinie eine Andeutung des Umrisses des Zellkerns war, erschien darum kaum wahrscheinlich, weil meines Wissens keine Schwärmzellen von Algen bekannt sind, bei denen der Zellkern das äusserste Vorderende einnimmt. In- dessen ist die Figur 6 zu beachten, welche den optischen Durchschnitt eines zur Ruhe gekommenen Schwärmers darstellt, in dessen Innern eine feine Kreis- linie von ähnlichem Durchmesser sichtbar ist, die man eher als Contour eines Zellkerns zu deuten geneigt sein dürfte. Der hintere Theil der Schwärmzelle wird eingenommen von einem urnenförmigen, chlorophyllgrünen Chromatophor. Eine Membran liess sich nicht nachweisen, war sie vorhanden, so musste sie von äusserster Zart- heit sein. Eine Kopulation der Schwärmer konnte nicht beobachtet werden, hängenden Tropfens zur Ruhe und rundeten sich mehr kugelig ab; in Figur 3 und 4 ist ein solcher Schwärmer in der ersten Phase des Ruhestadiums gezeichnet, 3 ist ein höherer, 4 ein tieferer optischer Durchschnitt desselben. Figur 6 ist der optische Durchschnitt eines Schwärmers im etwas späteren Ruhestadium; Figur 5 ein Fall, der sich nicht mit Sicherheit deuten lässt. Sollte die Theilung der Zellen , die nicht beobachtet wurde, im Ruhe- stadium vor sich gehen, so würde I'igur 5 vielleicht ein Zustand sein, in welchem der Chromatophor sich bereits getheilt hat. Chlamydomonas Mikroplankton, 5ooofach vergrössert. Sie setzten sich am Rande des 1* 4 J. Reinke, Eine neue Alge des Planktons. 4 Die auf den Boden des Kulturgefässes gesunkenen Kugeln zeigten einen mehr homogenen, gelblichen Inhalt und eine sehr zarte Membran. Im System der Algen lassen sich die vorstehend beschriebenen Zellen wohl nur als eine Art der Gattung Chlamydonionas unterbringen. Wenn an den Schwärmzellen sich keine Membran weder durch Beobachtung der unveränderten Zelle noch nach Einwirkung von Zuckerlösung und Glycerin nachweisen Hess, so ist damit noch kein Beweis für das Fehlen derselben erbracht. Denn die bezügliche Prüfung wurde nur einmal vorgenommen, weil ich zu der Zeit, als ich die Alge fand, mit anderweitigen Arbeiten überhäuft war; dann ist aber der Körper derselben auch so klein, dass eine Membran von grosser Zartheit, die mit der protoplasmatischen Hautschicht innig zusammenhängt , sich durch Anwendung wasserentziehender Mittel nicht mit Sicherheit dürfte feststellen lassen. Die geringe Grösse der Zellen bringt es auch mit sich, dass weder ein Augenpunkt, noch ein Pyrenoid, noch pulsirende Vacuolen zur Beobachtung gelangten; die Frage nach dem Zellkern wurde schon berührt. Auch die Kleinheit der Zellen kann keinen Grund abgeben, die Form wenigstens provisorisch dem Genus Chlamydo7fio7ias zuzurechnen, denn die verschiedenen Arten desselben weichen hinsichtlich der Grösse sehr von einander ab, auch hat Dangeard') aus Meerwasser eine Chlainydomoiias beschrieben, deren Zellen nur fünf bis acht Mikren lang werden. Dagegen dürfte darüber kein Zweifel obwalten, dass diese Form eine bisher noch nicht beschriebene Art bildet, und darum mag sie unter dem Vorbehalt, dass eingehendere Untersuchungen sie von Chlamydomojias vielleicht gegnerisch trennen werden, den Namen Chlaniydoni onas Mikroplanktoii erhalten. Die Alge ist wegen ihrer Kleinheit nicht nur botanisch interessant, sondern auch als Bestandtheil des Meeresplankton. Da ihr Querdurchmesser zwei Mikren nicht übersteigt, dürfte sie durch die Maschen der feinen Planktonnetze für gewöhnlich hindurchgehen. Um auf sie zu fahnden, würde es erforderlich sein, das Meerwasser durch ein Papierfilter laufen zu lassen. Ob sie ein regelmässiger Bewohner unserer Meere im Sommer ist, bleibt zu entscheiden; wenn ein massenhaftes Auftreten im Meerwasser seit 1891 nicht wieder beol)achtet ist, so kann das auf Zufälligkeiten beruhen. Immerhin schien mir diese Mittheilung geeignet, um auf die Chlaviydonionas Mikroplankton aufmerksam zu machen und zum Aufsuchen derselben anzuregen. ') Journal de Botanique 1888 p. 415. Die rormänderungeii von Sceletonema costatnm (Grev.) Grün. ihre Abhängigkeit Yon äusseren Faktoren. Von G. Karsten. ^^celetonema costatiini (cf. Fig. i) ist eine sehr zierliche Planktondiatomee aus der Abtheilung der Coscinodisceeu, welche im Herbste in grossen Mengen in der Kieler Bucht aufzutreten pflegt. Die Schalen sind kreisrund im Querschnitt ') und lassen keine deutliche Zeichnung erkennen. Die Zellen erreichen nur in seltenen Fällen eine so beträchtliche Länge, wie Fig. 2 darstellt; es pflegt schon vorher der Zerfall in 2 Tochterzellen einzutreten, welche im Zusammenhang mit einander bleiben. Rings im Umkreise des Schalenrandes bilden sich nun als charakteristisches Kennzeichen der Art 8 — 14 gerade Kieselstäbchen aus, die nur dort, wo sie auf eben- solche von der Schwesterzelle gebildete Stäbchen treffen, eine geringe Verdickung zeigen ^). Hin und wieder aber verfehlen sich die auf einander gerichteten Enden, sie werden dann durch kurze Ringansätze verbunden, cfr. Fig. 2. a. Der geformte Zellinhalt besteht aus einem kleinen Kern und einem Chromatophor. Vor der eigentlichen Zelltheilung wird das Chromatophor in zweie zerlegt; ein jedes liegt dann einer Schale an und greift beiderseits auf die Gürtelseiten über, der Kern bleibt bis zu seiner Theilung in der Zellmitte. Nach erfolgter Zelltheilung bleibt die Lage der Chromatophoren unverändert die gleiche, sie kehren sich stets die offenen Seiten zu, so dass an dieser Anordnung noch lange Zeit in jeder Kette die Zusammengehörigkeit der aus Theilung einer Zelle hervorgegangenen Tochterzellen festgestellt werden kann. Schon im vorigen Herbst war es mir aufgefallen, dass Sceletoneina sich in Kultur ganz gut hält, aber seine charakteristische Form dabei in relativ kurzer Zeit einbüsst. Setzt man den aus einem oder mehreren Planktonzügen erhaltenen Fang, der im September — November nur unbedeutende Mengen anderer Diatoinee)i neben Sceletoneina zu enthalten pflegt, aber stets sehr reich an Ceratiuin tripos und i — 2 weiteren Arten ist, in ein Glasgefäss und verdünnt ihn mit i —2 1 Meerwasser, so sinken alle Organismen in kurzer Zeit auf den Boden, Ceratinm zunächst, die leichteren SceletoneinaiAden darnach. Lässt man das Gefäss in geringer Entfernung vom Fenster in kühlem Raume ruhig stehen, so gehen die Ceratien in i — 2 Tagen zu Grunde, die Sceietoneinen bleiben erhalten und müssen von den reichlichen, alsbald faulenden Ceratien befreit in reines Wasser gebracht werden. Material von Sceletoneina, das am 8. Oktober eingebracht und in dieser Weise behandelt war, hatte am 22. November durchaus gleichmässig in zahllosen Exemplaren die Form von Fig. 3 angenommen. Die Theilung der Zellen ist, wie man sieht, regelmässig fortgeschritten, die Chromatophoren der Tochterzellen haben die typische Lagerung; die offenen Seiten einander zugekehrt, beibehalten, aber die Streckung der Kieselstäbe ist fast ganz unterblieben. Die Kuppen der Schalen- Wölbungen berühren' einander fast oder völlig und nur am Rande ist eine dem Betrag des durch die beiderseitige Wölbung gegebenen Abstandes gleichkommende Stabbildung zu Stande gekommen. Nachdem durch meine Erfahrungen des vorigen jahres die Regelmässigkeit dieser Formänderung bei der erwähnten Behandlung bereits festgestellt war, handelte es sich darum, den nächsten Ursachen der Erscheinung nachzuforschen. Die Kettenbildung und die Volumvergrösserung durch das Dazwischenschieben der Kieselstäbchen ist von Schütt®) gewiss mit Recht als eine „Schwebeeinrichtung“ aufgefasst worden. Das spezifische Gewicht wird ') d. h. in diesem Falle ,,Paraval\arschnitt“ cfr. O Müller, lieber Achsen, Orientirungs- und Symmetrie- Ebenen bei den Bacillariaceen. Iler. D. bot. Ges. 1895. 228. Schütt, h'., Pflanzenleben der Hochsee, 1892, p. 261, spricht von der ,, zwischen je zwei Zellen ringförmig ausgespannten, durch Längsleisten gesteiften Verbindungsmembran, die an Länge sehr häufig die eigentlichen, plasmaführenden Zellen übertrifft.“ Eine solche Membran nachzuweisen habe ich mich vergeblich bemüht. An trockenem Material kann man sich davon über- zeugen, dass lediglich die beschriebenen Kieselstäbchen vorhanden sind, besonders leicht dann, wenn es gelingt Exemplare zu finden, die eine Knickung der Zellreihe und eine Lösung der Stäbchen in der verdickten Verbindungsstelle aufweisen. Cfr. Schütt. Pflanzenleben der Hochsee Ic. *4 8 G. Karsten, Die Formänderungen von Sceletoiienia costatiini. 4 herabgesetzt, die Form kann sich in den oberen bewegten Wasserschichten schwebend erhalten und nicht über ein gewisses Maass in die l'iefe sinken. ln den Kulturgefässen mit nur lO — 30 cm Wassertiefe dagegen sahen wir die Sceletone7)ien nach kurzer Zeit den Boden bedecken. Somit ist die Fragestellung gegeben; Ist die passive Bewegung dieses Organismus im Wasser in irgend welcher Weise für die Erhöhung seiner Sch we h fäh igke i t , die ruhige Lage am Grunde für den Verlust dieser Eigenschaft verantwortlich zu machen? Diese Frage lässt sich experimentell beantworten. Mit Hülfe eines Klinostaten- Uhrwerkes wurde eine horizontale Axe in Rotation versetzt, an welcher mit einem excentrischen Arm eine am Glasstabe stets vertikal herabhängende Scherbe von gebranntem 'l'hon, befestigt war, die ihre Flächen nach oben und unten kehrte. Die Rotation der horizontalen Axe rief demnach eine mehr oder weniger stampfende Bewegung der Thonscherbe hervor. So konnte in einer flachen etwa ib'gl fassenden Schale eine ständige Bewegung des Wassers erzielt werden, dadurch dass die Thonscherbe im Verlaufe von je 3 Minuten ca. fünf Mal eintauchte und wieder empor- gehoben wurde. Die Bewegung konnte ausserdem durch ein in geeigneter Weise angebrachtes Gegengewicht in eine mehr stossweise auftretende verwandelt werden, die dem Zwecke noch besser entsprach. Herrn Prof. Reinke, der mir die Benutzung des Klinostaten auf das bereitwilligste gestattete und mich überhaupt seit Beginn meines Aufenthaltes hier s-tets mit Rath und That auf’s beste unterstützt und gefördert hat, möchte ich auch hier meinen herzlichen Dank sagen. Beim Aufbau des Apparates hatte Herr Braun müller, der Zeit Assistent am botanischen Instistut, die Freundlichkeit mir zu helfen, wofür ich ihm meinen besten Dank ausspreche. Am 17. November konnte der Apparat zuerst mit frischem Material von Sceletoneina beschickt werden, ein Gefäss mit ruhigem Wasser und demselben Fange entstammendem Sceietoiieina-}\\dXev\d\ stand zur Kontrolle unmittelbar daneben. .Als erstes Resultat liess sich bereits am 18. und 19. November feststellen, dass in dem künstlich be- wegten Wasser die mitgefangenen Ceiuititm am Leben blieben — wie schon ihre lebhafte Färbung bezeugte — während sie in dem Kontroll-Versuche alsbald abstarben. Am 20. November wurden die Skizzen P'ig. 4 nach zwei bezüglich der inzwischen erfolgten Zellenvermehrung vergleichbaren Exemplaren der beiden Kulturen entworfen ; b bezeichnet die Kultur mit dem in Bewegung er- haltenen, r die mit ruhig stehendem Wasser. Eine Vergleichung beider Eiguren lehrt, dass zwischen den gerade neugebildeten Schwesterzellen, welche durch Zukehrung der vom Chromatophor offen gelassenen Schalen-Seite leicht kenntlich sind, in b weit grössere Intervalle sich gebildet haben als in r. Dieser erste Versuch litt jedoch noch an verschiedenen Mängeln, besonders daran, dass die benutzte Menge Iflankton zu gross für das Gefäss war, so dass die Aufschwemmung zu dick, zu reich an Organismen ausfiel. Es bildeten sich zusammen haftende Klümpchen, die für die geringe aufgewandte Kraft zu schwer waren, also zu wenig in Bewegung gehalten werden konnten und häufig sich am Boden an den ruhigsten Stellen an- sammelten. Ein zweiter Versuch wurde am 23. November in gleicher Weise mit danebenstehender Kontrolle und unter Vermeidung dieses Uebelstandes angesetzt. Auch Ceratitdn war hier als ein durch relativ hohes spezifisches Gewicht störender Organismus möglichst ausgeschlossen. Die Figur 5 liefert ein Zeugniss für die \'erschiedenheiten, die bis zum 25. November in den Kontroll- versuchen b und r aufgetreten waren. Auch hier ist das Gewicht auf den Vergleich der neu gebildeten Intervalle zu legen. Der Versuch wurde bis zum 29. November fortgesetzt und wird in den Tabellen weitere Berücksichtigung finden. Endlich ward am 29. November die Probe auf’s Exempel gemacht, und dazu die schon erwähnte Kultur vom 8. Oktober herangezogen. Ein I'heil des Bodensatzes mit zahlreichen Exemplaren von Scclctonona , deren Aussehen der Eig. 3 glich, wurde zunächst durch starkes Schütteln in einer geringen Flüssigkeits- Menge gleich- förmig vertheilt, dann auf etwa i' j, 1 verdünnt und in der üblichen Weise andauernd in Bewegung gehalten. Das Resultat dieses Versuches bis zum 3. Dezember zeigt Fig. 6. Ein Vergleich mit Fig. 3 lehrt, dass die während der Kult\ir im bewegten Wasser neugehildeten Zellen weit grössere Intervalle zwischen sich aus- gebildet haben, als das gleiche Afi/^/y/rrw^r-Material im ruhig stehenden Wasser vermocht hatte, ja dass auch die älteren Zellen sich nachträglich noch ein wenig auseinander geschoben haben. 5 G. Karsten, Die Formänderungen von Sceletonema costatum. 9 Somit ist der Einfluss, den die passive Bewegung auf die Ausbildung des -Schweheapparates ausübt, nicht zu bestreiten. Die Tabellen werden näheren Aufschluss über die Grösse der Verschiedenheit in der Ausbildung des Schwebeapparates bei ruhigem und bewegtem Wasser geben, sie werden noch einige weitere Thatsachen erkennen lassen, die vielleicht geeignet sind, einen tieferen Einblick zu gewähren, wie der Einfluss des Komplexes von Lebensbedingungen, der in den Worten „passive Bewegung im Wasser“ und „ruhiges Wasser“ enthalten ist, auf die Art der Ausgestaltung und Ausstattung neugebildeter Zellen zu Stande kommen kann. Tabelle I bezieht sich auf die Schnelligkeit der Zellenvermehrung von Sceletonema-W'ä.\.&x\^\ vom 30. Ok- tober 1897 ruhig stehendem Wasser etwa '/2 vom Fenster bei 10“ kultivirt. Die Temperatur blieb während der ganzen Versuchsdauer annähernd konstant. Die Zell-lntervalle, von Kuppe zu Kuppe gemessen, betrugen im frischen Material, wie es von der Föhrde eingebracht war (cfr. Fig. i), meist 10 — 12 nur zwischen soeben erst fertig getheilten Zellen weniger, doch fand ich 7 ^ als Minimum. Da in ruhigem Wasser auf dem Boden liegendes Material weit geringere Intervalle bildet, ist es leicht möglich, wie ein Blick auf Fig. 7 ohne weiteres erkennen lässt, die von dem Zeitpunkte der Ruhe an eingetretenO Zellvermehrung mit grosser Genauigkeit zu bestimmen. Die grossen, regelmässigen Abstände markiren die Grenzen der einzelnen Zellen aus der Zeit des Fanges, die am Tage der Beobachtung dazwischen liegenden Zellen, durch weit kleinere Intervalle getrennt, geben die Zahl der erfolgten Zellvermehrung an; so bestand Fig. 7 am 30. Oktober 1897 unter Vernachlässigung der beiden End- zeilen aus 3 einzelnen Zellen, am 4. November finden wir statt dieser aber 3X4 Zellen, d. h. jede Zelle ist seit- dem in 4 Tochterzellen zerlegt worden. Ist die Theilung noch nicht vollendet, aber, wie das Vorhandensein zweier Chromatophoren anzeigt, bereits eingeleitet, so ist dafür ^ hinzuaddirt. L Zeilenzahl am 30. Oktober 1897. Zeilenzahl am 2. November 1897. 4 4X2. 5 1X4- 2X2 + ^. 1x2. 1X2 + 2. 5 5X4- 13 13X2. 3 3X4- 5 4 X 4- I X4 + i- 17 16 X 4- I X4 + i 14 6 X 4- 8 X 2. 15 7X4- I X I + ^. 4X4- I X 3 + •]• 2X3 + 5- 7 3X2. 1X4- 1X3 + 5- 2X2. 9 2x4-2X2 + 21x3 + 4. 2X4-'X3 + iiX2+2, IO 3X4. I X 3 + 5- 6 X 4- 18 . 6 X 4- 3 X 2. 9 X 4. 6 4X4- 1X3+5- 1X4- 19 . . . 19X2. 13 2X2 + 2. I X 3- 6 X 2. iX4- 2X2. 1X4- II. . . am 4. November 1897: i X 5- i X 4- 1X5. 1X4. 1X8. 1X5. 4X4. i X 5- II. Zeilenzahl am 30. Oktober 1897. Zeilenzahl am 10. November 1897. 2 2X6. 9 4X8. iX8 + -|. 1X8. iX8 + |. 2X8. 2 i X 6. I X 9 + 5- 6 1X5 + 5- 1X8. 1X3 + 5- 1X8. 2x5 + 2- 6 I X 4 + I- I X 4 + f • 2X3 + 5- I X 2 + f. 1X4- 4 4X8. 3 I X 6. I X 8. I X 6. 2 I X 8 + |. I X 8 ++. 2 10 G. Karsten, Die Formänderungen von Sceletonema costatum. 6 Zeilenzahl am 30. Oktober 1897. Zeilenzahl am 10. November 1897. 8 . . 1X8. I X 6. 6 X 8. 3. . I X6 + f. I X 10 + ?. I X 12. 4 'X7 + 5- I X 12. iXii-r|. 1X8. 8. . . I X 6 I X 5 d- 1- I X 6 — f 5X8. 5 iXio4-.i-3Xi6 1X6 (abgebrochen ?). 3 3 X 16. III. Kultur r. Zeilenzahl am 23. November 1897. Zeilenzahl am 25. November 1897. 14. . 4X41 todt. 1X4 2 X 3 + •]• 1X4- 1X3 — ^. I todt. I X 4- 2 X 2. 16 ,i X I. 3X2. I X I. 5X2. I X I + -I- I X I. 1X2. 1X1+2- 2X2. 4 4X4- 12 6X21 todt. 4X2. 1X4. 17 r X 2. I X 3- 3X2. 2X3- 1X2. 2X3. I X 2 + .1. 3X2. 2X3- 1X2. 22. 8 X 2. 2 X I. 12 X 2. 5 5X2. 13 I X 2. I todt. 10 X 2. 1 todt. 13. . 4 X 2. I X I + f 8 X 2. 18. . 6 X 2. 4 todt. 8X2. Kultur b. 20. . 20 X 2. u. s. w. in keinem Falle mehr als 2 Tochterzellen bemerkt, Ausbildung überhaupt gleichmässiger. IVa. Kultur r. Zeilenzahl am 17. November 1897. Zeilenzahl am 23. November 1897 und Abstand der Zellen in // der Reihe nach, die primären Intervallzahlen hervorgehoben; 12 . . . . 1X2. I X 4- 3X2. 1X3- 2X2. 1x3 3x2. 1. 13. I . 2. 1. 11. 4. 14. 5. 12 4. 10. 0 3 5- 14. 5. 10. 0. 4. 13. 4- 10. 4. 14. 2. 6. . ' X 3 + i X 4* 0 X4- 3. A. S. 2. 1. 1. 0. 3. . p 3. 8. 3. 4. 3. 9. 2. I . A- 4. I X I + A • 3X4- 11 >. 3 3. 10. 1. 4. 1 11 1. 3 2. 5- 5X4 2. 3. 2. S. 3. 3. 2. 10. 2 2 2. ■ ' 3 3- 3- 2. 2. 2. 4X4- 2. 2. 2. 7. 3. 2. 4 2 0 3- 4 3- 3- 3- 7 G. Karsten, Die Formänderungen von Sceletonema costatum. 11 IV b. Kultur b. Zeilenzahl am 17. November 1897. Zeilenzahl am 23, November 1897 und ihre Intervalle : 3 3X4- 3- 5- 3- 1^- 3- 5- 3- 7, 3. 4. 3. 5 I X 4- 4 X 2. 3. 6. 3. 11. 7. 14. 7. 18. 5. 12. 6. 5 I X 4- I X 5- I X 6. 2 X 4- 3. 5. 4. 8. 2. 5. 4. 4. 8. 5. 5. 3. 5. 3. 10. 6. 5. 5. 8. 3. 3. 4. 7 7X4- 3. 5- 3- 8. 2. sl 2. 12. 4. 5. 4. 11. 3. 7. 4. 10. 5. 7. 3. 7. 2. 5. 3. 12. 3. 5. 3. Va. Kultur r. Zeilenzahl am 23. November 1897. 5 1X6. 2. I. 8 1X6. 3- I- 3 .... 2 X 8. 2. 2. 15 3X4- 1 1 Zeilenzahl am 29. November 1897 und ihre Intervalle : 2X4- 1X6. 1X4- I. 2. 3. 0. 2. 2. I. 0. 2. I. I. 6. • 2. I. 3- 1- 2. 0. 2. 2. I. I X 5- I todt. 3X4. 1X6. 1x5 2. 2. 2 . 0. 3- 2. 1. 2. 5. 5. 2. I. I. 4. 2. I. I. 5. 2. 2. 2. 5. 2. 2. I. 2. 3- 5. 2. 2. I. I . 1X6 + 1 2- 2. 2. 2, . 2. 2. 6. 2. 2. 2. I. 2. 2. 2. 6. 2. 2. 2. 2. I. I X 8. I todt. I X 8. 4X4. 3X8. I X 4- I X 5- K 5. I 1 1 . 5. J. I. 6. 1 I. 1 2. 1 1 2- 5- 1 7 r . 6. I. I. f I. I. 5 I, I. I. 6. I. 2. I. 7 T * 1 4. 1 ir- I. 1 2* 7. 0. 0. I. 1 5' 1 I. l- 6. (. I. 1 2' I. 1 i. I. 5. 0. 0. 0. 1 1 I 1 5. 1 I . 1 5. I. I. I. I. Vb. Zeilenzahl am 23. November 1897. Kultur b. Zeilenzahl am 29 November 1897 und ihre Intervalle ; 7 7X2. 4. 4. 5. 6. 6. 4. 6. 6. 5- 5. 4- 6. 6. 5. ... 5X4- 2- 3- 3- 4. 3- 3. 2. 5. 3- 3- 3- 5. 3. 3- 3- 5. 3- 3- 3- 5 5 X 2. 5. 5. 4. 3. 4- 7. 5. 4. 5- 9 9X4- 3- 3- 3. 4. 4- 4- 3- 5. 3- 4- 4- 6. 4- 3- 3- 5. 3- 3- 3- 4. 3 3- 3- 4. 3- 3- 3- 6 3- 3. 3- 5. 3. 3. 3, 2* 12 G. Karsten, Die Formänderungen von Sceletoneina costatiini. 8 Zeilenzahl am 23. November 1897. 6 IO. (oder 5 ?) . 3 10 3 6. (oder 3?) . 11 Zeilenzahl am 29. November 1897 und ihre Intervalle : 6X2. 3. 5. 4. (). 4. 4. 4. 5. 3. 5. 3. 10X2 (oder 5 X 4?). 3. 3. 3. 4. 2. 4. 2. 5. 3. 5. 3. (). 4. ö. 3. 5. 4 4. 3. 3X2. 6. 5. 5. 5. 5. I X 2. I X 3- 7X2. 1X3- 4. 5. 4. 4. 4. 5. 4 3. 3. 4. 5. 4. 4. 4. 5. 5. 3. 4. 5. 3. 4. 1X4 I X 5- ' X 4- 4. 4- 5- 4. 3- 3- 2. 7. 4. 3. 5. 6X2 (oder 3 X 4 ?)• 5- 1 1 5. X 2. 5. 0. 5. 5. 5. (>. 5- 4. 4- 4- 3. 3- 4. 3 4. 3. . 4. (v 3- -l- 5. 4- 4. 4. 4. 4. 5. 4. 4. Tabelle 1 giebt eine durchschnittliche Vermehrung der Sceleloneina-LftWQW in ruhig stehendem Wasser von 1 auf 3 Individuen in 3 X 24 Stunden an. Dasselbe Material ergab nach Tabelle II für 1 1 X 24 Stunden eine durch- schnittliche Vermehrung von i auf 8 Zellen. Und nach Tabelle III ergab Material vom 23. November nach 2 X 24 Stunden ebenfalls noch eine Vermehrung der Zeilenzahl von i auf 2. So lässt sich für die ersten 3 bis 4mal 24 Stunden unter den angegebenen Bedingungen eine jedesmalige durchschnittliche Verdoppelung der Zeilen- zahl nachweisen. Die ganz beliebig herausgegriffenen der Zählung unterworfenen Zellreihen zeigen dabei individuelle Schwankungen von ganz ungeheuerlichem Umfange, wofür besonders 'I'abelle II zeugen dürfte. Vergleichen wir jetzt die Schnelligkeit der Vermehrung in den erwähnten Kontrollkulturen r und b, so muss ich mich dabei auf Tabelle V a und V b stützen, da aus den vorher aufgeführten Gründen die in Tabelle IV a und IV b erhaltenen Werthe nicht einwandsfrei sind. Die Versuchsdauer war in beiden Kulturen gleich 6 X 24 Stunden. V a zeigte in ruhig stehendem Wasser einen Zellenzuwachs von i auf 5, also ein Resultat, das den früher bei gleicher Behandlung gefundenen Werthen sehr nahe kommt. V b dagegen weist in derselben Zeit nur eine Zellenvermehrung von i auf 2,5, also nur halb so viel auf. Da dieses abweichende Ergebniss mich zunächst stutzig machte, so habe ich Tabelle V b auf ein möglichst umfangreiches Material zu gründen versucht, aber doch kein anderes Resultat erhalten. Es vermehren sich also die Sc e Ic ton e i)t a-'/.&WQw in bewegtem Wasser nur halb so schnell wie in den in allen übrigen Beziehungen völlig gleich b e hand e 1 1 en Ku It ur en mit ruhig stehendem Wasser. Die nächstliegende Deutung für die Thatsache würde in einer Beeinflussung der Zelltheilung durch die Schwerkraft, als einzige unter den gegebenen Verhältnissen in Betracht kommende, richtende Kraft, gefunden werden können. Nach den bekannten Untersuchungen Pflügers') und den Angaben Leitgebs“) ist für einzelne Fälle der Einfluss der in konstanter Richtung wirkenden Schwerkraft auf die Lage der Scheidewände bei Zell- theilungen nicht zweifelhaft. Durch eine Mittheilung von Stahl") wird eine gleiche Wirkung für die konstant in gleicher Richtung eindringenden Lichtstrahlen auf die Theilung von Equisetumsporen angegeben mit der neuen wichtigen Erweiterung, dass eine fortwährende Aenderung der Beleuchtungsrichtung die Zelltheilungen verzögert, ja sie vielleicht völlig aufzuhalten vermag. Unter Zugrundelegung dieser .Angaben und .Anschauungen würde die Beschleunigung der Zellvermehrung in den Kulturen mit ruhig stehendem Wasser, und am Boden unbewegt liegenden Sccletonenia-7.Q\\x^'\-\&x\, die Verzögerung in denjenigen mit künstlich bewegtem Wasser ') .Archiv f. ci. gcs. I’hysiologie .\.\.\I. ii. .\.\.\1I. 1883. ’) Leitj^elj. Zur ICnilirj-oloj^ic der Farne. .Sitzber. .Akad. d. \\’. Wien L.X.W’II. 14. .März 1878. .Stahl. Mer. d. I) l)ot. des. 1885. 334. lanfluss der Meleiichtunjisrichtun}' auf die l'lieilun^' der Kiiuisetuinsporcn. 9 G. Karsten, Die Formänderungen von Sceletonema costatuin. 13 verständlich erscheinen. Es wäre dem nur noch hinzuzufügen , dass die langsamere Theilung den natürlichen Lebensbedingungen von Sceletonema mehr entsprechen würde, als die durch Ruhelage beschleunigte. Sehr bemerkenswerth ist es, dass die ^an Sceletonema in der Kultur einwandsfrei nachgewiesene Ver- mehrungszahl von I auf 2,5 in 6X14 Stunden ausserordentlich genau übereinstimmt mit der von Hensen') auf Grund dreijähriger am Süsswasser-Plankton ausgeführter Beobachtungen von Apstein®) durch ausführliche Berechnung gefundenen Vermehrung der Fcridineen-LeWQn. Hensen kommt zu dem Resultat, „dass jede Zelle sich nach fünf Tagen durchschnittlich getheilt hat.“ Bei der grossen praktischen Bedeutung des Plankton für die Ernährung der Fische ist eine auf so völlig abweichendem Wege gewonnene Uebereinstimmung in der Vermeh- rungszahl gewiss erwähnenswert!!. Kehren wir jetzt zu den Angaben der Tabellen über die Differenzen in Ausbildung der Inter- valle zurück. Zunächst muss hervorgehoben werden, dass die Grösse der Intervalle der frei lebenden Exemplare zur Zeit der Höhe der Vegetation Oktober bis Mitte November zwischen 7 — 14 schwankt, 9 — 1 2 der Regel nach beträgt, dass sie aber gegen Ende der Vegetationszeit in der 2ten Hälfte November auf 5—6 ft, sinkt und zwischen 3-7 als äussersten Grenzen sich bewegt. Pis sind also nur die gleichzeitig gefangenen Individuen zum Vergleiche mit einander zu benutzen. Vermuthlich dient dieses Kürzerwerden der Intervalle, welches einer Verminderung der Schwebfähigkeit gleich kommt, dazu das Untersinken auf den Grund zu ermög- lichen, wo die Sceletonema-XndlwndwQn der Wiederkehr ihrer Vegetationsperiode harren. Diese mit der sich mehr und mehr ändernden Gunst der natürlichen Vegetationsbedingungen parallel- gehende langsame Abnahme der Intervalle darf aber kaum mit der durch Verleihung einer Ruhelage künstlich und plötzlich hervorgerufenen auf eine Stufe gestellt werden. Auch habe ich bisher nicht nachweisen können, ob ein völliges Schwinden der Intervalle, wie es in der Kultur nach i — U/._, Monaten regelmässig eintritt, unter natürlichen Lebensbedingungen im freien Meere jemals vorkommt. Im übrigen reden ja die Parallel-Tabellen IV und V in den Maassangaben ’der Intervalle eine so deutliche Sprache, dass es überflüssig ist, noch viel Worte hinzuzufügen. Nur mit Bezug auf Tabelle IV b muss darauf hingewiesen werden, dass die vorher bereits erwähnten Mängel des Versuches, welche den Zellreihen zeitweilig eine Ruhelage vergönnten, in der Unregelmässigkeit der Intervallbildung zum Ausdruck gelangen. Die im Anfang der Mittheilung gestellte P'rage; Ist die passive Bewegung dieses Organimus im Wasser in irgend welcher Weise für die PA'höhung seiner Schwebfähigkeit, — die ruhige Lage am Grunde für den Verlust dieser Eigenschaft verantwortlich] zu machen, muss dem- nach bejaht werden. Das wesentliche Ergebniss dieser Mittheilung finde ich darin, dass es gelungen ist, an einem ausser- ordentlich einfach gebauten Organismus relativ beträchtliche P'ormänderungen als Reaktion auf gewisse Ver- änderungen der Lebensbedingungen nachzuweisen. Diese Formänderung tritt an jeder einzelnen Zelle, welche den abgeänderten Bedingungen unterworfen wird, auf. Es liegt in der Ausbildung der Kieselstäbchen bei Scele- tonema mithin ein ausgesprochener P"all der Selbstregulirung oder der direkten Anpassung an äussere P'aktoren vor, da es nachgewiesen werden konnte, dass die geringfügige passive Bewegung im Wasser genügt, den Schwebeapparat an den neu entstehenden Zellen zur Ausbildung gelangen zu lassen, ja an Individuen, die ihn bereits vollkommen eingebüsst hatten, seine Neubildung anzuregen. Wenn nun noch die Frage aufgeworfen wird, wie Bewegung oder Ruhe des Mediums so tiefgreifenden Einfluss ausüben kann, so ist meine Ansicht darüber die folgende; Der aus normalen Lebensbedingungen zu völliger Ruhe auf dem Boden des Kulturgefässes gebrachte Organismus wird durch die jetzt in stets gleicher Richtung einwirkende Schwerkraft zu sehr viel energischerer Ver- mehrung angeregt. Diese Theilungsthätigkeit kann ja in vielen P'ällen eine ganz abnorme Höhe erreichen. Die im normalen Leben zum Aufbau der Schalen , speziell der den Schwebeapparat bildenden Kieselstäbchen, ver- wandte Energie und Material gehen bei der gesteigerten Theilungsthätigkeit darauf, und es bleibt für die Aus- *) Die Nordsee-Expedition 1895 ües Deutschen .Seefischerei-Vereins, lieber die Eimenge der im Winter laichenden Fische von Professor V. Hensen und Dr. C. Apstein. VI. lieber die Fruchtbarkeit des Wassers pg. 79 ff. (von Hensen). Wissen- schaftliche Meeresuntersuchungen. Neue Folge Bd. 11. Heft 2. Kiel und Leipzig' 1897. C. Apstein. Das .Süsswasserplankton 1896. ®) Cfr. E. Warmin g. Lehrbuch der ökologischen Pflanzengeographie. Deutsche Ausgabe. Berlin 1896. pg. 377. 378. 14 G, Karsten, Die Formänderungen von Sceletonevia costatum. 10 bildung der Kieselstäbchen nichts übrig. Sobald aber durch passive Bewegung im Wasser „das Bedürfniss“ nach einem Schwebeapparat angeregt wird, muss der Organismus, der gleichzeitig durch stete Lagenänderung von der Schwerkraft unabhängig wird, die Vermehrungsthätigkeit einschränken und das Material wieder für Ausbau der Kieselstäbchen verwenden. Das Verhältniss von Zellvermehrung und -Ausrüstung wird nach Maassgabe der äusseren Verhältnisse vom Organismus selbstregulatorisch geregelt. Ki6l, botanisches Institut, 12. Dezember 1897. Figuren-Erklärung. Tafel 1. Fig. I — 7. Sceletonema costatum. Fig. I. n = normal ausgebildete Zellreihe vom 30. Oktober. 1000; i. Fig. 2. Eine stark verlängerte Zelle mit Schalen, Gürtelbändern und den die Intervalle ausfüllenden Kieselstäbchen; diese treffen bei a nicht gerade auf einander und sind durch kurze Ringansätze verbunden. 1 500 ; 1 . (Die Stäbchen nur auf der Vorderseite der Reihe gezeichnet.) F'g 3- r — eine Zellreihe aus der am 8. Oktober angesetzten Kultur in ruhig stehendem Wasser gehalten und am 22. November gezeichnet. Fig. 4. Zwei Zellreihen aus Kulturen vom 17. November am 20. November gezeichnet, r in ruhig stehendem, b in andauernd bewegtem Wasser gewachsen. Fig. 5. Zwei Zellreihen aus Kulturen vom 23. November, am 25. November gezeichnet; r wiederum in ruhig stehendem, b in andauernd bewegtem Wasser gewachsen. • Fig. 6. Eine Zellreihe aus der am 8. Oktober angesetzten Kultur, vom 29. November bis 3. Dezember in dauernd bewegtem Wasser gehalten. Zwei Zellen sind ungetheilt geblieben. Fig. 7. Eine Zellreihe vom 30. Oktober bis 4. November in ruhig stehendem Wasser gehalten , lässt die in diesem Zeitraum eingetretene Vervierfachung der Zeilenzahl erkennen. Fig. 3 — 7. 1000 : 1. Rhodomonas baltiea. N. g. et sp. Von G. Karsten. In einer Diatoineeii-Y^\Ai\xx, die im Juni 1897 angesetzt war und Muschelschalen wie Steine von Boje C in der Strander Bucht aus 5 — 10 m Tiefe, auf denen Sphacelaria-Y?i.?i.x\z&x\ hafteten, enthielt, trat im August ein eigenartiger schwärmender Organismus auf, den ich mit dem Namen Rhodomonas baltiea bezeichne. Wie Fig. 8 — 12 Tafel 1 zeigen, handelt es sich um eine zur Unterordnung der Isomastigoden, Familie der Cryptomonadinen gehörige Flagellate, die ein dem Florideenroth in der Färbung völlig gleichendes rothes Chromatophor führt. Die Länge der Individuen schwankte von 25 — 40^/. Der Körper ist asymmetrisch geformt; er besitzt ein mehr oder weniger ovales Hinterende und ein schief abgestutztes Vorderende, ln einer Einsenkung des Vorder- endes dicht beieinander sind zwei gleichlange Cieisseln inserirt, die etwa der halben Körperlänge gleichkommen. Eine schlundartige Verlängerung dieser Einsenkung geht an der durch die Abstutzung verkürzten Körperseite in leichtem Bogen tiefer hinab. Ausserdem war eine seitliche Kompression des ganzen Organismus in den Sommer- monaten sehr deutlich [15 — 17 ; 8 — 10 j«]. Als ich diese Thatsache an den noch im Dezember in der Kultur lebenden Individuen kontrolliren wollte, stellte sich jedoch eine beinahe kreisförmige Querschnittsform heraus. Ein grosser Zellkern liegt etwa in der Mitte des Körpers. Eine Vakuole, die ich für eine kontraktile Vakuole halten möchte, obwohl ich die Kontraktion niemals deutlich beobachten konnte, liegt im Vorderende unweit der Insertionsstelle der Cilien. Das grosse Chromatophor bedeckt den Rücken und greift mit dem Rande weit auf die Unterseite über. Dieser übergreifende Rand ist an der Insertionsstelle der Cilien, am Hinterende und auf der kürzeren Längsseite etwa in der Mitte zwischen den beiden vorher angegebenen Punkten eingeschnitten. Bisweilen scheinen noch weitere Einschnitte vorhanden zu sein. Die Bewegung ist eine deutlich drehende, das Vorderende mit den Cilien geht voran. Theilungen wie Ruhezustände gelangten bisher nicht zur Beobachtung. Rothe Flagellaten sind meines Wissens bisher nicht bekannt geworden Es schien mir daher trotz der Lücken meiner Aufzeichnungen eine kurze Erwähnung nicht ohne Interesse zu sein. Die einzige mir durch die Güte des Herrn Prof. Reinke mitgeteilte Stelle, an der rothe Schwärmer er- wähnt werden, findet sich bei PringsheimQ. Die dort abgebildeten und beschriebenen Schwärmer besassen 2 Cilien, von denen i nach vorne, i nach hinten gerichtet war. Dann heisst es; „Das sonst farblose Bläschen hatte an der Befestigungsstelle dieser Cilien einen deutlich rothen Farbkörper ganz von Beschaffenheit der Farb- körper der Florideen.“ Die gezeichnete Grösse bleibt weit hinter derjenigen der Rhodomonas zurück. Die ver- muthete Zugehörigkeit dieser Schwärmer zu irgend einer Rothalge konnte Pringsheim nicht nachweisen ; mit Rhodomonas dürften sie kaum zu identifiziren sein. ‘) Cf. O. Bütschli. Protozoen. II. Leipzig-Heidelberg. 1883—87. Zu der vorstehenden Beschreibung ist dort zu vergleichen pg. 844, 845 ülicr die nächst verwandten Formen Ckilomonas und Cryptovionas. Beiträge zur Morphologie der Meeresalgen. Alrh. Kg. Akad. d. W. Berlin 1862. pg. 28. .A.nm. 4. Taf VII. Fig. 9. Figuren-Erklärung. Tafel I. Fig. 8—12. RJiodomonas baltica. looo; i. Fig. 8. Rückenansicht nach lebendem Material. cv. = contractile Vakuole, n = Zellkern, s = Schlund. Fig. 9. Bauchansicht nach lebendem Material. Der umgeschlagene Rand des Chromatophors ist durch hellere Schattirung der in einfacher Lage durchleuchteten Stellen hervorgehoben. P'ig. IO. Ansicht von der hohen Kante der plattgedrückten Form; am Yorderende hebt sich der hellere Schnabel ab. Fig. II. Bauchansicht 1 von mit Jod fixirtem Material. Fig. 12. Rückenansicht I Die Farbe ist nach lebenden Individuen eingetragen. Die Cilien sind durch die Fixirung verkürzt, der an lebenden Individuen sehr deutlich hervortretende Schlund ist nicht zu unterscheiden. Die Grenzen des Chromatophors treten deutlich (besonders in Fig. 1 1 ) hervor. Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen 111. Band 2. Heft Tafel I. jtz von U KmUth. liÖi.Aiisti'Weraer Sliüazr; Frankfürt^M. ' *1^:# i Tr 5/ f #- « ^ ■ *si .v 4 ■ ♦> .\ % »• ^3 i r ■ ' " ■ f'l 'i *' wfi «1^ »' -4 / • \ ?■ rfg Unter sucliiingen über den Pflanzenwuehs in der östlichen Ostsee. II. Von J. Reinke und 0. V. Darbishire. R iür den Sommer 1897 war seitens der Kommission die Fortsetzung') der Untersuchungen über den Pflanzenwuchs in der östlichen Ostsee deutschen Antheils in Aussicht genommen worden, zur Gewinnung der Grundlage für eine spätere Bearbeitung der Algenflora der östlichen Ostsee deutschen Antheils. Nachdem im Jahre 1895 der Meeresabschnitt zwischen Darserort und der C)stküste Rügens untersucht worden war, galt es diesmal, den Abschnitt längs der Pommerschen Küste von Rügen bis zur Danziger Bucht in Angriff zu nehmen. Als Zeit wurde wiederum der Juni gewählt, weil erfahrungsgemäss in diesem Monate die östliche Ostsee verhältnissmässig ruhig zu sein pflegt. Leider bestätigte sich diese Erfahrung gerade während der Zeit der Unter- suchung nicht in der erhofften Weise, so dass die Arbeiten durch starken Seegang erschwert wurden; an einem Tage war das Auslaiifen durch stürmisches Wetter sogar unmöglich gemacht. Als Untersuchungsfahrzeug diente bei der Expedition der der königlichen Regierung zu .Stralsund unter- stellte Lootsendampfer „Thiessow“, welchen durch Vermittlung Sr. Excellenz des Herrn Landwirthschaftsministers die königliche Bauverwaltung freundlichst zur Verfügung gestellt hatte, wofür hier der geziemende Dank aus- gesprochen werden soll. Die Untersuchung sollte am 8. Juni in Swinemünde ihren Anfang nehmen; weil aber der Führer des Dampfers an diesem Tage wegen Nordw'eststurm das Auslaufen für unthunlich erklärte, musste der Anfang auf den 9. Juni verschoben werden. Die Leitung der Untersuchungsfahrt lag in den Händen des Kommissions- mitgliedes Professor Reinke, den der Privatdozent an der Kieler Universität, Dr. Darbishire, als Assi- stent begleitete. Da aber Professor Reinke wegen anderweitiger amtlicher Verpflichtungen nur während der Pfingstwoche von Kiel abwesend sein konnte, so leitete Dr. Darbishire nach einem von Professor Reinke festgestellten Arbeitspläne in der folgenden Woche die Expedition allein. Es gelang, das Programm infofern zu erledigen, als der Abschnitt zwischen Rügen und der Danziger Bucht an 82 Stellen mit dem Schleppnetz unter- sucht worden ist, und wenn auch bei ruhigerer See die Zahl der untersuchten Plätze eine grössere gewesen wäre, so genügt dieselbe doch, um ein im Ganzen zutreffendes Bild von der Algenvegetation auf dem Meeresgründe im Bereiche des bezeichneten Abschnittes zu gewinnen. Im einzelnen waren die Ergebnisse folgende; 1. Eine Seemeile nördlich vom Leuchtfeuer an der Odermündung; 10 m Tiefe. Feiner grauer Sand mit Schlick und Muscheln; keine Algen. 2. Zwei Seemeilen nordnordöstlich von i ; 1 1 m. Feiner grauer Sand mit Muscheln, keine Algen. 3. Vier Seemeilen nordnordöstlich von 2; 12 m; Feiner grauer Sand mit Muscheln, keine Algen. 4. Südspitze der Oderbank, westlich neben der Tonne; 7 m. Feiner fester Sand. Sehr spärliche Algen- vegatation; Ectocarpiis litoralis^ Polysiphonia violacea, Cermnhivi tenuissininm ; ausserdem etwas Zostera. 5. Zwei Seemeilen nördlich von 4, auf der Oderbank; 8 m. Feiner weisser Sand, mit Muscheln. Keine Algen. 6. Drei Seemeilen nordöstlich von 5, Oderbank; 7 m. Feiner weisser Sand mit Muscheln, keine Algen. 7. Eine Seemeile östlich der Osttonne der Oderbank; 10 m. Feiner weisser Sand mit Muscheln. Sehr spärlich Rhodoniela siibfusca und Ectocarpiis litoralis. 8. Vier Seemeilen nordwestlich von 7, Mitte der Oderbank; g'l2 m. Feiner weisser Sand mit Muscheln. Spärlicher Algen wuchs: Ectocarpiis litoralis, Rhodoinela siibfusca, Ceramiiim tenuissimiwi, Polysiphonia violacea. 9. Drei Seemeilen nordöstlich von 8, Nordrand der Oderbank; 10 m. Feiner Sand mit Ectocarpiis litoralis, Rhodoinela siibfusca und Ihiyllophora Brodiaei. Alles spärlich. 10. Fünf Seemeilen nordöstlich von 9; 13 m. Feiner Sand mit Muscheln. Wenig Ectocarpiis litoralis, ) Vjrl. Wissenschaft!. Meeresuntersiichungen 11. 2. .S. gg ff. 3‘ 20 J. Reinke und O. V. Darbishire, Untersuchungen über den Pflanzenwuchs in der östlichen Ostsee. 4 11. Fünf Seemeilen südöstlich lo; 13 in. Feiner grauer Sand. Spärlich Ectocarpiis litoralis, Rkodomela subfusca, Ceramium tenuissiinuin. 12. Fünf Seemeilen südlich von 1 1 ; 12 m. Feiner Sand: etwas dichterer Algenwuchs: Ectocarpiis litoralis, Rkodomela subfusca, Ceramium tenuissimum. 13. Fünf Seemeilen südwestlich von 12; 15 m. Sand mit Muscheln. Spärliche Algen; Ectocarpiis litoralis, Fastigiaria furcellata, Ceramium tenuissimum und rubruni, Polysiphoitia violacea und iiigresceiis. 14. Fünf Seemeilen südwestlich von 13; 14 m. Weisser Sand, Muscheln, kleine Steine. Etwas reichlicher Algen; Ectocarpiis litoralis, Polysiphoitia violacea und iiigresceiis, Rkodomela subfusca, Ceramium tenuissimum. 15. Fünf Seemeilen südwestlich von 14; 14 m. Grauer Sand, viele Muscheln, spärliche Algen: Poly- siphoiiia iiigresceiis, Ceramium tenuissimum. 16. Fünf Seemeilen südwestlich von 14; 12 m. Sand mit vielen Muscheln, Algen sehr spärlich; Ceramium tenuissimum, Rkodomela subfusca, Polysiphonia nigrescens. 17. Eine halbe Seemeile vor Bad Misdroy; 12 m. Sand mit vielen Muscheln und etwas Lehmschlamm, keine Algen. 18. Drei Seemeilen westlich von 17; lo'/a m. Sand mit Muscheln; etwas Zostera. 19. Vor der Heringsdorfer Landungsbrücke; 6‘/2 m- Schlammiger Sand mit Muscheln, sehr spärlich Ectocarpus litoralis und Polysiphonia nigrescens. 20. Vier Seemeilen nordwestlich von 19; 10' .j, m. Grauer schlickiger Sand mit Muscheln [und etwas Polysiphonia nigrescens. 21. Oestlich neben der Pricke der Koserow-Bank; 12 m. Sand, Muscheln, keine Algen. Bei dem starken Seegange konnte die Bank selbst leider nicht untersucht werden. 22. Oestlich neben der Pricke der Zinnowitzer Bank; 13 m. Sand, Muscheln, spärliche Vegetation: Fastigiaria furcellata, Polysiphonia nigrescens, Zostera. Der Führer des Schiffes wagte leider nicht, die Bank selbst zu befahren. 23. Fünf Seemeilen nordöstlich vmn 22; 14 m. Sand, Muscheln, etwas Zostera. 24. Fünf Seemeilen nordöstlich von 23; 15 m. Sand, Muscheln, spärliche Algen : Fastigiaria furcellata, Ccramiuin tenuissimum, Polysiphonia nigrescens. 25. Fünf Seemeilen nordöstlich von 24, unmittelbar südlich von der Westtonne der Oderbank; 15* ^m. Sand, Muscheln, etwas Ectocarpus litoralis und Rkodomela subfusca. 26. Fünf Seemeilen südlich von 25; 15 m. Sand, Muscheln, spärliche .■\lgen: Polysiphonia nigrescens und violacea, Ceramium tenuissimum, Phyllofhora Brodiaei, Ectocarpus litoralis. 27. Fünf Seemeilen südlich von 26; 15 m. Sand mit Muscheln und spärlichen Algen; Sphacclaria arctica, Ectocarpus litoralis, Ceramium tenuissimum, Polysiphonia nigrescens. 28. l'ünf Seemeilen südlich von 27, vier Seemeilen nördlich der Odermündung, 14 m. Sand, Muscheln, keine Algen. Die Sterilität des Meeresgrundes vor der Odermündung dürfte vielleicht darauf zurückzuführen sein, dass durch das ausströmende Wasser nicht nur eine starke Verdünnung des Salzgehalts, sondern auch eine Bewegung der obersten Bodenschicht verursacht wird. Der letztere Umstand kommt gewiss mehr in Betracht, weil die Molen und J^löcke unmittelbar neben der Mündung sich bewachsen zeigen. 29. Dicht nördlich der Divenow -Tonne; 10',^, m. Sand mit etwas Thon und vielen .Muscheln, spärlich: Fastigiaria furcellata, Ceramium tenuissiinuin. Polysiphonia violacea. 30. Fünf Seemeilen nordöstlich von 29; 14 m. .Sand, Muscheln, sjiärlich Polysiphonia violacea. 31. Fünf Seemeilen nordöstlich von 30; 18 m Sand mit Muscheln. Des Schleppnetz förderte nur einen Büschel einer nicht sicher bestimmbaren Cladophora herauf. 32. Fünf Seemeilen nordöstlich von 31; 18 m Sand, .Muscheln, spärlich ; Ectocarpus litoralis, Ceramutin tenuissimum. Polysiphonia nigrescens, Rkodomela subfusca. 33. Fünf Seemeilen nordöstlich von 32; is'l2 Band, Muscheln, keine ,Mgen. 34. Fünf Seemeilen nordöstlich von 33; 23 m. Sand mit Muscheln, sehr s|)ärlich ; Ectocarpus litoralis, Polysiphonia violacea, Rkodomela subfusca. 35. Fünf Seemeilen nordöstlich von 34; 30 m. Sand mit Muscheln, spärlich; Fastigiaria furcellata, Rkodomela subfusca, Phyllopkora Brodiaei, Spkacelaria arctica. Cladophora rupestris, Zistera . 5 J. Reinke und O. V. Darbishire, Untersuchungen über den Pflanzenwuchs in der östlichen Ostsee. 21 36. Fünf Seemeilen südöstlich von 35; 27 m. Sand, spärlich; Ectocarpiis litoralis, Ceraniiuni tenuissimiim, Sphacelaria arctica, Polysipkonia violacea, Phyllophora Brodiaei, Zoster a. 37. Fünf Seemeilen südöstlich von 36; 20', 2 m. Sand und Steine, spärlich: Ceramium temässimum, Polysipkonia nigrescens und violacea. 38. Fünf Seemeilen südöstlich von 37; i8'/2 rn. Sand und Steine. Ectocarpus litoralis viel, spärlicher: Ceramium temässimum, Polysipkonia violacea und nigrescens. 39. Dicht vor der Einfahrt von Kolbergermünde; 13 m. Sand und Steine mit Litkoderma fatiscens Polysipkonia nigrescejis. 40. Fünf Seemeilen nordöstlich von Kolbergermünde; 15 m. Feiner Sand, spärlich: Polysipkonia nigrescens, Ceramium temässimum. 41. Fünf Seemeilen nordöstlich von 40; 24^1^ m. Sand und Kies mit wenig Muscheln, etwas reichlichere Algenvegetation: Ectocarpus litoralis und silicidosus, Polysipkonia mgrescens und violacea, Ceramium temässimum, Fastigiaria furcellata, Rkodomela subfusca, Stictyosipkon tortilis. 42. Fünf Seemeilen nordöstlich von 41; 34 m. Sand und Steine, spärlich: Sphacelaria arctica, Stictyo- siphon tortilis, Ectocarpus litoralis, Polysipkotäa violacea, Ceraminm temässimum, Rkodomela subfusca. 43. Fünf Seemeilen nordöstlich 42 ; 43 m. Feiner Sand, keine Algen. 44. Fünf Seemeilen nordöstlich 43 ; 48 m. Feiner, grauer, etwas thoniger Sand mit wenig Muscheln, sehr spärlich ; Ectocarpus siliculosus und Ceramium temässimum. 45. Fünf Seemeilen nordöstlich von 44; 47 m. Feiner Sand und Thon, keine Algen. 46. Fünf Seemeilen südöstlich von 45 in der Richtung auf Rügenwalde; 39 m. Sand mit sehr spärlichen Algen : Polysipkoiäa nigrescens und violacea, Ceramium temässimum. 47. Fünf Seemeilen südöstlich von 46; 24 m. Sand, Kies und Steine mit wenig Muscheln, reichlichere Algen Litkoderma fatiscens, Ectocarpus litoralis, Sphacelaria arctica, Festigiaria furcellata, Rkodomela subfusca, Polysipkonia violacea und nigrescens. 48. Fünf Seemeilen südöstlich von 47, eine Seemeile vor der Einfahrt von Rügenwalde; 16 m. Sand, Steine, keine Algen. 49. Fünf Seemeilen nördlich zu Ost ',4 Ost von Rügenwaldermünde ; 20 m. Kies mit Muscheln, spär- licher Algenwuchs ; Ectocarpus litoralis, Sphacelaria arctica, Fastigiaria furcellata, Ceramium temässimum und rubrum, Phyllophora Brodiaei, Rkodomela subfusca, Polysipkoiäa violacea und nigrescens. 50. Fünf Seemeilen von 49 in gleicher Richtung; 25 m. Sand mit Muscheln, spärlich ; Ectocarpus litoralis, Sphacelaria arctica, Rkodomela subfusca, Ceramium tenuissimum, Fastigiaria furcellata, Polysipkonia nigrescens. 51. Acht Seemeilen in gleicher Richtung von 50; 39 m. Sand und spärlich: Ectocarpus litoralis, Spha- celaria arctica, Fastigiaria furcellata, Polysipkonia lägrescens . 52. Acht Seemeilen von 51 in gleicher Richtung, an der Südwestspitze der Stolper Bank; 22 m. Kies, Steine und Muscheln, reichlicher Algenwuchs : Ectocarpus litoralis, Dictyosiphon foeniculaceus, Sphacelaria arctica, Ceramium temässimum, Fastigiaria furcellata, Phyllophora Brodiaei, Rkodomela subfusca, Polysipkonia nigrescens. 53. Drei Seemeilen nordöstlich von 52, Stolper Bank; (9 m. Sand und Steine, reichlich Algen : Chorda filum, Ectocarpus litoralis, Stictyosipkon tortilis, Litkoderma fatiscens, Hydrolapatkum sangiäneuni (schmale Form), Fastigiaria furcellata, Ceramium temässimum und rubrum, Rkodomela subfusca, Polysipkonia nigrescens. 54. Drei Seemeilen nordöstlich von 53, Stolper Bank; 19 m. Sand und Steine mit Muscheln, ziemlich reiche Vegetation: Ectocarpus litoralis, Ceramium tenuissimum und rubrum, Hydrolapatkum sangiäneum, Fastt- giaria furcellata, Phyllophora Brodiaei, Rkodomela subfusca. 55. Drei Seemeilen südöstlich von 34, Stolper Bank; 18 m. Sand mit Steinen und Muscheln, ziemlich reichlich: Chorda Filum, Ectocarpus litoralis, lätkoderma fatiscens, Stictyosipkon tortilis, Fastigiaria furcellata, Ceramium temässimum, Hydrolapatkum sangiäneum, Rkodomela subfusca. 56. Drei Seemeilen südöstlich 55, Stolper Bank; 20 m. Grober Sand und Muscheln, sehr spärlich: Ectocarpus litoralis, Ceramium tenuissimum. 57. Drei Seemeilen nordöstlich von 56, Stolper Bank; 16 m. Sand mit Muscheln und spärlichen Algen : Ectocarpus litoralis, Dictyosiphon foeräculaceus, Ceramium temässimum und rubrum, Fastigiaria furcellata, Rho- domela subfusca, Hydrolopathum sanguineum, Phyllophora Brodiaei. 58. Drei Seemeilen nordöstlich von 57, Stolper Bank; 18 m. Sand und Muscheln, spärlich: Ectocarpus litoralis, Dictyosiphon foeniculaceus, Fastigaria furcellata, Ceramium temässimum. 22 J. Reinke und O. V. Darbishire, Untersuchungen über den Pflanzenwuchs in der östlichen Ostsee. 6 59. Zwei Seemeilen östlich von 58, ausserhalb der Stolper Rank; 21 ni. Grober Sand mit wenig Muscheln, sehr spärlich ; Stictyosiphon tortilis, Ectocarpus litoralis, Ceraniian tennissimum. 60. Zwei Seemeilen östlich von 59, Stolper Bank; 20 m. Sand und Muscheln, sehr spärlich ; Ectocarpus litoralis und Stictyosiphon tortilis. 61. Drei Seemeilen südöstlich von 60, Stolper Bank ; 16 m. Sand mit Muscheln, spärlich : Ectocarpus litoralis, Stictyosiphon tortilis., Ceramium tenuissimuni, Polysiphonia nigrescens. 62. Drei Seemeilen nordöstlich von 61, Stolper Bank; 18 m. Sand und Muscheln, sehr spärlich: Ecto- carpus litoralis, Stictyosiphon tortilis. 63. Drei Seemeilen nordöstlich von 62, nördlich der Stolper Bank; 24 m. Grober Sand, Steine, Muscheln, ziemlich reichliche Vegetation : Ectocarpus litoralis, Stictyosiphon tortilis, Dictyosiphon foeniculaceus, Sphacelaria arctica, Lithodernia fatiscens, Phyllophora Brodiaei, Eastigiaria furcellata, Rhodomela subfusca, Hydrolapathuin sanguineum. Polysiphonia nigrescens. 64. Drei Seemeilen südöstlich von 63, Südrand der Stolper Bank; 22 m. Sand und Muscheln, ziemlich reichlich Ectocarpjis litoralis, Rhodomela subfusca, Polysiphonia nigresce7is, Hydrolapathuin sanguineum, Fasti- giaria furcellata. 65. Drei Seemeilen südöstlich von 64, südlich der Stolper Bank; 30 m. Sand, Muscheln, spärlich; Stictyosiphon tortilis, Ectocarpus litoralis, Polysiphonia nigrescens, Eastigiaria furcellata, Phyllophora Brodiaei. 66. Zehn Seemeilen südsüdwestlich von 65, dicht nördlich der Mitte der kleinen, auf der Seekarte südlich vom Ostende der Stolper Bank verzeichneten Bank; 29 m. Grober Sand mit Muscheln, spärlicher Pflanzen- wuchs; Ectocarpus litoralis, Stictyosiphon tortilis. 67. Zwei Seemeilen südöstlich von 66, dicht ausserhalb der Westspitze jener kleinen Bank; 24 m. Brauner Sand mit kleinen Steinchen und Muscheln, spärlich: Stictyosiphon tortilis, Sphacelaria arctica, Polysiphonia ni- grescens. 68. Fünf Seemeilen südsüdwestlich von 67, in der Richtung auf Stolpmünde; 25 m. Sand mit Muscheln, spärlich: Ectocarpus litoralis, Eastigiaria furcellata, Polysiphonia violacea nnd' nigrescens, Ceramium tenuisswium und rubrum. 69. Dicht vor Stolpmünde; 15' m. Feiner Sand und Muscheln, keine Algen. 70. Zehn Seemeilen nordnordöstlich von Stolpmünde, am Südrande der Mitte jener kleinen, unter 66 und 67 erwähnten Bank; 22 m. Sand, Steine, Muscheln und reicher Algenwuchs : Ceramium rubrum, Eastigiaria furcellata, Polysiphonia violacea und nigrescens, Rhodomela subfusca, Cladophora rupestris, Zostera. 71. Zehn Seemeilen nordöstlich von 70; 34 m. Sand und Muscheln, spärlich: Polysiphonia violacea wndL. Eastigiaria furcellata. 72. Fünf Seemeilen nordöstlich von 71 ; 23 m. Grober Sand, spärlich: Ceramium tenuissimum und rubrum, Polysiphonia violacea und nigrescens. 73. k'ünf Seemeilen nordöstlich von 72; 34 m. Sand, keine Algen. 74. Zehn Seemeilen östlich von 73; 37 m. Sand, keine Algen. 75. Zehn Seemeilen Ostsüdost von 74; 23 m. Sand, nur etwas Ectocarpus litoralis. 76. Zehn Seemeilen östlich von 75; 37 m. Sand, es wurden keine Algen gefunden, doch hat das Schleppnetz wegen des Sturmes vielleicht nicht gut funktionirt. 77. Zwei Seemeilen nordnordöstlich der HeultoTme von Heia; 75 m. Feiner Sand und Muscheln, keine Algen. 78. Fünfzehn Seemeilen nordwestlich von 77, zwei Seemeilen von der Küste; 14 m. Feiner Sand mit Muscheln, keine Algen. 79. Zehn Seemeilen nordwestlich von 78, drei Seemeilen von der Küste; 23 m. Feiner Sand und Muscheln, sehr wenig Rhodomela subfusca. 80. Zehn Seemeilen westlich von 79, drei und eine halbe Seemeile von der Küste; 29 m. Feiner Sand und Muscheln, keine Algen. 81. Zehn Seemeilen westsüdwestlich von 80, drei Seemeilen von der Küste; 26 m. Feiner Sand mit Muscheln, keine Algen. 82. Zehn Seemeilen westsüdwestlich von 81, zwei Seemeilen von der Küste; 21 m. Sand mit Muscheln, sehr spärlich; Eastigiaria furcellata, Ceramium tenuissimum, Polysiphonia nigrescens. 7 J. Reinke und O. V. Darbishire, Untersuchuni^^en über den Fflanzenvvuchs in der östlichen Ostsee ■23 Die Ergebnisse vorstehender Untersuchungen beziehen sich lediglich auf den Pflanzenvvuchs im tieferen Wasser, die sublitorale und elitorale Region; leider waren Wind und Brandung während der ganzen Fahrt viel zu ungünstig, um mit dem Dampfboot die an der Küste liegenden flacheren Bänke zu befahren oder gar ein Ruderboot auszusetzen. Die Beobachtungen über litorale Algen mussten sich daher auf Fusswanderungen am Strande beschränken. Dafür kommen an den untersuchten Küstenstrichen nur wenige Stellen in Betracht, ins- besondere die durch Molen und Felsblöcke geschützten Einfahrten der Häfen ; denn an dem ausgedehnten Sand- strande, wie er beispielsweise an den Küsten von Usedom und Wohin vorhanden ist, fahndet man vergeblich auf Algen. Dieser weisse Dünensand wird durch die Brandung viel zu sehr in Bewegung gehalten, als dass Algen auf demselben. Fuss fassen könnten. Bereits im Mai 1894 hatte Professor Reinke einen Ausflug nach den Küsten von Rügen und Usedom unternommen, um die Litoralflora vom Lande aus, theils zu Fuss, theils mit einem Ruderboot zu untersuchen. Dabei wurden folgende Aufzeichnungen gemacht. A. Stralsunder Hafen. An Pfählen und Felsblöcken wuchsen mehr weniger reichlich : Ulva Lactuca, Enteromorpha coinpressa und intestinalis, CiadoplLora glancescens und glonierata, Mo7iostronia Grevillei, Urospoi-a 7nirabilis^ Chorda E'ilnin, Scytosiphon lonientarins, Fucus vesicnlosus, z. Th. mit Elachista fiicicola bewachsen, Ectocarpns Litoralis und confervoidcs. B. Strand von Sassnitz. An Steinen bis zu einer Tiefe von zwei Meter wurden beobachtet; En- teromorpha compressa und intestinalis. Cladophora sericea. Rhizoclonium riparinm, Urospora mirabilis., Fucus vesicnlosus und serratus (letzteres Vorkommen bemerkenswerth, weil diese Art in der westlichen Ostsee nur sublitoral vorkommt), Elachista fucicola, Ectocarpns litoralis, Ccramiuni tenuissiniuni und riibrum, Rhodomela subfusca, Fastigiaria furcellata, Polysiphonia nigrescens. Diese Algen waren meistens in reichlicher Menge vorhanden. C. Swinemünde. Felsblöcke der Wolliner Mole. Enteromorpha compressa, Urospora mirabilis, Rhizoclofiium implexiün, Lyngbya semiplena, Ectocarpns litoralis, Ba^igia pumila. — Die letztgenannte Alge überzog die vor der Mole liegenden und von der Brandung benetzten Blöcke mit dichten Watten, sie fehlt der westlichen Ostsee, im Jahre 1894 wurde sie daselbst auch von Herrn C. Lucas gesammelt und an Professor Reinke freundlichst mitgetheilt. Ueber die morphologischen Eigenschaften der interessanten Art ist der nächste Aufsatz von Dr. Darbishire zu vergleichen. Bei Gelegenheit der diesjährigen Expedition wurden folgende Beobachtungen über das litorale Vorkommen von Algen vom Strande aus gewonnen; D. Kolbergermünde, an Steinen auf der Aussenseite der Ostmole; Enteromorpha intestinalis, Clado- phora sericea und lanosa, Ectocarpns litoralis, Phyllitis zosterifolia, Ceraniinm tenuissimum. E. Rügenwalder münde, Ostmole. Auf der Aussenseite wuchsen; Cladophora sericea und lanosa, Ectocarpns litoralis, Phyllitis zosterifolia, Dnmontia filiformis. Auf der Stromseite am Holzwerk fand sich Bangia atropurpurea. F. S toi p münde, Ostmole. Die Aussenseite war dicht bewachsen mit Enteromoipha intestmahs, Cladophora lanosa und sericea, Ectocatpus litoralis. Im vorhergehenden Berichte von Professor Reinke und mir ist auf die i^a^^z'rt'-Art hingewiesen, welche im Folgenden des Näheren beschrieben worden ist. Ausser vom Verfasser ist sie noch vor einigen Jahren von Herrn Professor Reinke auch bei Swinemünde und später von Herrn C. Lucas, ebenfalls an derselben Stelle gefunden worden. Nachdem die betreffenden, von mir bei Swinemünde gesammelten Pflänzchen vorläufig als Bangia baltica bezeichnet worden waren, zeigte es sich bald, dass sie unter anderem Namen schon früher gefunden und auch in verschiedenen Sammlungen ausgetheilt worden waren. Als Bangia atropurpiirea Ag. liegen in der von Areschoug herausgegebenen Algensammlung unter n. 164 und n. 263 zwei Algen, welche mit unseren Pflänzchen übereinstimmen. Dasselbe gilt von B. atropiirpnre a (Roth.) Ag., welche in der Gobi’schen Sammlung^) unter n. 36 liegt und aus 'dem finnischen Meerbusen stammt. J. G. Agardh hat die eben erwähnten zwei Nummern von Areschoug zu einer f. borealis von B. ver- sicolor Kütz. gemacht®). Dieses Verfahren ist jedoch nicht gerechtfertigt. Zu derselben Form zieht J. G. Agardh jedoch auch B. puniila Aresch., wie wir sie unter n. 163 derselben Areschoug’schen Sammlung finden, ln dieser B. p2imila sieht Agardh nur unreife und wenig entwickelte Fäden von B. versicolor Kütz. a. borealis. Ich habe die fraglichen Pflänzchen von B. pumila Aresch. untersuchen können und dabei gesehen, dass ihre Fäden Anthe- ridien und Prokarpe ausgebildet hatten (siehe Fig. 8 und 9). Aus diesem Grunde sind sie noch kurz und schmal, denn erst bei der Bildung von Carposporen und Monosporen wird der Thallus länger und breiter. Agardh konnte die betreffenden Pflänzchen also mit Recht als unentwickelt bezeichnen, nicht aber von B. versicolor Kütz., sondern von einer besonderen Art, welche als Bangia pumila Aresch. zu bezeichnen ist, denn Areschoug hat sie zuerst unterschieden. Die Beschreibung von B. versicolor Kütz. bei de Toni^) lehnt sich an Agardh an, soll daher auch unsere Art mit umfassen, aber sie unterscheidet sich von dem thatsächlichen Aussehen von Originalexemplaren der Alge von Kützing. Die oben angeführten Synonyma von B. pumila Aresch., d. h. die Areschoug’sche n. 164 und 263, sowie die Gobi’sche n. 36, ferner unsere Pflänzchen von Swinemünde, stammen sämmtlich aus der östlichen Ostsee. Im westlichen Theile der Ostsee hat sich diese Alge nicht gefunden, trotzdem gerade dieser Theil am gründlichsten durchforscht worden ist. Man kann sicher annehmen, dass B. pumila Aresch. in der westlichen Ostsee fehlt und eine endemische Art nur ihres östlichen Theiles bildet. Diese Alge, welche nächstens in der Phycotheca universalis von P. Richter ausgegeben werden wird, ist also von besonderem Interesse und sie soll daher im Folgenden genauer beschrieben werden. Bsungia, pumila. Aresch. Syn. et Litt. Bangia pumila Aresch., Alg. scand. exsic. n. 163. ■ — „ baltica Darbish. mscr. pr. temp. — „ atropurpiirea Ag., Aresch., Alg. scand. exsic. n. 164, 263. — ,, atropurpiirea (Roth) Ag., Gobi, Alg. ross, exsic. n. 36. — °) „ versicolor Kütz. a. borealis J. G. Ag. pr. p. in J. G. Agardh, Till Algernes Systematik, nya Bidrag (Tredje afdelninger) VI, p. 35. — „ versicolor Kütz. in de Toni, Sylloge Algarum Vol. IV, Florideae, Sect. I Seite 9. — ') Areschoug, J. C., .A.Igae Scandinavicae exsiccatae quas adjectis Characeis distribuit .... Series nova Upsaliae 1861 — 1866. Gobi, Chr., Algae rossicae exsiccatae. Agardh, J. G., Till Algernes .Systematik, nya Bidrag (Tredje afdelninger) VI (.Vcta Univ. Lundenensis, Tom 19, 1882—85) p. 35. *) de Toni, G. B., Sylloge Algarum, Vol. IV, Florideae, .Sect. 1, p. 9. Ob auch die Art, welche in Gobi, Chr., die Rothtange des finnischen Meerbusens (Mem. de l’Acad. imp. d. S. de St.-Betersbourg, VII sdr., Tome 24, n. 7, 1877), S, 2 angeführt ist, ganz hierzu gehört, erscheint zweifelhaft. 4* 28 O. V. Darbishire, lieber Bangia pumila Aresch. 4 Diagnos. Bangia elongata, alta 6— 7 cm, versicolor, iminersa fluitans et purpurascens, vel desiccata et tlav'escens, strato effuso rupes densissime obducens ; filis junioribus cylindraceis, rectis, initio ex unica cellularum Serie constructa, conspicue articulatis; filis adultioribus basi junioribus similibus, apice plus minusve cylindraceis, subdifforniibus, apice usque ad 100 /u, et i20 /u crassis, incrassatis, conspicue et bene transversaliter articulatis, valde contortis, in cellulas pluriseriatas subdivisis; endochroniatibus multidivisis; dioica; monosporae sphaericae, diam. 25 — 30 jU ; antheridia e cellulis singulis filoruni 30^ latorum orta, plurima spermatia, obovata, 3X6 — 8// magna continentia; procarpia in filis 40 // latis orta; cystocarpia in filis latis ad 120 //, sporis 16 — 25 // longis, 10 // latis, pyriformibus. Habitat ad saxa imniersa vel pro tempore desiccata maris baltici orientalis. Distribut. Apud Stockholrniam Sueciae (A reschoug); in sinu fennico Rossiae (Gobi); apud Swinemünde Germaniae (Reinke, Darbishire, C. Lucas.) Fig. I . Ba>2gia pumila Aresch. Jtabitusliild in na- türlicher Grösse. .Sämmt- liehe Figuren dieser Mit- theilung sind von Herrn Maler J. Fürst nach Skiz- zen von mir gezeichnet. Reschreil)ung; Bangia pumila Aresch. kommt an den grossen Felsblöcken der Molen von Swine- münde vor, ferner bei Stockholm und im finnischen Meerbusen und zwar an der oberen Grenze des Wassers, das an den betreffenden Stellen sehr schwach salzhaltig ist. Bei nie- f ^ drigem Wasserstande trocknen die Pflänzchen aus, wobei sie eine j helle gelbliche Färbung annehmen. Mit steigendem Wasser erwachen sie dann zu neuem Leben und werden dann wieder tief roth. Diese Gelbfärbung bezeichnet Berthold als eine normale Erscheinung beim Austrocknen von Bangia-V?iäx\zc\\ew Er beschreibt sie des Näheren bei Bangia fmeopurpnrea Lyngb., die im Golfe von Neapel vorkommt, indem er dabei die Bedeutungslosigkeit der gelben Färbung für die Artunterscheidung hervorhebt. Immerhin kommt sie, soviel ich weiss, bei Süsswasserformen nicht vor. Die Fäden des ganzen Pflänzchens erreichen eine Länge von 6 — 7 cm. Vom Grunde aus steigen sie zuerst einreihig auf und ein- ander mehr oder weniger parallel. Dann nehmen sie allmählich einen etwas bogig gekrümmten Verlauf an, indem sie nach der Spitze zu auch vielreihig werden (siehe Fig. i). Am Grunde haften die unverzweigten Fäden an der Unterlage in der für die Bangiaceen üblichen Art und Weise fest (Fig. 2). Von den untersten 6 — 12 Zellen eines jeden Fadens gehen längere und kürzere Fortsätze aus, welche meist alle bis in den klumpigen, kleinen basalen Fuss reichen. Einige gelangen nicht so weit. Der basale Fuss, welchen Reinke für Bangia fnscopnrpnrea abgebildet hat®), besitzt eine sehr dicke Wandung. Der einreihige Faden ist am Grunde 30—40 »/ breit und seine Zellen sind meist ziemlich flach. Als einreihiger Faden erreicht unsere Pflanze eine Breite von 60 //, meist wird sie jedoch schon vorher vielreihig. VMelreihig kann sie bis zu i 20 // breit werden. Die einzelne Spitzenzelle eines jeden Fadens theilt sich meist nur quer und schnürt dadurch immer flache, kreisrunde Zellen nach dem basalen Ende zu ab. Erst spät im Leben eines jeden Fadens theilt sie sich auch in der Längsrichtung. Die Längsausdehnung des Fadens wird jedoch wohl in erster Linie durch die interkalaren üuertheilungen an seinem unteren Ende hervorgebracht (Fig. 2, oben in der Figur). Wenn sich eine der flachen, scheibenförmigen Zellen des noch einreihigen, aber zelligen Ladens längsgetheilt hat. so ist sie damit zur Mutterzelle eines Fadengliedes geworden, das im nach- folgenden Leben der Pflanze stets zu erkennen bleibt (Fig. 3, 4). Es finden in einer solchen Gliederzelle nach jeder Richtung hin 1 heilungen statt, immer aber bleibt sie von der nächsten oberen und der nächsten unteren (diederzelle deutlich getrennt. Diese Scheidung wird erstens durch die auf der Aussenseite des Fadens gut sicht- Fig. 2. A. pumila .Aresch. Der basale Fuss eines Fadens. \'gr. 420. In Glycerin liegend natürlich schon viel- ') Hertliold, (i., Die Bangiacetu des Golfes von Neapel und der angrenzenden Meeres.ibschnitte (Fauna und Flora des Golfes von .Neapel 1S82;, p. 6. •) Reinke, J.. Ueber die Gescblecbtsptlanzen von Bangia fusco-piupurta Lyngb. ( l’ringsheiins Jahrbücher. 11. Hand;, l ab. 12, Fig. I. o O. V. Darhishire, lieber Bangia pumila Aresch. 1^9 baren Einbuchtungen hervorgehoben und zweitens durch die stark entwickelte, genau querlaufende, ursprüng- liche Trennungswand zwischen den beiden benachbarten Gliederzellen. Mit dem zunehmenden Alter steigt auch die Deutlichkeit der Gliederung des Fadens. Diese Gliederung bildet ein wichtiges Erkennungsmal für Bangia pumila Aresch. (Fig. 4). Fig. 3. B. pwnila Aresch. Faden, deren Zellen sich zum ersten M ale längsteilen u. dadurch zu Mutterzellen von Fadengliedern wer- den. Vergr. 420. Nach frischem Material ge- zeichnet. Fig. 5. B. pumila Aresch. Einzelne noch frische Zel- le mit dem vielgelappten Chromatophoren, Plasma- lamellen und Zellkern. Vergr. etwa 800. Fig. 7. B. pumila Aresch. Eine kei- mende Monospore, an der man den obern Sprosstheil und den untern Wurzeltheil , den basalen Fuss, un- terscheiden kann. Nach frischem Ma- terial. \'ergr. 420. Fig. 4. B. pumila Aresch. Aelterer Faden mit deut- lich von einander ge- trennten Fadengliedern. Vergr. 420. Frisches Ma- terial. Jede Zelle enthält einen einzelnen, vielfach verzweigten und fein gelappten Chromatophoren. Auch sind darin grossschäumiges Plasma sowie in dessen Lamellen öfters auch physoden-ähnliche Körper leicht zu unterscheiden (Fig. 5). Bei lebhaft wachsenden Fäden sieht man an den Zellecken die bekannten Anhäufungen von Membranstoff. Die Monosporen scheinen oft vorzukommen. Der an seiner Spitze viel- zellige P'aden löst sich allmählich in Monosporen auf. Diese gelangen auch bald ins Freie, indem die Fadenmembran sich zersetzt. Die einzelnen kugelrunden Mono- sporen sind 25 — 30 ju im Durchmesser (Fig. 6). Zugleich nach ihrem Entschlüpfen umgeben sie sich mit einer festen Membran und schreiten auch sofort zur Keimung, Sofort nach der ersten Ouerbildung im Keimling oder noch vor derselben kann man das basale Ende des zukünftigen A^w^/ß-Fadens von der Spitze dessell)en trennen. Die letztere ist domförmig und abgerundet. Die erstere wächst zu einer ungestalten, farblosen Röhre aus, deren Zellraum nur eine Ausstülpung der untersten Zelle des Bangia -YaAens ist. Diese basale Röhre befestigt die Pflanze allmählich am Gestein, ihre Wandung verdickt sich, ihr ganzer Körper drückt sich in die Unebenheiten des Gesteins hinein, und, während die Spitzenzelle zum Bangia-Ydii\ei\ auswächst, bildet sich der basale, feste Fuss (P'ig. 7). Fig. 6. B. pumila Aresch. Die Spitze eines fertilen Fadens, der sich in Monosporen auflöst. Nach frischem Material. Vgr. 420. föwoo i i q5'3oo foooa' ÖD(7©Ö. ggCV)© t’0OoC7. : C?o 'aoöDol ©(?00O ' <^oooy \qo6 oq! iOOO'3 u Fig. 8. B. pumila Aresch. Fertiler Faden, dessen Zel- len sich in Anthe- ridien aufgelöst haben. In Glyce- rin. \'ergr. 420. 30 O. V. Darbishire, Ueber Bangia pumila Aresch. 6 Antheridien wurden nur an den Pflänzchen gefunden, die zuerst als Bangia pnrnila Aresch. beschrieben waren. Einzelne Gliederzellen lösen sich durch fortwährende Viertheilung ihres Inhaltes in eine grosse Anzahl farbloser, etwa eiförmiger, 3X6 — 8 grosser Spermatien auf, welche später durch Auflösung des Algenfadens ins Freie gelangen (Fig. 8). Siehe Berthold'). In demselben Rasen, doch an anderen Fäden von Bangia pnrnila Aresch. fanden sich auch Prokarpe. Sie ähneln genau den von Berthold für Bangia fnscopur- Lyngb. beschriebenen -). Durch einen kurzen Hohl- gang tritt das Spermatium mit dem nicht oder nur ganz wenig hervorgestülpten Prokarp in Verbindung (Fig. 9). Dg. 9. Aresch. Reife Cystokarpe fanden sich an dem bei Swine- Junges Prokarp, an dessen gesammelten Material. Aus jedem Fadengliede ein Spermatium sitzt. In g^^en etwa 16 -20 bimförmige, genau radial abstehende Glycerin. Vergr. 550. Karposporen hervor, welche beim Freiwerden 16 — 25 // lang und bis 10 // breit werden. Die einzelnen Glieder des bis 120 breiten reifen weiblichen Fadens sind stets scharf von einander getrennt (Fig. 10). Fig 10. B. pumila .Aresch. Reifes Cy- pumila, Aresch. und die anderen in Betracht Silben zwei cystokarpe neben- einander, wie sie im raden Vorkommen; kommenden Arten von Bangia, Ktz. unten links ein Cystokarp im Quer- schnitt ; unten rechts eine einzelne Bangia fuscopnrpurea Lyngb. ist von unserer Art dadurch zu trennen, Karpospore. ln Glycerin liegend, dass bei ihr der 'Phallus viel gleichmässiger aufgebaut ist, wobei eine Trennung Vergr. 420. in einzelne (ilieder ganz unmöglich ist. Die Längswände sind ebenso häufig und ebenso kräftig entwickelt wie die Querwände. Die Cystokarpe sind bei dieser .Art auch viel grösser als bei Bangia pumila Aresch. .Auch bei Bangia versicolor Kg. (Original) ist eine scharfe Gliederung des Algenfadens nicht vorhanden. Am Anfang dieser Mittheilung habe ich Bangia atropurpurea Ag. im Sinne Areschougs und Gobis mit als Synonym von Bangia pumila Aresch. angeführt. Um die hierdurch entstehende Verwirrung zu l)eseitigen, ist eine scharfe Trennung der echten Bangia atropurpurea Ag. von unserer Bangia pumila Aresch. nothwendig geworden. Nach Kirchner^) wird Bangia atropurpurea Ag. 60 i( breit, während B. pumila .Aresch. mit 120 ^ das Höchstmaass seiner Breite erreicht. Die scharfe 'Prennung in einzelne Gliederabschnitte mangelt auch der ersten Art, ebenso tritt nie eine Gelbfärbung des 'Phallus ein, wenn die Pflanze im lebenden 'Zustande austrocknet. Die Süsswasserpflänzchen von Bangia atropurpurea Ag. sind nicht nur schmäler, sondern auch viel zarter gebaut als die Meerespflänzchen von Bangia pumila Aresch. .An der Innenseite der Ostmole von Rügenwaldermünde, an der .Mündung der Wipper, wuchs ziemlich reichlich eine Bangia-Bxi, die ich als zu B. atropurpurea Ag. gehörig bestimmt habe. Dicht daneben wuchsen .Arten von Hypnum, Fontinalis u s w. Ich halte es für ganz ausgeschlossen, dass Bangia pumila Aresch. nur eine weiter in die Ostsee vorgedrungene Form von B. atropurpurea .Ag. ist. Wie schon Berthold*) sagt ist die Bestimmung der .Arten von Bangia mit grossen Schwierigkeiten verbunden. Sie sollte nur an frischem Material unternommen werden. Fine umfassendere neuere Bearbeitung ') loc. cit., p. 12. •) loc. cit.. p. 14. ’ i Kirchner, Oscar. *) loc. cit., p. 23. Die mikroskopische i’tianzcnwelt des .Süsswassers. Hamburjj i8*)t p 5 7 O. V. Darbishire, Ueber Bangia puinila Aresch. 81 giebt es ausser der von J. G. Agardh nicht. Bei dieser sind aber Monosporen, Antheridien und Cystokarpe nicht allseitig berücksichtigt worden, wodurch die angegebenen Maasse sehr viel an Hestimmungswerth verlieren. Eine sichere Bestimmung auch nur der gewöhnlichsten Arten ist daher sehr schwer, zum Theil aber unmöglich. Eine Bearbeitung der Bangia- unterstützt von lebensgetreuen und nicht nur von schematischen Abbildungen, würde sich wohl der grossen Mühe lohnen. Kiel, Botanisches Institut. Notiz über die marine Vegetation des Kaiser Wilhelm -Kanals im August 1896. \^on J. Reinke und O. V. Darbishire. 5 Jas Gesanimtergebniss einer am 12., 13. und 14 August 1896 vorgenommenen botanischen Untersuchung des Kaiser Wilhelm-Kanals lässt sich dahin zusammenfassen, dass die wirklich marine Pflanzenwelt, wie sie in der Kieler Föhrde auftritt, in den Kanal nur in ganz beschränktem Umfange eingedrungen war, dass die wenigen, im Kanal weiter verbreiteten Arten solche grünen Algen waren, von denen eine bedeutende Anpassungsfähigkeit an Brackwasser schon anderweitig feststeht, während die aufgefundenen Stücke von Rhodopkyceen und von Phaeo- phyceen mit einer Ausnahme wohl auf Einschleppung jüngerer und älterer Pflanzen, nicht aber auf das Eindringen und die Ausbreitung von Keimen zurückzuführen sein dürfte. Station i. Zwischen der Holtenauer Schleuse und Knoop. An Steinen des Ufers angewachsen, auch in grossen Watten am Boden liegend fand sich in Menge Enterovio7pha clathrata ; am Boden auch ChaetomorpJia Linimi. An den Pfählen sassen als grüner Anflug Ulothrix iniplexa und Botryococcus Brmmii. Als Ueberzüge der verschiedensten Gegenstände fanden sich Diatomeen aus den Gattungen Schizoneina, Melosira, Synedra u. a. rn. Stellenweise trat an den Pfählen Lyngbya semiplena auf, an Steinen Enteromorplia intestinalis; Enter oniorpJia compressa bildete an einer Stelle in jungen Exem- plaren einen Ueberzug der Quaimauer. Mehrfach fanden sich an Steinen grössere, sterile Exemplare von Fticns vesictdosus. Die Pflanzen waren bis auf die Spitze von einem dichten SV///^r^?«^’7;^rtüberzuge bedeckt. P"s hat den Anschein, dass diese Exemplare als junge Pflanzen mit den Eelsen eingeschleppt worden sind; wären sie aus gekeimten Eiern an Ort und Stelle erwachsen, so hätte ihr Aussehen bei dem ansehnlichen Salzgehalt ein weit kräftigeres sein müssen. Das Schleppnetz brachte von der Sohle des Kanals ein nicht angewachsenes, ägagropil entwickeltes Exemplar von Polysiphotiia viqlacea sowie einige Stücke von Ceramium rubrum herauf, die von den Schalen einer Miessmuschel festgehalten wurden; endlich einige Exemplare von Zostera marina. Station 2. Kilometer 89. An den Steinen der Böschung bildete in der Höhe des mittleren Wasserstandes Enteromorpha Aureola einen gelbgrünen Streifen; auch Enteromorpha clathrata, compressa und intestinalis fanden sich häufig. Im sandigen Boden bei i bis 2 Meter Tiefe wucherte eine kleinere Eorm von Zostera marina. Station 3. Nahe der Einfahrt des Elemhuder Sees. Reichlich Enteromorpha Aureola auf den Steinen in der Höhe der Wassergrenze; in grossen Watten am Boden Enteromorpha clathrata; an den Pfählen Ulothrix implexa und Lyngbya semiplena. Ectocarpus litoralis wurde in einem schwimmenden Rasen angetroffen. Diatomeen wie auf den übrigen Strecken des Kanals häufig. Station 4. Inneres des Elemhuder Sees. Es fanden sich keine marine Algen. Station 5. Kilometer 77. Reiche Vegetation von Enteromorpha Aureola, intestinalis, compressa, clathrata. Station 6. Schiernauer See. Sowohl am Ufer wie auf dem Grunde der P'ahrrinne Enteromorpha clathrata, compressa und intestmalis, stellenweise in grosser Menge. 5* 36 ]. Reinke und O. V. Darbishire, Notiz über die marine Vegetation des Kaiser Wilhelm-Kanals. 4 Station 7. Ufer bei Rendsburg. Enteroinorpha compressa und claihrata. Station 8. Kilometer 63. An Pfählen bei der ersten Drehbrücke: Ulothrix intplexa, Lyngbya setniplena, Diatomeen. Station 9. Kilometer 59. An Steinen Etiteromorpha clathrata spärlicher; reichlich E. compressa und intestinalis. An Steinen und Pfählen angewachsen Ectocarpus litoralis mit Sporangien, die einzige, im inneren Kanal wirklich angesiedelt gefundene Phaeosporee. An Pfählen Botryococcus Braunii und Ulothrix implexa. Diatomeen reichlich ; auch wurde ein abgerissenes Stück von Cerammm rubrum angetroffen. Station 10. Kilometer 47. Im Meckelsee. Auf dem Grunde der Fahrrinne bildeten Enteromorpha coinpressa und clathrata ausgedehnte Wiesen; ausserdem Chara aspera. An Schilfstengeln zahlreiche Diatomeen. An Pfählen ausser Diatomeen Ulothrix implexa und Botryococcus Braunii. Station ii. Kilometer 35. An Pfählen und Steinen fanden sich nur Diatomeen. Station 12. Kilometer 22. Auf dem Grunde Enteromorpha compressa und clathrata spärlich ; an Pfählen Botryococcus und Diatomeen. Station 13. Kilometer 12. An den Pfählen nur Diatomeen. Station 14. Kilometer 8. An den Tonnen und am Ufer Enteromorpha compressa und etwas E. clathrata, am Schilfrohr viele Diatomeen. Station 15. An der B r un s b ü 1 1 el e r Schleuse. An Pfählen in Menge Enteromorpha compressa und intestinalis, ferner Lyngbya semiplena ; mehr vereinzelt Cladophora glomerata und Ulothrix implexa. An Pfählen auf der Elbseite der Schleuse wurde fructificirender Ectocarpus siliculosus angewachsen gefunden. Diatomeen zahlreich. Uebor das Leuchten von Ceratium tripos. Von J. Reinke. Im Spätsommer und Herbst kann man das Meerleuchten im Kieler Hafen oft in ausgezeichneter Schön- heit beobachten. Es wird vorwiegend erzeugt durch Peridineen, unter denen Ceratium tnpos an Menge weit überwiegt; in viel geringerem Umfange kommen leuchtende Thiere, wie Noctiluca miliaris, in Betracht. Die kleinen braunen Ceratien bilden zu jener Jahreszeit einen überwiegenden Bestandtheil des Planktons, und wegen ihrer geringen Grösse ertheilen sie dem bewegten Wasser einen bald stärkeren, bald schwächeren phosphorigen Schimmer. Nicht selten sind die Ceratien, unter denen neben C. tripos die anderen Arten, C. fusus und C. fnrca, sehr zurücktreten, so häufig, dass das ans Ufer brandende, vom Dampfboot oder Ruder bewegte Wasser hell aufleuchtet, dass um einen hineingeworfenen Stein sich ein leuchtender Kreis bildet, und das in ein Gefäss geschöpfte Wasser sich durch Schlagen zum Leuchten bringen lässt. Sind die Ceratien weniger zahlreich, so kann man sie in einem Planktonnetz sammeln, den braunen Schlamm in ein Glasgefäss thun und dann in einer beliebigen Menge von Meerwasser vertheilen. Dadurch gewinnt man für Beobachtungen geeignete Mengen der leuchtenden Pflänzchen. Im späteren Herbst leuchtet das Wasser weniger, auch wenn noch reichlich Ceratien darin Vorkommen. Vermuthlich hat dies seinen Grund darin, dass die Temperatur des Wassers dann niedriger ist, da man von anderen leuchtenden Pflanzen weiss, dass ihre Phosphorescenz durch Temperaturerniedrigung herabgesetzt wird. Gerade diese Zeit einer grösseren Trägheit im Leuchten schien mir aber geeignet, einige Versuche über die Be- dingungen des Leuchtens von Ceratinm anzüstellen. Daran, dass das Leuchten von Ceratin-ni ein Oxydationsvorgang ist, kann von vorne herein nicht gezweifelt werden. Die Zellen müssen eine leicht verbrennliche Substanz erzeugen, welche durch den aus dem Meerwasser eingeathmeten Sauerstoff oxydirt wird. Allein das Leuchten tritt nur ein, wenn das Wasser heftig bewegt wird, im ruhigen Wasser sind die Ceratien ganz dunkel. Das Leuchten ist daher auch ein Reizvorgang, der durch Stoss oder Schlag gegen die Zellen ausgelöst wird. Ob nur bei solcher mechanischen Reizung der leuchtende Stoff ausgeschieden, oder ob nur dann lebhafter oxydirt wird, ist nicht zu entscheiden. Man kann sich vorstellen, dass auch im ruhigen Wasser die oxydable Substanz langsam verbrennt, so langsam, dass man es nicht sieht ; dass aber durch den Reiz eine Reaktion des Protoplasma herbeigeführt wird, in der eine, durch das Leuchten sich kundgebende ausserordentliche Steigerung der Verbrennung stattfindet. Wie dem auch sein mag, die Ceratioi sind reizbar durch Stoss und Schlag und reagiren auf solchen Reiz durch eine Lichterscheinung. Von dieser Thatsache ausgehend stellte ich mir die Trage, ob lediglich mechanische oder auch andere Reize die Phosphor- escenz hervorrufen, ob also die Pflänzchen auf verschiedenartige Reize mit der gleichen Reaction antworten. Dass der Phosphorescenz fähige Thiere des Meerwassers auch durch chemische Reize zum Leuchten gebracht werden können, ist eine bereits feststehende Thatsache. .So hat Brandt') gefunden, dass Radiolarien, deren Leuchten bei Bewegung des Meerwassers sich erschöpft hatte, von Neuem zu leuchten anflngen, als sie in Süsswasser gebracht wurden. Ebenso hatte das Uebergiessen mit Ammoniak ein heftiges Aufblitzen zur Lolge. Meine, im Anfang November dieses Jahres angestellten Versuche hatten das nachstehende Lrgebniss. Ls waren die Ceratien im Hafen nicht sehr zahlreich, sie wurden im Planktonnetz eingefangen und in Hechergläsern mit Meerwasser aufgeschlemmt, so dass das Wasser schwach-bräunlich gefärbt war. Die Temperatur des Wassers betrug 6 bis 8 Grad C, das Leuchten trat nur ein, wenn das Wasser kräftig mit dem Glasstabe bewegt wurde. ') K. Brandt, Die koloniebildenden Radiolarien des tlolfes von Neapel. Berlin 1885. .S. 136 ff. 4U J. Reinke, Ueber das Leuchten von Ceratium tripos. A. Versuche mit thermischer Reizung. Das Wasser eines Wasserbades wurde auf 8o bis 90 Grade erhitzt. Dann ward ein mit Ceratteii-\\a\\\^em Meerwasser zur Hälfte gefülltes kleines Kecherglas in das Wasserbad eingesenkt. Anfangs war das Meerwasser völlig dunkel, dann aber begann es, obwohl es völlig ruhig war, gleichmässig zu phosphoresciren. Ein hinein- gehaltenes 'rherniometer zeigte 31 Grad. Das Leuchten dauerte eine Weile, dann ward es schwächer und erlosch; jetzt zeigte das Thermometer 5 1 Grad. Der Versuch wurde mehrfach wiederholt; immer ergab sich bei einer gewissen Höhe der Temperatur im ruhigen W'asser ein gleichförmiges Leuchten, wodurch bewiesen ist, dass auch Erwärmung als auslösender Reiz zu wirken vermag. Bei einer gewissen Höhe der Temperatur erlosch das Leuchten aber wieder, ohne dass die Ceratien schon abgestorben waren, denn sie konnten durch die offenbar viel energischer wirkenden chemischen Reize dann noch zum Leuchten gebracht werden. Durch Eintauchen eines heissen Körpers (Eisen) in das Meerwasser gelang es gleichfalls, ein ganz vor- übergehendes Leuchten um den Körper herum hervorzurufen. B. Versuche mit chemischen Reizen. a. Zu einem Becherglas mit Ceratieti-haXü^em Wasser wurde etwas Schwefelsäure gesetzt und vorsichtig umgerührt, so dass sie sich gleichförmig im Wasser vertheilte; alsbald begann ein gleichförmiges Leuchten, wie beim Erwärmen. Wurde nach und nach immer mehr Schwefelsäure hinzugefügt, so erlosch das Leuchten ; die Zellen waren getödtet. b. Natronlauge wirkte ebenso wie Schwefelsäure. c. Aethylalkohol rief schönes Leuchten hervor, es bedurfte eines sehr starken Zusatzes, um das Leuchten erlöschen zu machen. d. Amylalkohol. Derselbe bildet beim Umrühren Tropfen im Meerwasser, an deren Oberfläche die Ceratiefi leuchten, so dass man im Wasser grössere und kleinere leuchtende Kugeln rotiren sieht — ein besonders hübsches Phänomen. e. Aether ruft gleichfalls Leuchten hervor, doch schwächer als Alkohol ; man nluss gut mischen. Be- merkenswerth scheint mir, dass der Aether in dieser Beziehung nicht anästhesirt f. Jod in Jodkalium oder Alkohol gelöst ruft kräftiges Leuchten hervor, das bei reichlichem Zusatz des Agens bald erlischt, da bekanntlich Jod eins der stärksten Protoplasma- Gifte ist Hat man reichlich Ceraiteti im Meerwasser suspendirt und lässt einige Tropfen einer konzentrirten Jodlösung hineinfallen, so ist der Weg der Tropfen durch ein intensives, blitzartiges Aufleuchten bezeichnet ; bevor die Zellen absterben, gleichsam in Todeszuckung, verbrennen sie, wie es scheint, noch soviel Leuchtstoff, wie nur möglich ist. g. Eisenchlorid ruft das Leuchten etwas später hervor, dafür hält es aber um so länger an und ist be- sonders schön. Der Alkohol wurde auch für einige quantitative Versuche benutzt. Die Temperatur des Usten im Frühjahr und demnächst im August oder September, am kleinsten vor und bald nach dem hrühjahrsmaximum. 9 K, Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 51 Die Volumina der chemisch untersuchten Fänge gebe ich im nächsten Abschnitt genau an, der 4. die Zählung der Verg lei ch s fänge enthält. Eine solche nähere Feststellung über die Zusammen- setzung der chemisch zu untersuchenden Fänge ist ganz unerlässlich. Da die unmittelbar hinter einander an derselben Stelle ausgeführten Fänge stets nahezu dasselbe Material enthalten, so konnten Vergleichsfänge für die Zählung, die ganz mit Hensen’s Apparaten und nach seiner Methodik ausgeführt worden ist, verwandt werden. Es schien mir genügend, dass das Volumen des sich absetzenden Materials und die Zusammensetzung der Fänge nach Organismen festgestellt wird. Die Feststellung des Gewichtes der feuchten ausgedrückten Masse frisch oder nach der Konservirung auszuführen, habe ich ganz unterlassen, weil sie doch nicht genau zu machen ist. 5. Die Trockengewichts-Bestimmung habe ich nur zum kleineren Theil selbst ausgeführt. Der ganze Fang mit dem zur Konservirung verwandten Alkohol wurde auf dem Wasserbade allmählich eingedampft und dann tagelang im Trockenschrank bei 100 getrocknet. Schliesslich wurde die Trockensubstanz bis zur Erreichung eines konstanten Gewichtes im Exsiccator mit konzentrirter Schwefelsäure gelassen. Die Wägungen wurden mit einer einfachen, bis auf 0,0005 gr genau wägenden Bunge’schen Waage ausgeführt. Nur wenn es sich um sehr geringe Mengen von Substanz handelte, mussten die feinen Wägungen im chemischen Institut gemacht werden, ln mehreren Fällen wurde der Alkoholextrakt ganz oder theilweise für sich eingedampft und getrocknet, um zu ermitteln, wieviel von der Gesammttrockensubstanz von dem 70"/,, Alkohol gelöst wird. Die ziemlich grosse Verschiedenheit im Trockengewichte, die sich bei Fängen des Oktober 1892 herausstellte, erklärte sich bei genauerer Untersuchung auf sehr natürliche Weise. Manche der Fänge waren nicht gründlich genug mit destillirtern Wasser abgespült worden, so dass bedeutende Mengen von Seesalz in dem 70 Alkohol gelöst waren. 6. Die analytischen Untersuchungen erstreckten sich auf; i. Bestimmung von C und H mittels der Elementar-Analyse, 2. N-Bestirnmung, 3. Aetherextrakt, 4. Asche, 5. CI, 6. SiO^. ln besonderen Fällen wurde ausserdem von Herrn Dr. Brandes die Menge des Chitins, der Cellulose oder der löslichen Kohlenhydrate bestimmt. Die ersten Analysen wurden in der Weise ausgeführt, dass ein Fang für die Elementaranalyse, ein anderer von demselben Tage für Aetherextrakt, Asche. CI und SiO^, ein dritter endlich für die .Stickstoffbestimmung verwandt wurde. Da sich aber bald ergab, dass wegen verschiedenen Na Cl-Gehaltes die einzelnen Fänge eines Tages nur dann gleich gesetzt werden konnten, wenn eine Cl-Bestimmung ausgeführt wurde, und andererseits die Menge des Materials in einem Planktonfange für die verschiedenen Analysen meist nicht ausreichte, so wurde bei den später ausgeführten Analysen (von V an) das getrocknete Material der verschiedenen Fänge von demselben Tage zusammengethan und dann in kleineren Portionen weiter verarbeitet. 2. Die Volumina und die Zusammensetzung der analysirten Fänge nach Organismen, a. Ganze Planktonfänge aus der Kieler Bucht. Die Volumina der quantitativen Heulbojen-Fänge (20 m) betragen; I. 2 1. September 1892; a. 19,5 ccm IV. 15- November 1892; a. 28 ccm b. 23,0 95 b. 27 99 im Mittel 21,25 9? c- 27,5 99 11. 3. Oktober 1892; a. 31,0 99 im Mittel 27,5 99 b. 41,5 c. 50,0 99 99 V. 14. Februar 1893; a. 12 b. 12 99 d. 30,0 • 99 c. 8,5 99 95 e. 30,0 99 im Mittel 10,8 im Mittel 3(3,5 99 111. 13. Oktober 1892; a. 31,0 99 VI. 15- März 1893; a. 1510 99 b. 31,0 99 b. 1320 99 c. 34,0 99 c. (910 „ I bj; Jahre nach d. 32,0 99 dem P'ange gemessen) e. 30,0 99 d. 1335 „|f d. Zählungen f- 33G 99 e. 1375 „) verwerthet im Mittel 31,9 99 im Mittel 1385 99 7* 52 K Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons 10 Vll. 4. Ajiril 1893; a. 310 ccm b 270 im Mittel 290 X'lll. 5. Mai 1 893; a. 7 95 1). 9 99 c. 8 99 im Mittel S 99 IX. 28. August 1893; a. 15,5 99 b. 1 1,5 99 c. 1 2 99 d. 13,5 99 e. 1C5 99 f. 10,5 ccm im Mittel 12,4 „ X. 28. September 1893; a. 220 „ 1>- 230 „ c. 197 „ d. 240 „ im Mittel 223, i) „ XI. 23. Februar 1894; a. | b. ) 7 ” c. 3,7 „ d. 4 e. 3 ■ im Mittel 8,5 „ Die Volumina waren also in den verschiedenen Jahreszeiten recht verschieden, am grössten im März 1893, am kleinsten im Februar 1894. Die letzteren Fänge mit einem durchschnittlichen Volumen von 3,5 ccm sind zugleich die kleinsten 20 m-Fänge, die bis jetzt bei mehr als 70 verschiedenen Untersuchungsfahrten von Hensen oder von mir in der Kieler Föhrde gemacht worden sind '). Die durch Zählung der Vergleichsfänge nach der Hensen sehen Methode ermittelten Zahlen theile ich im Auszug in der nebenstehenden Tabelle mit. Der besseren Uebersichtlichkeit wegen habe ich die Werthe möglichst zusammengezogen. V l)edeutet einige Exenijilare vorhanden. Die wichtigsten Abtheilungen von Planktonorganismen sind die Diatomeen, die Peridineen und die Copepoden. Die ersteren sind in der Kieler Bucht vorzugsweise durch die Gattung Ckactoceros vertreten. Auch SkeleioucDta und Rhizosolcina finden sich zu manchen Zeiten in grosser Zahl. \'on den Peridineen prävalirt im Herbst und Winter stets die Gattung Ceratmui, die vorzugsweise durch C. tripos vertreten ist, während im April und Mai (sowie in den hier nicht in Betracht kommenden Monaten Juni und Juli) die kleineren Gattungen l\ridiiimm und Dinophysis in den Vordergrund treten. \'on den Copepoden ist die kleine Art Oithona spinirosiris im Herbst und Winter häufiger in der Kieler Bucht als alle Arten der Calaniden zusammen- genommen ; am spärlichsten ist Oithona in dem Fange vom xMai 1893 vertreten. Nach dem Vorwiegen der Peridineen oder der Diatomeen kann man von den analysirten Fänge zunächst 4 als Peridineen-, 2 als Diatomeen und einen als gemischten Fang charakterisiren, während in den 4 übrigen Fängen die Pflanzen überhaui)t stark zurücktreten a. X^orwiegend Per idineen fänge (die römischen Zahlen entsprechen — wie überhaupt in dieser ganzen Abhandlung — den schon oben angegebenen Nummern der Analysen). I 11 ' III IV Diatomeen 1000000 5400000 4300000 1000000 Peridineen 14 OOO 000 40 000 000 50 400 000 17000000 Copepoden -) 56 900 69 000 89 000 44 ooo ln II und lll sind Tintinnen und Appendicularien recht zahlreich, in III ferner die Räderthiere, in II Bryozoenlarven und Cfladoceren, in 1 die Oscillarien und Silicoflagellaten häufig vertreten. 1). Vorwiegend D i a t o m e en fän g e. \’l \’1I Diatomeen .... BITBOOOOOO dB? 000 000 Peridineen 500 OOO 300 ooo Cope|)oden 15 ooo 27 ooo \d ist überhaupt sehr arm an Thieren und setzt sich zum bei weitem grössten Theil aus Diatomeen zusammen. \dl ist verhältnissmässig reicher an l'hieren ; die Räderthiere z. B., ferner Wurmlarven und Muschel- larven sind recht häufig. 9 Ein so jjerinj'cs I'lanktonvoluincn wurde von der l’lanktonexpcdition während des .-Vuirust 1889 iin jranzen .Sar>rasso incere angetroffen. Das .Mittel der 27 Fänge aus dein .Sargassogebietc (vom 5. — 25. .August! betragt ebenfalls 3.5 ccm (das Volumen schwankt überhaupt zwischen 1,5—7 ccm), obwolil durch diese Fänge 10 mal soviel .Seewasser abfiltrirt worden ist, als in der Kieler Mucht. Dasselbe Netz wurde in der Kieler Bucht aus 20, im .Sargassomeere ;ius 200 m senkrecht emporgezogen. Dieses Beispiel zeigt wohl am deutlichsten den verhältnissmässig sehr bedeutenden Reichthum der westlichen Ostsee gegenüber dem .Sargassomeere. ■-) Die S. 53 angegebenen Copepodeneier habe zu tlic Copepodenlarxen zu ' ,0 tler Erwachsenen gerechnet. 54 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 12 c. Gemischter und zugleich sehr reicher Fang. X Diatomeen 27B()Ü()()()0 Peridineen IIOOOOÜO Copepoden 9(5 OOO Nicht allein die beiden angegebenen Pflanzenabtheilungen und die Copepoden, sondern auch die ver- schiedenen Larven sowie die Sagitten und Appendicularien sind in ungewöhnlich grosser Zahl vertreten. d. Kleine P'änge, in denen z. Th. die Thiere prävaliren. IX 300 000 3 000 000 77 000 XI 800 000 1 5 000 3 anderen I'änge ausserordentlich arm an V Vlll Diatomeen 5 000 000 1 OOO 000 Peridineen 5000000 100000 Copepoden 57 000 33 000 Verhältnissmässig am reichsten an Pflanzen ist V, während die Nahrungsproduzenten sind. Zu den chlorophyllführenden Planktonorganismen gehören auch die Oscillarien und Dinodendrum, von denen die ersteren in IX, die letzteren in Vlll häufig vertreten sind. Der Fang XI ist zugleich arm an Thieren und, wie schon erwähnt, der kleinste quantitative Planktonfang, der überhaupt bisher in der Kieler Bucht gemacht worden ist. Der P'ang IX enthält vorzugsweise Thiere, nämlich ausser zahlreichen Copepoden, auch eine grosse Menge von Tintinnen und von Cladoceren. Der Fang V endlich enthält von Thieren ausser der ziemlich ansehnlichen Menge von Copepoden — wie die oben gegebene Tabelle zeigt — relativ viele Larven von Würmern und von Schnecken. Diatomeen Peridineen Copepoden (Eier '/.io, Larven '/10 der Erwachsen) I 21. IX. 92 I :Mill. 15 Mill. 56 OOO 11 3. X. 92 5 Mül. 4() Mill. 69 000 Cladoceren häufig. \'iele Bryozoenlarven. .Auch Tintinnen zahl- reich und .Appendicu larien ziemlich häufig. Vorwiegend 111 13. X. 92 4 Mill. 50 Mill. 89 000 Peridineen. IV 15. XI. 92 1 Mill. 17 Mill. 44 OOO V 14- 11. 93 5 Mill. 5 Mill. 57 OOO Zahlreiche Wiirinlarven. VI 15. III. 93 BlTd Mill. 0,5 Mill. 1 5 OOO Sehr arm an Thieren. Vorwiegend o^ > 337 Mill. 0.3 Mill. 27 OOO Räderthiere und Wurmlarven häufig. Diatomeen. Vlll 5- V. 93 I Mill. 0,1 Mill. 33000 \’on Pflanzen am häufigsten Dinodendnuii (8,6 .Mill.). Thiere IX 28. Vlll. 93 0.3 Mill. 3 Mill. 77 000 \’iele Tintinnen und Cladoceren. prävaliren. X 28. IX. 93 273 Mill. 11 Mill. 111 000 .■\uch Larven, .Sagitten und .Appendicularien zahlreich. Gemischter Fang. XI 23. II. 94 0,8 Mill. 1 5 OOO .Ausserordentlich arm an Pflanzen und Thieren, 13 K. Brandt, Beiträ^'e zur Kenntniss der chemischen Zusammenstellung des Planktons 55 b. Theile von Planktonfängen. Um über die chemische Zusammensetzung der wichtigsten Planktoncomponenten Aufschlüsse zu gewinnen, habe ich Fänge gemacht, die neben Copepoden oder neben Peridineen nur noch verhältnissmässig wenige andere Organismen enthielten. Der ganze Planktonfang VI enthält so ausserordentlich viele Diatomeen und so wenige andere Organismen, dass er als ein nur wenig verunreinigter Diatomeenfang gerechnet werden kann. Um möglichst reines Copepodenmaterial zu erhalten, habe ich Horizontalzüge mit kleineren Netzen, die mit weitmaschiger Müllergaze versehen waren, gemacht (Analysen XII, Xlll und XlVj. XII. Am 23. Februar 1894 so erhaltenes Oberflächen material aus der Kieler Bucht wurde in Alkohol konservirt. Der 100. Theil davon wurde von Dr. Ap stein gezählt und der ganze P'ang später chemisch ver- arbeitet. Das Volumen betrug 14,5 ccm. Die Zusammensetzung war folgende; chsene Copepoden zusammen . 76 500 davon Oithona 24 900 Clansia 20 400 Teinora 1 2 600 Paracalanus 1 1 200 Ccntropages 4 800 Acartia 2 100 Unbestimmt 500 r Copepodenlarven 400 Wurmlarven 100 Sagitten 6 Sarsia 200 Fischeier . 36 Coscinodiscns (gross ) 300 Ceratiuni tripos . 32000 also zum bei weitem grössten Theile aus Copepoden. Xlll. Da das Material von XI 1 leider nicht zu einer vollständigen Analyse ausreichte, so suchte ich im März und April 1897 neues Material derart zu erhalten. Leider war einigermassen reines Material von marinen Copepoden wegen der Wucherungsperiode der Diatomeen in dieser Zeit nicht zu beschaffen, so dass ich mich mit Süss Wasser- Copepoden begnügen musste. Es waren auch nicht pelagische Arten, sondern Uferthiere, die ich aus einem Teiche des Düsternbrooker Gehölzes bei Kiel am 24. März 1897 besorgte. Das noch lebende Material wurde durch Gaze von verschiedener Maschenweite abgesiebt, um die Copepoden sowohl von den grösseren als auch von den kleineren Organismen zu trennen. Darauf wurden die lebenden Copepoden in reinem Alkohol konservirt. Das Volumen betrug 54 ccm. Die Zusammensetzung war folgende ; Copepoden . davon Cyclops (stremuis}) gross (1,4 — 1,62 mm) „ „ klein (1,14 — 1,4 „ ) „ andere Art, etwas breiter Harpactide, noch kleiner als die kleinen Cyclops Ferner Copepodeneier Daphnia Milben 100 400 62 000 36400 600 1 400 260 000 200 200 XIV. Für eine Chitin -Bestimmung war dann noch weiteres Copepodenmaterial erforderlich, das im April 1897 aus verschiedenen Süsswassertümpeln bei Kiel mit weitmaschigem Netz entnommen, lebend abgesiebt und in Alkohol konservirt wurde. Das Volumen betrug in diesem PMlle 80 ccm. Die Zählung ergab über die Zu- sammensetzung folgendes; Copepoden 270 600 davon Cyclops gross (1,4 — 1,96 mm) 39800 „ klein (0,96—1,4 „ ) 230800 Ferner Copepodenlarven 800 Copepodeneier 2 161 600 56 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 14 Daphnia 5 800 Cypris 2 000 Räderthiere 200 Spirogyra Fäden 5 600 XV. Um endlich über die Zusammensetzung der Peridineen und über ihren Gehalt an Cellulose und an löslichen Kohlenhydraten Aufschlüsse zu gewinnen, wurden grosse Mengen von Oberflächenmaterial, die ich am 15. Oktober und am 15. November 1892 in der Kieler Bucht gefischt und in der oben angegebenen Weise für chemische Zwecke konservirt hatte, zusammengethan und weiter verarbeitet. Die ganze abgesetzte Masse hatte im April 1897 ein Volumen von 640 ccm und setzte sich folgendermassen zusammen. Diatomeen überhaupt dB 000 000 davon Chaetoccros 30 500 000 Melosira i i oo 000 Asterio)iella 700 OOO Rkizosolenia 460 000 etc. Peridineen überhaupt .460 000 000 davon Ceratiuni 454000000 und zwar C. tripos 392 OOO 000 C. tergestina 200 ooo C. fusus 58iX)Ocoo C. fiirca 3 ooo ooo ferner Dinophysis 6 300 OOO Peridiniuni 500 ooo Distephanus 100000 T i n t i n n e n überhaupt 17 ()( ) 000 davon T. snbulatus i looooo T. ventricosns 500000 Copepoden erwachsen 1500 000 davon Oithona 400 ooo Clansia 500 OOO Paracahnius 200 OOO ausserdem noch Copepodenlarven 1 400 ooo und Copepodeneier 700000 Appendicularien 77 OOO B r y o z o e n 1 a r V e n 26 ooo Wurmlarven 77000 Cysten 375000 Leider ist diese Zählung dadurch recht ungenau geworden, dass ein zu kleiner Pheil des ganzen Fanges wirklich gezählt worden ist, nämlich für Diatomeen, Peridineen und andere kleine Organismen nur — - . für ^ ^ 187500 Copepoden nur - d^s durchschüttelten Fanges. Bei der grossen Gleichmässigkeit des Fanges und bei dem starken \"orwiegen der Ceratien hatte ich gehofft, ausnahmsweise mit so kleinen Bruchtheilen auszukommen. Das .Material ist gleich darauf vollkommen für chemische Untersuchungen verbraucht worden, so dass eine Wiederholung der Zählung nicht möglich war. •Aus den Krgebnissen der chemischen Untersuchungen geht aber mit grosser Deutlichkeit hervor, dass die wirkliche Menge der Peridineen grösser, die der Copepoden geringer gewesen sein muss, als die Zählungen ergeben haben. Die Uebersicht zeigt, dass zwar die Peridineen in dem Fange ausserordentlich zahlreich vertreten sind, dass aber auch die Diatomeen und namentlich die Copepoden in verhältnissmässig zu grosser Zahl vorhanden sind, als dass sie ganz ausser Acht gelassen werden könnten. ln kurzer Weise wie die ganzen Fänge auf S 54 lassen sich die ’Pheile von Fängen, die in den .Analysen Xll — XV verarbeitet worden sind, folgendermassen tabellarisch wiedergegeben; o K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 57 Diatomeen Peridineen Copepoden (Eier '/j,,, Larven ‘/m der Erwachsenen) XII. Marine Copepoden — 0,03 Milk 77 000 Auch einige Sarsien, Wurmlarven u. s. w. Fast reines Cope- poden- material XIII Süss- wasser- — — 113 000 Einige Daphnien und Milben Cope- poden XIV — — 379 000 Daphnien und Ostracoden ziemlich zahlreich. Ferner Algenfäden vorhanden XV Marines Ober- flächenmaterial 33 iMill- 460 Mill. 1 675 000 Zahlreich auch Tintinnen, Appendicularien und Larven von Bryozoen u. Würmern Vor- wiegend Peri- dineen. 3. Die chemischen Analysen der Herren Dr. Orth und Dr. Brandes.^) Ueber den Gang der von ihm ausgeführten chemischen Untersuchungen hat mir auf meine Bitte Herr Dr. Brandes die nachstehenden näheren Angaben zusammengestellt. „Um zunächst das Trockengewicht festzustellen, wurde jeder Fang in einer Porzellanschale, deren Gewicht vorher genau festgestellt war, auf dem Wasserbade zur Trockne gedampft, wobei das Wasserbad niemals zum wallenden .Sieden erhitzt wurde. War es wünschenswerth auch den Gehalt an ITocken Substanz des Alkohol- extraktes festzustellen, so wurden loo ccm resp. ein aliquoter Theil desselben vorsichtig mit einer Pipette aus der überstehenden Flüssigkeit abgehoben, was sehr leicht zu bewerkstelligen war, und gesondert eingedampft. Nachdem der Inhalt der Schale eine dickliche Konsistenz angenommen hatte, wurde dieselbe vom Wasser- bade entfernt, und in einen Exsiccator über konz. Schwefelsäure gebracht. Das Trocknen der Substanzen nahm immer, ausser bei Vorwiegen der Copepoden, eine ziemlich lange Zeit in Anspruch; selbst bei geringen Quantitäten (0,3 g) dauerte es ca. 5—7 Tage, ehe eine Konstanz des Gewichts eintrat. In einigen Fällen, namentlich bei grossen Quantitäten und wenn viel Peridineen anwesend waren, auch bei Gegenwart von einer grösseren Menge Seesalzen, gingen gelegentlich Wochen darüber hin, ehe die Substanz gar nicht mehr an Gewicht verlor. War Gewichtskonstanz eingetreten, wobei Schale und Substanz vermindert um das vorher bestimmte Gewicht der Schale, die Menge der Trockensubstanz angab, so konnte mit der eigentlichen Analyse begonnen werden. Bei der grossen Hygroskopizität des Materials mussten die Wägungen sehr schnell ausgeführt werden. Zur Ausführung der Elementaranalyse wurde die Substanz wegen des Schwefelgehalts des Eiweisses mit Bleichromat gemischt und diese dann mit Kupferoxyd verbrannt. Ira Uebrigen wurde die Elementaranalyse vollkommen in der allgemein üblichen Weise ausgeführt. Der Stickstoffgehalt wurde nach der Methode von Dumas, von Herrn Dr. Orth nach dem Kjeldahl’- schen Verfahren ermittelt. Die Fettbestimmungen wurden in einem dem Soxhlet’schen nachgebildeten Apparat ausgeführt und beruhen auf der Extraktion der Substanz mittels über Natrium getrockneten Aethers. Eine derartige Extraktion nimmt bei dem vorliegenden Material ca. 6 Stunden in Anspruch. Ist dieselbe beendet, so giesst man den zur Extraktion verwendeten Aether in eine Schale oder besser noch in ein Kölbchen und verjagt den Aether auf ') Herr Dr. Orth hat die Analyse I sowie die .Stickstoffbestimmungen und die Untersuchung des Alkoholextraktes von 11, Herr Dr. Brandes alles Uebrige ausgeführt. 8 58 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 16 einem erwärmten Wasserbade. Das so erhaltene Fett trocknet man eine Nacht im Exsiccator und 2 Stunden bei lOO® C. und findet dann den Fettgehalt durch Wägung und Subtraktion des gewogenen Kölbchens. Die Aschenbestimmungen kann man bequem mit dem zur Fettbestimmung angewendeten Material aus- führen. Sie bietet keinerlei Schwierigkeiten, nur darf die Hitze nie zu hoch sein; der Porzellantiegel, welcher zu diesem Zwecke am besten verwendet wird, darf nur bis zu ganz schwacher Rothglut erhitzt werden, da sonst ein Verlust an Chlornatrium zu befürchten ist. Auch muss sehr langsam und vorsichtig namentlich anfangs die Temperatur gesteigert werden, da bei raschem Erhitzen, die Kieselsäure und die vorhandenen Salze mechanisch Kohle einschliessen, welche manchmal sehr schwer zu entfernen ist. Der Eisengehalt der Substanzen giebt sich durch gelbe Färbung der Asche zu erkennen, wird aber bei Anwesenheit von grossen Mengen Kieselsäure, wie z. B. bei den Diatiomeen vollständig durch die weisse Farbe derselben verdeckt. Das Glühen muss bis zur Gewichtskonstanz fortgesetzt werden. Um aus dem Glührückstande die Kieselsäure zu isoliren, kocht man am besten die Asche mit verdünnter Salpetersäure aus und filtrirt durch ein quantitatives Filter. Dieses wird in einem Tiegel verascht und nach dem Glühen die Kieselsäure sammt dem tarirten Tiegel gewogen. Aus der Differenz ergiebt sich der Gehalt an Kieselsäure. Im Filtrat wird das vorhandene Chlor mit salpetersaurem Silber ausgefällt und wie bei den Chlorsilber- bestimmungen üblich ist verfahren.“ — Die bei den Analysen gefundenen Werthe sind im Nachstehenden angegeben. Die vorher ermittelten und schon oben angeführten Volumina sind wegen des \'ergleiches mit der Trockensubstanz noch einmal angegeben. I. 2 Planktonfänge vom 2i. September 1892. a. Volumen 19,5 ccm 0,5860 gr Trockensubstanz, h- n 23)0 ,, 0, 5835 )) )) Im Mittel 21,25 ccm resp. 0,5847 gr. Elementaranalyse von Fang a. Angewandt 0,5673 gr Trockensubstanz. Gefunden 0,8908 gr CO^ und 0,3155 gr Hj,0. Resultat; 42,82 "/o C und 6,18 ‘’/i, H Aetherextrakt von Fang b gab 4,71 Fett. A s ch en be s t i m m u ng von b; 8,66 Asche. li. 5 Planktonfänge vom 3. Oktober 1892. a. 31,0 ccm 1,0503 gr Trockensubstanz, b. 4C5 )> 1,6440 ,) )) c. 50,0 ,, 2,36^ 5 ), ), d. 30,0 „ 0,8110 ,, • e. 30,0 ,, 1,1017 ,, )• Lässt man den Fang c ausser Acht, weil bei diesem augenscheinlich, ähnlich wie bei dem Fange d der Analyse 111 (s. u.), sehr viel zufällig beigemengtes Seesalz das übermässig hohe Trockengewicht bedingt hat. so beträgt das Mittel des Volumen 33,1 ccm, das des Trockengewichtes 1,1517 gr. Untersuchung des 70-prozentigen A 1 k o h ol ex t r ak t e s von Fang a. Der Extrakt enthielt 24,73 ".g ^l^r Gesammltrockensubstanz. Der Aschengehalt des Alkoholextraktes (auf die Trockensubstanz des Alkoholextraktes bezogen) betrug 27,9 "/o Also waren 72,1 "/^ organische Substanz im Extrakt. Der Gesammtaschengehalt des Fanges a belief sich auf 10,86 *’/„. Mithin enthielt der Alkoholextrakt 6,52 der Asche von der Gesammt- trockensubstanz. Elementaranalyse von Fang d. Beim Verbrennen mit Kupferoxyd gaben 0,2196 gr Trockensubstanz 0,3230 gr CO2 und 0,1220 gr Hg O. Also waren 40,12 “.„C und 6,19 ®,o H vorhanden. Stickstoffgehalt (nach der Kj e 1 dah l’schen Methode bestimmt) betrug im Fang b 3,41 ®/„, im Fang c 3,21 der Trockensubstanz. Der Fang c bleibt aber, wie oben angeführt, besser ganz unberücksichtigt. Zur Aethe r extraktion von Fange wurden 1,0964 gr verwendet. Es wurde gefunden 0,0194 gr Fett — 1,77 °/f, der Trockensubstanz. Da dieser Werth offenbar zu gering war, so wurde der Rest von Fang d einen halben Pag lang mit heissen Aetherdämpfen extrahirt. 0,5930 gr gaben 0,0126 gr Fett = 2.12 der Trockensubstanz. A s ch e n b e s t i m m u ng von Fang e 1,0964 gr hinterliessen beim Veraschen o, I090gr .Asche = 9,94 ^ 0 der Trockensubstanz. ln der Asche waren enthalten 0,0540 gr Si O^, entsprechend 49,26 ® ^ der Asche oder 4.95 "/o der Trocken- substanz. Ferner enthielt die Asche 0.0085 gr CI = 0,014 gr Na Ul = 0,77“ ,, der Trockensubstanz. 17 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 59 III. 6 vollständige Planktonfänge vom 13. Oktober 1892: a. 31,0 ccm 1,1316 gr Trockensubstanz b, 31,0 „ 0,9830 „ c- 34,0 „ 1,1555 „ d. 32,0 „ 1,6330 „ e. 30,0 „ 0,9907 „ f- 33,5 „ ',2750 „ (s. u.) Mittel des Volumen 31,900111, des Trockengewichts 1,1071 gr. Bei Berechnung der letzteren Zahl ist der Fang d ausser Acht gelassen, weil die Analyse ergab, 'dass in 1,5750 gr sich 0,5405 gr Asche (34,32"/,) der Trockensubstanz) befanden und dass davon 0,2556 grd. i. 16,2"/,, der Trockensubstanz auf Cd kamen. Der Fang enthielt demnach 29,25 Seesalz ; er war also nicht genügend ausgewaschen worden. Zieht man das Gewicht des Seesalzes ab, so kommt das Trockengewicht auch dieses Fanges dem Mittel sehr nahe. Elenientaranalyse von Fang e. 0,2178 gr Trockensubstanz gaben beim Verbrennen mit Kupferoxyd 0,3380 gr CO,, und o, i240 gr Das entspricht 42,33"//, C und 6,34"/,, H. Stickstoffbestimniung. Die Fänge a und b verunglückten dabei. Fange ergab einen N-Gehalt von 3,16"/,,. Fe 1 1 bes t i m m u n g von Fang e. 0,4680 gr lieferten 0,0106 gr Aetherextrakt = 2,26"/,,. Asche ebenfalls von e. 0,4680 gr hinterliessen beim Verbrennen 0,0400 gr anorganische Substanz, in der dem Aussehen nach zu urtheilen das Eisen fast gänzlich fehlte. Asche 8,55 "/„ der Trockensubstanz. Der Kieselsäuregehalt derselben Asche betrug 0,0215 gr ~ 4,59 ‘'/o der Trockensubstanz oder 53,75 "/o der Asche. Beim Titriren derselben Asche mit Silbernitrat wurden 0,0140 gr Ag CI erhalten. Diese Menge entspricht 0,0034 gr CI 0,72 der Trockensubstanz. IV. Planktonfänge vom 15. Nov eniber 1892. a. 28 ccm 0,7538 gr Trockensubstanz b. 27 „ 0,5907 „ Mittel der Trockensubstanz 0,6722 gr. Der A I koho 1 ex t r ak t von Fang a enthielt 22,34"//, der Trockensubstanz. E 1 e m ent ar an al y se. Verwandt wurden von Fang b 0,2360 gr. Diese gaben 0,3400 gr CO2 und 0,1340 gr H2O. Das entspricht 39,11 „ C und 6,38"/,, H. Stickstoff. 0,3470 gr des Fanges b gaben 9,5 ccm N (B — 782, t=i5"). Der Stickstoffgehalt betrug mithin 0,01 14 gr oder 3,28 "/„. Zur A etherextrakti on wurden 0,7000 gr des Fanges a angewandt. Aus dieser Masse wurden durch Extraktion mit Aether 0,0225 = 3,2 1 ®/n Fett gewonnen. Asche. 0,7000 gr von Fang a gaben 0,1100 gr Asche = ■5,7i'’/ü- Darin waren enthalten 0,0670 gr Si Oj, — 9,59 "/o *^6*' Trockensubstanz oder 60,91 "/„ der Asche, und 0,0057 g*" CI = 0,81 "/q der Trockensubstanz. V. 3 vollständige Planktonfänge vom 14. Februar 1893. a. 12 ccm 0,2675 gr Trockensubstanz b. 12 „ 0,2650 „ c. 8,5,, 0,2135 „ Im Mittel betrug das Volumen 10,8 ccm, das Trockengewicht ^0,2486 gr. Zur weiteren Verarbeitung wurden — wie auch in allen späteren Fällen — die 3 Fänge desselben Tages zusammengemischt. E le men t ar an a 1 yse. 0,1790 gr Trockensubstanz gaben beim Verbrennen mit Kupferoxyd 0,2350 gr CO2 und 0,0790 gr Hg O. Demnach waren im Material vorhanden 35,81 "/o C und 4,93"/,, H. S ti ckst o ff b e s t i m m u n g. 0,2225 gr lieferten 6 ccm N (B = 782, t = 20") = 3,i4"/o der Trocken- substanz. Aetherextrakt. 0,4780 gr gaben 0,0206 gr Fett = 4,31 ”/37^0 gr Trockensubstanz Mittel des Trockengewichtes 1,2040 gr. Verwandt wurden nur die zusammengemischten Fänge b und c. Elementaranalyse. 0,2430 gr gaben 0,1320 gr CO^ und 0,0630 gr H2O. Dementsprechend enthält die Trockensubstanz 14,81 C und 2,88 7n H. Stickstoff. 0,3380 gr lieferten 5,2 ccm N (B — 782, t = 20“) = 1,80 ®/„ der Trockensubstanz. Zur A e t he r ex t r ak t ion wurden 1,8110 gr verwendet. Diese gaben 0,0400 gr Fett = 2,21 "/n der Trockensubstanz. Asche. i,8i 10 gr gaben 1,1950 gr Asche = 65,98 "/■. der Trockensubstanz. Darin waren 0,7320 gr Si O2 enthalten = 40,42 der Trockensubstanz oder 61,25"/,, der Asche. 1,81 10 gr lieferten endlich 0,6360 gr Ag CI oder 0,1573 gr CI = 8,68 der Trockensubstanz. VII. 2 vollständige Planktonfänge vom 4. April 1893. a. 310 ccm 0,7445 gr Trockensubstanz b. 270 „ 0,4015 „ Mittel des Volumen 290 ccm, des Trockengewichtes 0,5730 gr. Beide Fänge wurden zusammen verarbeitet. Alkoholextrakt, ln 184,8 gr Alkoholextrakt fanden sich 0,0630 gr Trockensubstanz. Auf die Ge- sammtmenge 500,8 gr bezogen waren also o, 1707 gr feste Substanz im Alkohol gelöst worden = 22,92 der Gesammttrockensubstanz. El e rn en t ar a n al y s e. 0,1710 gr gaben 0,1215 gr CO2 und 0,0550 gr H2 O. Mithin enthielt die Trocken- substanz 19,35“,,, C und 3.57“,u H. Stickstoff. 0,2135 gr lieferten 4,4 ccm N (B = 782, t= 18") =: 2,43 der Trockensubstanz. Äther extrakt. 0,7335 enthielten 0,0311 gr Fett = 4,24 "/q der Trockensubstanz. Asche. 0,7335 gr gaben 0,4505 gr Asche — 61,41 der Trockensubstanz, ferner 0,3760 gr Si O, ~ 51,26"/,) der Trockensubstanz oder 83,46"/,, der Asche. 0,7335 gr lieferten endlich auch 0,0220 gr Ag CI oder 0,0054 gr CI = 0,73 "/u der Trockensubstanz. VIII. 3 vollständige Planktonfänge vom 5. Mai 1893. a. 7 ccm 0,1255 gr Trockensubstanz b. 9 „ 0,2435 „ c. 8 „ 0,1736 „ Mittel des Volumen 8 ccm, des Trockengewichtes o, i8o9gr. Alle 3 Fänge wurden zum Zwecke der weiteren Verarbeitung zusammengethan. Elementaranalyse. 0,1530 gr gaben 0,1920 gr COg und 0,0750 grH2 0. Die Trockensubstanz enthielt also 34,18" ,, C und 5,42 "/„ H. Stickstoff. 0,1212 gr lieferten 5,8 ccm N (13 = 782, t = 20") = 5,6t " „ der Trockensubstanz. Aetherextrakt. 0,2870 gr gaben 0,0045 gr Fett = 1,56".,, der Trockensubstanz. Asche. 0,1356 gr hinterliessen 0,0540 gr Asche = 39,82 " „ der Trockensubstanz. Darin waren 0,0360 gr Si (Da = 26,55 ",u Trockensubstanz oder 66,66 " ^ der Asche. Dieselbe Menge von Asche lieferte ferner 0,0095 gr Ag CI bezw. 0,0023 gr CI = 1,69 "/„ der Trockensubstanz. IX. Planktonfänge vom 28. Aujgust 1893. a. 15,5 ccm 0,3840 gr Trockensubstanz b. 1 C5 « 0,30/0 „ „ c. 12 „ 0,2590 „ Mittel des Trockengewichtes 0,3166 gr. Die Trockensubstanz der Fänge a — c wurde zusammengethan und in einzelnen Portionen analysirt. .A 1 koho 1 extrakt. \"on Fang a wurde der klare Alkohol abgegossen und für sich eingedampft und weiter getrocknet. Die dabei zurückbleibende Trockensubstanz betrug 0,0942 gr = 24,53"/,, (»esammt- trockensul)Stanz. El ein en t ar an al y se. 0,1690 gr gaben 0,2300 gr CO2 und 0,0915 gr H2O. Die Trockensubstanz enthielt demnach 37,io",o C. und 6,03";,, 11. (31 !!• K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. Stickstoff. 0,2195 gr lieferten 9,8 ccm N (B = 782, t^ai“) == 0,0115 gr N oder 5,24"/,, der Trockensubstanz. Der Aetherextrakt von 0,5460 enthielt 0,0476 gr Fett 8,72 7n der Trockensubstanz. Asche. 0,5460 gr hinterliessen 0,1060 gr Asche, die (nach der Färbung zu urtheilen) ziemlich reich an Eisen war, = 19,41 7o der Trockensubstanz. Die Asche enthielt 0,0598 gr Si O. — 10,95 "/o der Trockensubstanz oder 56,41 der Asche, und lieferte ausserdem 0,0173 gr Ag CI. Das entspricht einem Chlorgehalt von 0.0042 gr = o,76®;n der Trockensubstanz. X. Planktonfänge vom 28. September 1893. a. 220 ccm 0,7670 gr Trockensubstanz b. 230 „ 0,9295 „ c. 197 „ 0,8145 „ Mittel des Trockengewichtes 0,8370 gr Die Trockensubstanz der 3 ersten Fänge wurde vereinigt und dann zu den Analysen verwandt. Alkoholextrakt, ln Fang a waren 34,03 "/q der Gesammttrockensubstanz im Alkoholextrakt vorhanden. Elementaranalyse. 0,2218 gr gaben 0,2295 gr COg und 0,0830 gr O. Mithin waren in der Trockensubstanz vorhanden 28,22 "/n C und 4,16 H. Stickstoff. 0,2165 gr gaben 5,8 ccm N (B — 783, t = 18'') = 3,19 ‘’/o der Trockensubstanz. Aetherextrakt. 1,9655 gr lieferten 0,0606 gr Fett — 3,08 der Trockensubstanz. Asche. 1,9655 gr hinterliessen 0,7620 gr Asche = 38,77 "/o der Trockensubstanz. In 1,9655 gr Substanz waren 0,4980 gr Si O2 enthalten — 25,34 "/„ der Trockensubstanz oder 65,35 ”/(, der Asche. Dieselbe Menge von Substanz lieferte ferner 0,2395 gr AgCl oder 0,059 gr CI = 3,0c "/o der Trockensubstanz. XI. Planktonfänge vom 23. Februar 1894. a 1 7 ccm 0,1230 gr Trockensubstanz b. I c. 3>7 » 0,0760 „ Im Mittel beträgt das Trockengewicht 0,0663 gr- Wegen der geringen Menge der Trockensubstanz in den Fängen a — c, die zur chemischen Verarbeitung zusammengethan wurde, musste die Elementaranalyse und die Stickstoffbestimmung unterbleiben. Aetherextrakt. 0,1895 gr gaben 0,0122 gr Fett =■ 6,44 "/o der Trockensubstanz. Asche. 0,1895 gr hinterliessen 0,0468 gr Asche = 24,69 der Trockensubstanz. Diese Asche enthielt 0,0228 gr Si O2 12,03 der Trockensubstanz oder 48,72®/,, der Asche. Dieselbe Asche lieferte ferner 0,01 50 gr Ag CI resp. 0,0037 gr CI = 1,95 "/„ der Trockensubstanz. XII. Ein mit weitmaschigem, Netz gemachter Oberflächenfang, der zum allergrössten Theile aus Cope- poden bestand. 23. Februar 1894. Volumen 14,5 ccm — 0,4740 gr Trockensubstanz. Der A 1 ko h 0 1 ex t r ak t enthielt 47,55 °/,, der Gesammttrockensubstanz, denn 253,2 gr des vom Fange abgegossenen Alkohols hinterliessen 0,2264 gr Trockensubstanz. Leider reichte auch in diesem Falle die Menge der Trockensubstanz nicht aus, um auch eine Elementar- analyse auszuführen. Stickstoff. 0,1263 gr gaben 10 ccm N (B = 776,5, t=^ 20®) =o,or 16 gr oder 9,18® 0 der Trockensubstanz. Aetherextrakt 0,4390 gr lieferten 0,0325 gr Fett = 7,40°/„ der Trockensubstanz. Asche. 0,3250 gr hinterliessen 0,0355 gr Asche = 10,92 °/o der Trockensubstanz, ln dieser Asche waren 0,0075 gr Og vertreten = 2,31 gr der Trockensubstanz oder 21,12 "/o der Asche. 0,3250 gr lieferten ferner 0,0110 gr Ag CI bezw. 0,0027 gr CI = 0,83 ®/„ der Trockensubstanz. XIII. Ein Oberflächenfang von Süsswasser-Copepoden aus einem Teiche des Düsternbrooker Gehölzes bei Kiel vom 23. März. 54 ccm abgesetzte Masse — 2,2740 gr Trockensubstanz. Elementaranalyse. 0,1970 gr gaben 0,3270 gr CO2 und 0,1230 grH2 0. Die Trockensubstanz enthielt demnach 45,18 “7 C und 7,io°(o H. Stickstoff. 0,2290 gr gaben 18,5 ccm N (B = 776, t — 20°) = 9,43 der Trockensubstanz. Aetherextrakt. Aus 1,8290 gr wurden mit Aether extrahirt 0,1 lOO gr Fett = 6,oi % der Trockensubstanz. Asche. 1,8290 gr hinterliessen 0,1685 gr Asche = 9,21 “/^ der Trockensubstanz. 62 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 20 XIV. Lebende S üsswasser- Cope pode n aus einigen 'rümpeln bei Kiel durch Absieben von anderen Organismen möglichst getrennt und dann in Alkohol gebracht. April 1897. Volumen 80 ccm, Trockensubstanz 3,1470 gr. Nach dem Auslaugen mit verdünnter kalter Salzsäure, heisser Kalilauge, heissem Alkohol und heissem Aether blieben 0,1495 gr übrig. Davon sind 0,0065 g*" Asche abzuziehen. Mithin bleiben 0,1430 gr Chitin — 4,54 der Trockensubstanz. XV. Ein grösstentheils aus Gerat ien bestehender Oberflächenfang aus der Kieler Bucht vom Oktob. u. Novemb. 1 892, kräftig durchschüttelt, wurde in 2 ungleiche Theile getheilt, die im April 1 897 analysirt wurden. Portion A. Volumen 170 ccm — Trockengewicht 7,6630 gr. Der Alkoholextrakt enthielt 4,5583 gr 59,48 ‘'/o der Gesammttrockensubstanz ! Elementaranalyse. 0,1798 gr lieferten 0,2328 gr CO,, und 0,0930 gr H, O. Folglich waren in der Trockensubstanz enthalten 35,31 "/o ^ und 5,72 H. Stickstoff. 0,2838 gr gaben 6,0 ccm N (B — 768, t = 1 3 ®) — 0,007 1 gr oder 2,50®/,, der Trockensubstanz. Aetherextrakt. 3,6770 gr gaben 0,0767 gr P'ett = 2,08 der Trockensubstanz. Asche. 3,6770 gr hinterliessen 0,5890 gr Asche = 16,02 der Trockensubstanz. In 3,6770 gr waren 0,0382 gr Si O2 vorhanden = 1,04 ®/o der Trockensubstanz oder 6,48 ®/„ der Asche. Dieselbe Menge lieferte ferner 0,9110 gr Ag CI bezw. 0,225 gr CI = 6,11 “ „ der Trockensubstanz. Portion B. Volumen der abgesetzten Masse 470 ccm. Der Alkoholextrakt wurde von dem abgesetzten Material getrennt, um den ersteren auf gelöste Kohlen- hydrate, das letztere auf Cellulose zu untersuchen. a. Das ab ge setzte Material, von B. Die abgesetzte Masse gab 14,0400 gr Trockensubstanz. Davon enthielten 3,1225 gr 1,1155 gr Cellulose ~ 35>72 ®/y der Trockensubstanz. Ferner wurden 1,9625 gr der Trockensubstanz durch heisses Wasser extrahirt und das Filtrat auf 250 ccm gebracht. Davon* wurden 50 ccm eingedunstet und geglüht. Sie enthielten 0,0572 gr organische Substanz. Mit- hin waren 14.57 ®/,i in Wasser lösliche organische Substanzen in dem abgesetzten Material vorhanden. Um die Kohlenhydrate zu isoliren, wurden weitere 50 ccm mit basisch essigsaurem Blei versetzt, der dicke Niederschlag abfiltrirt und das l'iltrat polarisirt. Fs trat selbst nach der Inversion keine Drehung der Polarisationsebene ein. Daraus folgt die Abwesenheit von allen drehenden Kohlenhydraten, wie Trauben- zucker, Fruchtzucker, Rohrzucker, Milchzucker u. s. w. 20 ccm von den ursprünglichen 250 ccm wurden mit Fehling’scher Lösung gekocht. Fs wurden 0,0185 gr Cu abgeschieden. Auf 250 ccm resp. 1,9625 gr berechnet, sind das 0,2812 gr Cu. Für 1 gr Substanz also o, i438 gr Cu. Die Kupferabscheidung wird vermuthlich durch ein unbekanntes Kohlenhydrat bedingt. Da es von Interesse ist, wenigstens ungefähr die Quantität der reduzirenden Substanz kennen zu lernen, so führe ich die betr. Werthe für Traubenzucker nach einer von Soxhlet gegebenen Tabelle') an. Würde Traubenzucker vorhanden sein, so würden die 0,1438 gr Cu 0,073 gr Traubenzucker anzeigen. 20 ccm wurden endlich erst invertirt und dann mit Fehling' scher Lösung gekocht. Fs wurden 0,0259 gr Cu abgeschieden. Auf 250 ccm berechnet (1,9625 gr) = 0,3238 gr Cu. Für i gr also o, 1649 gr Cu (entsprechend 0,0843 gr Traubenzucker). fi. Der A 1 k oho 1 ex t r a k t von B. Die ausserordentlich schwertrocknende syrupartige schwarze Masse wurde nach wochenlangem Stehen im Schwefelsäure-Fxsiccator schliesslich eine lackartige harte Masse Die Gesammtmenge der Trockensubstanz belief sich auf 8,9745 gr. Diese Menge wurde in 250 ccm Wasser aufgelöst. Fs blieb nur ein geringer schlammiger Rückstand, der nur in Alkohol sich auflöste. Polarisation gab nach vorheriger l'ällung mit basisch essigsaurem Blei auch nach der Inversion kein Resultat. .Auch in diesem Falle ergab sich also das Fehlen von drehenden Kohlenhydraten. 20 ccm wurden mit Fehling'scher Lösung gekocht. Sie schieden 0.1375 gr Cu ab. .Also geben 25000111 (8,9745 gr) 1,7187 gr (Al, und i gr Substanz 0.1915 gr Cu. (Das würde z. B. 0,0981 gr Traubenzucker ent- sprechen.) Darauf wurden 25 ccm invertirt und dann mit Fehling'scher Lösung gekocht. Sie schieden 0.2480 gr Cu ab. Mithin kommen auf 250 ccm 2,4800 gr, auf 1 gr Substanz 0,2763 gr Cu Wenn es sich hier um Trauben- ’i In !•' r c sf n i u s , .Xnleitunj^ zui' quantitativen .Analyse, 2. Hil. 1877 — 87. p. 597. 2i K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 63 Zucker handeln könnte, so würde die Menge des reduzirten Kupfers auf das Vorhandensein von 0,1433 gr Traubenzucker schliessen lassen. Um Traubenzucker oder ein anderes drehendes Kohlenhydrat kann es sich hier wegen des stets negativen Resultats bei Anwendung des Polarisationsapparates nicht handeln. Wahrscheinlich liegt hier ein unbekanntes Kohlenhydrat vor, dessen Reduktionskonstante man nicht kennt. Es ist aber darauf auf- merksam zu machen, dass auch andere Substanzen als Kohlenhydrate, insbesondere solche von aldehydartiger Konstitution Fehling’sche Lösung reduziren. Es würde von Interesse sein, wenn die fragliche, den Kohlenhydraten nahestehende Substanz der Peri- dineen genauer untersucht würde. Nach den Untersuchungen des Herrn Dr. Brandes enthält der Alkohol- extrakt von Peridineen auch organische Säuren, die ein leicht lösliches Calcium-, und ein schwer lösliches Baryum- Salz geben. Eine nähere Untersuchung musste leider unterbleiben. 4. Die chemische Zusammensetzung der Fänge, a. Die analytischen Ergebnisse. Analyse D a t u m Mittleres Vo- Durch- schnittliches Trocken- gewicht gr- Ini Alkohol- extrakt C H N ■ Fett Varia Asche' Da- von Si 0, CI Ulmen ccm In Prozenten der Trockensubstanz. I 21. IX. 92 21,25 0,5847 — 42,82 6,18 — 4,71 — 8,66 — — 11 3. X. 92 334 1.1517 24,73 (fast ^4 davon organische Substanz) 40,12 6,19 3,41 2,12 — 9,94 4,95 0,77 111 13. X. 92 3B9 1,1071 — 42,33 6,34 3.16 2,26 — 8,55 4,59 1 16,2 l 0,72 IV 15. XI. 92 27,5 0,6722 22,34 39," 6,38 3,28 3,21 — 15,71 9,59 0,81 V bJD C :ct3 14- n. 93 10,8 0,2486 — 35,81 4,93 3,14 4,31 — 30,75 16,09 1,59 VI c 2 15. III, 93 1385 1,2040 — 14,81 2,88 1,80 2,21 — 65,98 40,42 8,68 Vll C 03 P.- 4- IV. 03 290 0.5730 22,92 19,35 3.57 2,43 4,24 — 61,41 51,26 0,73 Vlll 5- V. 93 8 0,1809 — 34,18 5,42 5.61 1,56 — 39.82 26,55 1,69 IX 28. VIII. 93 12,4 0,3166 37,10 6,03 5,24 8,72 — 19,41 10,95 0,76 X 28. IX. 93 223,5 0,8370 34,03 28,22 4,16 3,19 3,08 — 38,77 25,34 3.00 XI 23. II. 94 3.5 0,0663 — — — — 6,44 — 24,69 12,03 1,95 Copepoden d. Kiel. Bucht 23. II. 94 '4.5 0,4740 47,55 — — 9,18 7,40 — 10,92 2,31 0,83 Xlll [ Süsswasser- 23. III. 97 54 2,2740 — 45,18 7,10 9,43 6,01 — 9,21 — — XIV j Copepoden IV. 97 80 3,1470 — — — — — Chitin 4,54 — — - — XV Ceratien etc. d. Kiel. Bucht 1 5. XI. 92 A = 170 A=7,6630 59,48 35,31 5,72 2,50 2,08 Cellul. 35,72 16,02 1,04 6,1 1 64 K. Brandt. Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 22 b. Asche. In der vorstehenden Tabelle, welche ausser dem mittleren Volumen das durchschnittliche 'l'rockengewicht und alle durch die .Analysen erhaltenen Werthe enthält, fällt bei Betrachtung der letzten Spalte der sehr ver- schiedene Chlorgehalt auf. Diese Ungleichmässigkeit kann nur auf Zufälligkeiten beruhen und muss daher nach Möglichkeit beseitigt werden. Sie hat ihren Grund in dem ungenügenden Auswaschen der Fänge, die den Analysen V, VI, Vlll, X, XI und XV zu Grunde liegen. Seewasser enthält ausser Na CI noch andere Chloride sowie Sulfate, die bei der Berechnung so wesentlich ins Gewicht fallen, dass sie nicht ausser Acht bleiben dürfen. Im Mittel sind nach Fo r ch h amm er ‘) in looo Theilen Ozeanwasser enthalten ; ') B ogusla wski, Handbuch der Ozeanographie. .Stuttgart 1884. I. p. 129. .Aus der von Horchhammer ermittelten Zusammensetzung des Ozeanwassers lässt sich der osmotische Druck, den das Meerwasser auf die M e e r es or ganism en ausübt, berechnen. Gehört auch dieser Gegenstand nicht unmittelbar hier- her, so möchte ich doch die erste sich darbietende Gelegenheit benutzen, um die Rechnung, deren Resultat ich früher nur ohne nähere Begründung habe angeben können, auszuführen, ln meinem Referat über die Fauna der Ostsee (Verh.’ deutsch. Zool. Ges. 1897) habe ich S. 27 angegeben, dass bei Thieren, die in Ozeanwasser von 36 “/„o .Salzgehalt leben, das Protoplasma einem dauernden osmotischen Drucke von mindestens 20 .Athmosp hären angepasst ist. Dieser Werth ist auf folgende Weise berechnet worden : Im .Seewasser sind, wie Forchham mer’s Tabelle zeigt, vorzugsweise vertreten Xa CI, Mg Cl.j und Mg .SO^. f'ür jedes dieser Salze muss der osmotische Druck besonders berechnet werden, und zwar unter Berücksichtigung der Dissociation. Nach .Arrhenius (Z. physik. Chemie 2. Bd. 1888 p. 496) hat für die 3 angegebenen Salze der Dissociations-Coefficient (i) folgende Grösse ; gr XaCl in 100 ccm i. gr Mg CI., in 100 ccm i. gr Mg SO4 + 7HvO i. in 100 ccm | 0,273 1,88 0.49 2.43 1,566 >44 0,682 1,84 >,224 2.38 3,9>5 >.38 1,136 1,82 3,06 2, >9 9.787 1,28 1,893 '.79 5,10 2,09 >6,311 >.24 3.155 >.74 Das Molekulargewicht ist bei Xa CI = 58,5, bei Mg Cl.j = 95 und bei Mg .S04 -1- 7 H,. O = 246. Endlich kommt noch für die Berechnung die \A)lumencinheit in Betracht. Dieselbe beträgt nach den Gesetzen von .Avogadro, Gay Lussac und Mario tte 22,39 Cubikmeter. 1. XaCl. Wenn 58,5 gr Xa CI in 22,390 Liter (=2239000111) Wasser gelöst werden, so bedingt die Lösung bei o“ eine Atmosphäre osmotischen Druck ohne Rücksicht auf die Dissociation. L'm auf i “/o XaCl zu kommen setzen wir an 22390: 58,5 = 100 :x = 0,2613 prozentige Lösung von XaCl erzeugt eine .Atmosphäre Druck (ohne Dissociation). Mithin ist der Druck einer iprozentigen Lösung o,26i3®/o: i .Atm. = i "/o : x = 3.826 .Atmosphären. Xach .Arrhenius (s. o.) beträgt die Dissociation einer 3,155 ®,/o Lösung von XaCl in Wasser 1,74. Mit diesem Werth ist der Druck zu niultipliziren. 3,826 X >74 = 6.659 .Atmosphären Druck entsprechen einer i Xa Cl-Lösung. Xach Forchhammer enthalten 1000 Theile Ozeanwasser 26,862 XaCl, 100 .also 2,6862 ®/o- I^vr osmotische Druck des im Meerwasser enthaltenen XaCl beträgt daher 2,6862X6,659 = >7,88 .Atmosphären. 2. Mg Clj. 22390:95 = 100 : X = 0,4243 prozentige Lösung von Chlorniagnesium bedingt i .Atm. Druck (ohne Disso- ciation). Lösung. I X 2,43 .Also auf I ®/„ berechnet unter Berücksichtigung der Dissociation (2.43) = ^ = 5 727 .Atmosphären Druck für i® 0,4243 .Also für o,3239“/o (Chlorniagnesium-Gehalt des Ozeanwassers) = 1,855 .Atmosphären. 3. .Mg SO4 -I- 7 16,0. 22390 : 246 = 100 : x = 1,098 prozentige M.agnesiumsulfat-Lösung erzeugt eine .Atmosphäre Druck (ohne Dissociation). Den Dissociationscoefficienten für eine 1,098 "/o Lösung kann man aus der Tabelle von .Arrhenius durch Interpolation zu etwa 1,5 berechnen. Für eine einprozentige Lösung beträgt unter Berücksichtigung der Dissociation der osmotische Druck 1,357 .Atmosphären (1,098 : i = 1,5 : x). Der Gehalt des Meerwassers an Magnesiunisulfat beträgt aber nur 0,2196*,,- .Multiplizirt man mit dieser Zahl, so erhält man 0.3004 .Atmosphären. Der osmotische Druck von 3,43 prozentigem Ozeanwasser beträgt also mit Berücksichtigung der Dissociation 17,88 4- 1,855 +0.3004 = 20,0354 .Atmosphären. Dabei sind ausser .-\cht geblieben Calciumsulfat o,i35®/j, Chlorkaliuni 0,058®« und Carbonate 0,007®/«, die bei ihrer sehr geringen Menge kaum in Betracht kommen. Beiläufig erwähnt, würde für reine Xa CI Lösung von 3,6®,« der osmotische Druck unter Berücksichtigung der Dissociation 23,96 .Atmosphären betragen. .Alle diese Werthe sind auf o® bezogen. Soll der Druck auf eine andere Temperatur umgercchnet werden, so besteht die Proportion 273 (absolute Temperatur; 273 + t = dem osmotischen Druck : x. x ist dann der osmotische Druck für die Temperatur t. 23 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 65 Chlornatrium Theile 26,862 Prozent des Salzgehaltes 78,32 Chlormagnesium 3,239 9,44 Magnesiumsulfat 2,196 6,40 Calciumsulfat ',350 3,94 Chlorkalium 0,582 1,69 Verschiedenes (Carbonate etc.) 0,071 0,21 34,300 1 00,00 Von diesen Salzmengen betragen in l’rozenten ; Chloride 89,45, Sulfate 10,34, Carbonate etc. 0,21. Da durch die Analyse der Chlorgehalt der Trockensubstanz festgestellt ist, so muss man, um daraus den Salzgehalt der Trockensubstanz zu berechnen, zunächst ermitteln, wie gross der Chlorgehalt des Seesalzes ist. 58.5 Theile Na CI enthalten 35,5 CI 95 » Mg CI, „ 7t « 74.6 „ KCl „ 35,5 „ Also sind im Na CI des Seewassers im Mg CI, „ „ im K CI „ 78,32 X 35,5 Q 58,5 enthalten = 47,52 9,44 X 71 95 1,69 X 35,5 74,6 CI CI 7,05 = 0,80 zusammen 55,37 Theile CI O 7 7 X 1 00 sind in 100 Theilen Seesalz enthalten. Folglich entsprechen in der Analyse II o,77®/o CI =i,28“/oSeesalz. 5 5,37 In derselben Weise ist in der nachstehenden Uebersicht zunächst der Gehalt der Trockensubstanz an Seesalz berechnet, und dann der Gehalt an verschiedenen Salzen (Ca, Fe etc.) dadurch ermittelt, dass der Gehalt an Si O, und an Seesalz addirt und diese Summe von der Asche abgezogen ist. davon Asche Si O2 Seesalz Andere anorgan. Substanzen 1. 8,66 } ? 11. 9,94 4,95 1,39 3,60 III. 8,55 4,59 1 129-25] 1 1,‘^8 2,68 IV. 15,71 9,59 1,46 4,56 V. 30,75 16,09 2,87 ' C79 VI. 65,98 •40,42 15,67 9,89 VII. 61,41 51,26 1,31 8,84 vill. 39,82 26,55 3,05 10,22 IX. 19,41 10,95 1,37 7,09 X. 38,77 25,34 5,41 8,02 XI. 24,69 12,03 3,52 9, '4 Xll. 10,92 2,31 1,49 7,12 XV. 16,02 1,04 1 1,03 3,95 Noch in einer anderen Arbeit habe ich auf Ko r c hha m m e r’s Angaben über die Zusammensetzung des Meervvassers Bezug genommen, nämlich bei meinen Untersuchungen ülrer den hydrostatischen Apparat von Radiolarien (Zoolog. Jahrb. Abtheil, für Systematik u. s. vv. 9. Bd. 1895 und Biol. Centralbl. Bd. XV 1895). Ich hatte damals das Molekularverhältniss der gelösten Substanzen auf beiden .Seiten der Vacuolenwand, also einerseits der .Seesalze im Meerwasser und andererseits der in der Vacuolen- flüssigkeit gelösten .Substanzen berechnet. Dabei hatte ich die Dissociation leider ausser Acht gelassen. Die absoluten Werthe werden unter Berücksichtigung der Dissociation allerdings anders; die relativen Werthe jedoch, auf die es in diesem Falle wesent- lich ankommt, erfahren dadurch keine erhebliche Verschiebung. Das Resultat bleibt dasselbe. 9 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 24 6G ln 6 Analysen ist ein sehr ähnlicher geringer Salzgehalt von 1,28 — 1,49 (im arithmetischen Mittel 1,38 ‘*/„) angetroffen worden. Diese l'älle sind in der vorstehenden Uehersicht durch fetten Druck hervorgehoben. In den 7 anderen untersuchten Bällen ist ein höherer und zugleich ein recht verschieden hoher Salzgehalt konstatirt worden. Diese Verschiedenheit wird, wie sich leicht zeigen lässt, nicht etwa dadurch hervorgerufen, dass manche Planktonorganismen selbst sehr viel Seesalz enthalten, während andere nur wenig besitzen, sondern sie hat mit der Zusammensetzung nach Organismen überhaupt nichts zu thun. ln den Analysen 11 — IV und XV prävaliren stets die Peridineen, und doch kommen neben 3 Bällen von niedrigem Salzgehalt hier 2 vor von recht hohem Gehalt an Seesalz. Berner betreffen die Analysen VI und VII vorzugsweise Diatomeen. Auch von diesen 2 Bängen besitzt der eine einen sehr hohen, der andere den niedrigen Salzgehalt. Aehnlich ist es auch bei den an Thieren reichen Analysen VIII, IX und XII. Ich weiss die beträchtlichen Unterschiede im Salzgehalt nur dadurch zu erklären, dass das Auswaschen mit destillirtem Wasser nur in etwa der Hälfte der untersuchten l'älle gelungen ist, während in den übrigen noch Seewasser, das sich zwischen den Organismen befunden hatte, in die Konservirungsflüssigkeit gelangt ist. Der gefundene Salzgehalt von 1,38 im Mittel ist allerdings ein auffallend geringer; er ist so gering, dass man daran denken könnte, dass ein zu starkes Auswaschen stattgefunden habe. Gegen eine solche Annahme spricht aber die grosse Aehnlichkeit der in der Tabelle durch besonderen Druck hervorgehobenen 6 Werthe. Die kleinen Planktonorganismen der Kieler Bucht mögen im Durchschnitt mindestens etwa 80 — 90 Wasser enthalten. (Untersuchungen darüber liegen meines Wissens nicht vor.) Die nächstliegende Annahme ^Uire dann wohl die, dass diese 80 — 90 ® „ Wasser ungefähr denselben oder nur wenig niedrigeren Salzgehalt besitzen wie das Seewasser der Kieler Bucht (i,8‘'i„)‘). Wenn das der Ball wäre, so würden die beim Eindampfen übrigbleibenden 20 resp. 10% Trockensubstanz 4 resp. 9X 1,8 Seesalz enthalten müssen, also 7,2 — 16,2 "/o Salz in der Trockensubstanz. Pffn dementsprechender hoher Salzgehalt ist aber nur in denjenigen 2 p'ängen konstatirt worden, die sich wegen ihres enormen Volumens schlecht auswaschen Hessen (VI und XV). Ich muss daher vorläufig, bis besondere Untersuchungen über den normalen Salzgehalt der Planktonorganismen aus der Kieler Bucht ausgeführt sind, annehmen, dass der Salzgehalt der in Betracht kommenden Organismen im Mittel 1,38 beträgt. Ich werde unten die Bänge, die einen weit höheren Salzgehalt aufweisen, auf diesen niedrigeren Werth umrechnen. Eine Reduktion auf ungefähr gleichen Salzgehalt oder auch auf seesalzfreie Substanz ist deswegen geboten, weil der Salzgehalt von allen Werthen am gleichartigsten ausfallen müsste, während er in Böige der besonderen hier vorliegenden Schwierigkeiten stärkere Schwankungen als z. B. der Bettgehalt oder der unten zu berechnende Gehalt an Eiweiss und an Kohlenhydraten zeigt. Die Umrechnung muss sich auch auf die Trockengewichte der Analysen V, VI, Vlll, X, XI und XV erstrecken, ln der Analyse V z. B. enthalten 100 Gewichtstheile der Trockensubstanz 2,87 — 1,38— i,49Theile Seesalz als zufällige Beimengung. Zieht man diese Gewichtsprozente von dem gefundenen Trockengewicht ab, so bleiben 0,2486— 0,0149 = 0.2337 gr übrig, ln entsprechender Weise erhält man auch für die anderen Analysen die nachstehend angegebenen Werthe. Analyse Mittleres Trockengewicht gefunden Zufällig bei- gemengtes und daher abzuziehen- des .Seesalz Trockengewicht entsprechend umgerechnet .-Vnalyse Mittleres T rockengewicht gefunden Zufällig bei- gemengtes und daher abzuziehen- des .Seesalz Trockengewicht entsprechend umgerechnet 1. 0,5847 gr — — Vlll. 0,1 809 gr 1 ,67 "/n 0,1642 gr 11. U'5I7 „ — — IX. 0,3166 ,. — — III. 1,1071 „ — — X. 0,8370 „ 4,03 „ 0.7967 IV. 0,6722 „ — — XI. 0,0663 „ 2,14 „ 0,0449 V. 0,2486 „ 1 ,49 7., 0,2337 gr XII. 0,4740 ., — VI. 1,2040 „ 14,29 „ 1,0611 ., XV. 7,6630 ,. 9,65 „ 7,5665 VII. 0,5730 „ — — ') N’5)71 103,42. V. 14. Februar 1893. Den gefundenen 3,14 “/o N entsprechen 20,11 Eiweiss. Der Fettgehalt beträgt 4,31, der Aschengehalt 30,75 Nach Abzug des zu Eiweiss und Fett gehörigen C und H bleibt für Kohlen- hydrate übrig von C 35,81 — 14,07 = 21,74, von H 4,93 — 1,94 = 2,99 “/o. Die Reste stehen in dem Verhältniss 1 : 7,27 ; es ist also die Formel Cg Hk, O5 (1:7,2) zu verwenden. Nach dem C-Rest berechnet sich die Menge 2 1 7zi der Kohlenhydrate zu — ^ = 48,89 44,46 Die Trockensubstanz dieser Planktonfänge setzt sich mithin folgendermassen zusammen : Eiweiss 20,11 Fett 4,31 Kohlenhydrate (C^jHkiOj) . 48,89 Asche 30,75 1 04,06. VI. 15. März 1893. 1,80 “/f, N entsprechen ii,53 7n Eiweiss. Von Fett sind 2,21, von Asche 65,9870 gefunden worden. Wenn man den zum Eiweiss und zum Fett gehörigen C und H von der überhaupt gefundenen Menge abzieht, so bleibt für Kohlenhydrate übrig von C 14,81 — 7,86 = 6,95, von H 2,88—1,08 = 1,80 °/(,. Das Verhältniss des Restes von H und C beträgt dann auffallender Weise 1 ; 3,86 ; es ist also für die mittlere Zu- sammensetzung der Kohlenhydrate zu wenig C vorhanden. Nach dem C-Gehalt berechnet sich die Menge der Kohlenhydrate nach der Formel C(;HK;Oe zu 17,36^/0. Nachdem H -Rest würden nach derselben Formel 26,98"/,, Kohlenhydrate erhalten werden. 70 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 28 Die Zusammensetzung der Märzfänge ist mithin folgende ; Eivveiss >IÖ3 Fett 2,21 Kohlenhydrate (CßHjsjOg) . 17,36 Asche 65,98 97,08. VII. 4 April 1893. Aus dem N-Gehalt von 2,43 “/o berechnet sich der Eiweissgehalt nach Playfair’s Formel zu 15,56 Der Fettgehalt ist gefunden zu 4.2470, der Aschengehalt zu 61,41 Zieht man die dem Eivveiss und dem Fett zugehörigen 8,329 -|- 3,252 “/o C imd 1,098 -f- O,5'3“,o H von der überhaupt gefundenen Menge C und H ab, so bleiben von C 19,35 — = 7,77 7o) von H 3,57 — 1,61 = 1,96 “/o übrig. Aehnlich wie in der Analyse VI ist auch hier ein abnormes Verhältniss von H zu C vorhanden = i ; 3,96. Aus dem C-Rest berechnet sich nach der Formel C,;Hj2 0ß die Menge der Kohlenhydrate zu 19,40®/,,. Die Zusammensetzung ist demnach so : Eivveiss 15.56 Fett 4,24 Kohlenhydrate (C6H12O6) 19,40 Asche 61,41 1 00,6 1 . VIII. Wie die Zählungen ergeben und auch aus dem hohen N-Gehalt hervorgeht, sind die Fänge vom 5. Mai 1893 sehr reich an Thieren gewesen. Ausser Eiweisssubstanzen muss auch eine gewisse Menge von Chitin wegen der relativ zahlreichen Copepoden erwartet werden. Da aber in diesem l'alle keine Chitin-Be- stimmungen ausgeführt sind, so muss ich die ganze N-Menge in Playfair’s Eiweissformel einsetzen. 3,61 N ent- sprechen alsdann 35,93 ®/,, Eivveiss. Der l'ettgehalt beträgt 1,56 ®/g, die Menge der Asche 39,82®/,,. Von dem durch Elementaranalyse ermittelten Gehalt an C und H kommt der grössere Theil auf Eivveiss und Fett. Für Berechnung der Kohlenhydrate bleiben übrig von C 34,18 — 20,42 = 13,76“, 01 von H 5,42 — 2,71 =- 2,71 " g. Das Verhältniss beträgt also i : 5,07. Aus dem C-Rest wird nach der Formel C,;Hi2 0u der Gehalt an Kohlenhydraten berechnet zu 34,38 “/ß. Die Zusammensetzung ist dann folgende : Eivveiss 35,93 Fett 1,56 Kohlenhydrat (Cg H,2 Og) . 34,38 Asche • 39.82 1 1 1 ,69. Von allen Analysen stimmt diese am schlechtesten. Ein Rechenfehler liegt nicht vor. Es könnte sich höchstens um ein Versehen bei den Wägungen handeln. Bei der .Sorgfalt, mit der alle Wägungen ausgeführt sind, ist das jedoch sehr unwahrscheinlich. Wenn auch ein Theil des N in Chitin vorhanden gewesen ist, und wenn man von diesem 2 — 3 “/„ annimmt, so wird das Gesammtresultat doch nur wenig verbessert. Man erhält dann eine etwas geringere Menge von Kohlenhydraten und von Eivveiss. Ich kann leider nicht angeben, wodurch die Summe so viel über 100 beträgt, vermuthe jedoch, dass es sich um besondere Kohlenhydrate handelt. IX. Die P'änge vom 28. August 1893 verhalten sich in mehrfacher Hinsicht ähnlich wie die vom Mai. Dem hohen N-Gehalt von 5,24 " „ entsprechen 33,56 Eivveiss. Fett ist zu 8,72 “/q gefunden worden. Der für Berechnung der Kohlenhydrate verfügbare Rest beträgt von C 37,10 — 24,65 = 12,45, von H 6,03—3,42 = 2,61. Das Verhältniss beträgt demnach i ; 4,77. Aus dem C-Rest berechnet sich nach der Formel CßHi^Oßdie Menge der Kohlenhydrate zu 3i,io",ß. Folglich ist die Zusammensetzung des Fanges: Eivveiss . 33,56 Fett . ... 8,72 Kohlenhydrat (Cg Hi^Og) . 3‘,'0 .^sche . 19,41 92,79. X. 28. September 1893. 3.i9“/nN entsprechen 20,43 “ „ Eivveiss. Der Fettgehalt beträgt 3,08“ ... \'on C und H bleiben übrig 28,22 — 13,29 = 14,93 resp. 4,16 — 1,81 = 2,35. Das Verhältniss ist also wieder ein 29 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 71 mehr normales, i : 6,3. Nach der Formel CyHiaOg berechnet sich aus dem C-Rest der Gehalt an Kohlenhydraten zu 37,30 Die Zusammensetzung gestaltet sich demnach folgendermassen ; Eivveiss 20,43 Fett 3,08 Kohlenhydrate (CßHjaOu) 37,30 Asche 38,77 99,58. XI. Da nur Fett und Asche bestimmt werden konnten, so lässt sich der Gehalt an Eiweiss und Kohlen- hydraten nicht berechnen. XII. Der Copepodenfang vom 23. Februar 1894 enthielt 9,18 N, mithin 58,80 Eivveisssubstanzen. Der P'ettgehalt betrug 7,40, der Aschengehalt 10,92. C und H sind nicht bestimmt worden, so dass die Menge der Kohlenhydrate nicht berechnet, sondern nur geschätzt werden kann. Eiweiss 58,80 Fett 7,40 Asche 10,92 77,12. Mithin bleiben noch 22,88 “/q für Kohlenhydrate. XIII. und XIV. Nach der Analyse XIV enthält ein nicht ganz reiner Fang von Süsswassercopepoden 4,54 Chitin in der Trockensubstanz, ln ganz reinem Copepodenmaterial wird wahrscheinlich der Chitingehalt etwas höher sein. Es muss zunächst nach den Resultaten der Analyse XI 11 berechnet werden, wieviel von dem N, C und H in der gefundenen Menge von Chitin enthalten sind. Die prozentische Zusammensetzung des Chitins ist oben (S. 67) angegeben worden. 100 Theile Chitin enthalten danach 6,01 N, 4,54 also x. x — 0,272 "/o N. P'erner enthalten 100 Chitin 46,35 4,54 also X — 2,104 Ci, Endlich sind in 100 Chitin 6,44 H, in 4,54 also x = 0,292 H. Von den ge- fundenen 9,43 'Vo N gehen also 0,27"/,, für Chitin ab. Es bleiben also für Berechnung des Eiweisses 9, iö^/q N. Danach beträgt der Eiweissgehalt 58,68 %. Um den für Kohlenhydrate verfügbaren Rest von C und H zu ermitteln, wird der C- und H- Gehalt wie für Chitin auch für Eiweiss und Fett berechnet. 2,104 0,292 31,411 4,142 4,609 0,727 45,18 — 38,124=7,060/0 C 7,10—5,161 = 1,94 7o H. Das Verhältnis des Restes von H;C beträgt mithin 1 13,6. ‘Nach dem C-Rest berechnet sich die Menge der Kohlenhydrate zu 17,64. Folglich sind die Süsswassercopepoden folgendermassen zusammengesetzt: Eiweiss 58,68 Chitin 4,54 Fett 6,01 Kohlenhydrate (Cg O«) .... 17,64 Asche 9,21 96,08. XV. Zum allergrössten Theil aus Peridineen (Ceratiiim) bestehende Oberflächenfänge vom Oktober und November 1892. 2,507o N entsprechen 16,01 7o Eiweiss. Der Fettgehalt beträgt 2,08“/,,. Von dem gefundenen C und H bleiben nach Abzug der in Püweiss und Fett vertretenen C und H übrig von C 25,15^0, von H 4,34 Das Verhältniss beträgt also i ; 5,8. Die Menge der Kohlenhydrate aus C nach der Formel Cg Og berechnet, würde alsdann 62,84 "/g betragen. Da aber in der Portion B (s. oben) 35,72"/,, Cellulose nachgewiesen sind und Cellulose nach der P'ormel CgHigOg zusammengesetzt ist (Verhältniss von H:C wie i '.7,2), so muss zunächst festgestellt werden, wieviel C und H in dieser Menge von Cellulose enthalten sind. 100 Cellulose enthalten 44,46 C 35,72 ,, ,, x=i5,88C 100 „ ,, 6,175 H 35,72 „ „ X=2,20 H. K. Brandt, Beiträj^e zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons 30 Folglich bleiben für lösliche Kohlenhydrate übrig von C 25,15 und von H 4,34 — 15,88 — 2,20 9,27 2,14. Das Verhältniss von H:C in diesen Kohlenhydraten ist 1:4,3 (s. u ). Wendet man zur Berechnung der Menge dieser Kohlenhydrate die l'ormel Cg Og an (in der allerdings das Verhältniss von H : C — 1 ; 6 isti, so erhält man 23,16 "/o lösliche Kohlenhydrate. Mithin ist die Zusammensetzung dieses Materials folgende; Eiweiss 16,01 Fett 2,08 Cellulose (CgHioOs) (Rohfaser) . • 3572 lösliche Kohlenhydrate . \ . 23,16 Asche 1 6,02 92,99 Die Menge der löslichen Kohlenhydrate, deren l'ormel nicht bekannt ist, muss grösser sein. Die Resultate der Berechnungen fasse ich zu den nachstehenden 4 Tabellen (A — D) zusammen. Die Tabelle A giebt alle gefundenen oder nach Mittelformeln berechneten Werthe ohne irgend welche Korrektion an. Die Ergebnisse der im Vorstehenden ausführlich mitgetheilten Berechnungen sind hier übersichtlich zusammengestellt. Tabelle A. Organische Substanzen Anorganische Substanzen \Tr X-haltig X-frei Or- .■\sche \'er- schic- Zu haltniss des Ei- . . Rest von C be- ' ganische See- Fett .Substanz über- si 0., salz samnien Restes Chitm weiss Kohlenhydrate über- haupt dcne von H nach der Formel : haupt .Salze und C I. 21. IX. 92 ? — 4.71 ? 88.47 8,66 — — — 97.13 p II. 3. X. 92 21,84 — 2, 1 2 66,99 90,95 9,94 4,95 1.39 3,60 1 00,89 1 6,09 III. 13- X. 92 20,24 — 2,26 Cg H|._, Og 66,95 89,45 8,55 4.59 I .28 2,68 98,00 1 : 6,40 IV. 15. XI. 92 3 N 21,01 — 3,21 Cg H,2 Og 63.49 87,71 15.71 9.59 1.46 4.56 103,42 1 : 5.62 V. 14. II. 93 c 20,1 1 — 4,3' Cg H,q Og 48,89 73,3' 30,75 16.09 2,87 1 1.79 104.06 1 7,27 VI. -5. HI. 93 H-53 1 - 2.2 1 Cg 11 |.2 Og 17,36 31.10 65,98 40,42 15.67 9.89 97.0S ' : 3.8ü VII. 4. IV. 93 3 ‘5.56 — 4,24 CgiipAV 19,40 39,20 61.41 51,26 1.3' 8,84 100,61 1 : 3.90 VIII. 5- V. 93 QTC. C 35.93 — ',56 Cg 1 1 12 Og 34,38 71,87 39.S2 26,55 3.05 10,22 1 1 1 .69 I 5.07 I.\. 28. VIII. 93 33.56: — 8,72 ^6 12 3', 10 7.4.38 19.41 10,95 1.37 7.09 92.79 1 4,77 X. 28. IX. 93 20.43 — 3,f’8 Cg 11,2 Cg 37.30 60,8 1 38,77 25.34 5.41 8.02 99.58 1 6,3 XI. 23- 11 94 P 6,44 75.31 24.69 12.03 3.52 9.'4 100 > XII. 23. II. 94. Copepodcn 58,80 ; - 7.40 etwa 22,88 89,08 10.92 2.3' 1 49 7.12 100 XIII u. III. u. I\ . 97 •Süssw. -Copepodcn 58,68 4,54 6,01 Cg 11,2 0,, 17.64 80,87 0,2 1 — — — 96,08 I 3.0 Ccratien etc. 16,01 2.0S C„I1,„(C 35.72 76,07 I('.02 I .04 1 1.03 3.95 »2,99 1 5.8 XV. XI. Q2 der lösliche 23.10 Kieler bucht 58.SS 31 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 73 Die Tabelle B unterscheidet sich von A nur dadurch, dass die Gesammtsumme durch entsprechende Aenderung der Menge der Kohlenhydrate auf loo abgerundet ist. Die Rubriken Eiweiss, Chitin, Fett und an- organische Substanz werden dadurch gar nicht verändert, sondern nur die 2 Spalten Kohlenhydrate und organische Substanz überhaupt. Aehnlich wird ja auch bei den Futteranalysen mit den stickstofffreien Extraktstoffen verfahren. In dem einen Falle (XV), wo die Rohfaser direkt bestimmt worden ist, konnte dementsprechend die Aenderung auch nur an den stickstofffreien Fxtraktstoffen vorgenommen werden. In den allermeisten Fällen ist die Korrektion nur unbedeutend; erheblicher ist sie nur bei IX, XV und ganz besonders bei VIII. In der Tabelle C sind die auf die organische Substanz bezüglichen Werthe, die in der Tabelle B auf 100 Theile Gesammttrockensubstanz bezogen sind, auf lOO Theile organische Substanz umgerechnet. Tabelle B. Tabelle C. Organische Substanz Anorganische Substanz In 100 Theilen organischer Substanz Ei- weiss Chitin Fett Kohlenhydrate etc. Or- ganische Substanz über- haupt Asche über- haupt See- salz Ei- weiss Chitin Fett Kohlenhydrate etc. I ? 4,71 ? 9', 34 8,66 1 ? I ? 5, '5 ? • 11 21,84 — 2,12 66,10 90,06 9,94 '.39 II 24,25 - 2,35 73,39 III IV 20,24 2 1,01 2,26 68,95 9', 45 8,55 1,28 1,46 III 22,13 — 2,47 75,39 — 3,2' 60,07 84,29 '5,7' IV 24,92 29,04 ; 3.80 7', 27 V VI 20, 1 1 — 4,3' 44,83 69,25 30,75 2,87 V 6,22 64,73 i',53 — 2,21 20,28 34,02 65,98 '5,67 VI 33,89 — 6,49 59,61 VII 15,56 — 4,24 '8,79 38,59 61,41 1,3' VII 40,32 — 10,98 48,69 VIII 35-93 — 1,56 • 22,69 60, 18 39,82 3,05 VIII 59,70 — 2,59 37,70 IX 33,56 — 8,72 38,3' 80,59 '9,4' ',37 IX 41,64 - 10,82 47,53 X 20,43 — 3,08 37.72 6t, 23 38,77 5,4' X 33,36 - 5,03 61,60 XI ? — 6,44 ? 75,3' 24,69 3,52 XI ? — 8,55 ? XII 58,80 — 7,40 22,88 89,08 10,92 1,49 XII 66,01 — 8,30 25,68 XIII u. XIV 5,8,68 4,54 6.01 21,56 90,79 9,21 — XIII u. XIV 64,63 5,00 6,62 23.74 XV 1 16,01 i • — Cellulose 35,72 löslich 30,17 83,98 16,02 ",03 XV '9,06 — 2,48 42,53 Cellulose 35,92 löslich i 65,89 78,45 Die Tabelle D endlich schliesst sich gleichfalls B an. Geändert sind überhaupt nur diejenigen 6 Analysen, die einen zu hohen Salzgehalt aufweisen. Bei diesen ist, entsprechend den näheren Ausführungen auf S. 66, der Salzgehalt auf 1,38" ,, der Trockensubstanz reduzirt worden. Dadurch werden natürlich auch alle anderen Werthe 10 74 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons, 32 der betreffenden Fänge entsprechend verändert. Grösser sind diese Aenderungen aber auch nur in 2 Fällen, bei den Analysen VI und XV, wie ein V'^ergleich der Tabellen B und D ergiebt. Tabelle D. Eiweiss Chitin Fett Kohlenhydrate etc. Organische Substanz überhaupt Asche überhaupt Si ( )., Seesalz Andere .Salze I ? — 4,71 ? 9', 34 8,66 — — - 11 21,84 — 2,12 66, 10 90,06 9,94 4,95 ',39 3,60 III 20,24 — 2,26 68,95 9'. 45 8.55 4,59 ',2g 2,68 IV 21,01 - 3,2' 60,07 84,29 '5.7' 9,59 ',46 4,56 V 20,41 — 4,35 45,50 71,17 29,68 '6,33 1,38 ",97 VI 13,45 - 2,58 23,66 39,69 60,08 47, '6 1,38 ' 1,54 VII 15,56 - 4,24 '8,79 38,59 61,41 5', 26 ',3' 8,84 VIII 36,54 — ',5« 23,07 01,19 38,77 27,00 1.38 '0,39 IX 33,56 - 8,72 38,3' 80,59 '9,4' '0,95 ',37 7,09 X 2 1,29 — 3,20 39,30 63,79 36, '4 26,40 1,38 8,36 XI ? — 6,58 P 77,00 23,00 I 2,29 1,38 9,33 XII 58,80 — 7,40 22,88 89,08 10,92 2,3' ',49 7. '2 XI 11 u.XIV 58,68 4,54 6,01 21,56 90,79 9,21 — — — XV 17,70 — 2,29 39,49 Cellulose 33,36 löslich 72,85 92,84 6,89 ','5 1,38 4,36 Die beiden Umrechnungen, die ich in B und D ausgeführt habe, scheinen mir nicht allein gerechtfertigt, sondern sogar nothwendig. Wer aber nur die direkt gefundenen oder unmittelbar nach denselben Mittelformeln berechneten Werthe berücksichtigen will, findet dieselben in A vollständig zusammengestellt. Ich werde mich im Nachstehenden an die in der Tabelle D mitgetheilten Werthe halten. 5. Weitere Verwerthimg der Ergebnisse, a. Verhältniss von Volumen und Trockengewicht. Um festzustellen, ob das durch 24 ständiges Absetzen in einem Messzylinder ermittelte \'olumen einen Schluss auf die wirklich vorhandene Masse der Substanz gestattet, habe ich in der nachstehenden Uebersicht die in Betracht kommenden Werthe in der Weise in Verhältniss gesetzt, dass ich berechnet habe, wie gross in den einzelnen Fällen das Trockengewicht (nach eventuellem Abzug des nur zufällig beigemengten Seesalzes) für 50 ccm abgesetzte Masse ist. Die eingeklamnierten Zahlen geben in denjenigen Fällen, in denen das rrockengewicht auf normalen Salzgehalt umgerechnet ist, das ursprünglich gefundene Durchschnittsgewicht und dessen \'erhältniss zum Volumen an 33 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 75 Analyse Mittleres Volumen Mittleres Trockengewicht s. Tab. S. 66 Verhältniss auf 50 ccm ccm gr Volumen berechnet I. 21,25 0,5847 1,3757 11. 33H I.1517 1,7397 III. 3B9 1,1071 1,7352 IV. 27,5 0,6722 1,2221 V. 10,8 (0,2486) 0,2337 (1,1509) 1,0818 VI. '385 (1,2040) 1,0611 (0,0434) 0,0383 (X 35 I 34) VII. 290 0,5730 0,0988 (x 1 3,6 — B34) Vlll. 8 (0,1809) 0,1642 (1,1306) 1,0262 IX. 12,4 0,3166 1,2737 X. 223,5 (0,8370) 0,7967 (0,1876) 0,1778 (X 7,6== I ,35) XI. 3,5 (0,0663) 0,0449 (0,9471) 0,6271 (X 2,15 1,34) ( XII. 14,5 0,4740 1,6344 1 XIII. 54 2,2740 2,'055 1 XIV. 80 3,1470 1 ,9668 XV. 695 {7,6630) 7,5665 (0,55 '3) 0,5443 (X 2,48 = 1,35)- In der Tabelle sind zunächst die durch besonderen Druck hervorgehobenen Verhältnisszahlen von Interesse. Die Analysen 1 — XI betreffen ganze Planktonfänge. 7 derselben lassen ein recht ähnliches Verhältniss zwischen Volumen und Trockensubstanz erkennen, derart dass 50 ccm 1,02 — 1,74 gr wiegen, im arithmetischen Mittel 1,35 gr. Die an Diatomeen sehr reichen Fänge VI, VH und X dagegen zeigen ein erheblich anderes Verhältniss zwischen Volumen und Trockensubstanz. Dieses Verhältniss ist wegen des durch grosse Sperrigkeit der Diatomeen bedingten enormen Volumens 7,6 — 35 mal so gering wie das durchschnittliche Verhältniss der beiden Werthe. Bei sehr reichlichem Vorhandensein der Diatomeen entspricht also ein Trockengewicht von etwa 1,35 gr einem Volum nicht wie sonst von 50, sondern von 680 — 1750 ccm. Wenn man von diesen leicht zu übersehenden Ausnahme- fällen absieht, gestattet die Volumbestimmung von Ostseeplankton einen zuverlässigeren Schluss auf das Trocken- gewicht und damit auf die Menge der wirklich vorhandenen Substanz, als man bisher bei der grossen Verschiedenheit der Planktonorganismen in Bezug auf die Körpergestaltung und bei der Mannigfaltigkeit der Zusammensetzung verschiedener F'änge hatte erwarten dürfen. In dem überhaupt ausserordentlich kleinen Fange X! und bei dem Peridineenmaterial der Analyse XV lässt das relativ geringe Trockengewicht (das 2,15 — 2,48 mal kleiner ist als bei normaler Zusammensetzung) auf das Vorhandensein einer gewissen Menge von Diatomeen schliessen. Endlich weist das Copepodenmaterial (XII — XIV) ein relativ hohes Trockengewicht auf, und zwar ein um so höheres je reiner das Material ist (XIII). Deutlicher als aus den Zahlen geht das Verhältniss aus der graphischen Darstellung hervor, die ich früher schon in den Verhandlungen der deutschen zoologischen Gesellschaft 1897 gegeben habe. In jener Uebersicht sind die Analysen XII — XV fortgelassen und die Umrechnungnn des Trockengewichtes auf normalen Salzgehalt nur in der Analyse VI ausgeführt worden. Die Aenderungen in den übrigen Fällen (VHII, X und XI) sind so gering- fügig, dass sie bei dem angewandten kleinen Massstabe kaum zum Ausdruck kommen würden. Apstein giebt in seinem Werke über das Süsswasserplankton (p. 98) eine Tabelle, in der 31 Volumina und Trockengewichte bei 100" (auf i qm Oberfläche berechnet) mitgetheilt werden. Ich musste erwarten, dass sich auch in diesen Fällen ein ganz ähnliches Verhältniss zwischen Volumen und Trockengewicht berechnen lassen würde. Wie die letzte Spalte der nachstehenden Tabelle zeigt, war das nicht der Fall. Datum Volumen T rockengewicht Verhältniss beider auf 50 ccm Volumen berechnet 26. IV. 1891 530 4,864 0,45 3- V. 5) 727 6,840 0,47 5- VH. 5? 909 6,232 0,34 19. VH. 644 6,840 0,53 2. VIII. 606 9,120 0,75 30. VIH. 1515 9,880 0,32 20. IX. u. s. w. 3) 1970 14,592 0,37 lü* 76 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 34 Datum \’ohimcn Trockengewicht \TrhäItniss beider auf 50 ccm X’olumen berechnet 4. V. 1890 (namentlich Cyclops) 3. 0,036 0,6 6. VI. 1893 (Diaptomus). 3,5 0,049 0,7 Die Verhältnisszahl ist ungefähr dreimal so klein, wie ich sie oben mitgetheilt habe, auch in den Fällen, in denen (wie in meinen Analysen Xlll und XIV) Süsswassercopepoden Vorlagen. Wie Ap stein p. 98 angieht, hat er fast ausschliesslich konservirtes Material zu seinen Trockengewichts- bestimmungen benutzt. Die Konservirung ist in den oben angegebenen Fällen nach mündlichen Angaben in folgender Weise ausgeführt worden. Die Fänge wurden in Pikrinschwefelsäure abgetödtet. Dann wurde die Konservirungsflüssigkeit (mit den darin gelösten Substanzen) fortgegossen und durch Alkohol ersetzt, der mindestens einmal gewechselt worden ist. Darauf standen die Fänge jahrelang in Alkohol. Schliesslich wurde der Alkohol abgegossen (mit Allem, was darin gelöst war) und nur die feste Masse zum Zwecke der Trockensubstanz- bestimmung eingedampft. Also Alles, was in Pikrinschwefelsäure, in Wasser und in Alkohol löslich ist, ist bei diesem Verfahren entfernt worden, d. h. in vielen Fällen mindestens ein Drittel bis die Hälfte des Ganzen. Wie gross die Menge der in wässrigem Alkohol löslichen Substanzen ist habe ich zwar oben schon p. — wiederhole ich hier die in Betracht kommenden Zahlen. zusammengestellt. Des besseren Vergleiches wegen Der Alkoholextrakt enthielt in Analyse; II. 24,73 “/n Trockensubstanz IV. 22,34 „ Vll. 22,92 „ >> X. 34,03 „ >> XI 1. (Gopepoden) 47,55 „ • n XV. (Ceratien u. s. w.) 1 59,48 „ auf die Gesarnmt- trocken- substanz bezogen. Die in den Planktonoryanismen enthaltenen Substanzen yehen also zu ‘U Ijis I!, IV, VII und XII ergaben einen normalen Seesalzgehalt des Fanges, während in Lösung. Die Analysen Analyse XV viel zufällig beigemengtes Seewasser mit verarbeitet worden ist. V'^on Substanzen die in wässrigem Alkohol löslich sind, kommen hier ausser Seesalz und anderen anorganischen \Trbindungen folgende organische Substanzen in Betracht; Glykosen (Trauben- und Fruchtzucker), ein Theil der organischen Säuren, peptonartige Stoffe, die unreinen Zersetzungsprodukte des Eiweisses und Fett. In dem einem Falle (Analyse II) hat Herr Dr. Orth das Ver- hältniss von anorganischer und organischer Substanz im Alkoholextrakt festgestellt; es betrug (bei geringem Seesalzgehalt des ganzen Fanges) ';4 ; ^'4. Ferner hat noch Hensen Angaben über \'^olumina und Trockengewichte von ganzen Planktonfängen aus der Kieler Bucht gegeben (Methodik p. 92a). Wie er S. 143 angieht, wurden die Fänge in schwacher Sublimatlösung konservirt und dann ausgewaschen. „Das Gewicht des Sublimats kam für die 'l'rockensubstanz nicht in Betracht, aber es liess sich ein kleiner Verlust an Farbstoff und begleitenden Substanzen doch auch bei dieser Art der Behandlung nicht vermeiden. Andere Arten der Erhärtung und des Auswaschens geben wohl noch grössere Verluste“. Der letzte Satz ist für die Alkoholkonservirung nicht zutreffend. Und was den ersten anlangt, so zeigt eine Betrachtung der Zahlen, dass ausser dem unvermeidlichen Minus durch Auswaschen der in Wasser löslichen Substanzen auch ein beträchtliches Plus an Gewicht durch Einlagerung des ja sehr schwer wiegenden Quecksilbers zu stände kommt. Bei der Berechnung erhält man in der letzten Spalte folgende viel zu hohe Werthe; Volumen 'I'rockenge wicht .Auf 50 ccm gr Trockengewicht Serie Vlll. 4,7 0,2246 2,4 t (links) 4,8 0,2249 2,34 4,4 0,205 ' 2.33 5,0 0,2409 2,40 4,5 0,2 12 1 2,35 Serie IX. 3,5 0, 1 8 I 6 2,59 2,7 0,1247 2.30 Serie X. 6,9 0,3007 2, 16 7,4 0,3384 2.28. ;)5 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 77 Für die rechte Seite der Tabelle Hensen's erhält man ein ganz ähnliches Verhältniss. Es zeigt sich also, dass man hei beiden Konservirungsverfahren unrichtige Werthe erhält, bei Behandlung mit Pikrinschvvefelsäure und Auswaschen mit Alkohol (/o“/,,) zu niedrige, bei Konservirung mit Sublimat und Auswaschen mit Wasser zu hohe Zahlen, Auch die aus den Trockengewichts- und Aschebestimmungen weiterhin berechneten Werthe, wie Gewicht eines Copepoden u. s. w., werden unrichtig ausfallen müssen. Den wirklichen Verhältnissen entsprechende Werthe kann man nur durch direkte Behandlung mit reinem Alkohol erhalten. Man könnte auch lebendes Material chemisch verarljeiten, doch ist dann bei Planktonfängen die Volumbestimmung unmöglich. b. Chemische Zusammensetzung und Trockengewicht der wichtigsten Planktonorganismen. Um über die chemische Zusammensetzung der Copepoden, der Peridineen und der Diatomeen Aufschlüsse zu erhalten, habe ich im Nachfolgenden die im zweiten Kapitel mitgetheilten Ergebnisse der Zählung in nähere Beziehung gebracht zu den im vierten Kapitel aufgeführten und in der Tabelle D (S. 74) kurz zusammengefassten Resultaten der chemischen Untersuchung. Den sichersten Ausgangspunkt für Feststellungen nach dieser Richtung bilden die Copepodenfänge. Wie oben (S. 55) gezeigt ist, lag den Analysen XII und Xlll fast reines Copepodenmaterial zu Grunde. Die chemische Zusammensetzung der Copepoden ist daher ungefähr dieselbe wie sie für die Analysen Xll und Xlll (ergänzt durch XIV) in der Tabelle D angeführt werden, nämlich; Eiweiss Chitin Fett Kohlenhydrate (je nach der Menge der aufgenommenen pflanzlichen Nahrung) Asche , , 8,5 — IO Wenn man der Einfachheit wegen die unten näher ausgeführten Berechnungen der Analysen von ganzen Planktonfängen in Bezug auf Copepoden hier gleich mit den Analysen XII und XIII zusammen verwerthet, so wird die durchschnittliche Zusammensetzung der Trockensubstanz von Copepoden ziemlich genau 58,5 —60 4)5 — 5 7 - 7)5 20 — 25 folgende sein; Eiweiss Chitin Fett Kohlenhydrate Asche 59 4)7 7 20 9)3 100,0 Da bei den Analysen XII — XIV abgesiebte grosse Copepoden verarbeitet worden sind, so entspricht das Verhältniss von Trockengewicht und Zahl der Copepodenindividuen nicht denjenigen in den normalen Planktonfängen der Analysen I - XI. In den letzteren sind grosse, kleine und ganz kleine Copepoden derartig gemischt, dass eine grössere Anzahl von Individuen auf die Gewichtseinheit kommen muss als bei dem abgesiebten Copepodenmaterial. Ausserdem verhalten sich auch die marinen Planktoncopepoden anders in Bezug auf Körper- masse als die Ufercopepoden des Süsswassers, so ähnlich auch die durchschnittliche Zusammensetzung ist. Auch unter einander sind, wie die nachstehende Berechnung zeigt, die 3 Copepodenfänge bezüglich des in Betracht kommenden Verhältnisses verschieden. Auf I gr Trockensubstanz kommen in Analyse Xll -- 162000 marine Planktoncopepoden )) ' ,) ), „ ), „ XIII -- 50000 1 1 „ ), „ ,) „ XIV — 1 24 000 I Um die Zusammensetzung der Peridineen kennen zu lernen, betrachtet man am besten die Ceratium- reiclKii Fänge, die in den Analysen XV und III verarbeitet worden sind, ln beiden Fällen sind ausser den Peridineen nur noch die Copepoden in reichlicherer Menge vertreten. Alle anderen Organismen treten staik zurück. Da die Copepoden reich an Eiweiss und an l'ett sind, so muss ein 'I'heil dieser in den Analysen nach- gewiesenen Substanzen in den Copepoden vorhanden gewesen sein, andererseits enthalten die Copepoden in den Ufercopepoden des Süsswassers. vegetabilischen Nahrungsmitteln ihres Darmes eine Menge von Kohlenhydraten (etwa 20 25 "/„) und 78 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 30 endlich eine relativ beträchtliche Menge Asche. Berücksichtigt man das, so erhält man bei verschiedenen Versuchen als die wahrscheinliche Zusammensetzung der Peridineen (vorwiegend Cei-atium tj-ipos) folgendes; Eiweiss .... ... 13 Fett 1,3— B5 Kohlenhydrat 80,5 — 80,7 (davon etwa die Hälfte Cellulose) Asche 5,0 100,0 Leider ist, wie schon oben (S. 56) erwähnt, die Zählung zu Analyse XV'^ ungenügend, weil die wirklich gezählte Masse ein zu kleiner Bruchtheil der Gesammtmasse war. Sowohl die chemische Zusammensetzung, wie sie in der Tabelle D mitgetheilt ist, als auch die sogleich folgenden I^erechnungen der Eehlergrösse zeigen deutlich, dass in den Zählungsresultaten die Menge der Copepoden zu gross, die der Ceratien zu klein sein muss. Ehe ich den Versuch mache, die Zusammensetzung der Diatomeen aus den Analysen VI und VII annähernd zu ermitteln, wird es zweckmässig sein, meine eben gemachten Annahmen über die chemische Zusammensetzung der Copepoden und der Peridineen durch nähere Betrachtung solcher Eänge, die vorwiegend aus diesen beiden Organismen sich zusammensetzen, auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Zu dem Zwecke habe ich die nebenstehende Tabelle E zusammengestellt. Der Tabelle E liegen folgende ermittelten Thatsachen zu Grunde; i. die Trockensubstanz des ganzen Fanges und 2. die Zahl der einzelnen P 1 an k t oncompo n en t en, nämlich der Copepoden. der Peridineen, der Diatomeen und der übrigen thierischen oder pflanzlichen Organismen. Von den „übrigen Organismen“ muss man zunächst absehen, weil sie zu verschiedenartig und unter einander vorläufig zu schwer vergleichbar sind. P'ürs erste liegt mir nur daran, die 3 wichtigsten Organismengruppen des Plankton kennen zu lernen. In der Tabelle sind nun versuchsweise verschiedene Werthe für die 'Prockensubstanz dieser Organismen angewandt. Für die C'opepoden ist z. B. berechnet, wieviel Trockensubstanz im l'ange auf Copepoden kommt, wenn 300000 oder 400000 resp. 500000 Copepoden gleich i gr Trockensubstanz gesetzt werden In derselben Weise sind auch für die Peridineen und die Diatomeen entsprechende Versuche in der Tabelle zusammengestellt worden. Diejenigen Werthe, die am besten stimmen, sind durch den Druck hervorgehoben. Ich habe stets mehrere der Versuche angegeben, damit sich jeder auch ohne umständliche Rechnung davon überzeugen kann, dass eine erheblich andere Auswahl, als ich sie getroffen habe, nicht möglich ist. Die Summe der 3 in Betracht kommenden Werthe in jeder Morizontalreihe muss stets geringer sein als die gefundene Trockensubstanz, denn es sind ja nach den Zählungen immer noch andere thierische und pflanzliche Organismen vorhanden gewesen. Für die Auswahl der Zahlen kommt noch ein zweiter Gesichtspunkt in Betracht, nämlich der, dass die chemische Zusammensetzung der angenommenen Mengen Trockensubstanz von Copepoden. Peridineen und Diatomeen zusammen der gefundenen chemischen Zusammensetzung entspricht, natürlich unter Berücksichtigung des Umstandes, dass noch mehr oder weniger andere Organismen im Fange vertreten sind. Um die Berechnung der verschiedenen chemischen Substanzen auszuführen, muss die Trockensubstanz der 3 wichtigsten Planktoncomponenten in Prozenten (auf die Gesammttrockensubstanz bezogen) ausgedrückt werden. Einige Beispiele werden am besten zeigen, innerhalb welcher Grenzen meine in E gemachten und auch den Angal)en über Zusammensetzung der Ceratien und Copepoden zu Grunde liegenden, vielleicht zunächst sehr willkürlich erscheinenden Annahmen liegen. In der Analyse III ist Material verarbeitet worden, das vorwiegend Peridineen, nächstdem < opepoden und in geringer Menge auch Diatomeen sowie andere thierische l)ezw. pflanzliche Organismen enthält. Das gefundene Trockengewicht beträgt 1,1071. Es ist nicht möglich, dass in diesem Falle i gr Peridineen gleich 40 oder 80000000 gesetzt wird, im ersteren Falle erhielte man mehr Trockensubstanz als überhaupt gefunden ist, im letzteren weniger als dem Miscliungsverhältniss des Fanges entspricht. Der in E angenommene Werth (i gr Trockensubstanz von III entspricht 65000000 Peridineen) wird nur wenig höher oder niedriger sein als der Wirklichkeit entspricht. Die Copepoden des Fanges können auch nicht ein viel höheres Trockengewicht halien als 0,17. Den Werth für die in diesem Falle sehr spärlich vertreten gewesenen Diatomeen habe ich auf Grund der für Analyse VII vorliegenden Zahlen eingesetzt. Danach entsprechen in diesem Falle einem Gramm Trockensubstanz 500000 Copepoden otler 65000000 Peridineen oder 675000000 Diatomeen, und die (lesammtsumme der einzelnen Trockengewichte beträgt 1.036. .Mithin sind noch von der Gesammttrockensubstanz 0,071 1 gr für andere Organismen vorhanden, ln Prozenten der Trocken- substanz ausgedrückt sind vertreten 16® ^ C’opepoden, 78“ „ Peridineen, 0,5 '’/g Diatomeen. 5,5 “ o andere Organismen. Tabelle u N I . 1 1 i O |- 1 cs , 1 r- 1 10 ro 1 rr “ 1 fO 1 vo CO 1 •C) \ vC 1 CO CO lO Tf 1 rO 1 cs 1 1 u-^ t 1 CI 0 1 CO O o j O o [ 0 0 1 0 0 1 VO o" 6 1 o o“ o“' o" o' 0" 0" 1 0- 1 0' 1 0“ U 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 O c 1 1 S 1 1 1 ^ 1 1 ^ 1 'O 1 ! Os 1 > o; S 1 > C c *0 j - N 'O 1 — cs 1 1-^ 0 1 s 0) O 1 " O o ' 1 O 0 0 0 1 l 0 vft 0 — 1 ' ! 1 0 GG ' 1 ; 1 i 1 1 1 j 1 1 1 1 M ^ fO 1 1 1 1 1 ! 1 1 ;C> 1 ' 1 ' 1 1 1 1 O — : lO , rO 1 1 CO c 1 I i 1 1 1 1 1 1 j 1 1 CO 1 1 t 1 1 ro 1 1 1 1 0 0) II - ^ 1 1 1 CO c“ 1 1 0' (D 'I 1 8 ~ 1 1 1 1 1 1 1 i 1 1 CO . 1 1 1 C 0 c lO • Q tO 5^ 1 GO GG O o 0 -'f o t'v o o o> •rr i 0 1 o «r o o o i 9 1 0 o" 0 -M o O 0 1 0 O* i CT3 N 00 i s is; ' s s 1 '>1 f2 1 1 0 1 ^ 1 o' 1 ' ^ ^ 1 CC 1 ro T'. o ft: 1 1 1 1 Ä 1 o 1 0 0 CO 1 1 1 r-. oo ^ 1 1 1 1 1 0^ o'^ 1 lO 1 o 0 1 0 1 • CO ft: 1 1 ( 1 I 1 1 1 1 f 1 1 1 ' 1 1 1 1 1 1 1 1 1 ID XO o ft: 1 CO 1 1 1 1 1 1 ' vO 1 t o“ 1 1 1 ! 1 1 o~ 1^ ft: 1 00 1 1 I 1 1 1 } 1 G s 1 o 1 1 1 1 I 1 1 1 ^ II : »O vO ro 00 00 LO r- »0 00 0 ft: (M 1-^ o^ 1 o o O 0 1 VO 0) II ^ G O o“' 1 o" o o” O o” 0^ 0“ 0 0" 1 1-^ G äo CO - 0 ft: 1 00 o 1 i 1 1 • cs 1 1 "G i-r\ 1 o 1 1 1 0 1 1 • cs vO Cl VO cs • ^ o ft: ro ON fO o o 0 cs 1 cs LT^ ^ rG o" 6 o' o o o o“ 0^ 0" 6 0" 1 G • CO ft: 1 1 1 t 1 S^J (X 1 1 1 1 1 0 • rc M ft: 1 1 1 1 1 1 <5 N. 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Brandt, l^eiträ^e zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 38 Berechnet man für diese Wertlie die chemische Zusammensetzung auf (irund der annähernd ermittelten Zusammen- setzung von Copepoden und Peridineen, so erhält man für die Analyse 111 folgende Werthe: a. für Kohlenhydrate. 78"/,, Peridineen (zu 80,5 “/j Kohlenhydraten) geben 63,59 "/q Kohlenhydrate 16 „ Copepoden „ 20 „ „ „ 3,20 „ 66,79«,,,. Gefunden sind 68,95 «/„ Kohlenhydrate im ganzen Fange, folglich sind für 0,5 « „ Diatomeen und 5,5 “/o andere Organismen noch 2,16«',, übrig. Enthielten die Peridineen etwa nur 70 Kohlenhydrate, so würde ein Rest von 68,95 — — • piS ".0 bleiben. Umgekehrt würde man bei der Annahme, dass mehr als 78 «/u der Trockensubstanz auf Peridineen (zu 80,5 % Kohlenhydraten) kommen, zu viel Kohlenhydrate herausrechnen. b. Eiweiss (incl. Chitin). 78 ''/o Peridineen zu 13 „ Eivveiss geben 10.14% Eiweiss 16 „ Copepoden „ 59 „ „ „ 9,44 „ * ^ >> j> 4>/ i: Chitin ,, o,/ 5 >j •! 19,58 Eiweiss bezw 20,33 « 0 Eiweiss und Chitin ln Tabelle D ist aus dem analytisch ermittelten N-Gehalt unter Zugrundelegen der Playfair’schen Formel der Eiweissgehalt des ganzen Fanges zu 20,24 “/» angegeben worden, also etwas weniger als ich hier mit Einschluss des Chitins erhalten habe. Da aber der N-Gehalt in der Eiweissformel 15,6, in der Chitinformel dagegen noch nicht halb so viel (6,01) beträgt, so bleibt in Wirklichkeit noch ein kleiner Rest von Eiweiss für Diatomeen und andere Organismen. c. F e 1 1. 78" ,, Peridineen zu 1 ,3 “/o Fett geben 1,014“/« 16 „ Copepoden „ 7 „ „ „ 1,12 „ 2,1340/« Fett. Gefunden sind 2,26“/« Fett im ganzen Fange. Der Rest beträgt also 0,126“« Fett Man würde schon einen etwas zu kleinen Rest erhalten (0,05"/«), wenn man den Fettgehalt der Peridineen zu 1,4 '’« setzte. Es wäre auch nicht möglich, den Fettgehalt der Copepoden wesentlich höher (etwa 7,5) oder niedriger anzunehmen. Ueberhaupt gelangt man zu Zahlen, die den direkt ermittelten nicht entsprechen, sobald man andere Werthe als die angenommenen einsetzt. Der Spielraum ist ein ziemlich eng begrenzter. Wenn nur eine durch Zählungen ergänzte Analyse vorläge, so könnte man einwenden, dass die Werthe zu willkürlich angenommen seien, obwohl schon das näher ausgeführte Beispiel zeigt, dass der Grad der Willkür ein recht beschränkter ist. Es liegen aber andere Analysen von ähnlich zusammengesetztem Material vor, an denen geprüft werden kann, wie weit die Schwankungen gehen. Die Zählungen der Fänge zeigen, dass bei den vollständigen Planktonfängen, die an verschiedenen Tagen gemacht sind, die Arten der Copepoden, der Peridineen u. s. w. in einem verschiedenen Mischungsverhältniss stehen. Es ist also unmöglich, dass in allen den verschiedenen Analysen ein bestimmter Werth (z. B. 1 gr Trocken- substanz = 500 000 Copepoden oder 65000000 Peridineen oder 675000000 Diatomeen) immer zutrefl'end ist. Prüft man zunächst für die Analyse II die für III angenommenen Werthe, so ergiebt sich aus 'I'abelle E, dass die gefundene Trockensubstanz von 1,1517 gr sich etwa folgendermassen zusammensetzen wird; aus 0,17 gr Copepoden, 0,83 gr Peridineen, 0,007 Diatomeen und 0,1447 b*” anderen Organismen. Diese Werthe passen, wenn man i gr=400 000 Copepoden oder 55000000 Peridineen oder 675000000 Diatomeen setzt. Auf 100 Theile Trockensubstanz bezogen setzt sich der Fang zusammen aus 15“/« Copepoden, 72".,, Peridineen, 0,6 “ „ Diatomeen und 12,4“/,, anderen Organismen Legt man wieder die angenommene Zusammensetzung der Peridineen und Copepoden. die den llaupttheil des Fanges ausmachen, zu Grunde, so erthält man für Analyse 11 folgendes: a. Kohle n h y d r a t e. 72“« Peridineen zu 80,5"/« Kohlenhydraten geben 57,96“ « 15 „ Copepoden „ 20 „ „ ,. 3,0 „ 60,96 “ «. Gefunden waren 66,10. Der Rest beträgt also 5,14“/«. Derselbe würde aut die in diesem Falle sehr ins Gewicht fallenden 13“;«, ,, andere Organismen“ zu rechnen sein. 39 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 81 b. Ei weis s; 7^ Peridineen zu i3‘’;o Püweiss geben 9,36 "/(, 15 „ Copepoden „ 59 „ „ „ 8,85 „ ^ 5 w 4?7 9) Chitin ,, 0,70 ,, 18,21 •'/q Eiweiss bezw. 18,91 Eiweiss -j- Chitin. In der Tabelle D ist der Eiweissgebalt zu 21,84°/,, angegeben. Es bleibt also ein Rest von ungefähr 3,4 “/o übrig. c. Fett; 72 ”/o Peridineen zu 1,3°/,, Fett geben 0,93 "/„ Fett 15 „ Copepoden „ 7 „ „ „ 1,05 „ 1 ,98 Gefunden waren 2,12°/,, Fett; der Rest beträgt also 0,134. Das ist verhältnissmässig sehr wenig, weil dann der Fettgehalt der i3°/o ,, anderen Organismen“ nur i^/q betragen würde. Jedenfalls dürfte man weder die Menge noch den Fettgehalt der Copepoden höher annehmen als es geschehen ist. Aehnlich wie die Fänge II und III bestand auch der ungefähr gleichzeitig gemachte grosse Oberflächen- fang XV vorwiegend aus Peridineen. Nächstdem waren die Copepoden am häufigsten. Wie ich oben schon angeführt habe (S. 56), war ein viel zu kleiner Theil des Fanges wirklich gezählt worden. Es ist für die Methodik von Interesse, den Fehler der Zählung in einem solchen Falle festzustellen. Verschiedene Versuche, die ich angestellt habe (s. Tabelle E), führen zu dem Resultat, dass die Zusammen- setzung der 7,5665 gr Trockensubstanz ungefähr folgende gewesen sein muss; 0,75 gr Copepoden, 6,13 Peridineen, 0,048 gr Diatomeen und 0,6385 gr andere Organismen. In Prozenten der Trockensubstanz ausgedrückt ist das Verhältniss klarer zu übersehen; Copepoden 10 “/j, Peridineen 81 °/o, Diatomeen 0,6 andere Organismen 8,4 "/u. Um diese Werthe mit den Zählungsresultaten in Einklang zu bringen, müsste man setzen i gr — 2200000 Copepoden (in II und III 400 — 500000 Copepoden) oder 75000000 Peridineen oder 675000000 Diatomeen. Die Zählung von XV hat also für die Peridineen etwas, für die Copepoden aber viel zu hohe Werthe erhalten. 2 200 Bei den Copepoden beträgt der Fehler der Zählung also etwa das Fünffache. Dass erheblich andere Werthe als die vorstehend angenommenen nicht möglich sind, geht schon aus der Tabelle E hervor, folgt aber mit grosser Wahrscheinlichkeit auch aus der Berechnung der chemischen Zusammensetzung. a. Kohlenhydrate: 81 °/( Peridineen zu 80,5°/), geben 65,20 "/q Kohlenhydrate 10 „ Copepoden „ 20 „ ,, 2,0 67,20 ° Q Kohlenhydrate. Der Rest beträgt in diesemjFalle 5,6 °/o, für die übrigen 8,4 °/o Organismen. b. Eiweiss; 81 °/n Peridineen zu i3*/o geben 10,53 ®/g Eiweiss 10 „ Copepoden „ 59 „ „ 5,9 „ 10 „ 4,7 „ „ 0,47 „ Chitin i6,90°/o (Gefunden waren 17,70%). Die Eiweissmenge, nach der Playfair’schen Formel berechnet, betrug 17,7. c. Fett; 81 °/o Peridineen zu 1,3 °/o geben 1,05 °/o Fett 10 „ Copepoden „ 7 „ „ 0,7 „ „ 1,75 “/o Fett. Der Rest an Fett ist in diesem Falle sehr beträchtlich (0,54%), ebenso ist der Rest an Kohlenhydraten ein verhältnissmässig grosser. Die Rechnung würde besser stimmen, wenn man erstens den Prozentsatz der Peridineen im Fange etwas höher annähme, zweitens aber auch für den Gehalt der Organismen an Kohlenhydraten etwas niedrigere und für den Fettgehalt etwas höhere Werthe einsetzte. Zu ähnlichen Resultaten gelangt man auch bei eingehender Prüfung der für die Analysen IV, V, VllI und IX überhaupt ermittelten Werthe. Auch hier zeigt es sich, dass sowohl das Verhältniss zwischen Zahl der Organismen und Trockensubstanz innerhalb der einzelnen Gruppen etwas verschieden ist (s. Tabelle E), als auch die chemische Zusammensetzung von Co[)epoden und Peridineen nicht immer genau mit der oben (S. 77, 78) angegebenen übereinstimmt. Je komplizirter aber das Mischungsverhältniss ist, desto unsicherer und willkürlicher werden die Annahmen. Ich muss mich für das erste damit begnügen, dass im grossen und ganzen die oben angegebene durchschnittliche Zusammensetzung von Copepoden und Peridineen den wirklichen Verhältnissen sehr 11 82 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons 40 nahe kommen wird. Die Analysen der gezählten Fänge von IV, V, VIII und IX werden ebenso wie Analysen 1 und XI später noch als schätzenswerthes Material verarbeitet werden können, ln dieser Arbeit werde ich weiterhin aus den angegebenen Gründen aber nicht näher auf sie eingehen. Für die Ermittlung der chemischen Zusammensetzung von marinen Plankton-Diatomeen kommen in erster Linie die an Chaetoceros sehr reichen P'änge VI und VII in Betracht, und von diesen wieder vor allem Fang VI, in welchem sämmtliche Organismen den Diatomeen gegenüber sehr stark zurücktreten. Nach den in Tabelle zusammengestellten Versuchen erscheint mir folgende Zusammensetzung der zur Analyse VI verwendeten Fänge die wahrscheinlichste. Die i,o6i i gr Trockensubstanz enthalten 0,99 gr Diatomeen, 0,006 gr Peridineen, 0,037 8'" Copepoden und 0,0281 gr andere Organismen — oder in Prozenten der Trocken- substanz ausgedrükt; 93,4 'Vo Diatomeen, 0,5°/,, Peridineen, 3,5 ®/n Copepoden, 2,6®/,, andere Organismen. Nach der in Tabelle D wiedergegebenen chemischen Zusammensetzung der Fänge VI und VII nehme ich die nachstehende Zusammensetzung der Trockensubstanz von Diatomeen (besonders Chaetocei-os) an; Eiweiss 10 — 1 1 ,5 ] 2,5 [ 44 — 45,5 Kohlenhydrate 21,5 j Asche 66 — 64,5 (davon 50 “ q Si Oj). Es wird zunächst für die Analyse VI zu prüfen sein, ob die beiden Voraussetzungen bezüglich der Zusammensetzung der Trockensubstanz nach Organismen und der chemischen Zusammensetzung der Diatomeen zutreffend sind. a. Kohlenhydrate; 93,4 "/o Diatomeen zu 21,5"/« geben 20,08 "/o 0,5 ,, Peridineen „ 80,5 ,, „ 0,40 ,, 3,5 „ Copepoden „ 20 „ „ 7.00 „ 27.48 "/n- Gefunden waren aber nur 23, 66“/^. Entweder ist also der angenommene Kohlenhydratgehalt der Diatomeen zu hoch gegriffen, oder der Darminhalt der Copepoden enthält in diesem Falle nicht so viel Kohlenhydrate wie in der Zeit der Peridineenwucherung. Die letztere Annahme ist, wie ich glaube, recht wahrscheinlich, denn erstens scheinen die Diatomeen (nach Untersuchungen von Hensen, die Frenzei bestätigt hat) nicht so gern wie die Peridineen von den Copepoden gefressen zu werden, und zweitens enthalten nach den Analysen die Diatomeen sicher weniger Kohlenhydrate als die Peridineen. Pmthielten die Copepoden in diesem Falle statt 20®/^ nur 8*„ Kohlenhydrate, so würden auf 3,5 "/o Copepoden 2,8“,/(, Kohlenhydrate kommen und die Differenz in befriedigender Weise ausgeglichen sein. Sollte aber die erste Annahme zutreffend sein, so würde die P'eststellung der chemischen Zusammensetzung von Diatomeen-Trockensubstanz noch grosse Schwierigkeiten bereiten. Da die nachstehenden Versuche ergeben werden, dass weder der Gehalt an Eiweiss, noch an Fett und Asche grösser angenommen werden kann, so ist auch ein erheblich niedrigerer Kohlenhydratgehalt nicht möglich. Um durch die Diatomeen allein die ganze Differenz auszugleichen, müsste der Kohlenhydratgehalt derselben zu höchstens 17®/,) angenommen werden. Dieser Werth aber ist sicher zu klein. b. Pli we iss: 93.4 “/o Diatomeen zu 10 ® o geben 9,34 “/o Eiweiss 0,5 ,. Peridineen )) ^ 3 )) 0,06 ,, ,, 3.5 .. Copepoden 59 >> >> 2,06 ,, ,, 3.5 .. „ 4,7 „ „ 0,16 „ Chitin zusammen ii,46'’/n Eiweiss bezvv. 11,62® ,, PLiweiss 4- Chitin. Gefunden sind I3,45®,u Puweiss. Pis würden also fast 1,83 “/o für 2,6 andere Organismen übrigbleiben; das ist aber sicher zu viel. Nimmt man aber die 93,4 ° 0 Diatomeen zu Pliweissgehalt an, so erhält man für Diatomeen 10,74“ ^ Eiweiss, zusammen also 12,86®/,, Pliweiss resp. i3‘’/o Pliweiss -{- Chitin. Der in diesem P'alle übrig bleibende Rest von etwa 0,55 ®/p Eiweiss (für 2,6 ®/p andere Organismen) würde gut stimmen. c. P'ett; 93.4 “lO Diatomeen zu 2,5 ®,„ geben 2,335 ® 0 0,5 ,, Peridineen „ 1,3 ,, ,, 0.006 „ ,, 3.5 „ Copepoden „ 7 „ „ 0,24 „ „ 2,581 ®,o Fett Gefunden waren 2,58® ,, P'ett. Wenn man den P'ettgehalt der Diatomeen zu 2,4®/,, annimmt, so stimmt das Resultat besser. Es kommt dann auf 93,4®;,, Diatomeen ein P'ettgehalt von 2,241, auf den ganzen P'ang 2,487 ® q. 41 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons 83 d. Kieselsäure; 93,4“/« Diatomeen zu 50 ®/o geben 46,7 “/(, Kieselsäure. Gefunden sind allerdings 47,16 "/o- Da aber in dem Fange VI die Silicoflagellaten (Distephamis) relativ recht häufig sind, so könnte die geringe Differenz ihnen zufallen. Nähme man aber den Kieselsäuregehalt der Diatomeen in diesem Falle zu 5 i “/o an, so würden 93,4 Diatomeen 47,63 Theile Kieselsäure geben, also mehr als gefunden ist. Berechnung für die Analyse VII. Die Tabelle E zeigt zunächst, dass in den Analysen VI und Vll das Verhältniss zwischen Trockensubstanz und Zahl der Diatomeen ein recht verschiedenes ist. Da nach den speziellen Zählungsresultaten das Verhältniss der verschiedenen Diatomeengattungen (Chaetoceros, Rhizosolenia, Coscinodiscus u. s. w.) nur geringe Unterschiede aufweist, so weiss ich keine andere Erklärung für diese auffallende Thatsache, als dass in dem Fange VI in Folge Zählens eines zu kleinen Bruchtheiles die Zählung der Diatomeen ungenau geworden ist. Der Fehler muss allerdings ein ziemlich erheblicher sein, und zwar ist die Zahl der Diatomeen etwa 3 — 4 mal so gross als man nach dem Trockengewicht erwarten darf. Wie Hensen (Methodik S. 148) im allgemeinen ausführt, kann als Regel festgehalten werden, „dass mindestens die gezählte Summe der Individuen gleich sein sollte der Quadrat- wurzel aus der in dem Fang vorhandenen Summe. Fänden sich z. B. in einem Fang 24000000 Rhizosolenien, so müssten davon 6000 oder mehr gezählt werden“. Diese Regel ist von uns nicht immer befolgt worden, namentlich dann nicht, wenn man, wie bei dem Fange VI mindestens 50000 Stück Chaetoceros hätte zählen müssen Wirklich gezählt sind in diesem Falle nur 1 660, also nur ‘/so- Es ist daher zwar recht bedauerlich, aber doch nicht weiter auffallend, dass die Chaetoceros-VdvXsmg in der Analyse VI nicht die richtige Menge festgestellt hat. Dieser Fehler betrifft nur das Verhältniss der beiden Fänge zu einander und das Verhältniss zwischen Trockengewicht und Zahl der Diatomeen- Individuen, ln jedem der beiden Fänge überwiegen die Diatomeen in sehr bedeutendem Grade, doch ist in dem Fang Vll die Menge der Copepoden und anderer thierischer Organismen grösser als in VI. Demnach wird sich das Verhältniss der Organismen in dem Fange Vll, dessen Trockensubstanz 0,5730 gr beträgt, ungefähr folgendermassen gestalten; 0,499 gr Diatomeen, 0,003 gr Peridineen, 0,06 gr Copepoden und 0,011 gr andere, vorwiegend thierische Organismen (Tabelle E). In 100 Theilen der Trockensubstanz würden vorhanden gewesen sein; 87 “/g Diatomeen, 0,570 Peridineen, 10,5 ”/(, Copepoden und 2 "/o andere Organismen. a Kohlenhydrate; 87 *’/g Diatomeen zu 21,5 geben 12,7®//, Kohlenhydrate 0,5 )) >> 3o,5 ,, ,, 0,4 ,, ,, J) >> >’ >> >) ^ ;> )> I5,2®/o. Gefunden sind 18,79, berechnete Werth ist also zu klein. Das Gehalt der Diatomeen an Kohlenhydraten wird also nicht niedriger, sondern in diesem Falle eher etwas höher sein als 21,5. Nimmt man z. B. 22,5 °/g Kohlenhydrate für 100 Theile Diatomeen-Trockensubstanz an, so würden 87 ®/g Diatomeen 19,57 "/„ Kohlenhydrate enthalten. Das wäre zu viel. Unter Berücksichtigung des oben (S. 82) schon angedeuteten Umstandes, dass die Copepoden bei einer Nahrung, die arm an Kohlenhydraten ist, natürlich auch weniger Kohlenhydrate im Darm haben werden, als bei der an Kohlenhydraten ungemein reichen Peridineenkost, wird der Kohlenhydratgehalt der Diatomeen also etwa 22 7o betragen. 87 "/a Diatomeen ZU 1 1,5 7o geben 10,005 “/o Eiweiss 0,5 „ Peridineen „13 » 0,065 „ 10,5 „ Copepoden » 59 )> 6,195 „ 10,5 )) y> ), 4;7 » 0,493 „ Chitin zusammen 16,265"/,, Eiweiss resp. 16,758 "/g Eiweiss -|- Chitin. Der Eiweissgehalt der Diatomeen muss also etwas geringer sein, als ich (S. 82) angenommen hatte. Auch wenn man ihn zu 1 1 "/g annimmt, erhält man noch etwas zu hohe Werthe. Am besten würde in diesem Falle die ursprüngliche Annahme stimmen, die also, dass die Diatomeen-Trockensubstanz lo'Vg Eiweiss enthält, doch kommt man auch bei der Voraussetzung, dass 10,5 % Eiweiss in den Diatomeen vorhanden sind^ schon nahezu zum richtigen Resultat (15,3957« Eiweiss resp. 1 5,888 Eiweiss + Chitin), c. Fett; 87 0/9 Diatomeen zu 2,5 resp. 3,8 geben 2,175 resp. 3,306 "/g Fett 0,5 „ Peridineen „ 1,3 ,, 0,006 „ 0,006 „ „ 10,5 „ Copepoden „ 7 „ o,73 » o>73 » » 2,91 1 resp. 4,042 "/„ Fett. 11 84 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons 42 Gefunden waren in diesem l'alle 4,24 ‘’/p F'ett. Dieser auffallend hohe Pettgehalt weist schon daraufhin, dass hier besondere Verhältnisse vorliegen. Die für VI gemachte Annahme, dass looTheile Diatomeen-Trockensubstanz 2,5 Theile Fett enthalten, giebt bei der Rechnung einen unrichtigen Werth. Ich muss daher die Vermuthung aussprechen, dass die Diatomeen in dem letzten Theile ihrer Wucherungsperiode erheblich mehr Fett enthalten als im An fang; 3,8 gegenüber 2,5 "/p. d. Kieselsäure: 87°/,, Diatomeen zu 50”/o geben 43,50 “/p Si O2. Gefunden sind aber 51,26%. Um diese zu erhalten müsste der Kieselsäuregehalt der Diatomeen zu 58 — 59 ‘'/p gesetzt werden. Die Versuche aus den Analysen VI und VII die chemische Zusammensetzung der Diatomeen zu ermitteln, haben also zu ziemlich verschiedenen Resultaten geführt; VI Vll Eiweiss > L5 °/ Io IO Io Fett 2,4 55 . 3,8 55 Kohlenhydrat e 21,5 55 22 55 Kieselsäure 50 55 58,5 55 Uebrige Asche 14,6 55 ■ • • 5,7 55 100,0 Io 100,0 Io Berechnung für die Analyse X. Glücklicherweise liegt noch eine Analyse von diatomeenreichem Material vor und zwar in X. Dieser Septemberfang ist allerdings recht gemischt und deshalb für die nähere Betrachtung vorläufig weniger geeignet. Ausser zahlreichen Diatomeen enthält er viel Peridineen, sehr zahlreiche Copepoden und eine grosse Menge von anderen, und zwar vorwiegend thierischen Organismen (Larven, Sagitten, Appendicularien). Nach mehreren misslungenen Versuchen, die ich hier nicht näher ausführe, bin ich zu nachstehender Annahme über die Zusammen- setzung des Fanges X gelangt. Die 0,7967 gr Trockensubstanz setzen sich zusammen aus 0,39 gr Diatomeen (48,5 “/o), 0,23 gr Peridineen (30 'Vt,)- Copepoden (19,5 °'o) 0,0187 gr „anderen Organismen“ (2 "/p). a. Kohlenhydrate: 48.5 “/p Diatomeen zu- 22 enthalten 10,67 ”/n Kohlenhydrate 30 „ Peridineen „ 80,5 „ „ 24,15 „ „ 19.5 „ Copepoden „ 20 „ „ 3,90 „ 38,72 ®/p Kohlenhydrate. Gefunden sind 39,30 “/p; es bleibt also für die 2 “/p anderer Organismen ein Rest von 0,58 “/p. 48,5 °/o Diatomeen zu IO °/p enthalten 4,85 ‘'/o Eiweiss 30 „ Peridineen « ^ 3 „ » 3,90 „ 55 19,5 „ Copepoden «59 » « 11,50 « 55 18,5 55 55 » 4,7 « « 0,91 « Chitin zusammen 20,25 *'/(, Eiweiss bezw. 21,16% Eiweiss -f' Chitin. Gefunden sind 2 1,29 "/o. Also auch dieses Resultat stimmt gut. c. Fett; 48,5 ‘Vp Diatomeen zu 2,5 "/o resp. 2,8®, p enthalten 1,21 resp. 1,35 ®;o Fett 30 „ Peridineen „ 1,3 „ „ 0,39 „ „ 0,39 „ „ ^9)5 « Copepoden « 7 « » L3^ v « L3^ » 3,06% resp. 3,12% Fett. Gefunden waren 3,20'';p. Dazu stimmt der zuletzt berechnete Werth (100 Theile Diatomeen-Trockensubstanz enthalten 2,8 ‘’/p l'ett) sehr gut. Die restirenden 2 °/p Organismen würden bei einem Fettgehalt von 4 ",o noch die fehlenden 0,08 "/p ergeben. d. Kieselsäure; 48,5 ®i) Theile Diatomeen enthalten bei einem Gehalt von 50, 54, 55 oder 58,5 “p Si O. 24,25 resp. 26,09, 26,675 oder 28,37 Kieselsäure. Da 26,40°,, gefunden waren, so beträgt in diesem Falle der Kieselsäuregehalt 54,5 “/p. Die Ergebnisse der 3 Berechnungen über die chemische Zusammensetzung der Diatomeen sind in der nachstehenden Uebersicht zusammengestellt: 43 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 85 VI VII X Eiweiss .... ■ . 11,5% 10 Vu 10 7« Fett .... 2,4 n 3,8 „ 2,8 „ Kohlenhydrate . . . 21 „ 22 „ 22 „ [Kieselsäure . . . 50 „ 58,5 „ 54,5 „ [Uebrige Asche . • • ISA « 5,7 „ 10,7 „ 100,0% 100,0 o/o 100,0 7„ Die Werthe der letzten Spalte werden dem wirklichen Mittel am nächsten kommen. Sie stehen auch zwischen den stärker differirenden ersten beiden ungefähr in der Mitte. Nur der Werth für die „übrige Asche“ erscheint mir im Vergleich zu der Gesammtmenge der organischen Substanz erheblich zu hoch. Spätere Unter- suchungen werden zu ergeben haben, wo der Fehler in der Berechnung der Zusammensetzung von Diatomeen- Trockensubstanz steckt. Die im Eingänge dieses Kapitels gemachten Annahmen bezüglich der Zusammensetzung von Cope])oden und Peridineen haben sich im wesentlichen bestätigt. Ich stelle daher die so ermittelte wahrscheinliche Zusammensetzung der 3 wichtigsten Organismengruppen des Plankton in der Tabelle F zusammen^). Tabelle F. a. Auf die Gesammttrockensubstanz bezogen. Chaetoceros Ceratmm u. a. Diatomeen u. a. Peridineen Copepoden 0/ Io 0/ Io 0/ /() Stickstoff- 1 Eiweiss LO T 0 0 13 (12 — 13) 59 (58,5 — 60) Orga- jchitin — — 4,7 (4,5 - 5) nische [Fett 2,8 (2,5 — 3,8) 1,3 (1,2 — 1,5) 7 (6,8 -7,5) Substanz [Kohlenhydrate, lösliche 1 39 1 1 1 80,5 20 (8 — 25) 1 Kohlenhydrate, Cellulose ) 41,5| 1 1 Kieselsäure .... 1 54,5 (50— 58c) - — ganische ■' Seesalz l 10^ l .0 1 0. Substanz 10,« 5,2 9,3 fAndere Asche . 1 1 1 b. Auf aschefreie Trockensubstanz bezogen. Diatomeen Peridineen Copepoden 0/ /o "/o 0/ /o Eiweiss 28,7 13,7 65,1 Chitin — - 5,1 Fett 8,0' 1,37 7,7 Kohlenhydrate 63,2 84,9 22,1 ') Aehnliche Werthe, wie ich sie jetzt zur Tabelle F zusammenstelle, habe ich früher schon in dem Vortrage über die Fauna der Ostsee gegeben (Verhandl. deutsch, zoolog. Gesellschaft 1897). Wegen eines Rechenfehlers ist damals bei der ersten Uebersicht die Zusammensetzung der Ceratien unrichtig ausgefallen. Ich muss das jetzt berichtigen. Die Werthe für Diatomeen und für Copepoden sind damals schon im wesentlichen richtig mitgetheilt worden. Die in den „Verh.“ S. 33 gegebene Uebersicht ist folgende: Eiweiss Chitin Fett Kohlenhydrat Si O2 andere Asche 0/ Io 0/ Io 0/ Io ”/o 66 Chaetoceros (u. a. Diatomeen) 10 2,5 21 55 II Ceratmm . 17,5 — 2,3 71 9,2 Copedoden 6i 5 7 18 9 Auf aschfreie Substanz bezogen: Chaetoceros etc *66 ■ 29,4 7,3 61,8 Ceratmm . 19,2 — 2,7 78,1 Copepoden ...... • 67,0 5,5 7.6 19.7 72,5 86 K. Brandt, Beiträge zur Kenntiiiss der chemischen Zusammensetzung des Planktons 44 Ich komme unten auf diese in der Tabelle F zusammengestellten Ergebnisse zurück. Zunächst muss ich noch die Resultate der Einzelangaben über den anderen in diesem Abschnitt behandelten Gegenstand, das Ver- hältniss zwischen Trockengewicht und Menge betreffend, zusammenfassen. Das in Betracht kommende Material ist in der Tabelle E (S. 79) schon zusammengestellt. Für die drei Hauptabtheilungen der Planktonkomponenten (Copepoden. Peridineen und Diatomeen) sind erstens die bei der Zählung in den gemischten Plankton fängen (1 bis XI und XV) konstatirten Mengen angegeben. Zweitens sind in verschiedenen Rubriken Versuche gemacht, das Trockengewicht des ganzen Fanges auf die drei wichtigsten Komponenten zu vertheilen und diese Einzelgewichte mit den Mengen in Beziehung zu bringen. Ich habe im Vorhergehenden schon wiederholt daraufhingewiesen, dass dieses Verhältniss zwischen Gewicht und Menge unmöglich in allen Fängen das gleiche sein kann. Zu verschiedenen Jahreszeiten sind verschiedene Arten vor- herrschend, die oft in den Grössenverhältnissen mehr oder weniger abweichen. Dann ist auch die Bedeutung der Beimischung, die ein jeder gemischte Fang in Gestalt von Oscillarien und anderen Pflanzen oder auch von Larven verschiedener Küstenthiere, von Tintinnen, Sagitten, (dadoceren u. s. w. aufweist, sehr schwer abzuschätzen. Endlich ist es nothwendig, dass ein bestimmter Bruchtheil des Fanges (von jeder v^ertretenen Art mindestens die Quadratwurzel der aus den einzelnen Zählungen sich berechnenden Gesammtzahl) wirklich durchgezählt wird. Das ist aber, wie ich näher gezeigt habe, in einigen Fällen nicht geschehen. Von dem Material, das der Analyse XV'^ zu Grunde liegt, ist sogar ein so geringer Bruchtheil wirklich gezählt worden, dass der Fehler in Bezug auf die Copepoden ein recht beträchtlicher geworden ist (S. 81), und dass ich daher die Analyse XV für den vorliegenden Zweck ganz ausser Acht lassen muss. Trotzdem also dem von mir angewandten Verfahren manche Unvollkommenheiten anhaften, so ist es doch möglich, das mittlere Trockengewicht von Copepoden, Peridineen und Diatomeen der westlichen Ostsee annähernd festzustellen und die nach Zahl nicht vergleichbaren Organismen nun in direkte Beziehung zu bringen. 1. Copepoden. 300 — 700000 Copepoden entsprechen nach Tabelle E einem Gramm Trockensubstanz. Wenn man von der Analyse X absieht, in der entweder besondere Verhältnisse oder eine nicht weit genug aus- geführte Zählung vorliegt '), so schwankt das Gewicht der Trockensubstanz von Ostseecopepoden sogar innerhalb ziemlich enger Grenzen; i gr — 300000 — 500000 Copepoden. Von den im Eingänge des Kapitels (S. 77) bei abgesiebtem Copepodenmaterial erthaltenen Werthe musste ich hier absehen. Wie ich gezeigt habe, kommen in Analyse XII 162000 abgesiebte grössere Copepoden auf i gr Trockensubstanz. Es ist ja aber selbstverständlich, dass wenn man weitmaschiges Zeug zum Fischen verwendet, das alle kleinen Copepodenindividuen durchlässt, die allein im Netz zurückbleibenden grösseren Copepodenindividuen ein anderes Verhältniss von Menge und Gewicht zeigen. 2. Das Trockengewicht der Peridineen auf dieselbe Einheit (i gr) bezogen, schwankt meist zwischen 42 und 65000000. Nur in den Fängen VI, VII und VIII, in denen es sich — wie die Uebersicht der Zählungs- resultate auf S. 53 zeigt — weniger um Ceratium als um kleinere Peridineenarten handelt, muss die Zahl der I gr Trockensubstanz liefernden Peridineenindividuen natürlich grösser sein, 80000000 oder in manchen Fällen wohl sogar noch mehr. Das lässt sich bei der geringen überhaupt vorhandenen Menge nicht näher ermitteln. 3. Die Diatomeen endlich stimmen, abgesehen von dem Fange VI sehr gut in sämmtlichen Fängen üljerein. Ein gr Diatomeentrockensubstanz entspricht 675000000 Individuen (meist Chaetoceros). Es mag die Zahl auch in manchen Fällen etwas höher oder niedriger sein; sie kann sich aber nicht weit von diesem Mittel- werth entfernen. Eine Ausnahme macht nur der Fang VI, auf den ich schon oben (S. 83) näher eingegangen bin. Um die Zählungsresultate mit der Trockensubstanzbestimmung in IHnklang zu bringen, muss man in diesem Falle annehmen, dass 3200000000 auf i gr kommen. Wegen ungenügender Zählung wird hier die Zahl der Diatomeen etwa 4 mal so hoch geworden sein als der Wirklichkeit entspricht. Danach entsprechen 675000000 Diatomeen, oder 42 — 65000000 Peridineen, oder 300 — 500000 Copepoden = i gr T r o k en s ub s t an z. ln übersehbaren Zahlen ausgedrückt ist das \’erhältniss : 1000 Diatomeen — 62 — 96 Peridineen = 0,4 — 0,7 Copepoden. Hier sind immer vollständige Individuen verglichen worden. Die Trockensubstanz der Diatomeenindividuen besitzen aber einen so ausserordentlich hohen Aschengehalt, dass das V'^erhältniss auf aschefreie Substanz bezogen sehr zu Ungunsten der Diatomeen ausfällt. ') Die Quadratwurzel aus der den Zählunj^en nach vorhandenen ( 'icsamintzahl von Copepoden hätte in diesem Kalle etwas über 300 betragen. Wirklich yezälilt sind nur 206 Copepoden. Die Zahlung; ist also in der That nicht weit Kcnu).; getrieben worden. 45 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 87 Nach ihrem Gehalt an organischer Substanz verhalten sich die 3 Organismen in der oben angegebenen Reihenfolge wie 34,8 ; 94,8 ; 90,7. Mithin gestaltet sich die Zahlenreihe, wenn man nur den Gehalt an organischer Substanz ins Auge fasst, folgendermassen; 2880 Diatomeen 65 — lOi Peridineen = 0,44 — 0,77 Copepoden. Um umgekehrt auf i Copepodenindividuum die übrigen Werthe zu beziehen, wird man Mittelzahlen für Peridineen und Copepoden nehmen müssen ^). I Copepod=i35 Peridineen = 1687 Diatomeen I Peridinee = 1 2,5 % Diatomeen. Dieselbe Zahlenreihe auf aschefreie Substanz bezogen, fällt folgendermassen aus: 1,1 % Copepoden = 142 Peridineen — 4848 Diatomeen I Peridinee = 34 "/o Diatomeen. c. Vergleichung von Plankton oder einzelnen Planktonorganismen mit Landpflanzen bezw. grossen Meeresthieren. Nach den Angaben von E. Wolf^) stelle ich zunächst die nachstehende Tabelle G über die chemische Zusammensetzung der Trockensubstanz von ganzen Pflanzen bezw. von Theilen von Landpflanzen zusammen. Zum direkten Vergleich füge ich die Tabelle H gleich hinzu, welche die Analysen von ganzen Planktonfängen und die Zusammensetzung von Peridineen und Diatomeen übersichtlich darstellt. In Tabelle G habe ich absichtlich von mehreren Futterarten verschiedene Qualitäten aufgenommen, so für Wiesenheu und Gras, für Rothklee u. s. w. Man erkennt, dass die besseren Qualitäten von den minderwerthigen sich durch höheren Eiweisgehalt, meist auch höheren Fettgehalt und entsprechend verringerten Gehalt an Kohlenhydraten, besonders an Rohfaser, unterscheiden. I. Herbst- und W i n t e r p 1 an k 1 0 n. Im Herbst (Oktober und November) steht die Zusammensetzung des Gesammtplankton in der westlichen Ostsee etwa in der Mitte zwischen Fettweide und mittelgutem Lupinen- grünfutter Eiweiss Fett Kohlenhydrate Asche 7« • 7. 'Vo Fett weide .... 20,6 4,5 64,6 10,1 Herbstplankton . 20.2 — 21,8 2,1 — 3,2 60 — 68,9 8,5 — 15,7 Lupine .... 20,6 2,6 72,0 4,6 In manchen Fällen ist der Fiweissgehalt sogar höher als bei den zum Vergleich herangezogenen Land- pflanzen, allerdings ist andererseits der Fettgehalt bei 2 der 3 Planktonanalysen noch etwas geringer als bei Lupine. Ausserdem ist wahrscheinlich in einem Falle der Aschengehalt und in allen 3 Fällen der Gehalt an Rohfaser (Cellulose), bei dem marinen Nährmaterial ein relativ grösserer. Immerhin kommt der Nährwerth des Herbstplankton bei uns den besten Futterarten des Landes sehr nahe. Im Dezember und Januar ist das Plankton in der Zusammensetzung dem Herbstplankton so ähnlich, dass auch die chemische Zusammensetzung ungefähr die gleiche sein wird. 2. Peridineen allein (vorwiegend Ceratium). Die chemische Zusammensetzung der Peridineen ist sehr eigenthürnlich und weicht von derjenigen der auf dem Lande produzirten Futterpflanzen stark ab. Der Fettgehalt ist sehr gering und der Gehalt an Kohlenhydraten, und zwar besonders an Rohfaser, sehr bedeutend. In den genannten beiden Eigenthümlichkeiten erinnert die Peridineenzusammensetzung an die von Stroh oder weniger gutem Wiesenheu. Andererseits haben aber die Peridineen einen so hohen Fiweissgehalt wie gutes Wiesenheu Grünfutter von Roggen. Pdweiss Fett N-freie ExtrakstolTe Rohfaser Asche 'Vo 7« '7« II / /O "/ü Wiesenheu, weniger gut ... 8,7 1,7 44,5 39,1 5,8 Roggenstroh 3,5 1,5 38,8 51,3 4,7 Peridineen 13,0 1,3 39 41,5 5,2 Wiesenheu, gut (Mittel von mittelgutem und sehr gutem Heu) , 13,6 3,2 48,2 26,8 8,2 Roggengrünfutter 12,0 3-3 51,6 27,0 5,8 ') ln meiner vorläufigen Mittheilung hatte ich ein etwas anderes Verhältniss angegeben: 1 Copepod = 157 Ceratiumindividuen = 1500 Diatomeenzellen. (Verhdl. deutsch, zool. Gesellschaft 1897). '•') Mittlere Zusammensetzung der Futtermittel und deren Gehalt an verdaulichen Bestandtheilen. Mentzel und v. Lengerke's landwirthschaftlicher Kalender, 88 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 46 Tabelle G. "/o Trockensubstanz (loo I. Grünfutter. Eiweiss Gras, Weide . „ Fettvveide . . . , Futterroggen Rothklee in voller Blüthe . f'uttervvicke in der Blüthe Lupine, mittel . . . , „ sehr gut Futterkohl '7.5 20,6 12,0 '5,3 '9,4 20,6 28,0 16,3 II. Trockenfutter. Wiesenheu, weniger gut . . ,, mittel ,, vorzüglich .... Moorwiesenheu Salzwiesenheu Rothklee, weniger gut „ mittel „ vorzüglich Futterwicke, mittel „ sehr gut III. Stroh. Winterroggen IV. Körner. Roggen Erbsen ... Rapssamen V. Knollen. 8,7 i',3 16,0 10.3 9.1 '3.0 14.6 '8,3 '7,0 23.7 3,5 12.8 26.4 2', 9 Kartoffeln 8,4 Kohlenhydrate Fett davon i.X-freie Asche überhaupt Extraktstofie 2. Rohfaser 4,0 68,5 10,0 1 20,0 4,5 64,6 1 46,3 ! '8,3 10,1 3,3 78,6 1 5', 6 ' 27,0 5,8 3,0 74,9 1 45.4 1 29,5 6,6 3f3 67,' 1 36,6 t 30,5 10,0 2,6 72,0 j 38,0 1 34,0 4,6 2,6 64,6 t 34,6 1 30,0 4,6 4,5 68,5 i 52,9 1 '5,6 10,4 ',7 83.6 1 44,5 1 39,1 5.8 2,9 78,0 • 1 48,3 1 30,7 7,3 t 48,1 9,' 3>5 7',o 1 22,9 2,7 79,6 ! 49,6 1 30,0 7,' 3,0 79,3 1 47,2 1 32,1 8,3 2,4 77,3 ! 44,3 1 34,0 6,0 2,6 76,3 1 45,4 1 30,9 6,4 3,8 693 1 42,8 1 26.5 8,3 3,0 69,9 t 39,3 f 30,6 9,9 2,7 62.3 t 34,2 1 28,1 1 1,1 ',5 90,' 1 4,7 2,3 82,3 j 78,3 1 4,0 ' 2,1 2,2 68,2 1 61,9 1 6,3 3,1 48, 1 0,8 25.3 87,2 j '3,7 1 ",6 1 82,8 4.4 3,6 1 4.4 Tabelle H. “/(, Trockensubstanz (100®) Eiweiss Fett Kohlenhydrate N-freie . Extrakt- Stoffe Asche Davon Si 0, I. Ganze Planktonfänge. Analyse 11. 3. X. 1892 . 21,84 2,12 66, 10 9.94 4.95 III. 13. X. 1892 20,24 2,26 68,95 8.55 4.59 ,, IV. 15. XI. 1892 . . 21,01 3,21 60,07 '57' 9.59 M V. 14. II. 1893 . . . 20,41 4,35 45.50 29,68 '6,33 VI. 15. III. 1893 . . . '3,45 2,58 23,60 60, oS .47,16 VII. 4. IV. 1893 . . ■5.56 4,24 '8,79 61.41 51.26 M VI 11. 5. V. 1893 36,54 1,5s 23.07 3S.77 27,00 ,, IX. 28. \’1I1. 1893. . 33.56 8,70 3S.3' '9.4' "’95 ,, X. 28. I.X, 1893 21,29 3,20 39.30 36,14 20,40 Ceratium II. Peridineen. vorwiegend . '3 ',3 So, 5 5-2 III. Diatomeen. 39 41.5 Chaetoceros vorwiegend 10 2,8 22 65.2 54.5 47 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 89 ln Bezug auf den Kiweissgehalt stehen die Peridineen den besseren Futtersorten nahe, während sie allerdings nach ihrem hohen (lehalt an Rohfaser und ihrem geringen Fettgehalt sich den mindervverthigen Futterarten anschliessen, Man darf aber nicht vergessen, dass die Rohfaser bei den Peridineen in weniger kompakter Form den Planktonzehrern dargeboten wird, als es bei Landthieren mit dem Heu oder Stroh der Fall ist, und dass ausserdem vielleicht solche Meeresthiere, die grossentheils an Peridineenkost angepasst sind, die in günstiger Form dargebotene Cellulose besser und leichter verarbeiten werden, als es bei vielen Landthieren mit Stroh und Heu möglich ist. Endlich wird immer zu berücksichtigen sein, dass neben Peridineen noch mehr oder weniger zahlreiche ebenso kleine Thiere von den Planktonfressern aufgenommen werden. 3. Frühjahrsplankton. Vom Februar an bis August oder September tritt eine merkwürdige Eigeii- thümlichkeit in der Zusammensetzung des Plankton hervor, nämlich der hohe Gehalt an Kieselsäure. Am stärksten macht sich diese Besonderheit natürlich in der Wucherungsperiode der Diatomeen, also in den Frühjahrsmonaten März und April geltend. Der enorme Aschengehalt in den Analysen VI und VII macht eine Vergleichung mit bestimmten Landpflanzen ganz unmöglich. Noch weniger ist das der Fall, wenn man die Zusammensetzung des reinen Diatomeenmaterials betrachtet 4. Diatomeen allein. Um überhaupt einen Vergleich mit Futterpflanzen anzustellen, wird man die aschefreie Substanz der Diatomeen berücksichtigen müssen. Oben habe ich bereits die wahrscheinliche Zusammen- setzung der organischen Substanz von reinem Diatomeenmaterial angeführt; Eiweiss 28,7 Fett 8,0 “/q, Kohlenhydrate 63,2 Wenn man von den ölhaltigen Samen (Rapssamen und dergl.) absieht und ganze Futterpflanzen betrachtet, so ist ein so bedeutender Fettgehalt wie bei Diatomeen nie vertreten. Auch der Eiweissgehalt der Diatomeen ist verhältnissmässig sehr hoch. Zum Vergleich könnten am ehesten die nachstehenden Futterpflanzen herangezogen werden, deren aschefreie Trockensubstanz in der folgenden Uebersicht berechnet ist. Eiweiss Eett Kohlenhydrate 'V /o 0/ 10 10 Futterwicke, sehr gut .... 26,6 3-0 70,0 Fettweide • • 23,0 5,0 72,0 Lupine, gut (Mittel von Mittelgutem und sehr gutem Lupinengrünfutter) ■ • 25,5 2,8 71,6 Lupine, sehr gut ■ ■ 29,3 2,8 67,8 (Erbsenkörner 27,2 2,3 70,4) Diatomeen • • 28,7 8,0 63,2 Durch sehr hohen Gehalt an Fett und durch Armuth an Kohlenhydraten unterscheidet sich also die aschefreie Trockensul)Stanz der Diatomeen von derjenigen der Futterpflanzen. Der Eiweissgehalt wird nur von sehr gutem Lupinengrünfutter etwas übertroffen, von Erbsenkörnern fast erreicht, während die übrigen Landpflanzen resp. Theile der bei uns produzirten vegetabilischen Futtermittel sämmtlich in der Hinsicht zurückstehen. Wenn auch über die nähere Beschaffenheit der Diatomeenkohlenhydrate noch keine Untersuchungen vorliegen, so wird man doch schon jetzt sagen können, dass die aschefreie Trockensubstanz der Diatomeen einen hohen Nährwerth besitzt. Man darf allerdings dabei nicht ausser Acht lassen, dass mehr als die Hälfte der ganzen Diatomeen trockensubstanz aus der für die Ernährung werthlosen Kieselsäure besteht. Die Kieselsäureschalen der Plankton- diatomeen sind aber recht dünn im Vergleich zu denen der Uferdiatomeen. Trotzdem werden die letzteren viel gefressen. Auch Planktondiatomeen findet man häufig im Darm von Ascidien u. a. Küstenthieren, sowie im Darm von echten Planktonthieren, wie Salpen u. s. w. Ich möchte daher vermuthen, dass auch den zu gewissen Zeiten so ausserordentlich massenhaft auftretenden Plankton-Diatomeen eine erhebliche grössere direkte Bedeutung für die Ernährung auch der echten Planktonthiere zukommt, als Hensen und im Anschlüsse an ihn Frenzei behauptet haben. Hensen ist in seinem grundlegenden Werke über das Plankton (S. 99 des 5. Ber. d. Kommiss. 1887) bei seinen Untersuchungen zu der Ansicht gekommen, dass die vegetativen Zustände der Plankton- diatomeen als in scharfe unverdauliche Splitter zerfallende und äusserst inhaltsarme Pflanzen „fast von keinem Thier des Planktons benutzt werden können“. „Die Sporen dagegen enthalten den ganzen Inhalt der Zellen in weit konzentrirterer Form, sie haben allerdings auch eine Kieselhülle, aber dem Anschein nach ist diese recht zart“. Hensen glaubt also „annehmen zu dürfen, dass diese Sporen auf den Grund des Meeres fallen, und hier eine ziemlich konzentrirte, daher sehr brauchbare Nahrung abgeben werden“. Frenz el hat in dem Aufsatze „die Diatomeen und ihr Schicksal“ (Naturwiss. Wochenschrift April 1897) diesen Gedanken aufgenommen und weiter 12 90 K. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der chemischen Zusammensetzung des Planktons. 48 ausgeführt. Er kommt auf Grund seiner Untersuchungen über Süsswasserdiatomeen zu dem Schlüsse: „So also scheinen die Diatomeen insgesammt weiter nichts vorzustellen als ein Bakterienfutter und ein Baumaterial für ihre Nachkommen“. Andererseits hat Apstein (Das Süsswasserplankton 1896) konstatirt, dass im Darm von gewissen Cladoceren und Copepoden sich Melosiraschalen nachweisen lassen. Ich glaube daher, dass noch weitere Unter- suchungen und namentlich auch Experimente nothwendig sind, um die Bedeutung der Diatomeen für die direkte Ernährung der Thiere klarzustellen. Eine sehr zweckmässige V'^ersuchsanordnung ist von Hensen bereits mit- getheilt (1. c. 1887 S. 94) und zum Nachweis der Zehrung von Ceratien durch Copepoden verwandt worden. 5. Sommerplankton. Nach den Analysen VI 11 und IX besitzt das Gesammtplankton in den Monaten Mai und August eine sehr eigenthümliche Zusammensetzung. Auch nach den Zählungsresultaten überwiegen in diesen Fängen die Thiere in solchem Maasse, dass eine Vergleichung mit vegetabilischen Futtermitteln nicht möglich ist. Der Eiweissgehalt ist sehr bedeutend, der Fettgehalt in einem Falle niedrig, im anderen abnorm hoch und der Gehalt an Kohlenhydraten verhältnissmässig sehr niedrig. Es bedarf aber noch näherer Untersuchungen, um zu entscheiden, ob wirklich die Planktonpflanzen im Sommer so stark den Planktonthieren gegenüber zurücktreten, wie es nach den Zählungen und den Analysen scheint. Beiden Bestimmungen liegt ja nur dasjenige Material zu Grunde, das beim Abfiltriren mit Müllergaze Nr. 20 zurückbleibt. Wenn auch während des Sommers augenscheinlich ein verhältnissmässig grosser Theil der im Seewasser gelösten Stickstoffverbindungen durch die alsdann üppig wuchernden Uferpflanzen in Anspruch genommen wird, so möchte ich doch bezweifeln, dass in dieser Zeit die echten Planktonzehrer hungern. Es ist sehr wohl denkbar, dass kleine chlorophyllführende Flagellaten oder auch Spaltalgen, die zu klein sind, um durch das Netzzeug (Müllergaze Nr. 20) zurückgehalten zu werden, dann neben Geschlechtsprodukten von Uferpflanzen und der spärlichen nachgewiesenen Planktonvegetation den Thieren des Plankton als Nahrung zur Verfügung stehen. Dazu bedarf es aber noch weiterer Untersuchungen. Die Copepoden bilden ein sehr wichtiges Nährmaterial für Fische und zahlreiche andere Planktonfresser. In der mir zugängigen Litteratur’) habe ich leider nur Angaben über Theile von Meeresthieren, die zur mensch- lichen Nahrung dienen, gefunden, so von Fischfleisch, dem Weichkörper von Meereskrebsen und Muscheln ohne den Chitinpanzer bezw. die Kalkschale. Die Analysen sind also unter einander und mit der Zusammensetzung von ganzen Copepodenindividuen nicht unmittelbar vergleichbar. Wenn man aber die stickstofffreien Extraktstoffe (bezw. Kohlenhydrate) als Darminhalt rechnet, was im wesentlichen zutreffend sein wird, so erhält man für Eiweiss .und Fett der Copepoden, Austern und Miesmuscheln ähnliche Werthe wie für Hummer und Taschenkrebs. " ,1 Trockensubstanz (100") Eiweiss 0 .'0 Chitin Fett Vo Kohlen- hydrate 0/ '0 Asche 0' 0 j Hering , . , 56,42 — 35,85 — 7,02 {Lachs . 60,49 — 35,62 — 3,89 j Flunder 87,61 — 4,38 — 8,0 1 Dorsch 91,08 — 1,86 — 7,6 1 Hummer 79,80 — >0,13 0,16 9,41 l'Paschenkrebs 78,87 — 7,69 3,75 9,6 Planktoncopepoden 59 4,7 7 20 9,3 [Auster 46,8 — 9,5 28,1 16 [Miesmuschel 54,86 — 7,07 26,0 1 2 Die Verwerthung der neuen Untersuchungen für Ertragsberechnungen einerseits der westlichen Ostsee und andererseits des kultivirten Landes verschiebe ich auf eine spätere Gelegenheit. Ich gedenke dazu ausser den wichtigen fTgebnissen Hensen 's auch die Gesammtresultate der 5 jährigen quantitativen Planktonstudien von Dr. Apstein und mir zu Grunde zu legen. ) König. Die menschlichen Xahrungs- und (lenussmittel. 3. .Xufl. llerlin 1893. .S. 1J3 unti 132. Untersuchungen über die Fauna der Sehwentinemündung mit besonderer Berücksichtigung der Copepoden des Planktons. Von Theodor Kuhlgatz. I. Einleitung. A. Begrenzung des Untersuchungs- Gebietes. Die Mündung der Schwentine in den Kieler Hafen ist durch das Wehr der baltischen Mühle scharf in einen oberen und einen unteren Lauf geschieden, dergestalt, dass oberhalb des Wehres Süsswasser, unterhalb Brackwasser ist. Es können also, abgesehen von grösseren Thieren wie Angiiilla vulgaris, Bewohner des unteren Gebietes nicht in das obere gelangen, wohl aber umgekehrt. Ferner ergiebt sich hieraus insofern ein Unterschied von anderen Flussmündungen, als die Mischung des süssen Wassers mit dem Salz- wasser der See keine allmähliche ist. Hieraus erklärt sich der ausserordentlich geringe Bestand an reinen Süsswasserformen im Unterlauf, wie sie sonst in brackischen Flussmündungen Vorkommen. — Z. B. in der Unterelbe von Hamburg abwärts fand Fr. Dahl [13. p. 161 u. f.J Süsswasserformen wie Palu- dina vivipara, Lininaea stagnalis und palustris etc., Dreisseua polyuwrpha, Auodouta pisciualis etc., Cy- clops streu uus, serrulatus, oniatus etc., Arten, die in der Schwentinemündung nicht Vorkommen, ln der Trave unterhalb der Herrenfähre fand H. Lenz [30. p. [79] z. B. Neritina fluviatilis. Dreisseua polyinorplia und Neritina fluviatilis hat K. Brandt noch im März 1896 in der Mitteleider zwischen dem Kaiser Wilhelm - Kanal und der Stadt Rendsburg konstatirt, also an einer Stelle, wo die Thiere „mindestens 8 Monate in Wasser von ziemlich wechselndem, aber zeitweise recht beträchtlichem Salzgehalt bis 18 Promille gelet)t“ haben müssen. K. Brandt [7. p. 35]. Hierher auch: K. Brandt [8. p. 5]. Alle diese Formen fehlen in der Schwen- tinemündung völlig. Da nun die Strömung unterhalb des Wehres keine sonderlich andere ist als oberhalb, so wird das fast gänzliche Fehlen von Süsswasserformen nur durch den vom Mühlenwehr verursachten plötzlichen Ueber- gang von Süsswasser in salziges Wasser erklärt werden können. Die Schwentine =liüiiduiig. Theodor Kuh lg atz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 4 U4 Der Unterlauf erstreckt sich in der Richtung ESE nach WNW in rund i,i6 km bis zur Kieler Bucht. Die grösste Breite beträgt bei der Mündung rund 465 m, bei der Mühle rund 155 m. Das Niveau des Fluss- bettes senkt sich von der Mündung bis zur Mühle nicht unbeträchtlich, sodass sich bei dem Wehr eine kessel- förmige Vertiefung findet. Bei der vorliegenden Untersuchung der Fauna dieses Gebietes standen mir die Herren Professoren Dr. K. Brandt und Dr. Fr. Dahl mit ihrem Rathe freundlichst zur Seite, wofür ich ihnen auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank sagen möchte. B. Methode der Untersuchung. Die Aufgabe war eine zweifache, nämlich die Untersuchung i. des Planktons und 2. der grösseren frei- schwimmenden Thiere und der Bodenfauna. Betreffs des Planktons schien es angebracht, sich der Hauptsache nach auf eine grössere massgebende Gruppe von CTganismen, die Copepoden, zu beschränken, diese dann aber um so ausführlicher zu behandeln. Es wurden von vornherein von der Mündung bis zur Mühle für die periodischen quantitativ-en Fänge fünf Stationen festgelegt, sodass jede Exkursion entsprechend diesen fünf Stationen fünf quantitative Fänge ergab; Die erste Station bei der Einfahrtsboje — Bj — vor der Mündung; die zweite gegenüber der Howaldt’schen Werft, dem Südufer genähert, bei einer zweiten Boje — Bj — ; die dritte vor der Anlegebrücke der Neumühlener Dampfer bei Dietrichsdorf — D — ; die vierte vor der Hansen’schen Anlegebrücke — H — und die fünfte bei der baltischen Mühle — M — . . Ausserdem wurde jedesmal ein Fang jenseits des Mühlenwehres im Süsswasser gemacht — S — . Exkursionen fanden statt; 1894. März lö, 19, 29. — April 6, 11, 19. — Mai 9, 24. — Juni 7, 21. — Juli 5, 21. — August 15,31.— September 14. — Oktober 6, 18. — November i, 19. — Dezember 4, 1 8. 1895. Januar 3, 17. — Februar 5, 26. — April 17. Die Ausbeute der Exkursionen am 24. Mai und 7. Juni war wegen Beschädigung des quantitativen Netzes nur qualitativ, also für unsere Zwecke unbrauchbar. Im Uebrigen bezog sich die Untersuchung auf alle Fänge vom 19. März bis zum 4. Dezember incl. Bezüglich der Fänge selbst verfuhr ich nach der von C. Ap stein [i. p. 34 u. f.] angegebenen Methode und benutzte das von ihm nach Hensen’schen Prinzipien für den Handgebrauch konstruirte Netz aus Müller- gaze Nr. 20 von 92 qcm Netzöffnung. Ausserdem wurde stets an allen fünf Stationen mit einem etwas gröberen Netze je ein Fang von nur qualitativer Bedeutung gemacht, um VTrgleichsmaterial zu beliebiger Verfügung zu haben. Jeden Fang begleitete eine Untersuchung über Temperatur und Salzgehalt an der Oberfläche und in der Tiefe, ausgeführt an Ort und Stelle mit Hülfe einer Meyer’schen Schöpfflasche und dreier Glasaräometer*). Die mit den letzteren gefundenen Werthe wurden dann später nach den K a r s te n’schen Tabellen [25.] in Pro- mille umgerechnet. Die Boden fauna wurde vermittels einer kleinen Dredge mit dreikantigem, gleichseitigem, glattem Rahmen zu verschiedenen Zeiten des Jahres festgestellt. Ausserdem kam für festsitzende Thiere ein Kratzer, und für freischwimmende ein Kätscher zur Anwendung. In den (iebrauch dieser Instrumente, die mir von dem zoologischen Institute zur Verfügung gestellt wurden, führte mich Herr Professor Dr. P' r. Dahl freundlichst ein. C, Die physikalischen Verhältnisse der Schwentinemündung. Man pflegt ein Wasserbecken bezüglich der auf die Organismen wirkenden physikalischen Bedingungen in verschiedene Regionen einzutheilen, wie C. Apstein [i. p. 16 u. f.] dies nach dem \"organge von Forel für die Süsswasserseen auf Grund von Tiefe, Druck des Wassers, Bewegung durch Wind und Wellen, Schwankungen in der Temperatur, Intensität des Lichtes und Vegetation gethan hat. ') Wie ich erfahre, bedürfen die angewandten drei (dasaräoinctcr einer, wenn auch sehr geringen Korrektion. Nachdem der eine von ilinen schon vorher auf einer Exkursion bei stürmischem Wetter zu .Schaden gekommen und durch einen neuen ersetzt war, liess sich diese Korrektion nicht mehr anbringen. Ich glaube nicht, dass das Resultat eine für meine Zwecke erheb- liche Abweichung würde erfahren haben. 5 Theodor Kuh lg atz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 95 ln einer Flussmündung treten derartige Verschiedenheiten der Existenzbedingungen einmal in der Ouer- richtung, von Ufer zu Ufer, auf und dann in der Längsrichtung vom Oberlauf bis zur Mündung. Von Ufer zu Ufer wird man bei grösseren Flüssen eine ähnliche Eintheilung in Regionen vornehmen können, wie A pst ein sie für Süsswasserseeen anwendet, in die litorale oder Uferregion, in eine zweite, — für Seeen — die limnetische genannte Region und in die Tiefenregion. So hat auch Fr. Dahl [13. p. 173 — 180J in seinen Untersuchungen über die Fauna der Unterelbe Unterschiede in der Fauna in ähnlichem Sinne konstatirt; für die zeitweise trockene Uferzone, für die stark strömenden Schichten des mittleren Gebietes und für den salz- haltigeren Tiefenstrom. Eine solche Unterscheidung verschiedener Regionen von Ufer zu Ufer ist in der Schwentinemündung in Bezug auf Tiefe, Druck des Wassers, Lichtintensität überhaupt nicht, bezüglich der Strömung und Wellenbewegung nur in beschränktem Sinne möglich. Die einzigen Faktoren, die eine Eintheilung in eine Ufer- und Tiefenregion andeuten, sind Vegetation und Bodenbeschaffenheit. Ein Wasserbecken von nur 5 m Tiefe im Maximum lässt keine solche Verschiedenheit im Druck des Wassers aufkommen, dass dadurch die Fauna beeinflusst .würde; denn der Spielraum beträgt nur i — 1,5 Atmosphären. Die Durchwärmung des Wassers ist aus demselben Grunde nicht etwa nur in der Uferregion sondern überall einer erheblichen Schwankung ausgesetzt, und die Intensität des Lichtes wird bei einer so geringen Tiefe keinen derartigen Grad von Verschiedenheit erlangen, dass daraus ein merklicher Einfluss auf die Fauna resultiren könnte. Die Strömung ist allerdings in der Mitte des Flussbettes stärker als am Rande. Da aber diese überhaupt grossen Schwankungen ausgesetzt ist, je nachdem die Regulirung an dem Mühlenwehr eine grössere oder geringere Süsswasser-Menge Zuströmen lässt, so erhalten zwar die Ufer- regionen im günstigsten Falle das absolute Minimum des an Strömung in dem Flusse Möglichen, im ungünstigsten Falle aber einen Grad von Strömung, der unter anderen Verhältnissen schon in der Mitte des Flusses ein Maximum darstellt. — Bezüglich der Wellenbewegung, soweit sie vom Wind abhängig ist, wird man immerhin einen Unter- schied zwischen Mitte und Uferregion machen können; aber nur insofern, als jedesmal die auf der Luvseite gelegenen Uferpartien einen Schutz durch das Land erfahren. Um festzustellen, ob die daraus resultirende Intensitätsverschiedenheit der Wellenbewegung eine Einwirkung auf das Vorkommen der Thiere hat, ob sich die Copepoden an Tagen stärkerer Wellenljewegung in ruhigere Uferregionen ziehen, wurde in der zweiten Hälfte des Jahres für jeden Exkursionstag die Windrichtung notirt. Der Untergrund der Schwentinemündung besteht gleich dem der Kieler Bucht in der Tiefe durchweg aus Schlick. Eine Uferregion kommt nur dort zu Stande, wo sich das Flussbett ganz allmählich senkt. Aber im Allgemeinen haben die anliegenden Werften und vor allen Dingen die Mühlenverwaltung dafür gesorgt, dass bereits am Ufer eine relativ erhebliche Tiefe zu finden ist. Sanfter steigt das Flussbett an am NNE-Ufer zwischen D und M in Gestalt einer breiten sandigen Bank, dicht bestanden mit Phragniites communis, das in dem seichten, salzarmen Wasser der Schwentinemündung die Stelle von Seegras vertritt und erst in tieferen Regionen mit Sandboden diesem Platz macht. Dieser Sandbank gegenüber am Südufer schneidet eine ebenfalls sandige und mit Rohr bewachsene Bucht in das Land ein. Nahe der Mündung schon auf der Höhe der dem Ufer genäherten Station Bg geht der Schlickuntergrund nach beiden Ufern zu in Sand über, während sich der Schlick der Tiefen- rinne bis nach Bj hin fortsetzt. Häufig sind Ulva lactuca und rothe Algen. In der Längsrichtung des Flusses von der Mühle bis zur Mündung ist der einzige veränderliche Faktor der Salzgehalt. Ueber Salzgehalt und Temperatur an der Oberfläche und in der Tiefe an jeder der fünf Stationen von März 1894 bis Mai 1895 giebt die umstehende Tabelle Aufschluss; 96 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. Salzgehalt und Temperatur der Schwentinemündung in Promille resp. ® Cels. Ort mit .Angabe der mittleren Tiefe B, 3 m B,. 3 m D. 4 m H. 4 m M. 4 m Salzgehalt Tempe- ratur .Salzgehalt [ Tempe- ratur Salzgehalt Tempe- ratur .Salzgehalt Tempe- ratur .Salzg ehalt Tempe- ratur 1894 Ober- fläche Tiefe Ober- fläche Tiefe Ober- fläche Tiefe Ober- fläche Tiefe Ober- fläche Tiefe Ober- fläche Tiefe Ober- fläche Tiefe Ober- fläche Tiefe Ober- fläche Tiefe Ober- fläche Tiefe 19. III. 8,1 5 4,4 8,1 4,8 4.2 — — 5.2 4,1 — — 5,2 4,3 — — 5.2 4.3 29. III. 6,6 — 7,9 6,3 5,2 — 7,8 9,6 1,2 — 7.8 9,6 0,3 — 7,8 9.6 0 — 7,8 9,6 6. IV. 10,3 — 8 7,. 9,8 — 8,4 7,2 2 14,5 8.4 7,2 1,4 — 9 7,2 0,1 — 9 7,2 II. IV. 8,3 — 9,7 8,9 9,6 — 9,6 9 3,3 — 10 9 2,9 — 10 9 0,5 — 10 9 19. IV. 11,4 — 1 1,6 I I 6,3 — 12 10,7 3.7 — 12,6 10,7 2,9 — 12,6 10,7 2 — 12,6 10,7 9.V. 8,8 — i 10,9 6,9 — 12,4 I I 4,6 — 12 I I 4.3 — 12 1 1 2 — 12 1 1 21. VI. 8 17 15,8 15,6 8,6 9,7 15,8 15,6 7,9 10,2 15,8 15,6 1,4 10,7 15,8 15,6 1,3 10,3 15,8 ■ 5,6 5. VII. 10,6 10,3 1 19,9 18,8 6,3 10.3 20 18,7 2 9.4 20,4 18,4 2,8 10,9 20,6 17 2 2 1 1 20,8 ■7 21. VII. 16,1 15,9 17 15,2 9.6 16,2 17 15,2 6,8 15,7 17 15,2 5.8 15,9 17,8 16 3.1 15,9 18,2 16 15. VIII. 16,8 16,9 1 16,3 16,4 8,5 16,8 1 17,1 16,2 4,8 15,6 17.1 16,4 4,7 16,1 17,4 16,4 3,8 16,1 17 16,4 31. VIII. 16,8 17,3 1 15 16,2 •0,7 17 ! 16,3 16 6,8 16,8 16,3 16 5,5 16,8 16,1 16,2 3,7 16,5 16,1 14,8 14. IX. II. 5 18,2 14,9 14.6 11,8 ■7.9 , 14,3 14,2 8,6 17,7 14,2 13,9 5,5 17.8 14 13,9 5,5 17,4 14.2 ■ 3.8 6. X. 10,3 — 12,3 12.3 — — i 12,4 12,2 — — 12,4 12,3 5,5 13,' 12,1 12 2 — — 12,1 12,4 18. X. I I 13,1 9,7 9,9 5,1 12,7 9.8 10,2 2,8 13,1 9,7 10,1 2,8 '3,1 9,6 10,2 1.7 13,4 9,4 10,2 I. XI. 12,6 13,9 8,8 8,9 8 13.6 8,2 8,7 1.6 13,5 7,5 8,8 1,2 '3,4 7,5 8,8 0 11,3 7,5 8,8 19. XI. 6,4 18,2 7,3 8,3 5,9 14,9 7,6 8,2 2,5 16,3 7,1 8,5 0,7 16,2 6,8 8,6 0,7 ■5.2 6,8 8,2 4. XII. 12,2 17,4 5,2 5,6 11,8. 16,9 5,3 5,5 4,7 16,9 4,2 6 3,9 16,6 3.8 5,8 2,4 16,8 3.6 5.2 18. XII. 16,9 16,9 5,2 5,2 8,9 16,9 3,7 5 2,9 16,5 3 4,9 2,9 16,2 2,5 5 1,4 15,6 2.4 4.8 3- I- 95- 11,8 18,8 2,6 3.6 8,4 18,3 1,8 3,6 3,5 18,2 0,8 3,6 2,9 18,1 0,8 3,4 2,1 ■7.9 0.8 3.6 17. I. 7,5 18,3 1,6 2,1 5,8 18,2 1.7 2 2 2 18,2 1,4 2 2 3,1 18,1 14 2 2 0,7 18,1 1,2 2 2 5. II. — — — — — ! — — — — — 2 —6 — — — — — — -6 26. II. — — — — — — — — 0,7 — 0,3 —0,2 — — — — 1,3 ■4.9 0.4 0 17. IV. 12,3 i6,8 1 5 4.6 11,3 16,8 ' 5.2 4,6 3 ■6,5 8,4 4,8 — — — — 3 16,5 8.4 4,8 Der Salzgehalt nimmt, wie zu erwarten war, von B, bis M stetig ab; sehr schnell an der Oberfläche, sehr langsam in der Tiefe. Die Werthe für Mittel, Maximum und Minimum zeigen das auf den ersten Blick. Die folgende Tabelle zeigt den Salzgehalt der Schwentinemündung für Oberfläche und Tiefe nach den Maximal- und Minimal-Werthen sowie nach dem arithmetischen Mittel jeder einzelnen Station mit gleichzeitiger Angabe der Differenz [D] zwischen jedem dieser Werthe für Oberfläche und dem entsprechenden Werthe für Tiefe: Pro- Mittel M a X i m u m M i n i m u m mille Oberfl. Tiefe 1) Oberfl. Tiefe 1 1) Oberfl. Tiefe D 15, 1 1,16 ■6.35 5.19 ■ 6,9 18,8 ■•9 6.4 10,3 3.9 15., 8,33 ■5.44 7." 11,8 ■ 8,3 6,5 5.' 9.7 4.6 I) 3.77 ■ 5,27 "5 8,6 18,2 9.6 0.7 9,4 8.7 II 3.'8 15,21 12,03 CO 18,1 ■2,3 0.3 ■ 0.7 10.4 M 1,88 ■5'3 ■3.25 5'5 18,1 12,6 0 ■0.3 ■0,3 Der Uebergang von salzarmen Regionen in salzreichere, sowohl in horizontaler wie in vertikaler Richtung, ist ein ausserordentlich rapider, zumal wenn man bedenkt, dass die horizontale Ausdehnung nur i.i6 km, die Theodor Kulil^atz, Uiitersucliungen über die Fauna der Schwentinemündung. 97 vertikale aber höchstens 5 in beträgt. Erklärlich wird diese Erscheinung nur durch den plötzlichen Uebergang von Süsswasser in Salzwasser durch das Mühlenwehr bei M. Wie gross die Unterschiede in der horizontalen und vertikalen Vertheilung des Salzgehaltes sind, und was für eine abnorme Stellung die Schwentinemündung hierdurch unter anderen Brackwassergebieten einnimmt, ergiebt ein VergleEh mit Messungen, die ich am 28. und 29. August in der Untertrave vornahm. Salzgehalt der Untertrave von der Herrenfähre bis Teschow am 28. und 29. August 1895. Promille Oberfläche Tiefe Differenz Herrenfähre . . 5.2 16,8 in 6,5 m 1 1,6 Schlutup. . . . 8,6 17 in 6 m 8,4 Selmsdorf . . . 10,9 17,6 in 8 m 6,7 Teschow. . . . 11,4 16,1 in 6 m 4,7 Die Strecke von der Herrenfähre bis Teschow beträgt aber etwa 7 km. Die durchschnittliche Tiefe ist 6,6 m. Die Zunahme des Salzgehaltes flussabwärts ist also eine bedeutend langsamere als in der Schwentine- mündung. ln der Mündung des Tokantin fand die Plankton-Expedition [14. p. i ij am 5. resp. 8. Oktober 1889 an zwei, um rund 50 km aus einander liegenden Orten diese beiden Daten für die Oberfläche; 1,5 — 2 "/uo; 12,8 Die Schwentinemündung ist in Bezug auf den Salzgehalt abnorm. Das äussert sich auch in der Fauna. Solchen Thieren, die nur im süssen oder im schwach salzigen Wasser leben, wie sie in den Mündungen der Trave und der Elbe noch Vorkommen, bietet sie schwerlich eine Möglichkeit zur Existenz; höchstens an Pfählen festsitzenden Thieren in der konstant salzarmen Oberflächenschicht bei M [CordylopJiora lacustris]. In der Kieler Bucht beträgt der Salzgehalt an der Oberfläche nach Berechnungen des Mittels für eine Reihe von Jahren') im Minimum 14,25 "/y,, [Mitte Juni], im Maximum 17,75 “/co [Rnde Oktober]. Diese Werthe werden nur bei Bj mit 16,8 “/„y im August bei SW- und W-Wind, mit i6,9''/yo Mitte Dezember bei SW erreicht, wobei zu beachten ist, dass W- und SW-Winde zwar das Wasser der Kieler Bucht seewärts treiben, aber gleich- zeitig am NNE-Ufer der Schwentine eine Stauung salzreicheren Wassers hervorbringen werden. Von B^ bis M blieb der Salzgehalt der Oberfläche das ganze Jahr hindurch unter dem Minimum der Kieler Bucht. In der Tiefe fällt für die Kieler Bucht das Minimum in die Mitte des Dezembers mit 18,75 °/()o» das Maximum mit 23,25 Promille in die Mitte des März. Auch diese Daten wurden nur bei B^ erreicht mit i8,8"/oo im Januar 1895. Aber die anderen Stationen kommen ihnen ebenfalls im Januar nahe; B,, mit 18,3 und 18,2 D mit 18,2 “/yy, H mit 18,1 “/o« und M mit 17,9 "/in, und 18,1 "/yy. Im Uebrigen sind die zeitlichen Schwankungen des Salzgehaltes zur Genüge aus der vorstehenden Tabelle auf Seite 96 zu ersehen. Die auffälligste Erscheinung ist der unverhältnissmässig hohe Salzgehalt der Tiefe. An der Oberfläche nimmt der Salzgehalt in ziemlich konstantem Verhältniss von der Mündung bis zur Mühle ab, wie die Mittel- werthe ergeben; B^; ii,i60/„y. B,: 8,33 "/yy. D; 3,77 "/yy. H; 3,i8"/„y. M; 1,88 V Anders in der Tiefe; Bl'. 16,35V B,; i5,44'’/(,o- D'- ^S,V'’lon- H; 15,21V M; i5,i3'7i,»- Je weiter man flussaufwärts geht, umso grösser wird die Differenz [D] zwischen Oberfläche und Tiefe; D für; Bl-. 5,19V D;ii,57oy. H;i2,037„y. M;i3,25"/oy. Da die Salzgehalt-Bestimmungen nur für Oberfläche und Tiefe, Grund des Flussbettes, stattfanden, so habe ich auf eine Skizzirung der Verhältnisse durch Isohaiinen verzichtet. Komplikationen in der Vertheilung des Salzgehaltes wie in anderen brackischen Wasserläufen, die seitlich mit Süsswasserbecken oder Flüssen und ') Auf der Kieler Ausstellung 1896 wurden nach den Beobachtungen von G. Karsten graphische Darstellungen über .Salzgehalt und Temperatur der Kieler Bucht im Mittel für etwa 30 Jahre veröffentlicht. Diese liegen den für die Kieler Bucht angegebenen Daten zu Grunde. 1.3 98 Theodor Kühl gatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 8 Auen in Verbindung stehen, sind für die Schwentinemündung nicht anzunehmen; denn bei der Mühle ist die einzige Süsswasserzufuhr, und nur bis zur Mühle und nicht weiter findet man in der Tiefe salzhaltiges Wasser. Da nun die Abnahme des Salzgehaltes von der Mündung bis zum Mühlenwehr in der Tiefe eine sehr schwache, an der Oberfläche eine sehr starke ist, und da der Salzgehalt in der Tiefe bei M nicht erheblich geringer ist als bei B,, so muss man schon auf Grund hiervon einen salzigeren aufwärts gerichteten Unterstrom v'ermuthen, wie er nach K. Brandt [9. p. 13 — 15] zu Stande kommt, wenn zwei Wasserbecken mit verschieden starkem Salz- gehalt in offener Verbindung stehen, wie z. B. Nordsee und Ostsee. Ein solcher existirt nun in der That, wie sich jedesmal beim Hinablassen des Netzes zeigte. Das Netz schlug zunächst in der Richtung der Oberströmung aus, gelangte dann in eine neutrale Schicht und zeigte schliesslich eine Tendenz in der Richtung nach der Mühle. Es musste daher, um den Fang genau vertikal zu erhalten, mit grosser Vorsicht vorgegangen werden. Von der Mündung aus dringt eine stärkere Salzlösung in den Fluss ein und lagert sich als die schwerere Substanz am Boden, fortwährend Salzbestandtheile an die oberen Schichten abgebend, immer weiter vordringend und stets neue salzhaltigere Wassermassen von der Mündung her nach sich ziehend. Es handelt sich hier also um eine Art Diffusionserscheinung von verschieden starken Lösungen. Je mehr Süsswasser von dem Oberlauf her einströmt, je mehr Süsswasser in Salzwasser umgewandelt wird, um so intensiver vollzieht sich das Nach- strömen schwereren salzigen Wassers am Grunde, sodass die Intensität des gegen gerichteten Unterstromes der Stärke der Oberströmung entsprechen wird. Jl. Das Plankton der Schwentinemündung. Das Rohvolumen der Fänge aus der Schwentinemündung war überraschend klein, wie ein in demselben Jahre von mir bei der Heulboje vor der Kieler Bucht gemachter Fang zeigte, und enthielt in der Regel eine Menge von vermoderten Pflanzenresten, Quarzpartikelchen und dergleichen, was bei der starken Unterströmung nicht verwunderlich erscheint. Um trotz der geringen Tiefe des Wasserbeckens einen möglichst reichhaltigen Fang zu erhalten, wurde das Netz jedesmal bis etwas oberhalb des Grundes hinabgelassen. Die bei der späteren Untersuchung erhaltenen Werthe wurden dann auf 2 m, und von da aus, je nachdem ein Vergleich erwünscht war, auf 20 cbm Filtrat berechnet. Für den Kaiser Wilhelm-Kanal konstatirte K. Brandt [6. p. 408] auf Grund von 20 Fängen dieselbe Armuth an Plankton und findet als Ursache die geringe Entfernung von Ufer zu Ufer bei gleichzeitigem grossen Reichthum des Kanals an Planktonzehrern. In der Schwentinemündung muss man die Ursache bei der Armuth auch an grösseren Thieren wie Muscheln, grösseren Crustern und Fischen wohl in etwas Anderem suchen. Die Trübung des Wassers durch organische und anorganische Reste, die starke Strömung, die geringe Tiefe, die schnelle Steigerung des Salzgehaltes in horizontaler wie vertikaler Richtung und nicht zum mindesten das beständige Aufwühlen eines so flachen und schmalen Flussbettes durch die Dampfer geben genügende Anhalts- punkte zu einer Erklärung. A. Die Copepoden des Planktons. Es wurden 83 Planktonfänge auf Copepoden untersucht. Larven und Eier blieben unberücksichtigt, waren aber sehr selten. Männchen, Weibchen und jugendliche Thiere, das heisst solche, die das Larvenstadium hinter sich, das Stadium der geschlechtlichen Reife vor sich haben, wurden unter der Lupe einzeln mit der Pincette ausgelesen und dann mikroskopisch bestimmt. Es kommen im Unterlauf der Schwentine 19 Copepoden-Arten vor gegen 23 Arten der Kieler Bucht [Giesbrecht 19. p. 87 — 168]. Calaniden: 1. Acartia clausi Giesbr. 2. „ longireinis (Lillj.) 3. „ bifilosa (Giesbr.) 4. „ discandata (Giesbr.) 5. Teuwra lotigiconiis Müll. 9 Theodor Kiihlgatz, Untersucliungen über die Fauna der Schwentinemündung. 99 Calaniden ; 6. Teinorella affiiiis Poppe. 7. Eurytcniora hirnndo Giesbr. 8. Centropages haniatus Lillj. 9. Psnidocalanus elongatus (Böck). 10. Paracalanns parvus Cls. 11. Diaptoums gracilis O. Sars. Cyclopiden ; 1 2. Oitliona spiiiirostris Cls. 1 3. Cyclopina gracilis Cls. 14. Cyclops viridis Jur. Harpacticiden; 15. Loagipedia coronata Cls. 16. Harpacticiis cJielifer Müll. 17. Idya furcata Baird. 18. Tachidius discipes Giesbr. 19. Dactylopus tisboides Cls. Nr. 18 und 19 sind die beiden Arten, die Giesbrecht gelegentlich seiner Untersuchungen über die frei- lebenden Copepoden der Kieler Föhrde für die Schwentinemündung konstatirte [19. p. i 10 u. 127]. Ich habe sie im Plankton nicht gefunden. Auch die übrigen Harpacticiden-Arten sind, da sie zwischen Pflanzen leben, nur gelegentlich beobachtet. 14 Arten sind der Schwentinemündung mit der Kieler Bucht gemeinsam. Bisher nicht in der Kieler Bucht beobachtet sind; Acartia claiisi Giesbr. [ohne Zweifel auch dort]. Temorellü affiiiis Poppe. Diaptoimis gracilis O. Sars. Cyclops viridis Jur. Tachidius discipes Giesbr. Folgende von Giesbrecht für die Kieler Föhrde nachgewiesene Arten wurden in der Schwentine- mündung nicht gefunden ; Canihocamptus spec. Dactylopus debilis Giesbr. Ectinosoina gothiceps Giesbr. Laophoute curticaudata Böck. Mesochra Lilljeborgii Böck. Nitocra oligochaeta Giesbr. Nitocra tau Giesbr. Siginatidium difficile Giesbr. Stenlielia iina G. Brady. Die in der Schwentinemündung beobachteten 19 Formen fanden sich bis auf Tachidius discipes Giesbr. und Dactylopus tisboides Cls. sämmtlich im Plankton. Süsswasserarten sind nur schwach vertreten. Die einzige spezifische Brackwasserart ist Teniorella affinis. Von marinen Arten der Kieler Föhrde fehlen in meinen Fängen 9, lauter Harpacticiden, also Formen, die mit Vorliebe zwischen Pflanzen leben, und die man daher nur ausnahmsweise im Plankton erwarten darf. Die Zahl der freischwimmenden Arten ist geringer als man in einem Brackwasserbecken erwarten sollte, die Zahl der Individuen so gering, dass die Maxima in der Schwentinemündung kaum dieMittelwerthe für die Copepoden der Kieler Bucht erreichen. Bezüglich des quantitativen Vorkommens der Plankton-Copepoden in der Schwentinemündung war ein Vergleich mit ähnlichen Befunden aus der Kieler Bucht wünschenswerth. In den Jahren 1888 bis 1894 wurden im Aufträge der Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere in der Kieler Bucht in einem Zwischenraum von höchstens einem Monat periodische Planktonfänge ausgeführt. Herr Professor Brandt, der diese Untersuchungen leitete, war so freundlich, mir noch vor Veröffent- lichung der Resultate einen Einblick in das Zählprotokoll zu gestatten, sodass ich in der Lage bin, einen Vergleich zwischen dem Vorkommen der Copepoden in der Schwentine und dem Vorkommen der Copepoden in der Kieler Bucht anzustellen. Die für mich in Betracht kommenden Fänge sind sämmtlich bei der Heulboje in 20 m l'ang- tiefe gemacht und auf i qm Oberfläche berechnet, geben also an, wie viel Copepoden in 20 cbm Filtrat enthalten 13‘' 100 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 10 sind. Der Vergleich mit meinen im Jahre 1894 in der Schwentine gewonnenen Fängen ist aber nicht ohne Bedenken; denn die Fänge bei der, Heulboje wurden abgeschlossen, als die meinigen begannen. Erfahrungs- gemäss ist die Produktion an Plankton zu verschiedenen Jahren verschieden. Immerhin aber wird man auf Grund von Untersuchungen, die, wie bei der Heulboje, eine Reihe von Jahren an derselben Stelle und nach derselben Methode ausgeführt wurden, gewisse Gesetzmässigkeiten in dem Vorkommen der Copepoden für das Untersuchungsgebiet konstatiren können, vorausgesetzt, dass die einzelnen Jahrgänge nicht allzusehr voneinander ab weichen. Das ist nun in den Punkten, die für einen Vergleich mit meinen Befunden in der Schwentine in Betracht kommen, nicht der Fall. Uebereinstimmend ergeben die Fänge bei der Heulboje relativ niedrige Werthe von April bis Juni, dann Zunahme der Zahl und Pmde des Jahres das Maximum. Sie zeigen ferner grosse Aehnlichkeit in dem prozentualischen Verhalten der einzelnen Arten zu einander innerhalb der verschiedenen Jahrgänge und anderes mehr. Darauf werde ich bei den einzelnen Arten noch zurückkommen. Um nun einen direkten Vergleich zwischen den auf 20 cbm berechneten Werthen von der Heulboje und den von mir in der Schwentine erhaltenen Werthen zu ermöglichen, habe ich die letzteren durch nachträgliche Rechnung ebenfalls auf 20 cbm bezogen. Dabei ist noch Folgendes zu überlegen; Bei den Fängen von der Heulboje wurde das Netz jedesmal in 20 m Tiefe hinabgelassen, sodass wirklich alle Schichten von 20—0 m Tiefe filtrirt wurden. Daher blieben in diesen Fängen Arten, die sich der Haupt- sache nach auf die Oberflächenschichten beschränken, selbst wenn sie in diesen Schichten ebenso häufig sind, wie andere auch in tieferes Wasser vordringende Arten, natürlich diesen letzteren gegenüber numerisch im Rückstände. Die Fänge in der Schwentine beziehen sich aber sämmtlich nur auf flaches Wasser, und erst nachträglich wurden ihre Werthe durch Rechnung mit den 20 m-Fängen von der Heulboje auf eine Stufe gebracht. l'ür solche Arten, die auf Grund dieser Berechnung in der Schwentinemündung nicht so häufig sind wie bei der Heulboje, wird das Resultat nicht beeinträchtigt, sondern höchstens verschärft; anders aber für solche, die höhere Werthe zeigen als bei der Heulboje. Dies letztere trifft nur für die Acartien zu. Man könnte annehmen, dass die Acartien in der freien See die Oberflächenschichten bevorzugen und daher in den 20 m-Fängen bei der Heulboje im Verhältniss zu den anderen Arten eine geringere Rolle spielen, als sie z. B. in 2 m-Fängen von demselben Orte thun würden. Brächte man solche 2 m-Fänge von der Heulboje dann durch Rechnung auf den Werth von 20 cbm-Fängen, wie das mit den Fängen aus der Schwentinemündung geschehen ist, so würden auf Grund hiervon die Acartien von der Heulboje vielleicht ebenso zahlreich oder noch zahlreicher erscheinen als die Acartien aus der Schwentinemündung. Mit Sicherheit behaupten kann man hiernach also nur, dass die Acartien in tieferem Wasser nicht so gut gedeihen, wie in dem flachen Wasser der Küstenregion, mit Wahr- scheinlichkeit, dass sie im tieferen Wasser die Oberflächenschichten bevorzugen. Für alle übrigen Arten kommt dieser Punkt nicht in Betracht, und daher konnten die Schwentinefänge ohne Bedenken auf 20 cbm bezogen werden. Die Rechnung wurde in folgender Weise ausgeführt; Mein Netz aus Müllergaze Nr. 20 hatte eine Netzöffnung von 92 qcm. .Am i. November wurde bei Bj ein Fang in 2 m Tiefe gemacht. Ich erhielt z. B. für Oithona spinirostris : 79 Exemplare. Das giebt für 2 cbm; 79. 152 = 12008 Exemplare „ 20 „ 120080 „ Die in den folgenden Abschnitten für die Copepoden aus der Schwentinemündung und von der Heulboje angegebenen Zahlen beziehen sich sämmtlich auf 20 cbm Filtrat. Acariia Dana. Dias Lilljeborg. Von den vier Arten clausi, longirnnis, bifilosa. discaiidata wurden die ersteren beiden gemeinsam gezählt, da sich bei den meisten zunächst als longiremis gezählten Thieren erst nachträglich der Charakter als clausi herausstellte. Abweichungen in Gestalt von Uebergangsformen zwischen den beiden Arten waren nicht selten, sodass sich auch aus diesem Grunde ein gemeinsames Zählen empfahl. Die jugendlichen Thiere wurden der Sicherheit hall)er für alle vier Arten gemeinsam gezählt. Acartia nimmt unter den Schwentine-Copepoden eine der ersten Stellen ein. Sie ist an allen Stationen ausser M nächst Oithona am häufigsten. In der Kieler Bucht bei der Heulboje ist sie und Ceutropagcs. abgesehen von den Harpacticiden durchschnittlich die seltenste Gattung; und trotzdem erreicht sie dort, absolut genommen, die bei D, H und M in der Schwentine erhaltenen Werthe. Bei B, und B^ ist sie auch absolut häufiger als bei der Heulboje, besonders bei B,. 11 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 101 Nach Giesbrecht [19. p. 146 {Dias LilIjeborg)j sind die Acartia-hxi&w in der inneren Föhrde häufig, zeitweise hat er sie in ungeheurer Menge erhalten. Dies stimmt damit, dass sie bei B,, der am weitesten see- wärts gelegenen Station, zahlreicher vertreten sind, als an den anderen vier Stationen zusammen; und da sie bei Bl und B2 häufiger sind als in der äusseren Kieler Bucht, so werden sie auch in der inneren Föhrde zahlreicher sein als draussen. Die Acartien waren in den Fängen bei der Heulboje vertreten; 1888 mit 23 316 Exemplaren in 5 Fänger 1 oder 0,8 "/(, aller Copepoden 1889 „ 105881 „ » n ,, yy 2,1 „ yy yy 1890 „ 74587 „ 10 ?? yy ^ >4 >> y^ yy 1891 „ 160428 „ ,, '3 yy 3B M yy yy 1892 „ 84516 ,, '3 yy U4 „ yy yy 1893 „ 145896 „ IO .. yy 3 V yy yy ln der Schwentine im Jahre 1894; bei Bl mit 877 934 Exemplaren in 17 Fängen oder 32 aller Copepoden „ „ 247 368 „ 17 yy 14,2 t 1/ Io yy yy „ 1) „ 164250 » 17 yy 16,18 yy yy yy „ H „ 194498 „ 16 yy yy 16,8 yy yy yy „ M „ 169992 „ 16 yy yy 22,9 yy yy yy In der freien See, bei der Heulboje, wird die Gattung ausser durch Oithona auch noch durch Arten wie Paracalamis, Teniora und Pseiidocalanas stark eingeengt, welche letzteren in der Schwentine und in der inneren Föhrde keine wichtige Rolle spielen. Ich bitte hier, das auf Seite 100 über Acartia Gesagte nachzulesen. Der hohe Prozentsatz bei M bezeichnet, wie man aus den Zahlen ersieht, keine absolute Zunahme der Zahl, sondern nur ein stärkeres Zurücktreten anderer Arten, die durch das dort einströmende Süsswasser in ihrem Fortkommen behindert werden, wie z. B. OitJiona. Immerhin nimmt die Menge der gefundenen Acartien mit abnehmendem Salzgehalt deutlich ab. In der Gesammtsumme der an jedem Punkte gefangenen Thiere überwiegen die reifen Exemplare die unreifen; und zwar je weiter flussaufwärts, in desto höherem Grade: Es kamen bei B, auf i Juv. 1,4 reife Thiere )) tia » ^ U74 j) . )) D I j) 35^5 ') )) „ H „I ,. 7,18 „ „ M „ 1 „ 8,79 „ Dies bedeutet offenbar eine*Abnahme der Produktionsfähigkeit in der Richtung von Bj nach M, oder mit abnehmendem Salzgehalt; und wenn bereits bei Bi die unreifen Thiere in der Minderzahl sind, so sieht man, dass die Gattung in der Schwentine nicht eigentlich heimisch ist. Es wird also eine stete Zufuhr von Thieren aus der Kieler Föhrde stattfinden, die dann in dem versüssten Wasser nicht recht fortkommen, relativ am besten bei Bj, am schlechtesten bei M. Aehnliche Verhältnisse finde ich übrigens auch bei anderen Formen. Das zeitliche Auftreten von Acariia ist bei der Heulboje in den Jahren, wo beobachtet wurde, ziemlich konstant. Das Maximum fällt in die Zeit von Juni bis September, meistens in den September, das Minimum in die Zeit von Oktober bis Mai, meistens in den März. Nur 1891 erscheint der Gang der Entwicklung etwas abweichend; Maximum ^ — April, Minimum — August. Im Allgemeinen fällt also die stärkste Entwicklung mit der warmen Jahreszeit zusammen. Die folgende Tabelle giebt die Werthe aus der Schwentine im Mittel für alle fünf Stationen; 19. 111. 754 Acartien: 1,7”/,, aller Copepoden >5- VIII. 14896 Acartien; 72,4 10 aller Copepoden 29. 111. 307 » U4 V yy yy 3'- VIII. 29585 „ 67,3 yy yy yy 5- IV. 18 052 » i7>9 yy y* 14- IX. 9491 ,, 64,1 yy yy yy 1 1. IV. 31 300 • ,, 8,2 „ yy yy 6. X. 21 158 » 83,1 yy yy yy 19. IV. 13 247 „ 13,8 „ yy yy 18. X. 70 972 „ 64,6 yy yy yy 9- V. 7418 » 14,6 „ yy yy I. XI. 30020 » 35,5 yy yy yy 21. VI. 3 >3' 5) 16,1 ,, yy yy 19, XI. 80815 „ 20,5 yy yy yy 5- VII. 982 yy 4- XU. 12683 » 18,4 yy yy yy 21. VII. 2 4'4 » '9-3 » yy yy 102 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentineniündung. 12 Die höchsten Zahlen geben hier die Fänge aus der zweiten Hälfte des Jahres: Maximum — November, Minimum — Ende März, sodass die Entwicklung etwas verlangsamt erscheint. Der April zeigt auffallend hohe Werthe; doch werden diese durch ein massenhaftes Auftreten jugendlicher Thiere veranlasst, die dann, wie die Fänge von Mai bis Juli incl. zeigen, in Menge zu Grunde gegangen sein müssen. Im Allgemeinen überwiegen in der ersten Hälfte des Jahres und darüber hinaus bis zum September die jugendlichen Thiere. Aber die absoluten Werthe sind in der Regel sehr klein und spielen, wie die Prozentsätze zeigen, nicht die Rolle in der Gesammtmasse der Copepoden wie die Werthe der zweiten Jahreshälfte, die sich zum weitaus grössten Theile aus erwachsenen Thieren zusammensetzen. Von August bis Oktober wird der Copepodenbestand von den Acar/M-Arten geradezu beherrscht, besonders Anfang Oktober mit 83,1 Von da an sinkt ihre relative Masse bis Mitte November, dem absoluten Maximum auf 20,5 "/„. Das absolute Minimum am 29. März ist gleichzeitig mit dem niedrigsten Prozentsatz 1,4°/,,. Alles in Allem folgt aus dem Gesagten folgendes; Die Arariui- Arten sind in der freien See [Heulboje] nicht so zahlreich vertreten wie in der Nähe der Küste [Innere Bucht, Giesbrecht]. Wenn sie sich auch verändertem Salzgehalt verhältnissmässig besser anpassen als andere marine Arten, so schwindet doch ihre Produktionsfähigkeit in demselben Grade wie der Salzgehalt abnimmt. Acartia Bei B, in 17 Fängen Bei B2 in 17 Fängen Bei D in 17 Fängen Bei in 16 H •'ängen Bei M in 16 Fängen Summe für bifi- losa — I Summe für bifi- losa = I ! für bifi- i losa = I Summe für bifi- losa — I Summe losa = I longiremis und clansi. 301 720 19,23 1 1 8 970 13,8 102 722 1 22,09 130 436 85,81 122920 161,73 discaudata 195 228 12,44 29 594 3.43 18316 3,93 38 776 25.5» 28954 38,09 bifilosa 15686 I 8618 ' 4650 I I 520 I 760 I Summe der reifen Thiere 512 634 157 182 125 688 170 732 152634 ■Summe der Juv. 365 300 90 186 38 562 23 766 17358 .Alle ohne Larven und Eier . 877 934 247 368 164 250 194498 169992 Betrachtet man allein die reifen Thiere, so ist in Bezug auf Häufigkeit unter den 4 Arten ciausi bei Weitem die erste. Das numerische Verhalten der einzelnen Arten zu einander ergiebt vorstehende 'I'abelle. Der besseren Uebersicht wegen sind die Zahlen für longireniis und claiisi sowie für discaudata in einer Nebenrubrik auf bifiiüsa = 1 bezogen. A. longiremis und clansi sowie discaudata nehmen, wenn man von Bj absieht, flussaufwärts nicht sonderlich ab. Eine sehr regelmässige Abstufung zeigt bifilosa, die von Station zu Station beinahe genau um die Hälfte verliert. Schon ihre geringe Anzahl zeigt, dass sie in dem Gebiete nicht recht gedeiht. Die regelmässige Abnahme nach der Mühle zu deutet sehr bestimmt an, dass der in ähnlicher Weise abnehmende Salzgehalt die Ursache dieser Einschränkung ist. I. und 2. Acartia clansi Giesbr. und Acartia lojigiremis (Lillj.) Reife Thiere finden sich an allen Stationen das ganze Jahr. Das Maximum fällt für B, in den Oktober, für die übrigen Stationen in den November. Ueberall findet man in der zweiten Hälfte des Jahres die grössten Zahlen. Ueberhaupt keine Exemplare enthielten die Fänge am 19. März. Hier also wird das Minimum liefen. .Männchen waren nur in den Fängen von April, Mai, Oktober und November enthalten, sind also in der Milte des Jahres sehr selten. Die Weibchen trifft man das ganze Jahr. Das zahlenmässige Verhältniss zwischen Männchen und Weibchen ist auch je nach den Stationen verschieden: Es kamen bei b. lU 1) 11 .M in I 7 Fängen auf 1 1 ^ 3'. 54 $ >, *7 >> >, 1 5 47, 9> 9 ), 1 7 >> ' 1 5 61,55 9 „ 16 „ M 1 84,81 ^ „ 16 M „ 1 t '60,73 4 13 Theodor Kiililgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 103 Nehme ich an, dass die bei erhaltenen Werthe den normalen Verhältnissen am besten entsprechen, so werden die Bedingungen für die l'ortpflanzung umso ungünstiger, je mehr der Salzgehalt abnimmt, wie das bereits in der relativen jNbnahme der unreifen Thiere für die Acarü'a- Arten überhaupt zum Vorschein kommt. I. Acariia clausi Giesbr. Aurivillius [2. p. 24, 40 u. 78, 79] findet die Art im südlichen 0resund [Kalkgrundet] im August, September und November; doch hat er in den übrigen Monaten dort keine Fänge gemacht. Bei Gotska Sandön und im bottnischen Meerbusen fehlt sie nach seinen Befunden. Nach R. Timm [52. p. 371, 372, 388 — 395] bildet sie in den Hochseefängen die Hauptmasse der. Acartien. Er findet sie das ganze Jahr. Ferner führt er sie an aus dem Fjord von Christiansand — August; von der Lister Rhede — August; aus der Elbmündung — August und September; aus dem Ems-Jadegebiet — Juni. Ostatlantisches Meer, Mittelmeer. 2. Acartia longiremis (Lillj.). Nach Giesbrecht [19. p. 146, 147 u. Tab. III, Vdll, IX] in der Kieler Bucht sehr selten. Das ganze Jahr mit Ausnahme der letzten Monate. Lenz [30. p. 174 u. 178] findet sie bei Travemünde, vom äusseren Theile der Bucht an bis zur Herrenfähre. Nordquist führt sie aus dem finnischen Meerbusen an. Aurivillius [2. p. 24, 40, 41, 70, 74] fand sie nördlich von Gotska Sandön [Kopparstenarne] im Mai, Juni und September. Im August hat er sie nicht erhalten. Im südlichen Öresund in 55® 36' N. Lat. [Kalk- grundet] wurde sie im September, Oktober und November gefangen, auch hier fehlte sie im August. In den übrigen Monaten wurden hier keine Fänge gemacht. Bei Dalarö, in den Schären Stockholms und Ostgotlands nach Lilljeborg. K. Möbius [39. p. 1 1 5] giebt die westliche Ostsee und die Nordsee als Fundort an. ln der Nordsee erhielt Timm [52. p. 371, 372, 388 — 395] sie in Hochseefängen im Juni, August und September; im Fjord von Christiansand im August. Die Art ist nach Aurivillius verbreitet von Kiel bis zur Aland-See. Im Sund. Im atlantischen Ocean bis 35 "/oo Salzgehalt. 3. Acartia discaudata (Giesbr.). Reife Thiere fehlen in den Fängen von März und Mai. Das Maximum fällt wie bei clausi und lougireinis für Bl auf den 18. Oktober, für B, bis M auf den 19. November. Das Minimum fällt in die erste Hälfte des Jahres. Dies stimmt nicht mit dem, was Giesbrecht über ihr Vorkommen in der Kieler Bucht fand [19. p. 149, Tab. 111, V, VI, VIII, IX]; Im Juli ungeheure Menge, die erst in der ersten Hälfte des Oktobers abnimmt. Da bei der am weitesten seewärts gelegenen Station Bi das Maximum früher fällt als an den anderen salz- armeren Punkten, so könnte man vielleicht hiernach annehmen, dass ein schwächerer Salzgehalt die Entwicklung verlangsamt. Doch fanden Giesb rechts Untersuchungen in einem anderen Jahre statt. Bei dieser Art überwiegen die Männchen sehr erheblich. Die Weibchen fehlen von Bg bis M in allen Fängen von März bis Juni incl., von da an sind sie stets vertreten. Bei Bl fehlen sie im März, Mai, Juni und Juli. Auch hier wird im Allgemeinen die Differenz zwischen den Zahlen der Männchen und Weibchen mit abnehmendem Salzgehalt grösser; Es kamen ’ bei B, in 17 Fängen auf I 5 1,59 5 )) ^2 1 / >> > ^ 3,16 S „ D „ 17 57 1 2 2,95 5 „ H „ 16 55 I ? 5,95 6 „ M ,, 16 ,, 55 > $ 9,35 5- Also auch hier Verschlechterung der Bedingungen für die Fortpflanzung flussaufwärts. Aurivillius [2. p. 23, 40] findet die Art weder im bottnischen Meerbusen noch bei Gotska Sandön und im südlichen Öresund. Als V'^erbreitung führt er an ; Kiel — Reval. Ausserdem Atlantischer Ocean bis zu 35 "/üo Salzgehalt. Braun [10. p. 73, 80, 82] führt sie aus der Bucht von Wismar an. 104 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 14 K. Möbius [39. p. 115] konstatirt sie für die westliche Ostsee. R. Timm [52. p. 372, 380, 394, 395] hat sie pelagisch nicht gefunden; aber an den Nordseeküsten beim Neuharlinger Siel im Juli, in der Elbmündung im August und September, im I'jord von Christiansand im August. 4. Acartia bifilosa (Giesbr.). Fehlte in der Schwentine in den Fängen von August bis September, hat also hier ihr Minimum. Bei D, H, M ist sie in den Fängen von Juli an überhaupt nicht mehr vertreten, während sie bei B, und B2 am 18. Oktober die höchste Zahl erreicht. Ich nehme an, dass die Fänge bei B, ein durch abweichende physikalische Verhältnisse am w’enigsten getrübtes Bild geben, und halte den Oktober für das normale Datum der stärksten Entwicklung. Freilich weichen Giesbrechts Angaben über das Vorkommen der Art in der Kieler Föhrde [19. p. 148 u. Tab. 111, VIII, IX] auch hier ab. Er fand sie dort fast zu jeder Jahreszeit in ziemlicher Menge, am häufigsten im Frühjahr und Sommer. Die Männchen fehlen in den Monaten von August incl. bis Dezember an allen Stationen, die Weibchen bei H und M das ganze Jahr. Bei B^ überwiegen die Weibchen, w'eiter aufwärts die Männchen; und zwar kommen ; bei Bl in 17 Fängen auf i 5 3>75 9 „ B2 „ 17 „ »16 0,89 $ „ D „ 17 „ „15 0,19 9 „ H „ 16 „ „15 09 „ M „16 „ „16 09 ; mithin w'ieder dieselben Verhältnisse wie bei den drei anderen Arten. Hensen [22. p. i 1 1] fand die Art gelegentlich seiner Untersuchungen über das Plankton der östlichen Ostsee und des Stettiner Haffs ziemlich reichlich. Im bottnischen Meerbusen findet Aurivillius [2. p. 9, 12, 60, 61, 64, 65, 66, 67, 70, 71, 74, 75] sie im mittleren Gebiet in 63" 20' N. Lat. [Sydostbrotten] und im südlichen Gebiet in 60" 30' N. Lat. [Grundkallen] im September, Oktober und November; nördlich von Gotska Sandön in 58° 35' N. Lat. [Kopparstenarnej von Juli bis Oktober. Im südlichen Öresund in 55 " 36' N. Lat. [Kalkgrundet] im November. Völlig entwickelte Exemplare erhielt er erst im Herbst. Bemerkensw'erth ist, dass Aurivillius Fänge von 1894, also aus dem- selben Jahre, in dem ich meine Fänge machte, untersucht hat, und dass nach seinen Befunden die Zeit der stärksten Entwicklung in den Herbst fällt, w'ie bei Bj. K. Möbius [39. p. II 5] fand sie in Fängen aus der westlichen Ostsee und aus der Nordsee vor. R. Timm [52. p. 371, 372, 380, 394, 395] erhielt sie bei Helgoland im Dezember, in der Elbmündung im März und August, bei Emshörn im Juni. Doch ist sie nicht häufig. Diese Art scheint sehr viel weniger Anpassungsvermögen an einen veränderten Salzgehalt zu besitzen als die anderen Acartien; sie bevorzugt einen gemässigten mittleren Salzgehalt. D- Teviora longicor nis Müll. Diese Art kommt in Bezug auf Häufigkeit in der Schwentine erst an 6. Stelle mit nur 0,5 % der Cope- poden aller Fänge. In der Kieler Bucht, bei der Heulboje, tritt sie mit .Ausnahme von 1888 sehr viel mehr in den Vordergrund. Sie kommt dort; 1888 an 5. Stelle mit 1,7 “/u der Copepoden überhaupt. 1889 1890 1891 1892 1893 4- 3- 4- 3- 3- 6,8 8.7 6,6 4.7 1888 [Fänge nur von September bis Dezember] fehlt sie, ausser im letzten Fange am 18. Dezember, wo sie mit 48000 P2xemplaren und 10,9" 0 die dritte Stelle einnimmt. Die folgende Tabelle zeigt, in welche Monate bei der Heulboje in den jahren 1889 — 1893 Maximum und ■Minimum von Tcmora lougicoinis fielen, und was für eine Stelle die .Art in diesen Monaten unter den Cope- poden einnahm. 15 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schvventinemündung. 105 Jahr Maximum Minimum Monat Anzahl der in 20 cbm gefangenen Exemplare Numerisches Verhältniss zu den Copepoden überhaupt Monat 1 1 Anzahl der in 20 cbm gefangenen Exemplare Numerisches Verhältniss zu den Copepoden überhaupt 1889 Juni 1 14 972 3. Stelle 23,05 «/o ; November 2 138 4. Stelle 0,35 «/o 1890 Juli 174 267 2. Stelle 13,8 '7o März 0 — 1891 Oktober 72 576 3. Stelle 7,8 “/o April 5328 4. Stelle 2,59 ‘’/o 1892 August 71 940 3. Stelle lo^/o Dezember 3756 4. Stelle i,i “/o 1893 Juli 1 26 936 3. Stelle ii,3"/o Juni 2 520 6. Stelle 0,9 Die stärkste Entwicklung fällt bei der Heulboje in die Monate Juli, August, September und Oktober, also in den Sommer und Anfang Herbst. Das Minimum kann, wie 1893, dem Maximum kurz vorher gehen. Giesbrecht [19. p. 152. Tab. III, V, VI, VII, VIII, IX, X, XI] giebt hiervon abweichend als Haupt- entwicklungsperiode für die Kieler Föhrde die erste Hälfte des Jahres an; schon im Juli (!) soll sie selten sein. In eigentlich brackischen Gewässern ist sie nach ihm wenig zu finden. Dies trifft für die Schwentinemündung zu. Sie fehlt hier in den Fängen von Juni und August ganz. Die grösste Zahl erhielt ich am 18. Oktober mit nur 2532 Exemplaren und 2,3 “/n aller Copepoden des Fanges, also an 6. Stelle. — Relativ erreicht sie die höchste Zahl am 21. Juli mit 602 Exemplaren und 4,8 an 5. Stelle. Das Minimum liegt im Sommer, von Juni bis August. Das Maximum stimmt mit den Zahlen aus der Kieler Bucht. Doch ist es bedenklich, bei so kärglichem Auftreten, wie in der Schwentine, weitgehende Schlüsse ziehen zu wollen. Flussaufwärts nimmt die Zahl absolut und relativ ab. Es kamen vor an reifen und unreifen Thieren bei Br in 17 Fängen 28 788 als I '7ü dort gefangenen Copepoden B^ >5 17 6490 „ 0,4 “/o » 55 55 55 >> D '7 I 976 0,19 )) 55 55 55 H ?? 16 o^ 0 0,06 ,, ,, 55 55 55 M 16 55 0 „ 0 „ „ 55 55 55 Beide Geschlechter fanden sich nur bei Bj, wo die Männchen so stark überwogen, dass auf i Weibchen 4,81 Männchen kamen; einem reifen Exemplar entsprechen hier 1,21 jugendliche. Bei Bj erhielt ich nur jugendliche Thiere, bei D nur Männchen und unreife Thiere [i J — 16 Juv.] und bei H nur unreife. Also ent- sprechend dem spärlichen Auftreten die denkbar ungünstigsten Verhältnisse; Am günstigsten bei Bj ; an den übrigen Stationen so, dass man kaum von einem Vorkommen der Art sprechen kann. In der Ostsee scheint die Art ziemlich häufig zu sein; nach Hensen [22. p. iif] nimmt sie nach Osten zu etwas ab, findet sich aber doch noch ziemlich reichlich. Bei Travemünde von der äusseren Bucht bis zur Herrenfähre ist sie von Lenz [30. p. 174 und 178] konstatirt. Braun [10. p. 73 und 80] führt sie für die Bucht von Wismar auf. Nach Aurivillius [2. p. 24, 41, 70, 71, 74, 75J findet sie sich nördlich von Gotska Sandön in 58" 35' N. Lat. [Kopparstenarne] im Mai, Juni und Oktober. Im südlichen Öresund [Kalkgrundet] fand er sie im August, September, Oktober und November. Nach Nordquist kommt sie in den tieferen, salzreicheren Schichten der Aland-See vor. Auch aus dem Skagerrak ist sie bekannt. K. Möbiu'S [39. p. II 5] konstatirt sie für die westliche Ostsee und für die Nordsee. In der Nordsee fand sie Timm [52. p. 371, 388— 395J pelagisch im August und September; ausserdem auf der Rhede von List im August, in der Elljinündung im April, Juli, August und September; bei Minsener Sand Feuerschiff im April, beim Neuharlinger Siel im Juli. Fr. Dahl [10. p. 169] fand sie l)ei Cuxhaven im September. 14 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 1(5 lUti 6. Temorel la affinis Poppe. Brady; A revision etc. [4. p. 42 u. f. PI. XIII, Fig. 6— 9]. Nach den Untersuchungen von Giesbrecht und Brandt fehlt sie in der Kieler Bucht ganz. Auch Aurivillius hat sie nicht gefunden. In der Schwentine- mündung kommt sie vor. Ich fand aber im ganzen Jahre nur ein Weibchen bei M am 5. Juli. Nach Fr. Dahl [13. p. 169, 170], der sie Ende April und Anfang Mai in allen Entwicklungsstadien von Hamburg bis Cuxhaven fand, liebt diese Art das Ufer mehr als andere Formen, lebt wie die Harpacticiden gern zwischen Pflanzen und ist dem fliessenden Wasser angepasst. Nach R. Timm kommt sie in der Elbmündung noch oberhalb Hamburgs vor [52. p. 385, 386, 394, 395J, also im reinen Süsswasser, geht aber andrerseits auch in das Salzwasser des Wattenmeeres. hält sie für den häufigsten Copepoden des Brackwassers; In der Elbmündung im März, April und August; bei Emshörn im Juni. Einen Verwandten dieser und der folgenden Art findet A pst ein [i. p. 180, 181] im Seeengebiet der oberen Schwentine ; Eurytemora lacustris Poppe. Oberhalb des Mühlenwehres im süssen Wasser habe ich keinen Angehörigen dieser Arten gefunden. Doch deutet das Auftreten von Teniorella afß}iis Poppe in der Mündung ein Vorkommen auch im Oberlaufe an. In der östlichen Ostsee findet sie sich an den Küsten [Eil Ijeborg]. Rein marin kommt sie nicht vor. Offenbar ist es in erster Linie die von der Mühle bis zur Mündung sehr beschleunigte Zunahme des Salzgehaltes, welche diese Art, obwohl sie zu • den Brackwasserformen gehört, in der Schwentine nicht recht aufkommen lässt. 7. Eurytemora Jiirundo Giesbr. In den Fängen von der Heulboje fehlt sie. Aber Giesbrecht [19. p. 154 und Tab. II, 111, V, VI, VII, VIII, IX, X, XI] hat sie in der Kieler Föhrde, im inneren 'Fheil der Bucht, von Januar bis Ende Frühling häufig angetroffen; für den Rest des Jahres wurde sie spärlicher. In der Schwentine nimmt sie mit 7,5 ® „ der Copepoden aller Fänge die dritte Stelle ein und spielt somit dort eine bedeutende Rolle. Ihr Maximum fällt dort Anfang Juli mit 46913 Exemplaren im Mittel für alle 5 Stationen und 78 der am 5. Juli überhaupt erhaltenen Copepoden. Spärlich ist sie am 29. März, 14. September und I. November — hier fehlt sie gänzlich. Ueberhaupt tritt sie in den 8 Monaten von September bis März, also in der kälteren Jahreszeit mehr zurück. Von April bis Juni zeigen die erhaltenen Zahlen eine regelmässige Zunahme, dann erfolgt ein rapides Anwachsen um etwa das vierfache bis zum 5. Juli; am 21. Juli wurde eine Abnahme um das zehnfache konstatirt und von Anfang September an finden sich nur noch niedrige Zahlen. Die unreifen Thiere sind ausser im März in der Ueberzahl. Die Männchen fehlen in den Fängen von April, Mai, August und Dezember, die Weibchen von August bis Oktober. Auch hiernach würden die Monate Juni \ind Juli die günstigsten sein. Die Zahl der in der Mündung beobachteten Thiere nimmt mit abnehmendem Salzgehalt zu. Wenn nach Brandt die Art bei der Heulboje nicht vorkommt, Giesbrecht sie aber im inneren Theile der Föhrde fand, so ist das dieselbe Erscheinung im Grossen. Es fanden sich an reifen und unreifen Thieren : bei H. in '7 Fängen 97 900 Exemplare an 5. Stelle oder 3,5 B, 55 •7 63 444 55 55 4* 55 „ 3,6 >> D 55 •7 „ 84 466 55 55 55 „ 8,35 55 H 55 16 „ 106582 55 55 3‘ 55 » 9,2 55 M 55 16 „ 218 102 55 0 55 55 „ 29,4 0, :n aller dort gefangenen Copepoden 15 >> Freilich ist der absohite Werth bei B, grösser als bei B^ und D. Aber es findet bei B, überhaupt eine grössere Produktion an Plankton statt, als an allen übrigen l’unkten, und die relative Zunahme ist so deutlich, dass diese Ausnahme das Resultat schwerlich ändert. Die Weibchen sind in der Schwentinemündung etwas häufiger als die Männchen, nicht wie nach .\urivillius im bottnischen Meerbusen gleich oder geringer an Zahl. Die unreifen Thiere sind, wie bereits erwähnt, bedeutend zahlreicher als die reifen. Beziehe ich auch hier die erhaltenen Werthe auf 20 cbm Filtrat, so ergel>en sich aus 83 Fängen , 16770 V 23 178 ^ , 530006 Juv. Es kamen also auf 1 V ■>4 ^ < 3 (<6 Juv. oder auf i reifes Exemplar 13,2 Juv. 17 Theodor Kiihlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schvventinemündung. 107 Aber das Verhältniss variirt je nach den einzelnen Stationen ; Es kamen bei auf i § o,8i $ „ B, „ I 5 I 9 „ n „ I 5 2,17 9 „ H „15 0,28 9 ,, M „ I 5 3.35 9- Das Uebergewicht liegt bald auf dieser, bald auf jener Seite. Ungünstig kann man die Differenz nirgends nennen, und im Allgemeinen überwiegen die Weibchen. Es kamen bei B; auf i reifes Exemplar 12,3 Juv. 25,8 „ 9.04 „ 14,63 „ ^ 3.*^9 .. Es nimmt also im Grossen und Ganzen die Zahl der jugendlichen Thiere im Brackwasser zu. jedenfalls enthalten die. Fänge bei B; relativ weniger jugendliche Thiere als die von Bg, H und M. Es findet bei dieser Art das entgegengesetzte Verhältniss statt wie bei den Acartien: Bei diesen Abnahme der Zahl flussaufwärts, hier Zunahme; dort ein Ueberwiegen der reifen Thiere, hier ein Ueberwiegen der unreifen; dort Abnahme der unreifen Thiere im Verhältniss zu den reifen flussaufwärts, hier das Umgekehrte. Die Art gedeiht jedenfalls besser in dem brackischen Wasser der Schwentine, als in der Kieler Föhrde; und wenn sie absolut genommen nicht mit grösseren Zahlen in den Fängen vertreten war als Acartia und Oitliona, so liegt das an den sonst ungünstigen Verhältnissen der Mündung und daran, dass sie in der Föhrde nicht häufig ist und deshalb von dort aus keine Zufuhr stattfinden kann wie bei Acartia und Oithona. ln der Nordsee kommt sie nicht vor, in der Ostsee im westlichen Becken nur in nächster Nähe der Küsten; K. Möbius [39. p. 115] konstatirte sie in Fängen aus der westlichen Ostsee. Im östlichen Becken scheint sie häufig zu sein. Nach Hensen [22. p. 1 1 1 (Teinorella hiriuidof\ bei Gjedser, Scholpin und 01and. Brandt [5. Anhang 3] erhielt eine Enryteuiora-k'ct, wahrscheinlich hirundo, am 12. Mai 1892 bei Caminke und am Krickser Haken im Stettiner Haff; und zwar kamen bei Caminke auf i 6,8 9 Krickser Haken ... ,) • 5 35 Die Weibchen überwiegen also in beiden Fällen. Aurivillius [2. p. 9, ii, 12, öo, 61, 64, 65, 70, 71, 76, 77 (Tcrnorella hirundo)\ findet, dass die Männchen eine lange Zeit vor den Weibchen im Plankton erscheinen, sodass die letzteren erst im August auftreten. Dies ist weder in der Schwentine noch im Stettiner Haff der Fall. Auch Giesbrecht erwähnt aus der Kieler Föhrde nichts dergleichen. Im bosnischen Meerbusen wurde sie von Aurivillius südlich von Umeä in 63® 20' N. Lat. [Sydost- brotten] im Mai und Juli bis November beobachtet. Uebereinstimmend mit den Verhältnissen in der Schwentine bildet sie im Juli und August dort die Hauptmasse der Copepoden. Im südlichen Gebiet des bottnischen Meer- busens [Grundkallen], wo sie von April bis November vorkommt, macht sie in einzelnen Fängen von April bis Juli die Hauptmasse aus. Nördlich von Gotska Sandön [Kopparstenarne], Mai bis Oktober, nimmt sie in einem Fang aus dem Juli die erste Stelle unter den Copepoden ein. Im südlichen Öresund [Kalkgrundet], August bis November, ist sie bei südlicher Strömung im September und Oktober massenhaft. Enryteviora Jiinindo kommt in einem Salzgehalt über 12® [Aurivillius] nicht mehr recht fort. Ent- sprechend wie sie in der Ostsee die Gebiete mässigen Salzgehaltes bevorzugt, entwickelt sie sich auch in der Schwentinernündung am günstigsten an den oberen Stationen. Andrerseits kommt sie im reinen Süsswasser nicht vor. 8. Centropages hamattis Lillj. ln der Kieler Föhrde nach Giesbrecht [19. p. 160, Tab. 11, 111, V, VI, VH, VllI, IX, X, XI] ziemlich häufig in der ersten Hälfte des Jahres, dann seltener. ln der Schwentine nimmt sie mit 3,3 ®/u aller Copepoden die 5. Stelle ein. ln der Kieler Bucht bei der Heulboje macht sie in den Jahren 1888 — 1893 2,3 — 4,4®/,) aller Copepoden aus und nimmt, abgesehen von den Harpacticiden Bg ,, I D H M 14* 108 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 18 1888 die 3. Stelle unter 6 Arten 1889 „ 5. „ „ 6 „ 1890 „ 5. „ „ 6 „ 1891 „ 6. ,, ,, 6 ,, 1892 ,, 4- )) >> 6 ,, 1893 » 6- » » 6 ,, ein, gehört also zu den selteneren Formen. In der Schwentine hat sie mit 3,3 ^/g aller Copepoden die 5. Stelle unter 10 und mehr Arten inne, sodass sie hier relativ häufiger ist. An sich ergaben aber die Fänge von der Heulboje ganz bedeutend höhere Werthe, die nur bei Bi annähernd erreicht werden. Das zeitliche Vorkommen war bei der Heulboje folgendes: Die stärkste Entwicklung liegt von Juni bis September, in der Regel im Juni oder Juli. Das Minimum fällt in die Zeit von Oktober bis Mai und zwar meistens in den Dezember. — Von den Fängen 1893 abgesehen, entspricht die Zunahme und Abnahme der Art im Verhältniss zu den anderen Copepoden dem absoluten Vorkommen beinahe genau. ln der Schwentine ist die Art bis Mitte April sehr selten, bleibt dann mit einigen Schwankungen bis Mitte Oktober auf einer mittleren Stufe und erreicht in dem Fang am 18. Oktober mit 15705 Exemplaren [im Mittel für alle 5 Stationen] ihr Maximum. Der Anstieg der Zahl zu diesem Maximum, sowie der Abfall ist aber auffällig steil : am 6. Oktober 243 Exemplare » 18. „ 15705 „ I. November 380 „ Das Minimum liegt in den Monaten März und April, welche die Werthe 304, o, 486, o zeigen. Im ganzen stimmt der Gang der Entwicklung mit den Befunden aus der Kieler Bucht; nur fallen Minimum und Maximum etwas später als dort. Aber auch hier in der kalten Jahreszeit niedrige, in der warmen Jahreszeit hohe Werthe Mit Giesbrechts Angaben aus dem innern Theile der Föhrde stimmt dies allerdings nicht. Von einem wirklichen Vorkommen dieser Art in der Schwentine kann man eigentlich nur bei Bj sprechen. An den übrigen Stationen tritt sie sehr zurück. Es fanden sich bei B, in 17 Fängen 205 904 Exemplare oder 7,5 <'/„ aller dort gefangenen Copepoden 99 B, 99 17 29 792 99 » * ,7 « 99 99 99 99 9} D 99 •7 » 3 556 99 n 0,35 „ 99 99 99 99 9} H 99 16 7872 99 „ 0,6 „ 99 99 99 99 99 M 99 16 882 99 „ 0, 1 2 „ 99 99 99 99 Darnach kommen auf ico Exemplare bei Bj nur 20 Exemplare von B^, D, H und M zusammen genommen. Sieht man von H ab, so ist die Abnahme eine regelmässige. Bei M ist die Art kaum noch zu finden. Die Zahl der jugendlichen Thiere verhält sich zu der Zahl der reifen im allgemeinen wie 7,18 : i ; und zwar bei B, wie 8,04 I 99 B. 99 6 I 99 D 99 0,4 I 99 H 99 9,35 I 99 M 99 00 I I (also reife Thiere = o). Die Fänge bei H geben auch hier ein abweichendes, für die Art sehr günstiges Resultat, insofern die jugendlichen Thiere bedeutend überwiegen. Die Abweichung bei M kann nicht ins Gewicht fallen, weil die Art dort gar keine Rolle mehr spielt. Im Allgemeinen nehmen die unreifen Exemplare absolut und im Verhältniss zu den reifen Thieren flussaufwärts ab, also mit abnehmendem Salzgehalt. Männchen und Weibchen weichen in der Zahl nicht sehr von einander ab. Im Allgemeinen kommen auf 1 Weibchen 1,6 Männchen; und zwar auf 1 bei B, « n „ H „ M • ^ I 9 ' 9 1,25 6 00 5 (also 9=0) 2,33 ^ o ^ o Bei Bj, und H ist das Zahlenverhältniss sehr ungünstig, bei D ungünstiger als bei B,. die Männchen. Es überwiegen 19 T li e o d o r K u h I g a t z , U ntersuchungen über die Fauna der Schvventinemündung. 109 Auch bei Centropages hmnatiis scheint der Bestand der Art in der Schwentine nur durch eine andauernde Zufuhr von der Kieler Buclit aus ermöglicht zu werden; daher die Hauptmasse bei Bj, und eine relative Abnahme der unreifen Thiere flussaufwärts. Die Art ist auch den absoluten Zahlen nach recht kümmerlich vertreten, wie man daraus sieht, dass in i6 Fängen hei M nicht mehr als 882 Thiere gefangen wurden. Diesem Resultat entsprechend fand auch Aurivillius [2. p. 23, 39, 40, 70, 71, 74, 75] sie nicht in dem schwachsalzigen Gebiet des bottnischen Meerbusens; dagegen nördlich von Gotska Sandön [Kopparstenarne] von Mai bis Oktober. Im südlichen Öresund [Kalkgrundet] im August, September und November — hier wurde nur von August bis November beobachtet — . Doch soll sie bis zum finnischen Meerbusen Vorkommen. Bemerkenswert!! ist, dass Aurivillius sie in seinen Oberflächenfängen bei Kopparstenarne in sechs Nachtfängen erhielt, aber nur einmal in einem Tagfang. Er schliesst daraus, dass die Art — jedenfalls in schwach- salzigem Wasser — ,,heliophob“ ist. Nach O. Nordquist kommt sie vereinzelt auch noch in den Schären an Aland vor. Braun [10. p. 73, 80,] erwähnt sie aus der Bucht von Wismar. In der Nordsee ist sie weit verbreitet. Timm [52. p. 370, 388 — 395J fand sie pelagisch im August und September. Im Fjord von Christiansand und auf der Lister Rhede [Hauptmasse des Fanges] im August. In der Elbmündung fand er sie im April, Mai, August und September; am Minsener Sand Feuerschiff, Carolinensiel, Neuharlinger Siel, bei Emshörn im April, Juni und Juli. Nach Möbius [39. p. 115] in Fängen aus der Nordsee. Auch an den britischen Küsten. Fr. Dahl [13. p. 170] erhielt in der Elbmündung bei Cuxhaven einzelne Exemplare im September an der Oberfläche. 9. Pseiidocalamis elougatus (Böck). Nach Giesbrecht [19. p. 162, 163 u. I'ab. II, III, V, VI, VII, VIII, IX, X, XI] kommt die Art in der Kieler Föhrde überall in einiger Entfernung von der Küste vor. Das Minimum der Art fällt für die Kieler Bucht bei der Heulboje in die Zeit von Oktober bis März, also in die kalte Jahreszeit, das Maximum in die Zeit von Mai bis Juli, in die warme Jahreszeit. Ihr Vorkommen im Verhältniss zu den übrigen Arten weicht hiervon nicht erheblich ab. In der Summe aller Copepoden war sie vertreten; 1888 mit 2 “/(, an 4. Stelle 1889 „ 6 „ „ 4. 1890 ,, 4j7 4- >y 1891 „ 11,6 „ „ 3. „ 1892 „ 3,1 „ „ 5. „ 1893 „ 3.5 .. 4- .. In der Schwentinemündung nahm sie mit nur 0,2 die 8. Stelle unter den anderen Arten ein, und fehlte von Mai bis September ganz. Bei D habe ich nicht ein Exemplar erhalten. Die Art ist in dem Gebiete nicht recht heimisch. Die geringen mir vorliegenden Daten lassen keine Schlüsse zu. Uebrigens findet auch hier eine Abnahme der Zahl flussaufwärts statt. Nach Nordquist liegt im finnischen Meerbusen das Maximum im Juli. Aurivillius [2. p. 23, 38, 39, 64, 65, 66, 67, 70, 71, 74, 75] erhielt sie aus dem Gebiete des südlichen bottnischen Meerbusens [Grundkallen] im November; nördlich von Gotska Sandön [Kopparstenarne] im Juni und Oktober, ausserdem im Mai unreife Exemplare; im südlichen Theile des Öresundes [Kalkgrundet] im August und Oktober. Zwischen den Aland-Inseln fand Nordquist an der Oberfläche im Juli unreife Exemplare. Braun fand die Art in der Bucht von Wismar |io. p. 73, 80]. In der Nordsee von Timm [52. p. 370, 388—395] pelagisch im August und September beobachtet. Bei Helgoland das ganze Jahr. Im Fjord von Christiansand im August. In der äusseren Elbmündung im April. Auch bei Klittmoller (Jütland) wurde sie gefangen. Nach K. Möbius [39. p. 115] kommt sie an den norwegischen und brittischen Küsten vor. IO. Paracalanus parv7t.s Cls. In der Kieler Bucht ist Paracalanus parvus nächst Oithona die häufigste Art. In den Fängen bei der Heulboje war sie vertreten; 110 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 20 1888 mit 25,3 “/n aller Copepoden 1889 „ 24,1 „ 3? >890 „ 14,8 „ 33 1891 „ 16,6 „ . .'3 1892 „ 27,9 „ 33 1893 „ 38,2 „ 3’ ln der Schwentine ist sie mit 4 °/,| aller Copepoden häufiger als Centropagcs hamatus, nicht Euryteinora Jiinmdo. Auch hier Abnahme der Zahl flussaufwärts. Es fanden sich : bei Bl in 17 Fängen 124272 Exemplare oder 4,5 "/„ der dortigen Copepoden 5? B2 „ 17 ,, 83508 J? 4)8 ,, ,, ,, ,, D „ 17 „ 32862 3) * 5 )) )) )) )) H „ 16 „ 31 950 5) 2,7 )) )) )) )’ >5 M „16 „ 35386 3J 4)/ )) ') )> )) Die Abnahme ist nicht so regelmässig wie bei anderen Arten, aber doch unverkennbar. Die verhältniss- mässig hohe Zahl bei ist ein Ausdruck für den marinen Charakter der Art. Die Männchen fehlen in meinen Fängen ganz. Die unreifen Thiere überwiegen weitaus, wie folgende Zahlen ergeben. Es enthielten die Fänge ; bei in 17 Fängen 16 354 ? und 107 918 Juv. — I 9 — 6,5 Juv. 33 B^ 33 •7 33 IO 032 V 33 73 476 „ — I 9 / ’3 )) 3’ D 53 17 33 00 2 53 28 378 „ — I 9 — 6)3 )• 33 H 33 16 33 4 560 9 33 27 390 „ — I 9 - 6 „ 33 M 33 16 33 882 9 33 34 504 )) — 1 9 — 39.' Das Zahlenverhältniss der reifen und unreifen Thiere ändert sich von B^ bis H nicht sonderlich. Bei M überwiegen die unreifen ganz bedeutend, aber ihre absolute Zunahme ist gering und erreicht bei weitem nicht die Zahlen B; und B^,; ausserdem aber verschwinden die Weibchen bei M so gut wie ganz, sodass hier nur scheinbar eine grössere Produktion jugendlicher Thiere stattfindet. Es macht den Eindruck, als ob von der Kieler Föhrde aus beständig unreife und reife Thiere zugeführt würden, welche zwar die Art in der Schwentine nicht selbständig fortzuführen imstande sind, aber doch von den physikalischen Verhältnissen des Wasserbeckens nicht besonders eingeengt werden, sodass jugendliche Thiere bei M noch ebenso gut fortkommen, wie bei 1). Das Maximum der Art liegt in der Kieler Bucht im September oder Oktober, das Minimum fällt in die Zeit von November bis April, ln einem Falle (1889) liegt das Maximum bereits im .März Dann fällt das .Minimum in den November, ln der warmen Jahreszeit findet nur eine mässige Entwicklung statt. In der Schwentine ist Paracalanus im Anfang des Jahres bis April (Maximum) häufig, wird schon im Mai selten und hat im Juni und Juli, wo ich kein einziges Exemplar erhielt, ihr Minimum. Dann nimmt die Zahl der 'l’hiere wieder zu. Hier also ebenfalls in der warmen Jahreszeit eine mässige Entwicklung. Im bottnischen Meerbusen und bei Gotska Sandön hat Aurivillius [2. p. 23, 37, 38, 74, 75] die Art nicht gefunden; aber im südlichen Teile des Öresundes [Kalkgrundet] im August, September und Oktober. Hensen [22. p. 110] fand sie bei Gjedser noch mit 16,9 ' „ der Copepoden, von da an östlich nicht mehr. Nach K. Möbius [39. p. 114] in der westlichen Ostsee und in der Nordsee. R. Timm [52. p. 369, 388—395] findet sie in der Nordsee unter den pelagischen Formen allgemein verbreitet. Weniger häufig hat er sie an den Küsten erhalten. Er bemerkt übereinstimmend mit meinen Befunden, dass unentwickelte Thiere in vielen Fängen ziemlich häufig waren. Auch hier mehr Weibchen als .Männchen. Im Uebrigen erhielt er sie aus dem Fjord von Christiansand und von der Lister Rhede im .August; vom Neuharlinger Siel im Juli, von Emshörn im Juni; aus der Ell)mündung im Juli, August und September. Fr. Dahl [13. p. 170] erhielt sie in der Elbmündung mit Centropagcs zusammen in geringer .Anzahl. 1 I. Diaptomiis grixcilis (3. Sar.s. Nordquist [44. p 71 — 75. Tafel IX, Fig. i — 7]. Diese Art ist im Süsswasser oberhalb des Wehres sehr häufig,* wo sie besonders Ende des Jahres auftritt. C. Apstein \^I)iaptoinus graciloidcs 1. p. 179 u. 180] findet sie in allen holsteinischen Seen; im Plöner See (Schwentinegebiet) vornehmlich im Winter. Im Dobersdorfer See ist sie von Mai bis November häufig mit Mai bis September als Hauptperiode. Das Minimum liegt im h'ebruar. 21 'rheodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 111 Im Unterlauf der Schwentine habe ich sie vereinzelt gefunden, und zwar nur im November bei H und D in einigen Exemplaren. Die Art kann offenbar den verhältnissmässig hohen Salzgehalt nicht vertragen, sodass Thiere, die etwa vom Oberlauf her eingeführt werden, zu Grunde gehen müssen. Brandt [5. Anhang 3] fand Diaptomiis „(?)“ in dem Stettiner Haff. 12. Oithoiia spinirostris Cls. Zu dieser Art gehörten 59 aller gefangenen Ciopepoden. Sie beherrscht das Copepoden-Plankton daher gänzlich. In der See bei der Heulboje ist sie ebenso zahlreich. Hier betrug ihre Zahl: 1888 in 5 Fängen I 705 284 Exemplare oder 61,2 ®/(j aller Copepoden 1889 1 1 yj I 973 383 y» ,, 40>2 ,, ,, yy 1890 IO yy 3 144 108 yy „ 60,9 „ ., yy 1891 '3 yy 2 721 776 yy j) 54>^ yy 1892 5) 13 yy 3 313 128 yy ',1 S7 0 I) yy 1893 IO yy 2 254 648 yy )) 47 V !» yy Absolut ist auch diese Art bei der Heulboje zahlreicher als in der Schwentine. Ich erhielt für 20 cbm ; bei Bj in 17 Fängen i 367 174 Exemplare oder 49,9 ®/o aller Copepoden dieser Station. )i 0 )> I 288 362 yy 73>5 j) 5) yy yy yy 17 672 628 yy » 66,3 „ „ yy yy yy >> 1 6 ,, 779 470 yy » 674 » V yy yy yy 255 934 yy 34»5 .V » yy yy yy Die Abnahme der Zahlen an sich ist ziemlich gleichmässig. Aber im Verhältniss zu den anderen Arten nimmt sie bei B^ eine ungünstigere Stellung ein als bei Bg, D und H. An diesen drei mittleren Stationen werden nämlich andere marine Arten durch die Versüssung des Wassers bereits sehr viel stärker eingeengt als Oithoiia, die gegen diese Veränderung widerstandsfähiger zu sein scheint. Bei M scheint die Grenze dessen, was die Art an Versüssung vertragen kann, nahe zu sein; ausserdem liegt hier die kräftigste Entwicklung von Eurytemora hirundo (29,4 — Das zeitliche Vorkommen ist in der Schwentinemündung anders als in der freien See. Die Fänge von der Heulboje zeigen im Dezember und zu Anfang des Jahres in der Regel niedrige Werthe mit dem Minimum im Dezember, März, April oder Mai. Das Maximum fällt mit ziemlicher Regelmässigkeit etwa 6 Monate später in die Zeit von Ende Juli bis November. Im Verhältniss zu den anderen Arten tritt Oithona am meisten hervor von Ende August bis in den Dezember hinein. Die in diesen Monaten für die Jahre 1888 bis 1893 erhaltenen Prozentwerthe betragen im Minimum 45,2, im Maximum 85,7, im Mittel 62,86. Eine geringere Rolle spielt Oithona von März bis Juni mit 6,4®/,, im Minimum, 62,4®/,, im Maximum und 36,83 im Mittel. Im Grossen und Ganzen weichen also die Perioden für absolute und relative Häufigkeit nicht von einander ab. Ungefähr umgekehrt verhält sich die Art in der Schwentine : von Juni bis Oktober niedrige, von November bis Mai höhere Werthe. Die höchste Zahl fällt in den April, die niedrigste Mitte August, wo ein Fang überhaupt kein Exemplar enhielt. Die genaueren Daten, berechnet auf 20 cbm, mit Angabe der gleichzeitigen Temperatur enthält die umstehende Tabelle. In der Zeit von November bis Mai erreicht die Zahl der Thiere in den Fängen zweier Exkursionen ein ganz erstaunliches Mass, am ii. April [Maximum] und am 19. November. Zwischen diesen beiden Daten sinkt die Zahl im Dezember, März und Anfang April bedeutend, sodass also zwei Kulminationen stattfinden. Es pflegt nun die Zeit der stärksten und schwächsten Entwicklung mit einer bestimmten Temperatur zusammen zu fallen. In der Kieler Bucht, bei der Heulboje, liegt für Oithona das Maximum im Herbst, das Minimum im Anfang des Jahres. Zu diesen beiden Zeiten ist die Temperatur des Wassers dort in allen Schichten eine ziemlich gleichmässige; aber im Herbst ist sie höher als im März und April. Während die Temperatur z. B. im Oktober zwischen 9° und 14" Gels, liegt, beträgt sie im März nur 2—4,5®. März also ist eine ungünstige Temperatur, im Oktober eine günstige in allen Schichten vertheilt und dementsprechend fällt das Maximum in die Zeit um den Oktober und das Minimum in die Zeit um den März. 112 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 22 Uebersicht über das Vorkommen von Oithona spinirostris in der Schwentinemündung. Datum Ort Summe von B,-M Temperatur bei D in “ Cels. K. D H M Oberfl. Tiefe 19. III. 41 556 70528 8360 6932 3040 130416 5-2 4.1 29. III. 13 010 12 174 4072 II 506 8360 49 122 7,8 9,6 5- IV. 1 24 640 II4 576 26372 50 160 13 178 328 926 8,4 7.2 I I. IV. 233090 516 800 467 400 366 320 41 344 I 624 954 IO 9 19. IV. 75 576 77 520 0 44 840 32 162 230 098 12,6 ' 10.7 9- V. 74 176 16 218 4058 Fang fehlt! 760 95 212 12 I I 21. VI. 0 0 0 2036 I 018 3054 15,8 15,6 5- VII. 0 I 216 0 I 018 5320 7 554 20,4 18,4 21. VII. 5076 I 018 0 3040 0 9 134 17 15,2 15- VIII. 0 0 0 0 0 0 >7,1 16,4 31- VIII. 3040 0 I 216 0 0 4 256 16,3 16 14- IX. 8 130 0 0 0 0 8 130 14,2 13,9 6. X. I 216 3040. I 018 3 800 0 9074 12,4 '2.3 18. X. 7 600 4058 6 I IO 3040 5 320 26 128 9,7 10,1 I. XI. 1 20 080 4 560 24 320 22 800 I-'ang fehlt! 17 1 760 7,5 8,8 19- XI. 527 440 462 094 90 182 216 600 135 280 I 431 596 7,1 8,5 4- XII. 132 544 4 560 39520 47 378 IO 1 52 234 154 4,2 6 In der Schwentine, wo die Temperatur zwischen Oberfläche und Tiefe niemals erheblich abweicht, findet sich im Anfang des Jahres von März bis Mai und am Ende des Jahres wieder von September bis November in allen Schichten dieselbe Temperatur, wie im Oktober in allen Schichten in der Kieler Bucht. In der .Schwentine sind es aber gerade die Monate März bis Mai und September bis November, die, wie obige Tabelle zeigt, hohe Werthe für Oithona geben und die beiden Kulminationen enthalten. Daher scheint mir die Abweichung der Art in der Schwentine bezüglich ihres zeitlichen Vorkommens eine Anpassung an die abweichenden Temperatur- verhältnisse in dem Gebiete zu sein. Aber es muss noch etwas anders berücksichtigt werden. Sieht man nämlich von dem Ma.ximum im April ab, so würde die Kulmination vom 19. November den Verhältnissen bei der Heulboje entsprechen und man könnte annehmen, dass auch in der Schwentine das Maximum in den November fällt. — Aber die hohe Zahl dieses Datums wird in den Fängen der vorhergehenden Monate nicht recht vorbereitet, und man kann sich daher, um das plötzliche Anwachsen der Zahl zu erklären, nicht lediglich auf die Verhältnisse in der Schwentine beschränken. Hinzu kommt noch, dass der am 19. November am weitesten seewärts gemachte Fang bei B, schon den 2,7. Theil aller an diesem Datum in 5 Fängen erhaltenen Oithonen ausmacht. Das .Ma.\imum am II. April wird dagegen verhältnissmässig gut vorbereitet, und der Fang bei B, enthält weniger Exemplare als je ein Fang bei B^, D und H, sodass er nur den 6,9. Theil aller Oithonen dieser Fangserie enthält. Dieses deutet darauf hin, dass die Kulmination am 19. November nur zum Theil aus den Verhältnissen in der Schwentine selbst hervorgegangen ist, zum grösseren Theil aber auf einer Zufuhr von Oithonen aus der Kieler Bucht beruht, wo ja vermuthlich auch in diesem Jahre die l'hiere im Herbst ihr Maximum hatten. Der April aber würde hiernach für den wahren rermin der zahlreichsten Entwicklung der Art anzusehen sein; denn im .April tritt die .Art in der See sehr zurück, sodass an eine nennenswerthe Zufuhr von dort nicht zu denken ist; daher zeigt auch der Eang vom ii. April auf der am weitesten seewärts gelegenen Station B, verhältnissmässig wenige Exemplare. Stelle ich Alles, was ich an jugendlichen und reifen I hieren in der Schwentine gefunden habe, zusammen, so finde ich dieses Verhältniss: auf 1 Juv. — 1,25 reife Exemplare. Die unreifen Thiere überwiegen im .All- gemeinen von Mai bis August. Von September bis Dezemlier, sowie im .März und .April sind bald die reifen, bald die unreifen 'l'hiere in der Ueberzahl, am 19. Noveml)er und 11. April die reifen. 23 113 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. Flussaufwärts nimmt auch hier die Zahl der jugendlichen Thiere ab. Es kamen bei Bl auf I Juv. 0,91 reife Thiere B, I 1,2 D >> I >> C7 5; H I 1,5 55 55 M I 1,4 55 55 Bei Ri überwiegen sogar die unreifen Exemplare, bei sind sie bereits in der Minderzahl, noch mehr bei D ; dann tritt bei H und M ein Rückschlag ein, sodass hier das Verhältniss zwar günstiger wird als bei D, aber nicht wieder so günstig wie bei Rg. Die Zahlen genügen jedenfalls, um eine Abnahme in der Produktions- fähigkeit flussaufwärts zu konstatiren. Die Weibchen sind zahlreicher als die Männchen : i ^ — 2,61 Am meisten überwiegen die Weibchen von März bis Juli. In drei Fangserien, vom 21. Juni, 5. Juli und 21. Juli, fehlen die Männchen ganz. Aber in dieser Zeit ist die Art ja überhaupt sehr spärlich vertreten. Von August bis Anfang Oktober sind entweder die Zahlen für beide Geschlechter gleich, oder die Männchen sind etwas zahlreicher; doch auch hier handelt es sich um absolut sehr niedrige Werthe. Von Mitte Oktober bis Dezember sind dann die Weibchen wieder in der Ueberzahl. Am II. April kamen auf i J — 1,8 9, am 19. November auf i J — 4,03 9- An den verschiedenen Stationen ändert sich das Verhältniss in der Weise, dass bei B^ die Weibchen am meisten überwiegen. Bis D nimmt ihre Zahl in Bezug auf die Männchen dann ziemlich regelmässig ab. Aber bei M erreicht sie wieder den Werth von Bg, bei H übertrifft sie ihn sogar. Es kamen bei Bj auf i 5 4)4 $ „ B^ „ I 5 2,1 9 „ D ,) I ^ 1,9 $ „ H „15 2,6 9 „ M „ 15 2,1 9 Die Zahlen für das Verhältniss zwischen unreifen und reifen Thieren, zwischen Männchen und Weibchen zeigen nicht die Regelmässigkeit, wie z. B. bei den Acarü'a- Arten’, darin aber stimmen sie überein, dass an keiner Station das für B^ geltende Verhältniss wieder , erreicht wird. Oithona ist die einzige Art, die sich in ihrem zeitlichen Vorkommen den Verhältnissen in der Schwentine anzupassen scheint. Giesbrecht [19. p. 142, Tab. II — XII j fand Oithona in der Kieler Föhrde sowohl an Seepflanzen als auch im freien Wasser. Die Weibchen waren weit häufiger als die Männchen. In der ersten Hälfte des Jahres war sie besonders zahlreich, im letzten Viertel des Jahres nur noch ganz vereinzelt zu finden. Brandt [5. Anh. III] führt Oithona aus dem Stettiner Haff an, undzwarausdem Papenwasser vom 13. Mai 1892. Braun [10. p. 74, 80] hat die Art in der Bucht von Wismar gefunden. Nach Hensen [22. p. iii] war die Art vertreten bei Gjedser mit 43,5 ®/o der Gesammtmenge der Copepoden, bei Scholpin mit 8,5 ®/(i, bei Brüsterort mit 0,56 "/o, bei 01and fehlte sie. Dementsprechend fand Aurivillius die Art im bottnischen Meerbusen und bei Gotska Sandön überhaupt nicht. Im südlichen 0resunde [Kalkgrundet] war sie in Fängen von September und Oktober vertreten. [2. p. 24, 41, 42, 76, 77]. K. Möbius [39. p. II 6] konstatirte sie in Fängen aus der westlichen Ostsee und der Nordsee. Timm [52. p. 372, 373, 388, — 395] {^Oithona shnilis Claus) fand die Art in der Nordsee als Bewohner der hohen See nicht häufig im August und September. Im Fjord von Christiansand häufig im August. Einige Exemplare im Juli und August vom Neuwerker Watt. Nach Timm sind die Männchen ausserordentlich selten. Oithona findet sich also in der Ostsee bis Brüsterort. Im bottnischen Meerbusen fehlt sie. 13. CycLopina gracilis Cls. Cyclopina gracilis ist von Giesbrecht [19. p. 139 Tab. II, IV — XI] in der Kieler Bucht zwischen See- pflanzen häufig gefunden. In der Schwentine kommt sie im Plankton nur ganz vereinzelt vor. Ich erhielt ein Männchen im September bei D und ein unreifes Exemplar im November bei Bj. Zwischen Pflanzen wird sie auch in der Schwentine häufiger anzutreffen sein. Braun [10. p. 74, 80] führt sie aus der Bucht von Wismar an. 15 114 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 24 14. Cyclops viridis Jur. O. Schm eil. Deutschlands freilebende Süsswasser-Copepoden. Theil I. Cyclopidae. Cassel 1892. [48]. Im süssen Wasser oberhalb des Mühlenwehres ist diese Art nicht selten. Ich fand sie dort im August. Im Unterlauf erhielt ich im November bei M ein Exemplar, das aber w'ohl als verirrt anzusehen ist; denn sonst ist die Art im Unterlauf nicht heimisch. Unreife Cyclopiden fand ich im November bei H und D. Dass übrigens Cyclops- im Brackwasser noch fortkommen, ersehe ich aus Br an dt’ s Abhandlung über das Stettiner Haff [5. p. 125 und Anhang 3], wo bei Caminke, am Krickser Haken und und im l’apenwasser im Mai mehrere Arten gefunden wurden. Aber die Schwentinemündung ist offenbar schon zu salzhaltig. 15. Longipedia coroiiata Cls. Giesbrecht [19. p. 103. Tab. 1 und IV — XII] fand sie in der Kieler Föhrde zwischen Seepflanzen. Im Plankton der Schwentine habe ich sie nur ganz vereinzelt gefunden; und zwar im September und Oktober. R. 'l'imm [52. p. 381 und 394, 395] erhielt sie aus Fängen von der Lister Rhede im August; von der Elbmündung [Seebadeanstalt] im Juli und September, [Neinverker Watt] im Juli. Ausserdem vom Neuharlinger Siel im Juli. 16. Harpacticus chelifer Müll. Nach Giesbrecht [19. p. 131, 132 Tab. I, II, IV — Xll] in der Kieler Föhrde zwischen Seepflanzen im April und Oktober in ziemlicher Menge. ln den Planktonfängen aus der Schwentine ist sie sehr spärlich, und nur im Oktober vertreten. Braun [10. p. 74, 80] fing sie in der Bucht von Wismar. ' R. Timm [52. p. 383] hat sie im August im Fjord von Christiansand erhalten, bei Helgoland im Februar und Mai, auf dem Neuwerker Watt im Juli. 17. Idya fjircata W. Baird. Giesbrecht nennt die Art die häufigste Harpacticide der Kieler Bucht. Er fand sie überall zwischen Seepflanzen zu allen Jahreszeiten. [19. p. 136 Tab. II, IV — XIlJ. Das Plankton der Schwentinemündung enthielt diese Art nur vereinzelt im September und November. Lenz [30. p. 174, 178] [Tisbe fiircata Baird) fand sie am Strand von Niendorf im Sommer. K. Möbius [39. p. 1 16] konstatirte sie in Fängen aus der westlichen Ostsee und der Nordsee. R. Timm [52. p. 383, 384] fand sie im Fjord von Christiansand im August, bei Helgoland im Juli und September. Ferner auf der Lister Rhede. 18. Tac Jiidius dis dp es Giesbr. Diese Art, die ich im Plankton nicht gefunden habe, fand Giesbrecht [19. p. 1 10, 'Fab. II, IV, V, VII — XIlJ im Oktober zusammen mit einigen Cyclops- in der Schwentinemündung. In der Elbmündung traf Fr. Dahl [13. p. 170] sie von Altona bis zur Mündung freischwimmend. Timm [52. p. 381] erhielt sie vom Neuwerker Watt. 19. Daclylopus tisboides Cls. Auch diese Art habe ich selbst nicht gefunden. Aber nach Giesbrecht kommt sie bis in die Schwentine- mündung hinein vor. Sie lebt zwischen Wasserpflanzen. Nach Giesbrecht ist sie im Frühjahr häufig. [19. p. 127, Tab. I und IV— XIlJ. Folgende Arten fand ich jenseits des Mühlenwehres im süssen Wasser; und zwar Diaptomus gracilis im Dezember, die übrigen im August, Cyclops viridis ausser im August auch im Dezember. Die Cyclopiden habe ich nach O. Schm eil; Deutschlands frei lebende Süsswasser-Copepoden, Theil I bestinimt. [48]. 1. Diaptomus gracilis O. Sars. 2. Cyclops viridis Jur. 3. Cyclops alhidiis Jur. 4. Cyclops serrulatiis S. l'isch. Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 25 5. Cyclops clansi Hell. 6. Cyclops bicolor O. Sars. 7. Cyclops zu albidus Jur. und fusciis Jur. 8. Cyclops inacriiriis O. Sars. 9. Cyclops varicans O. .Sars. Von diesen kommt nur Diaptoinus gracilis und Cyclops viridis im brackischen Unterlaufe vor, ein Zeichen dafür, wie sehr der plötzliche Übergang von Süsswasser in Salzwasser bei M für die Süsswassertiere als Scheide- wand gegen den Unterlauf wirkt. B. Einfluss der physikalischen Verhältnisse auf die Copepoden des Planktons in der Schwentinemündung. Auf der Plankton-F.xpedition im Jahre 1889 wurden im September und Oktober in der Mündung des Tokantin einige Planktonfänge gemacht, die Fr. Dahl [14.] später das Material lieferten zu einer Untersuchung über die Copepoden-Fauna des unteren Amazonas. Diese Arbeit gab betreffs des örtlichen Vorkommens der Copepoden in einer Flussmündung sehr bestimmte Resultate. Die Fänge fanden in drei nach dem Salzgehalt der Oberfläche verschiedenen Regionen statt ; 2 Fänge an Punkten von 1,5 — 2 Promille Salzgehalt, 2 Fänge in dem Gebiete eines Salzgehaltes von 11,8—12,8 Promille und 4 Fänge in 35,9 Promille und mehr Salzgehalt. Jede dieser drei Regionen zeigt eine scharf begrenzte, ihr eigenthümliche Copepoden-Fauna. Man durfte nach dem Resultate dieser Arbeit, die zum ersten Male quantitative Fänge für eine P'luss- mündung ausgenutzt hatte, erwarten, dass auch in anderen Mündungen eine ähnliche Abgrenzung der Copepoden je nach dem Salzgehalt anzutrefifen sein würde, und es wurde auch die vorliegende Arbeit in dieser Erwartung begonnen. Aber die Schwentinemündung zeigte derartige gegen einander scharf abgegrenzte Faunengebiete nicht, obwohl der Salzgehalt an den fünf Beobachtungsstationen ziemlich stark abweicht. Der Grund hierfür liegt in zwei Momenten, einmal in der scharfen Begrenzung des Unterlaufes gegen den Oberlauf bei der Mühle, die einer- seits den marinen Formen ein weiteres Vordringen flussaufwärts unmöglich macht und andererseits den Süss- wasserformen für eine weitere Ausbreitung flussabwärts keine durch gemässigten Salzgehalt vermittelnde Region bietet. Zweitens liegt der Grund in der ausserordentlichen Kürze des brackischen Unterlaufes, der alle Stufen eines Salzgehaltes von 1,8 — 11,12 Promille an der Oberfläche und 15,13^10,35 Promille in der Tiefe auf einem Gebiete von nur 1,16 km durchlaufen muss. Trotzdem reagieren, wie aus dem vorhergehenden Abschnitt zu ersehen ist, die Copepoden auch in der Schwentinemündung auf Abweichungen im Salzgehalt, aber nicht durch völliges Verschwinden flussaufwärts oder flussabwärts, sondern durch Abnahme oder Zunahme der Zahl und stärkere oder schwächere Produktionsfähigkeit. Ein Verhalten, das man nur durch quantitative Untersuchungen finden konnte. Die folgende Tabelle zeigt; erstens in Procenten der an jeder Station gefangenen Copepoden überhaupt, wie das Verhältniss der Arten zu einander an den einzelnen Stationen abweicht ; und zweitens die absolute Zu- nahme oder Abnahme der Individuenzahl einzelner Arten. Die absoluten Zahlenangaben sind sämmtlich auf 20 cbm Eiltrat bezogen. P'ür H und M, wo nur 16 anstatt 17 Fänge stattfanden, habe ich auf Grund der erhaltenen Werthe berechnet, wie viel Tiere in 17 Fängen gewesen sein würden, und die erhaltenen Zahlen in Klammern über die absoluten Werthe gesetzt, damit ein direkter Vergleich möglich ist. Zu den verhältnissmässig niedrigen Zahlen bei D ist noch zu bemerken, dass bei D im Laufe des Jahres recht erhebliche Baggerungen stattfanden und hierdurch wahrscheinlich die Copepoden-Fauna eine Beeinträchtigung erlitten hat. Da der Salzgehalt von Bj bis M ziemlich gleichmässig abnimmt, so ist im einzelnen Falle eine besonders auffällige Abnahme einer Zahl von 1^ bis B^ wahrscheinlich auf Konto der zwischen lü und B^ beginnenden Strömung zu schreiben. Die in der Tabelle verzeichneten Arten sind bis auf Eurytemora hiriindo alle marin und nehmen dem entsprechend flussaufwärts an Zahl ab. Dies bewirkt eine Abnahme des Copepoden-Planktons überhaupt in der- selben Richtung; und zwar so deutlich, dass bei Bj allein 36,49 aller Copepoden gefangen wurden. Alle Arten ausser Eurytemora hinindo haben bei Bj ihre höchste Zahl. Aber die eine Art nimmt flussaufwärts schneller ab, als die andere, und Eurytemora hirundo nimmt im allgemeinen mit abnehmendem Salzgehalt zu; daher zeigen die Prozentwerthe der einzelnen Arten keine ähnliche Regelmässigkeit in der Abnahme. IIG Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 26 Die sechs wichtigsten Copepoden-Arten nach ihrem Vorkommen von Bj bis M. B, 17 Fäng^e B, 17 F änge D 17 Fänge H 16 Fänge (17) M 16 Fänge (17) Summe Summe 0/ /o Summe 0/ Io Summe 0/ Io Summe 0, lO Acartia 877 934 32 247 368 14,2 164 250 16,18 (206 652) 194498 16,8 (180 617) 169 992 22,9 Temora longicornis . 28788 I 6 490 0,4 I 976 0,19 (808) 760 0,06 — — Etirytcmora hirttndo 97 900 3,5 63 444 3,6 84 466 8,35 (113 242) 106 582 9,2 (231 732) 218 102 294 Centropages hamatus 205 904 7,5 29 792 1,7 3556 0,35 (8 364) 7872 0,6 (937) 882 0,1 Paracalantts parvns 124 272 4.5 83 508 4,8 32 862 3,15 (33 946) 31 950 2,7 (37 597) 35 386 4.7 Oithona spinirostris . 1 367 174 49,9 I 278 362 73,5 672 628 66,3 (828 186) 779 470 67,4 (271 929) 255 934 34.5 Summe aller Copepoden 2 738 800 I 737 964 I 012 876 (i 228 610) I 156340 (786 202) 739 956 Bei Rj, wo der Salzgehalt am stärksten und die Strömung bereits unmerklich ist, sind alle 6 Arten leidlich vertreten, doch sieht man an der Gruppirung der Arten, dass auch hier schon die Verhältnisse von denen der See erheblich abweichen. Einmal ist der Salzgehalt schwächer und dann ist hier das Wasser bereits ebenso flach, wie in der Flussmündung. Diese Unterschiede äussern sich darin, dass Paracalaniis parviis nicht mehr als 4,5 ®/o aller Copepoden ausmacht, während er beider Heulboje 38,2 ”/„ erreichen kann. Dagegen sind 32",, aller Cope- poden bei Acartien, die bei der Heulboje höchstens 3,1 ”/o ausmachen. Centropages hamatus m\i ebenfalls relativ häufiger als in der See, wo er höchstens 4,4°lo erreicht. Dagegen tritt Tevioi-a /ongicomis mit nur I ganz in den Hintergrund; in der See kann sie es auf 8,7 " g bringen. Eiiryteviora hinindo, bei der Heulboje überhaupt nicht gefangen, ist bei Bj mit 3,5 betheiligt. Oithona erreicht an keiner Station eine grössere Zahl als hier und wird von keiner Art an Zahl übertrofTen; trotzdem hat sie ausser bei M an keiner Station einen so geringen Antheil an der Summe [49,9 °;'ü] wie hier. Es kommt dies daher, dass zwei Formen bei B, viel stärker hervortreten, als an den übrigen Stationen, nämlich die Acartien und Centropages hamatus, von denen besonders Centropages JiainaUis sehr empfindlich auf die oberhalb Bj beginnende Strömung und den abnehmenden Salzgehalt reagiert. Ebenfalls sehr deutlich wirken diese beiden Faktoren auf Tcniora longicorms\ doch übt diese Art wegen ihrer überhaupt sehr geringen Zahlen keinen Einfluss auf die Gruppirung der Arten aus. Durch die zwischen Bi und Bg beginnende Strömung wird Oithona nicht merklich eingeschränkt; denn die Differenz zwischen den Zahlen bei Bj und B^ ist nicht sonderlich grösser als die Differenzen zwischen den Zahlen der übrigen Stationen und wird infolge dessen durch die gleichmässig zunehmende Verdünnung des Wassers genügend erklärt. Die Acartien sind bei B,, auch absolut genommen, weit häufiger als bei der Heulboje; bei B^ sind sie etwa ebenso zahlreich, und dann erst gehen sie unter das Maass dessen, was bei der Heulboje gefangen wurde, herunter. Wie bereits auseinander gesetzt wurde, gedeihen sie in tieferem Wasser nicht so gut. wie in dem flachen Wasser der Küstenregion, aber vielleicht in den Überflächenschichten des tieferen Wassers ebenso gut oder besser wie in dem flachen Wasser der Küste. Gegen Strömung, wie man an der Differenz zwischen den Zahlen bei B, und Bg sieht, sind sie sehr empfindlich, gegen eine \'erminderung des Salzgehaltes nicht unempfindlich. Paracalanus kommt in dem flachen Wasser recht schlecht fort und bleibt absolut genommen weit hinter den Werthen bei der Heulboje zurück. (legen die Verdünnung des Wassers ist die .Vrt noch weniger empfindlich als Acartia, lässt aber immerhin flussaufwärts an Zahl nach. Die Strömung scheint bei dieser Art nicht so viel zu schaden wie liei Acartia. 27 Theodor Kühl gatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 117 Cejitropages ist bei ungefähr ebenso zahlreich wie bei der Heulboje, ist aber bereits bei Bg infolge der beginnenden Strömung stark reduzirt und geht dann bis M auf ein Minimum ' herunter. Die für Eiiryteinora hirnndo erhaltenen Werthe lassen darauf schliessen, dass ein gemässigter Salzgehalt, wie bei M und an den oberen Stationen, der Art zuträglicher ist als ein Salzgehalt wie bei B^. Doch scheint Euryteinora, wie man an der Abnahme der Zahl von Bi nach B,, sieht, gegen Strömung etwas empfindlich zu seih. Die Art würde vermuthlich in einem Wasserbecken von mässigem Salzgehalt, wie in der Schwentinemündung bei M, aber ohne ständige Strömung noch besser fortkommen. Im allgemeinen darf man die Form eher für eine Brackwasser-Art halten, als für marin, wie man an der Zunahme nach M hin sieht. Die Rolle, welche Eiirytevwra unter den Copepoden überhaupt spielt, gewinnt flussaufwärts ständig an Bedeutung, sodass sie bei M sogar zahl- reicher ist als die Acartia- E\X.qw und nicht weit hinter Oithona zurücksteht. Den Einfluss des Salzgehaltes auf das Verhältniss zwischen den Werthen für reife und unreife Thiere zeigt die folgende Tabelle, und zwar sind in der oberen Rubrik die Zahlen für die Copepoden überhaupt an- gegeben, in der unteren die Zahlen für die Copepoden mit Ausschluss der nicht marinen Arten wie Eurytemora und Diaptomus. B, ß2 D H M Alle Copepoden-Arten . I Juv. — 0,84 Reife I Juv. — i,i Reife I Juv. — 1,59 Reife I Juv. — 1,48 Reife I Juv. — 1,04 Reife Nur die rein marinen Copepoden-Arten . 1 Juv. — 0,89 Reife I Juv. — 1,18 Reife I Juv. — 1,9 Reife I Juv. — 1,8 Reife I Juv. — 2,27 Reife Zunächst, nämlich bis D ändert sich in beiden Rubriken das Verhältniss zu Ungunsten der unreifen Thiere. Dann beginnt in der Reihe für die Copepoden überhaupt bei H und M wieder eine Zunahme der unreifen Thiere, während in der Reihe der rein marinen Arten die unreifen Thiere weiterhin relativ abnehmen. In der oberen Reihe beginnen nämlich bei H die für Eurytemora Jiiriindo erhaltenen Zahlen zu wirken; denn bei dieser Art ändert sich ja das Verhältniss zwischen reifen und unreifen Thieren in umgekehrter Richtung in der Weise, dass bei H und M verhältnissmässig mehr jugendliche Thiere zu finden sind als bei Bj. Wenn es richtig ist, dass eine Abnahme der jugendlichen Thiere an einer Station eine Abnahme der Produktionskraft der Art bedeutet, so ergiebt die vorstehende Tabelle für die marinen Arten eine der Abnahme des Salzgehaltes deutlich entsprechende Abnahme der Produktionskraft, entsprechend dem Resultat der auf p. ii6 gegebenen Tabelle, nach welcher überhaupt die Individuenzahl einer marinen Art flussaufwärts abzunehmen pflegt. Obwohl sich in vertikaler Richtung, von der Oberfläche bis zum Grunde des Wasserbeckens, die physikalischen Verhältnisse zum Theil bedeutend ändern, wie z. B. Salzgehalt und Strömung, so scheinen trotzdem die Copepoden in dieser Richtung ihr Vorkommen nicht erheblich zu ändern: Es wurden an 5 Tagen bei H Stufenfänge gemacht, am 6. und 18. Oktober, am i. und 19. November und am 4. Dezember. Diese Stufenfänge verfügten aber wegen der sehr geringen Tiefe des F'lussbettes jedesmal nur über eine sehr kleine Differenz in der Fangtiefe und ergaben bei nicht einer einzigen Art einen Unterschied in der vertikalen Verbreitung. Es liegt dies daran, dass Temperatur und Druck in einer Tiefe von 4 m nicht erheblich anders sind als an der Oberfläche. Trotzdem ist die Wirkung der starken Zunahme des Salzgehaltes in vertikaler Richtung unverkennbar, jedenfalls bezüglich der marinen Arten; insofern die Zahl der gefangenen Individuen einer Art abnimmt, je grösser die Differenz zwischen dem Salzgehalt an der Oberfläche und in der Tiefe wird, also in der Richtung von B^ bis M. 1 )iese Wirkung ist schon deshalb unvermeidlich, weil in einem so flachen W^asserbecken die Thiere eben auf alle Tiefen-Schichten angewiesen sind, und dann auf einen allzu starken Uebergang zwischen dem salzarmen Wasser der Oberfläche und dem salzreichen der Tiefe durch ein Abnehmen in der Zahl reagieren. So wirkt also die von Bj bis M zunehmende Differenz zwischen dem Salzgehalt an der Oberfläche und dem in der Tiefe für die Copepoden auch nur auf die horizontale Verbreitung ein. Die Zeit der stärksten Entwicklung fällt in der Kieler Bucht bei der Heulboje in die Monate Juli bis Dezember, also in die zweite Hälfte des Jahres, und zwar meistens in den Oktober, manchmal auch in den Juli. Die niedrigsten Werthe giebt der April. An diesem Resultate ist OitJiona spinirostris mit 40—61 “/q aller Cope- poden stark betheiligt. Da sie aber in ihrem zeitlichem Vorkommen nicht eben sehr von den anderen Arten abweicht, so verschiebt sie durch ihr Ueberwiegen das Gesammtresultat nicht besonders. 118 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 28 In der Schwentine spielt sie mit 59 aller Copepoden eine ebenso grosse Rolle. Aber da sie hier zu- gleich die einzige Art ist, die sich in ihrem zeitlichen Vorkommen an die lokalen Verhältnissen anpasst, das heisst an die abweichende Temperatur, so ändert sie das Gesammtbild ganz erheblich. Das Maximum für die Copepoden überhaupt einschliesslich Oitkona liegt. in der Schwentine nicht anders wie bei der Heulboje in der zweiten Hälfte des Jahres, und zwar im November, nachdem bereits im Oktober eine Zunahme stattgefunden hat. Schon der am 18. Oktober erhaltene Werth wird ausser im April das garize Jahr nicht wieder erreicht, beträgt aber trotzdem nur den 3,7 Theil der Zahl am 19. November, die mithin als Maximum sehr deutlich ausgeprägt ist. Nun werden aber im April die Werthe von Oktober und November nahezu wieder erreicht, sodass die am ii. April erhaltene Zahl nicht weniger als 97"/,, der Zahl am 19. November aus- macht. Diese zweite Kulmination im April bedeutet also eine erhebliche Abweichung von den Verhältnissen bei der Heulboje und bedarf daher der Erklärung. Eine solche ergiebt sich, wenn ich von der Summe aller an einem l'age gefangenen Copepoden die Summe der an demselben Datum erhaltenen Exemplare von Oit/iona subtrahire, wie dies in der folgenden Tabelle geschehen ist. 20 cbm Summe aller Copepoden in 5 Fängen von B, — AI Summe etc. minus Oithona spinirostris 20 cbm Summe aller Copepoden in 5 Fängen von B, — AI Summe etc. minus Oithona spinirostris Datum Datum 19. III. 213758 83 342 15. VIII. 102 752 102 752 29. III. 105 380 56258 31. VIII. 219 716 215 460 5. IV. 504 108 175 182 14. IX. 74694 66 564 II. IV. I 890656 265 702 6. X. 121 282 1 12 208 19. IV. 386 216 156 I18 18. X. 521 924 495 796 9. V. 203 376 108 164 1. XI. 309 320 137 560 Xur4Fänge! Nur4 Fänge! 21. VI. 97 872 94 818 19. XI. I 947 636 516 040 5. VII. 301 476 293 922 4. XII. 323 068 88914 21. VII. 62854 53 720 Es ist evident, dass nur Oitkona spinirostris die zweite Kulmination im April veranlasst, dass die anderen Arten dagegen keine nennenswerthen Abweichungen zeigen, sodass, wenn man von Oitkona absieht, das Maximum deutlich in den November fällt. Es ergiebt sich ferner, dass nur Oitkona der Grund für das schroffe Ansteigen der Zahlen im November ist, sodass die übrigen Arten ein ähnliches Gesammtbild ergeben, wie die Copepoden bei der Heulboje. Die Schwierigkeit liegt also in dem für die Schwentine abweichenden Vorkommen von Oitkona, und dafür ist die Erklärung bereits oben [p. 1 1 1 — 1 1 2] gegel)en. Die Thatsache, dass die meisten marinen Arten sich bezüglich ihres zeitlichen Vorkommens in der Schwentine ähnlich verhalten wie bei der Heulboje, bestätigt die schon mehrfach ausgesprochene Ansicht, dass sich keine Art mit A\isnahme von Oitkona den abweichenden Verhältnissen in der Flussmündung wirklich anpasst, und dass von der Kieler Bucht her eine beständige Zufuhr von Copepoden stattfindet, reichlicher zur Zeit des Maximums in der Kieler Bucht, weniger reichlich zur Zeit des Minimums. Eine solche Zufuhr ist durch den beständig einströmenden salzigen Unterstrom leicht erklärt. Die Thiere dringen mit dem Unterstrom ein und steigen in die salzärmeren Schichten auf, wo sie dann je nach ihrem Ver- halten gegen die veränderten Bedingungen besser oder schlechter fortkommen. Nicht eine einzige Art, auch nicht Oitkona erreicht in der Schwentine mündung denselben Grad der Lebens- fähigkeit wie in der See. Oft enthält ein einziger Eang von der Heulboje doppelt so viele Copepoden wie 5 Fänge aus der Schwentinemündung; und das Maximum für die Copepoden in der Schwentine erreicht nur den mittleren Werth der Copepoden bei der Heulboje. Auf jede marine Art wirkt eben irgend eine der Eigenthümlichkeiten der brackischen Flussmündung hemmend ein, nicht die eine Eigenthümlichkeit gleichmässig auf alle Arten, aber die eine mehr auf diese .Art, die andere mehr auf jene. 29 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 119 Hauptsäclitlich kommen drei Faktoren in Betracht: Die geringe Tiefe, ‘die Abnahme des Salzgehaltes flussaufwärts, und die Strömung. Ihr Einfluss auf einzelne Arten wird in der folgenden Tabelle noch einmal übersichtlich zusammengestellt. Das Zeichen bedeutet eine günstige, das Zeichen — eine ungünstige Ein- wirkung. Je nachdem ein ! hinzukommt, ist die Wirkung eine gesteigerte. Eine o bedeutet, dass überhaupt keine Einwirkung stattzufinden scheint. [Die Prozentwerthe in der Rubrik über das numerische Verhalten einer Copepodenart bei der Heulboje zu den übrigen Copepoden beziehen sich jedesmal auf dasjenige der Jahre 1888 — 1893, in welchem die betreffende Art den höchsten Prozentwerth erreichte, also auf verschiedene Jahre]. Name der Gattung oder Art Geringe Tiefe Abnahme des .Salzgehaltes flussaufwärts .Strömung Numerisches Verhalten zu den übrigen Copepoden der .Schwentine Numerisches Verhalten etc. bei der Heulboje [Maximum] Acartia -b ! — — ! 22.5"/« 3,1 "/o Temora longicornis . — ! — ! — ■ 0,5% 8.7 bo Eurytemora kinindo 0 -f ! — 7,5 "/o — Centrppages hamatus 0 — ! — ! 3,3 “/o 4,4 bo Paracala?2tts parviis ! — 0 4“/o 38,2 “/o Oithona spinirosiris — — 0 59 “,'0 61,20/0 Es wäre, wie bereits in der Einleitung erwähnt wurde, denkbar, dass auch die Richtung des Windes einen Einfluss auf das Vorkommen der Copepoden ausübt, insofern die Stationen bis M bei ein und derselben Windrichtung sich bezüglich der durch den Wind hervorgerufenen, von der Strömung unabhängigen Wellenbewegung verschieden verhalten. So würden z. B. SW- bis SE-Winde bei D eine lebhafte Wellenbewegung hervorrufen, während die Station B2, geschützt durch das dort höhere Süd-Ufer [genauer SSW-Ufer], verhältnissmässig ruhiges Wasser aufweisen würde. Diese Verhältnisse treffen zu für den 29. März mit SE-, den 9. Mai mit SSE-, den 2T. Juli mit SSW-, den 15. August mit SW-, den 31. August mit W-, den i. November mit SSE-, den 19. November mit S- und den 4. Dezember mit SE-Wind. Aber an diesen Daten zeigen die Fänge durchaus keine besondere Übereinstimmung weder in Bezug auf die Zahl der Copepoden, nach bezüglich der vorkommenden Arten, sodass von dieser Seite offenbar keine Einwirkung stattfindet. Die Copepoden -Fauna der Schwentinemündung ist durchweg marin, eingeengt durch die geringe Tiefe des Flussbettes, die Verdünnung des Wassers und die Strömung. Süsswasserarten wie Diaptoinus gracilis und Cyclops viridis dringen in ganz vereinzelten Exemplaren bis D vor. Wirklich heimisch sind sie in dem Unterlauf nicht. Für diese Arten ist offenbar der schnell zunehmende Salzgehalt die Schranke für die Verbreitung. Selbst bei M, wo doch das Süsswasser direkt einströmt, können sie nicht mehr recht fortkommen. Die am wenigsten eingeengte Art ist offenbar Enrytemora hiriindo. Bei der Heulboje in der freien .See ist sie überhaupt nicht gefunden, in der inneren Kieler Föhrde kommt sie nach Gies brecht vor, in der Schwentine ist sie sogar zahlreicher als dort; denn sie nimmt von B^ bis M an Zahl zu. C. Das übrige Plankton. Nachdem ich die ausgebildeten Copepoden aus den einzelnen Fängen herausgelesen hatte, habe ich das übrige Plankton für sämmtliche Monate mit Ausnahme des Februars aus Fängen von dem Punkte H qualitativ untersucht; und zwar mit Hülfe eines Hensen’schen Zählmikroskopes, in dessen Gebrauch Herr Dr. C. Apstein mich freundlichst einführte. [21. p. 17 und 18, Taf. I, Fig. 2]. Die Zahl der Arten war sehr gering. Muschel-Larven erhielt ich im März, April und Mai in wenigen Exemplaren. Vielleicht handelt es sich unter anderen marinen Formen um Larven von Dreyssena polymorpha Pall., die im Unterlauf in reifen Exemplaren allerdings nicht vorkommt, die aber nach C. Apstein [i. p. 182 — 185, I'ig. 113] im Gebiete der oberen Schwentine in grosser Menge im Plankton auftritt. Die Larven hätten sich dann von dem Oberlauf in den Unterlauf verirrt, wo sie allmählich infolge des starken Salzgehaltes zu Grunde gehen. Freilich fällt die eigentliche Schwärmzeit 120 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 30 der Larven in dem oberen Gebiete in den Juni und Juli, doch fand sie A pst ein im Dobersdorfer See auch schon im April und Mai; diese hält er für voreilig entwickelte Brut aus verfrüht abgelegten Püern. En t w i ck 1 un gs fo r m en von Oithona spinirostris Cls. wurden für das ganze Jahr konstatirt mit Ausschluss von Dezember. Besonders zahlreich sind Eier und Larven im April, ein neuer Beweis dafür, dass die April-Kulmination von Oithona thatsächlich ein Resultat der d'emperaturverhältnisse in der Schwentine ist. Im Juni beginnt eine erhebliche Abnahme der Larven. Der Januarfang enthielt viele Eier. Calaniden-Nauplien habe ich nur im April erhalten. Sagitta bipiDictata Gaim. Diese Art war in der kalten Jahreszeit häufig, aber schon von März an bekam ich kein Exemplar mehr. Da sie in der Ostsee, wie Hensen [21. p. 59, 6oj vermuthet, zum perennirenden Plankton gehört, und auch dort Ende und Anfang des Jahres ihr Maximum hat, so scheinen die Schwentineexemplare von der See her eingeführt zu sein ; denn sonst könnte die Art nicht in einer ganzen Reihe von Fängen völlig fehlen. Aurivillius [2 p. 23 und 37] giebt für die Ostsee östlich bis Memel als einzigen Chaetognathen Spadeila haniata an. Offenbar handelt es sich aber um Sagitta bipunctata. Wurmlarven. Larven, wahrscheinlich von Polydora und Spio, enthielten die Fänge von April, Juni, Juli, August und September. Larven von Polynoe habe ich nicht erhalten, obwohl die Gattung in der Schwentinemündung nicht selten ist. Rotiferen; Anuraea coc hlearis Gosse. Diese Art habe ich im April, Mai, Juni, November und Dezember erhalten; sie kommt somit wohl das ganze Jahr vor. C. Apstein[i.p. 162, Fig. 77J fand das Thier in dem ganzen holsteinischen Seengebiet, am häufigsten im Juli. ln der Bucht von Wismar kommt eine andere Art, Anuraea striata Ehrbg. vor. [loj. Aurivillius [2. p. 9, ii, 60, 61, 64, 65] erhielt die Art [Anuraea cocklearis var. Jaegskd.) im Juli und August aus dem bottnischen Meerbusen [Sydostbrotten und Grundkallen]. Auch aus dem finnischen Meerbusen ist sie bekannt. Hensen [22. p. 116] schliesst aus dem, im Vergleich mit der Ostsee, grösseren Reichthum des Stettiner Haffs an Räderthieren, dass die ursprüngliche Entstehung dieser Ordnungen der Hauptsache nach im süssen Wasser liegt. Notholca acuniin ata Ehrbg. Diese Form erhielt ich bei H nur im Juni. Nach C. Apstein fi. p. 163, Fig. 81] tritt sie aber in den holsteinischen Seen (Plöner und Dobersdorfer See) hauptsächlich in der kälteren Jahreszeit auf. ln der Schwentinemündung scheint die Art nicht wirklich heimisch zu sein. Synchaeta pectinata Ehrbg. Scheint das ganze Jahr vorzukommen. Ich erhielt sie in Fängen von April bis August, im Oktober und Januar. C. Apstein [i. p. 158, Fig. 65] fand die Gattung Synchaeta im Dobersdorfer und Plöner See besonders zahlreich im Frühjahr, hauptsächlich im April. Aurelia aurita L. ln wechselnder Menge im ganzen Verlaufe der Mündung. Die Fänge ergaben hin und wieder Ephyren. Die andere im Kieler Hafen vorkommende Art Cyanea capillata Eschz. wurde nicht beobachtet. Im Kaiser Wilhelm-Kanal hat Brandt beide Formen konstatirt. [6. p. 401]. T int innen; Die vier in der Schwentinemündung gefundenen Arten hat Herr Prof. Brandt freundlichst für mich bestimmt. Codone lla ventricosa (C 1 a p.-Lach m.) K. Möbius. 39. Taf. VllI, Fig. 30 und 31. Wurde in den Fängen des April, Juli und November konstatirt, kommt also wohl das ganze Jahr vor. Aurivillius [2. p. 9, 10, 22, 32, 60, 61, 64, 65, 66, 67, 70, 71, 74, 75] erhielt im bottnischen Meer- busen [Codonella tubulosa Lvdr.] Exemplare im September in 63" 20' N Lat. [Sydostbrotten] und im Juli, August, Oktober in 60” 30' N Lat. [Grundkallen]. Im Oktober kam sie vor bei Gotska Sandön in 58“ 35' N Lat. [Kopparstenarnej. Im südlichen Öresund [Kalkgrundetj in 55" 36' N Lat. fand er sie [Codonella ventricosa Clap.- Lachm.j im August, September und Oktober. Die Art ist auch aus dem finnischen Meerbusen bekannt. Nach Hensen [22. p. 117] war sie in der westlichen Ostsee reichlicher als in der östlichen, aber im Brackwasser des Stettiner Haffs wieder häufiger als in der westlichen Ostsee. ln der Schwentine ist sie ziemlich häufig. Codonella campanula Ehrbg. K. Möbius; 39. Taf. \B1I, Fig. 32. 31 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 121 In der Schwentinemündung erhielt ich sie nur im Juli. Hensen [21. p. 69] fand sie in der Ostsee und im Kattegat. In der Ostsee lag die Hauptentwicklung im September und Oktober, im Kattegat im August. Aurivillius [2. p. 22, 32, 33, 74, 75] erhielt sie von August bis Oktober im südlichen Öresund in 55” 36' N Lat. [KalkgrundetJ, bei Gotska Sandön und im bottnischen Meerbusen nicht. Im finnischen Meerbusen ist sie selten. Diese Art dringt nicht so weit in das schwach salzige Wasser vor, wie die vorige und ist in der Schwentine auch seltener. Tintimiiis siibnlatus Ehrbg. K. Möbius: 39. Taf. VIII, Fig. 34. Diese Art erhielt ich nur im März. Aurivillius [2. p. 22, 30, 70, 71, 74, 75] hat sie im bottnischen Meerbusen nicht gefunden. Bei Gotska Sandön fand er sie in 58" 35' N Lat. [Kopparstenarne] im September, im südlichen Öresund in 55" 36' N Lat. [KalkgrundetJ im Oktober. Sie kommt auch im finnischen Meerbusen vor. Nach Hensen, [21. p. 69, 70; Tab. IV, Fig 21 und 19 p. 117] der ihr Auftreten in 3 Jahren hinter einander gleichmässig fand, liegt ihre Hauptperiode von Juni bis November. In der westlichen Ostsee ist sie ebenso häufig, in der östlichen weit häufiger als Codonella cani[)anula. Tintinnus aciCDiinatus Clap. Lachm. Auch diese Form fand ich bei H nur im März. Hensen [21. p. 69, Taf. IV, Fig. 22 und 19. p 117] fand die Form in der westlichen Ostsee im März und Mai am zahlreichsten. Im Skagerak war sie besonders häufig. Sie kam auch im Ozean verhältnissmässig reichlich vor. ln der östlichen Ostsee fehlt sie. Möbius [39. p. 120, Taf. VIII, Fig. 37] bestimmte sie aus Fängen von der westlichen Ostsee, Nordsee und dem atlantischen Ozean. Die Art kommt also nur in salzreicherem Wasser vor. Dementsprechend hat Aurivillius sie im bottnischen Meerbusen nicht erhalten. In der Kieler Bucht ist sie häufig. Die Tintinnen sind als marine Formen bezüglich ihres Vorkommens in der Schwentinemündung offenbar abhängig von ihrem Vorkommen in der Kieler Bucht und in der westlichen Ostsee. In der Schwentinemündung selbst sind sie spärlich, also nicht wirklich heimisch, vielmehr auf eine ständige Zufuhr von der Kieler Bucht aus angewiesen. Pflanzen; Ich führe nur die folgenden, besonders häufigen. Formen an: Pediastrum boryanuni Menegh. Diese Süsswasserart findet sich in der Schwentinemündung fast in allen bei H gemachten Fängen. Nach C. Ap stein, [i. p. 144, 145, Fig. 39], der sie im Seengebiet der oberen Schwentine reichlich er- hielt, ist sie im Mai, sowie Juli und August am zahlreichsten, im Winter spärlicher. Die seltenere Form P. pcrtusinn Kg. habe ich nicht erhalten. Cer atium. An Cerathun-hrien enthält die Schwentinemündung nur marine Formen. Ceratiiini tripos (Müll.) Diese Form war von den Ceratien weitaus die zahlreichste. Bei H war sie in allen Fängen. Nach Hensen [22. p. 118J ist sie gegen eine Veränderung des Salzgehaltes nicht sehr empfindlich. Am zahlreichsten fand er sie [21, p. 71 — 75, Tab. VI] in der Ostsee Mitte Oktober, am spärlichsten Ende April bis Anfang August. ln der Trave-Mündung kommt sie nach Lenz [30. p. 177] bis in das Pötnitzer Wyk hinein vor. Aurivillius [2. p. 21, 28, 74, 75] [Ceratium tripos Müll.) hat sie im bottnischen Meerbusen und bei Gotska Sandön nicht erhalten. Im südlichen Öresund in 55“ 36' N Lat. [KalkgrundetJ im August, September, Oktober und November. Im finnischen Meerbusen kommt sie vor. Ceratium tripos Müll. var. tergestiiium. Hensen [21. p. 72 — 74, Tab. VI und 22. p. 118J. Diese Form fand ich nur in Fängen von Juni, Juli und September. Ceratium fusus Ehbrg. Diese Art, die nach Hensen [22. p. 118 und 21. p. 75 — 76, Tab. VIJ etwas höheren Salzgehalt verlangt als tripos, war in der Schwentine seltener. Ich erhielt sie bei H im März, August, September, Oktober und November. Lenz [30. p. 177J hat sie bei Travemünde noch bis in das Pötnitzer Wyk hinein gefunden. Im finnischen Meerbusen kommt sie nicht mehr vor. Aurivillius [2. p. 21, 28, 74, 75J fand sie auch im bottnischen Meerbusen nicht, dagegen im südlichen Öresund in 55" 36' N Lat. [KalkgrundetJ im September und Oktober. 16 122 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schvventinemündung. 32 C e r atiuvi ftn'ca Ehrbg. Bei H nur im Mai in wenigen Exemplaren. Diese Art ist nach Hensen [22. p. 118 und 21. p. 76, Taf. VI] mehr eine Form des salzigen Wassers, deren östliche Grenze in der Ostsee schon bei Gjedser zu liegen scheint. Auch Aurivillius [2. p. 21, 28, 29, 74, 75] erhielt sie nur im südlichen Öresund in 55® 36' N Lat. [Kalkgrundet]. Im bottnischen Meerbusen fehlte sie. III. Die Fische und die Bodenthiere der Schwentinemündunor- Die Fische. Die folgenden Angaben über die Fische der Schwentinemündung beruhen nur in Bezug auf zwei Arten auf eigener Beobachtung. Im übrigen wurden bei Fischern Erkundigungen eingezogen. GasterosteJis pungitiiis (L.) Ist nach K. Möbius und Fr. Heincke [41. p. 229] vor der Mündung der Schwentine häufig. Braun fand diese Art und G. aculeatus (L.) in der Bucht von Wismar. [loj. G. aculeatus kommt nach Eugen Dal 1 m e r [i 5 - p- 39] in den brackischen Ausläufern der Eider und Elbe vor_ Auch Fr. Dahl [13. p. 160] führt G. aculeatus als in der Unterelbe häufig an. Per ca fluviatilis L. Der Barsch soll in der Schwentinemündung Vorkommen. Auch in der Kieler Föhrde ist er nach Möbius und Heincke [41. p. 213] im Frühjahr häufig zu treffen. Von Braun [10. p. 78] wurde er in der Bucht von Wismar konstatirt. Der Fisch kommt wohl über- all an den Ostseeküsten vor. Gadus inorr Inia Gthr. Der Dorsch, überall in den nordeuropäischen Meeren häufig, kommt nach Möbius und Heincke [41. p. 233 und 234] in der Ostsee bis in den bottnischen Meerbusen hinein vor. ln der Kieler Bucht ist er gemein und dringt von dort auch in die brackische Schwentinemündung ein. Lota vulgaris Cuv. Diese Art findet sich nach Möbius und Heincke [41. p. 237] in den Buchten der westlichen Ostsee nur in schwach-brackischem Wasser. Wie mir in Uebereinstimmung hiermit mitgetheilt wird, kommt die Aalquappe auch in der Schwentinemündung vor. Pleuronecte s flesus L. Ein jugendliches Exemplar, etwa 3 cm lang erhielt ich mit der Dredge zwischen B^ und D. Der Flunder geht nach K. Möbius und Fr. Heincke [41. p. 243 und 244] weiter flussaufwärts als andere Plattfische. Im Brackwasser, z. B. der Schlei, wird er besonders fett. In der Elbe ist er nach Fr. Dahl [13. p. 160] bis Hamburg aufwärts sehr häufig. Eugen Dallmer [15. p. 41] behauptet, dass er unter Umständen aus der Elbe bis in die Stör vordringt. Leiiciscus rutilus L. Diese .-Xrt, die mir als „Riddau‘‘ für die Schwentinemündung nahmhaft gemacht wurde, bewohnt nach Möbius und Heincke [41. p. 251 und 252] fast alle brackischen Buchten der Ostsee. Fr. Dahl [13. p. 160] fand sie in der Unterelbe bei Brunsbüttel. Leuciscus erytkrophthalmus L. Nach Eugen Dallmer [15. p. 61] zieht diese Art Seen mit Muddgrund vor. Für die Schwentine, deren Bett ja grösstentheils muddig ist, wurde mir die Art neben der vorigen, als „Rothauge“ genannt. Nach Möbius und Heincke [41. p. 252] findet sie sich — freilich in der Regel selten — in allen brackischen Buchten der Ostsee und geht im westlichen Theile zuweilen auch ins Meer hinaus. Leuciscus idus L. Auch in der Kieler Bucht wird der ,, Seekarpfen“ nach Möbius und Heincke [41. p. 250 und 251] zur Laichzeit in den inneren 'l'heilen des Hafens gefangen. Nach Eugen Dallmer [15. p, 60 und 61] ist er bei uns als Brackwasserfisch zu betrachten. In der Eider steigt er zur Laichzeit flussaufwärts Ins Rendsburg, in der l'rave bis Oldesloe. Abramis blicca Bl. Diese Art, nach Möbius und Heincke [41. p. 255] ausser in der östlichen Ostsee auch in brackischen Buchten des westlichen Theiles, ist nach Eugen Dallmer [15. p. 59] einer unserer verbreitetsten Fische, der fast in allen .^een und auch in grösseren Flüssen vorkommt. Für die Schwentinemündung wurde mir die .Nrt als ,,Pliet“ nahmhaft gemacht. 33 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schvventinemündung. 123 Esox liicius L. Im östlichen Theile der Ostsee kommt der Hecht nach Möbius und Heincke [41. p. 262 und 263] überall an der preussischen, schwedischen und russischen Küste vor, sowie im bottnischen und finnischen Meerbusen. In der westlichen Ostsee nur da, wo süsses Wasser einströmt. So auch in der Schwentinemündung. Auch aus dem Brackwasser der Schlei und der Ribnitzer Binnensee ist er bekannt. Salino salar L. Der Lachs wurde mir für das Untersuchungsgebiet genannt. Vielleicht liegt aber eine Verwechslung mit der folgenden Art, Saluio trutta, vor. Salmo salar ist an der Ostküste Schleswig-Holsteins nicht häufig. Wohl aber bei Bornholm, sowie an den pommerschen und preussischen Küsten und im bottnischen und finnischen Meerbusen. Möbius und Heincke [41. p. 258 und 259]. Salmo trutta L. Die Meerforelle ist nach Möbius und Heincke [41. p. 259J in den Buchten der Ostküste Schleswig-Holsteins nicht selten, in der östlichen Ostsee häufig. Nach Dal Im er [15. p. 66 und fj unter anderem auch in der Eider und verschiedenen ihrer Zuflüsse. Clupea harengus L. Möbius und Heincke [41. p. 263 — 265]. Der Hering ist in der Kieler Bucht, wie in der ganzen Ostsee häufig. Er wird auch in der Schwentinemündung gefangen. Nach Ansicht der P’ischer ist die Schwentinemündung Laichplatz für den Frühlingshering, weil laichreife Exemplare im F'rühjahr dort gefangen werden. Abgesetzter Laich ist aber noch nicht in der Schwentinemündung, ebensowenig in anderen Theilen der Kieler Föhrde konstatirt worden. Anquilla vulgaris Flem. M. Braun [10. p. 78] konstatirt die Art für die Bucht von Wismar. Fr. Dahl [13. p. 161] für die Unterelbe. Eugen Dali m er [15. p. 87 — looj. Der Aal findet sich in der ganzen Ostsee in allen brackischen Buchten und einmündenden Flüssen. Wie Möbius und Heincke [41. p. 267 — 269] mittheilen, steigen junge Aale im April und Mai aus der Kieler Bucht in die Schwentinemündung und von dort in den Oberlauf. Sip houo Stoma typlile L. Gegenüber von H fing ich ein Exemplar in seichtem Wasser beim Kätschern zwischen Pflanzen. Möbius und Heincke [41. p. 247] haben die Seenadel auch aus dem Brackwasser der Schlei erhalten. In der Ostsee findet sich die Art östlich bis zu den älandischen und südwestlichen Schären Finnlands. Kommt auch noch im südlichen Theile des bottnischen Meerbusens vor. G a s t r o p o d e n. Litto r ina littorea (L.) Meyer und Möbius. [34. p. 10 und 17; und Tafel]. Diese Art ist in der Schwentinemündung nicht so häufig wie in der Kieler Bucht. Für die Ostsee führt Möbius [37. p. 133] folgende Fundorte an; Kiel, Heiligenhafen, Travemünde, Wismar, Rügen, Bornholm. Nach Fr. Dahl [13. p. 161] wird das Thier in den Ostseegebieten mit schwächer salzigem Wasser durch Littorina tenebrosa ersetzt. Diese Art kommt in der Schwentine nicht vor, doch macht sich die Abnahme des Salzgehaltes in einer geringeren Häufigkeit von Littorina littorea geltend. Da Littorina tenebrosa auch in der Unterelbe fehlt, in der Ostsee aber in Gebieten mit gleich niedrigem Salzgehalt vorkommt, so liegt die Vermuthung nahe, dass sie die Strömung nicht vertragen kann. Littorina littorea kommt in der Travemünder Bucht bis in den Dassower See hinein vor. H. L e n z [30. p. 1 79]. Nach K. Brandt wird die Schnecke in der Kieler Bucht nicht so lang wie in der Nordsee. [9. p. 22]. Rissoa octona (L). Meyer und Möbius [34 p 31 und Tafel]. In der Schwentine bis H aufwärts häufig auf Ulven zusammen mit Hydrobien; aber nicht so zahlreich wie diese. Im Kieler Hafen habe ich die Art bei Möltenort in grosser Menge gefunden. A. Metzger [33. p. 246] führt die Art an für den kleinen Belt und die Apenrader Bucht. Nach Möbius [37. p. 133] bei Kiel, Heiligenhafen, Travemünde, Warnemünde. Bei Travemünde geht sie bis in ‘das Pötnitzer Wyk. H. Lenz [30. p. 179]- Llydrobia ulvae (Penn.) Meyer und Möbius [34. p. 36 u. Taf.] Siehe unter Beschreibung einzelner Arten! Hydrobia baltica (Nilss.) Nilsson [43. p. 91 und 92]. Siehe unter Beschreibung einzelner ArtenI Bythinia tentactilata Gr. S. Clessin. [12. p. 317, Fig. 173]. Ich habe nur einmal ein leeres Gehäuse beim Dredgen erhalten. Es ist sehr fraglich, ob das Thier lebend in der Schwentinemündung vorkommt, da auch die Arten, mit denen gemeinschaftlich sie an anderen Orten im schwachsalzigen Wasser vorzukommen pflegt, in dem Gebiete ganz fehlen. 16* 124 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 34 In der Unterelbe fand Fr. Dahl [13. p. 162] sie allerdings bis unterhalb Brunsbüttel. Und in der Ostsee kommt sie sonst im Brackwasser vor. L a m e 1 1 i b r a n c h i a t e n. Mytilus edulis L. Meyer und Möbius [34. p. 73 und Tafel]. Die Miesmuschel ist in dem Gebiete nicht so häufig wie in der Kieler Bucht, doch immerhin zahlreich an Pfählen und am Grunde. Nach Meyer und Möbius werden die Thiere in einem schwächeren Salzgehalt nicht so gross wie sonst. In der Unterelbe fand Fr. Dahl dies bestätigt [13. p. 162 und 163]. Ferner wirkt in der Unterelbe nach Fr. Dahl die Strömung auf die Schale verdickend ein. ln der Schwentinemündung sind die Muscheln in der That kleiner als in der Kieler Bucht. Doch ist mir eine besondere Dicke der Schale nicht aufgefallen, obwohl die Strömung besonders am Grunde nicht unerheblich ist. Auch in dem bisher noch salzarmen Kaiser Wilhelm-Kanal erreichen die Thiere nach K Brandt [6. p. 401] nur eine geringe Grösse. In der Trave findet sich die Miesmuschel bis zur Herren fähre aufwärts. — H. Lenz [30. p. 179]. Sie kommt in der Ostsee bis in die Bottensee hinein vor. K. Brandt [9. p. 19 und 22]. Car ditim edule L. Meyer und Möbius [34. p. 87 und Tafel]. In der Unterelbe fand Fr. Dahl [13. p. 163] diese Art bis zur Kugelbake aufwärts und besonders häufig auf den Watten. Er vermuthet, dass sie die Strömung meidet. Auch in der Schwentinemündung scheint die Strömung störend auf ihr Vorkommen einzuwirken. Es fanden sich Exemplare allerdings im ganzen Unterlauf, aber in nur mässiger Anzahl, während die Art in der Kieler Bucht sehr häufig ist. Der geringe Salzgehalt kann nicht der Grund dafür sein; denn in nicht fliessenden Gewässern mit gleich niedrigem Salzgehalt ist die Muschel häufig. Ueberhaupt ist sie euryhalin. Nach K. Brandt wird sie im Kaiser Wilhelm-Kanal, wo sie vereinzelt gefunden wurde, bei weitem nicht so gross wie in der Kieler Bucht, ln der Schwentinemündung habe ich eine Abnahme in der Grösse nicht kon- statiren können. K. Brandt [6. p. 403, 406]. ln der Ostsee dringt sie bis in die Bottensee vor. K. Brandt [9. p. 19 und 22]. Cardiicm fasciatimi Mont. Meyer und Möbius [34. p. 90 und Tafel]. Geht nicht soweit aufwärts wie Cardmui edule und ist wie diese nicht sehr häufig. Die Maximalgrösse ist etwa so, wie H. Lenz [29. p. 18] sie für ein Exemplar von Niendorf angiebt: 7 mm lang und 5,5 mm hoch. Demnach scheint auch hier die Strömung nicht auf die Schale einzuwirken. In der Kieler Bucht, wo sie zahlreicher ist, wird sie auch nicht grösser. ln der Ostsee geht sie nicht so weit östlich wie Cardünn edule. Telliiia baltica L. Meyer und Möbius [34. p. lOi und Tafel]. Ziemlich zahlreich in Dredgezügen von H bis zur Mündung am Schlickgruiide. Auch bei dieser Muschel konstatirte Fr. Dahl [13. p. 164] in der Unterelbe, wo sie bis Otterndorf auf- wärts vorkommt, eine Verdickung der Schale als Effekt der Strömung. Im Kieler Hafen ist sie sehr häufig. Sie kommt bis in die Bottensee hinein vor. K. Brandt [9. p. 19 und 22]. Mya arenaria L. Meyer und Möbius [34. p. 117 und Tafel]. Im ganzen Verlaufe der Mündung häufig. Doch erreicht sie in dem Gebiete nicht die Grösse wie in der Kieler Bucht. Dasselbe gilt von den Exemplaren, die K. Brandt im Kaiser Wilhelm-Kanal fand. [6. p. 401, 403, 406]. ln der Travemünder Bucht wird sie grösser — nach H. Lenz [29. p. 19] im Maximum 53 mm hoch, 87 mm lang. Mya findet sich auch noch in der Bottensee K. Brandt [9. p. 19 und 22]. B r y o z o e n. Me ntbranipora pilosa (L.) nar. nionostachys Busk. W. Freese [18. p. 39]. Auf Miesmuscheln; ziemlich häufig. Nach W. Freese lebt diese Form mit Cordyloptiora lacustris zusammen in brackischem Wasser, wo sie Ueberzüge oder schwammartige Massen auf Pflanzenstielen bildet. Als Fundort giebt Freese an; Die Schwentine- mündung und das Windebyer Noor bei Eckernförde. 35 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 125 In der Unterelbe bis Glomeyers Stag aufwärts fand Fr. Dahl [13. p. 164J die Varietät mevibranacea'WAX. Doch glaubt Kirchenpauer [27] auch die Varietät vwnostacJiys bei Cuxhaven gesehen zu haben. In der Travemünder Bucht fand H. Lenz [29. p. 13] die Varietät inenibranacea sehr häufig, und zwar noch bei einem Salzgehalt von 3,7 7ou- K. Brandt [6. p. 402, 403 und 405 J hat Meinbranipora pilosa auch in dem Kaiser Wilhelm-Kanal konstatirt. In der Ostsee gehört Meinbranipora pilosa nach K. Brandt zu den Formen, die bisher in Tiefen von mehr als 80 — 94 m gefunden sind. [9. p. 17]. Insekten. Cy mato p te rus fiiscus L. G. Seidlitz [51]- Diese Art erhielt ich in einem Exem[)lar bei D mit der Dredge. Chironoinus spec. Larven fanden sich häufig im Schlick im ganzen Verlaufe der Schwentinemündung. Aphelochira kervilli n. sp. Siehe unter Beschreibung einzelner Arten I A r a c h n i d e n. Liinne s ia niacula ta (Müll.) Bruz. Diese Art habe ich selbst nicht gefunden. Doch enthält die Sammlung des Kieler Instituts einige in der Schwentinemündung gefangene Exemplare. Crustaceen. Crangon vulgaris E. J. R. Kinahan. [26. p. 61 — 64]. Diese in der Ostsee weit verbreitete Art ist in dem Gebiete nicht selten. Nach den Beobachtungen von Fr. Dahl [13. p. 166] nährt sich Crangon hauptsächlich von Nereis diversicolor, Corophium longicorne und von T/i'Ai'-Arten. Demnach findet er in der Schwentinemündung reichliche Nahrung. Das grösste Exemplar war ungefähr 55 mm lang. Das Thier gedeiht also in der Schwentinemündung ebenso gut wie in der See. Mysis vulgaris Thomps. O. Sars [46. p. 80, Tab. 34]. Diese Art und die folgende fing ich mit dem Kätscher unmittelbar vor der sandigen Rethbank, H gegen- über, wo sie das seichte Wasser in dichten Schwärmen bevölkerten. Ausserdem in Dredgezügen auf Schlick bis H aufwärts. Nach K. Brandt [6. p. 401, 403 und 404J hat sich Mysis vulgaris auch bereits im Kaiser Wilhelm-Kanal heimisch gemacht. In der Ostsee ist das Thier weit verbreitet: Warnemünde, Rügen, Stralsund, Bornholm, Danziger Bucht, Memel, Dalarö, Öresund. K. Möbius [37. p. 123]. In der Unterelbe findet sich die Art sehr häufig. Fr. Dahl [10. p. 166]. Mysis flexuosa (Müll.) O. Sars [46. p. 45, Tab. 24 — 25]. In der Ostsee geht diese Art nicht so weit östlich wie die vorige. In der Unterelbe fand Fr. Dahl [13. p. 167] sie nur bis zur Kugelbake aufwärts. In der Travemünder Bucht ist sie nach FI. Lenz [29. p. 17J auf Seegras und zwischen rothen Algen ziemlich häufig. Mysis vulgaris dagegen hat Lenz dort nur im Magen von Dorschen gefunden. Cuma rathkei Kröy. Kröyer [28. p. 513, Tab. V und VI, Fig. 17 — 30J. Wurde in zwei Exemplaren bei D gefangen. In der Ostsee weit verbreitet. K. Möbius [37. p. 122 und 123] H. Lenz [29. p. 17]. Cuma rathkei wurde in der Ostsee nach K. Brandt [9. p. 17] noch in lOO — 146 m Tiefe vorgefunden. Tanais ocrstedtii Kröy. In dem Gebiete nicht häufig. Es wurden wenige Exemplare bei D gefangen. Auch Möbius [37 p. 120 und 35. p. 69] führt sie aus der Schwentinemündung an. Tanais r hy nc hit e s Müll, ist nach Möbius das Männchen, Tanais balticus Müll, das Weibchen von Tanais oerstcdtii Kröy. Anthur a carinata Kröy. Siehe unter Beschreibung einzelner Arten! Jaera albifrons Mont. Bäte and Westwood [3. II p. 317J. ln Schlickfängen zwischen FI und D nicht häufig. 120 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 30 In der Ostsee kommt die Art noch im bottnischen Meerbusen vor. K. Brandt [9. p. 20]. Die Maximal- grösse, die Möbius [37. p. 122] für seine Kieler Exemplare angiebt, 5 mm Länge, wird auch von den Exemplaren aus der Schwentine erreicht. Für solche aus der Travemünder Bucht giebtH. Lenz [29. p. \ '^,Jaera inarina Fahr.] ebenfalls 5 mm Maximallänge an. Idotea tr ic7ispidatn Desm. Bäte and Westwood [3. II p. 379]- Edward J. Miers [36. p 25, Plates I — 111], Irn ganzen Verlaufe der Mündung eine der häufigsten Arten. Die Thiere zeigen, wie überall auch in der Schwentine die grössten Unterschiede in der Färbung. Nach Möbius [37. p. 121] besteht ihre Nahrung in Pflanzen. Derselbe zeigte durch Untersuchung des Mageninhalts, dass die Nahrung wahrscheinlich keinen direkten Einfluss auf die Färbung hat, wie dies Bäte and W e s t w o o d behauptet hatten. ln der Travemünder Bucht lebt sie nach H. Lenz [29. p. 15] in ungeheurer .Menge, ebenfalls in der Färbung sehr variirend. ln der Ostsee geht sie nach Möbius östlich bis Skäggenäs [Kalmarsund]. Im Kaiser Wilhelm-Kanal fand K. Brandt [6. p. 403 und 406] jugendliche Exemplare vor. ln der Unterelbe hat sie Fr. Dahl [13. p. 167] nur selten gefunden. Er erklärt ihr selteneres Vorkommen aus dem Mangel an dauernd vom Wasser bedeckten Pflanzen. Sp hae r oni a i'iigicauda Leach Bäte and Westwood [3. 11 p. 408]. ln dem Gebiete häufig zwischen H und D. Nach Möbius [37. p. 120] bei Kiel, Bülk und im Sund, ln der Travemünder Bucht hat H. Lenz [29. p. 15] nur ein Exemplar gefunden. Braun [10. p. 75] führt sie für die Bucht von Wismar an. Bathyporeia pilosa Lindstr. Bäte and Westwood [3. I. p. 304]. Die an den Küsten der Ostsee ziemlich weit verbreitete Form [Möbius 37. p. 117] fand ich in dem Gebiete von D abwärts ziemlich selten. Auch in der Travemünder Bucht (äusserer Theil) ist sie von Lenz [29. p. 14] nicht häufig gefunden. In der Unterelbe kommt die Art nach Fr. Dahl [13. p. 167 und 168] bis Stade aufwärts vor. Auf den Watten von der Kugelbake abwärts ist sie ausserordentlich häufig. Bei Dahme an der Ostsee fand Dahl sie im August 1890 auf einem Sandriff in kolossaler Menge. Wahrscheinlich fallen die Ufer der Schwentine zu steil ab, um dem Thiere einen passenden Aufenthalts- ort zu bieten. Me Uta pahnata Leach O. Sars [47. p. 179]. In der Sammlung des Kieler Instituts ist die Art mit Exemplaren aus der Schwentinemündung vertreten. G avnnnnis lociista L. Bäte and West wo od [3. 1 p. 378J. Diese in der ganzen Nord- und Ostsee weit verbreitete Art ist in der Schwentine im ganzen Unterlaufe sehr häufig. Nach H. Lenz [30. p. 178] kommt die Form in der Untertrave bis zur Herrenfähre aufwärts vor. ln der Ostsee ist sie nach K. Brandt [9. p. 17] noch in icx) — 146 m Tiefe gefunden worden. Coro p hium longicorne F. Bäte and Westwood [3. I p. 493]. Im ganzen Unterlaufe der Schwentine häufig auf Schlick. Auch im Kaiser Wilhelm-Kanal hat K. Brandt [6. p. 401, 403, 404, 407J die Art, allerdings bisher nur in einem Exemplar, erhalten; und zwar verhältnissmässig weit westlich. ln der Travemünder Bucht kommt sie nach H. Lenz [30. p 174 und 178] bis zur Herrenfähre aufwärts vor. ln der Ostsee findet sie sich an den Küsten von Kiel bis Dalarö. K. Möbius [37. p. 117J. ln der Nordsee nach A. Metzger an allen Küsten in der Strandzone. Sie liebt schlammigen Boden und geht weit in die brackischen Gewässer hinauf. Auf den schlickigen Watten der Unterelbe ist sie massenhaft vertreten. Fr. Dahl [13. p. 169]. Balantis improTisus Darw. Charles Darwin |i6] Balanus unprovisits ist in der Kieler Bucht und in der Schwentine nicht selten. Ich habe ihn hauptsächlich an der Holzbekleidung des Bollwerks bei der .Mühle gefunden, aber auch sonst an Pfählen, ln der .Schwentine- mündung ist er die einzige Balanus \x\.. Auch im Kaiser Wilhelm-Kanal fand Brandt [6. p. 401 , 402, 403, 404] bisher nur Balanus intprovisus. Dagegen kommt nach 11. Lenz [30. p. 173, 174, 178J in der Travemünder Bucht ausser B. improx>isus auch B. crenatus Brug. vor. 37 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 127 Während aber iinprovisus bis Dänischburg aufwärts geht, findet sich crenatus nur bis zum Pötnitzer Wyk und Travemünder Hafen. In der Unterelbe hat Fr. Dahl nur Balanus crenatus Rrug. gefunden, diesen in grosser Menge. Da in der Ostsee bei gleichem Salzgehalt Balanus iinprovisus vorherrscht, der in der Unterelbe fehlt, so vermuthet Dahl [13. p. 169], dass B. crenatus fliessendes, B. iinprovisus stehendes Wasser liebt. Dass dies nicht der Fall ist, folgt aus dem alleinigen Vorkommen von B. iinprovisus in dem stark fliessenden Wasser der Schwentinemündung. Aus dem Vorkommen der beiden Arten in der Untertrave sieht man aber unzweifelhaft, das B. crenatus weit mehr Salzgehalt verlangt als B. iinprovisus. So dringt Balanus iinprovisus nach K. Brandt [9. p. 19] in der Ostsee ostwärts noch über die Darsser Schwelle hinaus vor. — Anneliden. Enchytraeiden. Sind nicht näher bestimmt worden. Auch im Kaiser Wilhelm-Kanal hat Brandt [6. p. 402, 403, 407J eine Enchytraeus-'S'^QZ\Q% beobachtet. Clitellio ater Clap. Wurde im Frühjahr bei D in wenigen Exemplaren gefangen. Möbius [37. p. 107] giebt die Kieler Bucht als Fundort an. H. Lenz [30. p. 172 und 178] hat die Art im äusseren und inneren Theile der Travemünder Bucht allerdings nur selten erhalten. Er. Dahl [13. p. 171] hat die Art in der Unterelbe beobachtet. Capitella capitata F. Fabricius [17 p. 279]. W. Michaelsen [35]. Diese Art erhielt ich bei D in wenigen Exemplaren im Erühjahr. Sie ist auch in der Kieler Bucht heimisch. Möbius [37. p. 107]. Spio iiiversa n. sp. Siehe unter Beschreibung einzelner Arten! Polydora ciliata Johnst. R. Jacobi [23]. W. Michaelsen [35]. Ist im ganzen Unterlauf häufig auf Schlick. Von der anderen Art Polydora quadrilobata, die nach Jacobi im Kieler Hafen neben der P. ciliata vorkommt, habe ich in der Schwentine kein Exemplar gefunden. Auch im Kieler Hafen habe ich sie trotz eifrigen Dredgens bei der Seeburg und bei Möltenort nicht erhalten. Im Kaiser W^ilhelm-Kanal hat Brandt [ö. p. 402, 403, 404, 405] bis jetzt auch nur Polydora ciliata gefunden. Aricia annigera (Müll.) O. Müller [42. I p. 22, Taf. 22]. A. S. Oerstedt [45. p. 201]. Mau [32]. W. Michaelsen [35. p. 70 und 148]. Die Exemplare dieser Art, die ich im Herbst in Menge bis H aufwärts erhielt, zeichnen sich vor denen des Kieler Hafens durch ihre Grösse aus. Lenz [29. p. 11] fand bei den Exemplaren aus der Travemünder Bucht eine Maximallänge von 20 mm. Diese wird von den Thieren aus der Schwentine noch erheblich übertroffen. Strömung und vermindeter Salzgehalt sind also nicht der Grund für die kräftigere Entwicklung des Wurmes in der Schwentine. In der Ostsee hat man die Eorm noch in 100 — 146 m Tiefe beobachtet. K. Brandt I9. p. 17). Ärenicola niarina (L.) O. Müller [42. IV p. 39, Tab. 155, Fig. i — 5]. W. Michaelsen [35]. Ein besonders grosses Exemplar wurde im Herbst bei D von einem Bagger aus beträglicher Tiefe heraufgeholt. In den Dredgefängen habe ich das Thier nie erhalten. In der Kieler Bucht ist es sehr häufig. Die Schwentinemündung bietet ihm offenbar keine passende Gelegenheit zur Ansiedelung, da flache sandige Strandflächen fast ganz fehlen. In der Travemünder Bucht, wo genügend Strandfläche vorhanden ist, ist er von Lenz [30. p. 178] an verschiedenen Punkten beobachtet worden. In der Unterelbe hat Er. Dahl [13. p. 17 1] ihn nur auf dem Watt bei der Kugelbake erhalten. Nereis diversicolor Müll. Grube [20. p. 48 und 125]. Georg Schröder [49]. W. Michaelsen [35]. Diese Art wurde in dem Gebiet besonders im Herbst gefangen. In grosser Menge zwischen H und D im Schlick. Aber auch sonst im Unterlauf. ln der Kieler Bucht ist das Thier häufig, wie überhaupt in der westlichen Ostsee. K. Möbius [37. p. 112]. In der l'ravemünder Bucht geht die Art aufwärts bis zur Herrenfähre; an den flachen Stellen des Binnen- wassers bei Travemünde ist sie sehr häufig, wo sie sich bei ablaufendem Wasser in den Sand wühlt. H. Lenz. [29. p. 12 und 30. p. 178]. Auch im Nordseegebiet liebt Nereis diversicolor brackische Gewässer. In der Unterelbe beobachtete sie Er. Dahl [13. p. 17F- auf den schlickigen Watten bis Brunsbüttel aufwärts, wo sie besonders im Herbst häufig ist. 128 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 38 Grube basiert seine Bestimmungstabelle der Gattung Nereis auf die Längenverhältnisse zwischen Rücken- cirrus und oberem Züngelchen. Bei einem unzweifelhaften Exemplar von Nereis diversicolor Müll, findet sich der folgende Fall ; Rückencirrus vorn nicht so weit, hinten weiter vorragend als sein Züngelchen. Dieser Fall ist in der Grube’schen Tabelle nicht angegeben. Ausser diesem Längenverhältniss kommt auch das für die Gruppe, welcher Nereis diversicolor angehört, von Grube angegebene vor : „Rückencirrus an allen Rudern weniger vorragend als sein Züngelchen“. Da nun aber zwischen diesen beiden Fällen wieder Zwischenfälle Vorkommen, so ist diese Art der Be- stimmung zu speciell. So fand sich z. B. ein Wurm, dessen Rückencirren an verschiedenen Segmenten verschieden lang waren. Eteone flava (F.) Fabricius i 1 7. p. 299] Nereis flava. Michaelsen 35]. Eteone flava erhielt ich sehr vereinzelt in Schlickfängen. ln der Sammlung des Kieler Instituts ist die Art mit Exemplaren aus dem Kieler Hafen vertreten. Nach Möbius [37. p. 1 13] kommt sie überhaupt in der westlichen Ostsee vor. Doch scheint sie selten zu sein. Polynoe cirrata Müll. Fabricius [17. p. 308, Fig. 7 A — D. W. Michaelsen [35. p. 88]. Diese Art ist in dem ganzen Gebiete auf Schlick häufig, besonders bei 1). Noch zahlreicher ist sie im Kieler Hafen, wo ich sie in grosser Menge bei der Seeburg erhielt. In der Ostsee ist sie weit verbreitet. Möbius ^37. p. iii]. H. Lenz [30. p. 178] hat sie in der Travemünder Bucht bis zur Herrenfähre aufwärts beobachtet. ln den Kaiser Wilhelm-Kanal ist sie bereits eingedrungen. Doch waren die Exemplare, die Brandt [6. p. 402, 403, 407] dort erhielt, sämmtlich von verhältnissmässig geringer Grösse. Die Exemplare aus der Schwentine tragen Elytren auf dem ganzen Rücken. Ein grösseres hatte ii, ein kleineres 1 3 Paar Elytren. Sie haben 4 in einem gleichschenkligen nach vorn divergirendem Trapez angeordnete Augen. Die Antennen entspringen unterhalb der Basis des Tentakels. Die Borsten des unteren Fusslappens sind verlängert und ausserordentlich viel dünner als die des oberen Fusslappens. Nach Malmgren,s Beschreibung [31. p. 56 und folgende, Tab. IX, Fig. 6, A — E sind die Thiere da- her der Gattung Aniinoe (Knb.) Malmgr. zu unterstellen: Antinoe sarsi (Knb.) Malmgr. W. Michaelsen [35. p. 88] fasst Antinoe sarsi Malmgr. zugleich mit einigen anderen Antinoe-t^xK^w und einem l'heile der Art Polynoe cirrata zusammen unter Harmothoe sarsi Knb. Hierher also würden unsere Exemplare zu stellen sein. Michaelsen giebt für Harmothoe sarsi Kxxh. folgende Fundorte an : Skagerrak, Kattegat, Kl. Belt, ln der westlichen Ostsee: Guldborgsund, Gronsund. In der östlichen Ostsee : Ystadt bis Aland. Michaelsen selbst hat das 1 hier nicht gefunden. Die von Malmgren eingeführte Zerlegung der Gattung ist aber nicht einwandfrei; denn Malm- gren nimmt zur Grundlage neuer Gattungen Unterschiede in der Borstenbildung etc., die sonst höchstens artbildend sind. K. Möbius [37. p. iii und 112] hält die neuen Genera für nichts weiter als für Beschreibungen von Varietäten einer und derselben Art. Solange ich mich auf die ILxemplare aus der Schwentinemündung beschränke, kann ich die von Malm- gren hervorgehobenen Unterschiede wenigstens für artbildend ansehen ; denn bei diesen ICxemplaren scheinen sie wirklich konstant zu sein. Aber schon in der Kieler Bucht kommen nach Möbius allein drei Formen vor, die in der Borstenhildung Uebergänge zeigen und daher allerdings nur als Varietäten einer Art zu betrachten sind. In der Travemünder Bucht ist Polynoe cirrata bezüglich der Borstenbildung etc. nach H. Lenz 129. p. 12 gerade so variabel wie in der Kieler Bucht. Endlich hat E. Kallenbach wohl mit Recht darauf hingewiesen [24. „dass die Borsten als Hauptbewegungsorgane eine Abnutzung erfahren, die mit zunehmendem .Alter immer grösser wird, sodass die anfangs haarscharfe Spitze stumpf wird, und die an jungen Borsten sehr ausgeprägte Zweispitzigkeit allmählich nach zahlreichen Zwischenstufen vollständig verwischt wird“. Kallenl)ach hat ferner weder anatomische noch histologische Unterschiede finden können und kommt daher wieder auf die Gesammthezeichnung Polynoe cirrata Müll, zurück. W. Michaelsen hat die Trennung in verschiedene Gattungen heibehalten. Doch besteht nach diesen übereinstimmenden Befunden von Möbius, Lenz und Kallenbach wohl kaum noch ein Zweifel, dass die alte Bezeichnung Polynoe cirrata Müll, aufrecht zu erhalten ist. 39 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schvventinemündimg. 129 Harviotho'e sarsi Kinb. gehört zu den Formen, welche die Ostsee schon in ihrer sogenannten arktischen marinen Periode bewohnten. Man hat sie in grösserer Tiefe angetroffen, als bisher irgend ein anderes Thier, nämlich noch in i8o— 230 m. K. Brandt [9. p. 12 und 17]. Nematoden. Oncholaiinus viilgaj'is Basten O. Bütschli [ii. p. 38, Taf 1X\ In grosser Menge auf Schlick im ganzen Verlaufe der Mündung bis M. Auch im Kieler Hafen. In der Travemünder Bucht geht er bis zur Herrenfähre aufwärts und ist im inneren Theile der Bucht häufiger als im äusseren. H. Lenz [30. 172 und 177]. Im übrigen sind nicht viele Fundorte aus der Ostsee bekannt. Nemertine n. Neniertes gessereiisis Müll. O. Müller [42. Tab. 64, Fig. 5 — 8]. Diese Art ist in dem Gebiete auf Schlick ziemlich häufig. Sie beschränkt sich in der Ostsee auf den westlichen Theil und kommt nach Möbius auch im Kieler Hafen vor. K. Möbius [37. p. 105]. In die eigentliche Untertrave dringt sie nach H. Lenz [30. p. 177] nicht ein, doch findet sie sich noch an der Mündung. In der Ostsee hat man diese Form nach K. Brandt [9. p. 17] noch in 100 — 146 m Tiefe konstatirt. E c h i n o d e r m e n. Ast er ac antJiion riibens (L.) In der Kieler Bucht ist der Seestern sehr häufig. Ich habe ihn in der Schwentinemündung hin und wieder bis H aufwärts beim Dredgen erhalten. In der westlichen Ostsee ist er sehr verbreitet. K. Möbius [37. p. 103]. H. Lenz [30. p. 177J erhielt ihn in der Travemünder Bucht im äusseren und inneren Gebiet, sogar noch — wenn auch selten — im Dassower See. Er findet sich überhaupt in den europäischen Meeren. K. Möbius und O. Bütschli [40. p. 147]. — Coelenteraten. Cordylophora laciistris Allm. F. E. Schulze [50]. Diese Art hat Möbius [37. p. 100] in der Schwentinemündung auf Steinen und Pfählen der Mühle oder in unmittelbarer Nähe der Mühle beobachtet. Eundorte sind ausserdem; Neufahrwasser, Pillau-Hafen, Warnemünde, Travemünde, Schlei bei Schleswig. In der Travemünder Bucht hat Lenz [30. p. 177] sie im Travemünder Hafen, im Pötnitzer Wyk, im Dassower See, bei der Herrenfähre und noch weiter oberhalb gefunden. Cordylophora lacnstris ist eine echte Brackwasserart, die z. B. in der Schwentine nur bei M, und auch hier nur in dem schwachsalzigen Oberflächenwasser vorkommt. In der Unterelbe Fr. Dahl 113. p. 172] dringt das Thier flussaufwärts bis ins süsse Wasser vor. Gonothyraea loveni Allm. An der Holzverkleidung des Bollwerkes bei der Mühle. K. Möbius [37. p. 102] führt sie aus dem Kieler Hafen an. Im Kaiser Wilhelm-Kanal kommt die Art nur im östlichen Theile vor ; nach Westen nimmt sie deutlich an Zahl ab. K. Brandt [6. p. 402, 403, 407]. In der Travemünder Bucht hat Lenz '30. p. 177] sie nur im inneren Theile, und zwar bis zur Herren- fähre aufwärts gefunden. 17 130 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 40 2. 3- 4- 5- 6. 7- 8. 9- IO. 1 1. 12. 13- 14. ‘5- 16. 17- 18. 19. 20. 21. 22. 23- 24. 25. 26. 27. 28. 29. Litteraturverzeiclin iss : Apstein, C. Das Süsswasserplankton. Methode und Resultate der quantitativen Untersuchung. Kiel und Leipzig 1896. Aurivillius, C. W. S. Das Plankton des baltischen Meeres. Bih. Svenska Ak. Band 21. Stockholm 1895 — 96. Afd. IV. Nr. 8. Bäte and Westwood. History of the british sessile-eyed Criistacea. Vol. I and II. London 1868. Brady. A revision of the british species of {\&^\-'^A\.QX-Cyclopidae a. Calanidae London 1891. Brandt, K. Ueber das Stettiner Haff. Mit einer Karte. Meeresunters. Komm, deutsch. Meere. Neue Folge. Erster Band. Heft 11. p. 105—144. Kiel und Leipzig 1896. — Das Vordringen mariner Thiere in den Kaiser Wilhelm -Kanal. Zool. Jahrb. 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Nähere Beschreibung der Arten von HydrohiSi, Aphelochird., Anthura und Spio. A. Ueber Hydrohisi ulvae (Penn.), Hydrobia, baltica (Nilss.) und Hydrobia ventrosa (Mont.) Die Gattung Hydrobia weist besonders in den nördlichen Meeren einen solchen Reichthum an Arten und innerhalb der Arten einen solchen Reichthum an Formen auf, dass sie seit der Ni 1 ss o n’schen Beschreibung der Paludina baltica vom Jahre 1822*) eine bedeutende Rolle in der Litteratur gespielt hat. Seitdem ist noch immer so wenig Licht in diese ziemlich verwickelte systematische Frage gebracht worden, dass mich bei der Untersuchung der von mir gefundenen Exemplare die bisher gegebenen Beschreibungen mehr oder weniger im Stiche Hessen. ') Nilsson: Historia Molluscorum Sueciae. Lund 1822. p. 91. 92. 17' 132 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 42 ln der Schwentinemündung fand ich zwei, in der Mündung der Trave ausser diesen beiden noch eine als unzweifelhaft selbständige Arten anzusehende Formen. Hy drobia ulvae (Penn.) ') Taf. I. Fig. i — 9. Synonym : Turbo stagnalis Raster. Turbo ulvae Penn. Rissoa 7(lvae Penn. Hydrobia stagnalis L. var. ulvae Marts. Hydrobta stagnalis L var. coruca Risso. Hydrobia kiloensis Dkr. Oberseite des Rüssels vorn mit einer schwarz-braunen Ouerbinde Färbung der Sohle hell blau-grau. Naht flach. Oberer Winkel der Mündung spitz. Fühler mit schwarzem Ring oder Riegel. Die Farbe des Thieres ist in ihrem Gesammteindruck hellgrau, die Gesammtform eine gedrungene. Der Rüssel stellt im ausgestreckten Zustande eine von oben nach unten zusammengedrückte Walze dar, deren Breite zwei Drittel ihrer Länge beträgt. Am Vorderende um die Mundöffnung herum ist er gelblich gefärbt. Von oben gesehen ist er vermöge zahlreich eingestreuter Pigmentkörnchen ebenfalls gelb; hierzu kommen braune bis rothbraune, bisweilen auch schwärzliche Schattirungen, in der Regel zu jeder Seite an der Basis in der Höhe der Augen; und mit diesen in gleicher Linie oft noch ein mittlerer Fleck. Unmittelbar vor dem leicht gekerbten Vorderrande verläuft eine schwarz-braune Ouerbinde, die sich nicht auf die Unterseite fortzusetzen pflegt. Unter etwa 200 Exemplaren befanden sich zwei, bei denen die ganze Oberseite des Rüssels die schwarz-braune Färbung dieser Binde angenommen hatte. Auch von unten gesehen zeigt der Rüssel eine gelbliche Färbung. An der Basis wird er röthlich mit seitlichen rothbraunen Flecken. Die Fühler sind im ausgestreckten Zustande etwas dicker als die der beiden folgenden Arten; auch sie zeigen gelbliche Pigmentkörnchen, die freilich nicht so zahlreich sind, dass die hellgraue Farbe durch sie beein- trächtigt wird. F^twas vor der Spitze tragen sie stets einen schwarz-braunen bis schwarzen Fleck oder Riegel, der sich vielfach ringförmig um den Fühler herumzieht. Die Augen stehen auf kleinen Erhöhungen am Grunde der Fühler. Taf. i, Fig. 3 u. 9. Der Fuss ist ziemlich breit. Seine Oberseite zeigt eine gleichmässige, gelblich-graue Färbung. Die Sohle ist am Vorderrande nur sehr schwach ausgebuchtet. Etwas hinter demselben verschmälert sie sich ein wenig, erreicht dann wieder ihre volle Breite und verläuft so in annähernd gerader Richtung bis zum Hinterende, wo sie eine schwache Rundung bildet. Die Grundfarbe der Sohle ist gelblich, geht aber nach der Mitte zu allmählich in hellgrau über. Die Radula zeigt das für diese Gruppe charakteristische Schema 2 . i . 1 . 1 . 2. Die Mittelplatte ist unten jederseits bogenförmig ausgeschnitten, sodass die Basis dreizackig erscheint mit zwei seitlichen Flügeln und einem Mittelzapfen. Ueber der Mitte jedes dieser Bogenausschnitte trägt sie einen Zahn. Die Bezahnung der Krone besteht stets aus einem grösseren Mittelzahn und einer Anzahl von Nebenzähnen, auf beiden Seiten, die nach aussen zu an Grösse abnehmen. Die Anzahl dieser Nebenzähne ist nicht überall die gleiche. So fand ich bei zwei Exemplaren jederseits 3, bei zwei Exemplaren jederseits 2. Taf. 1. Eig. 7 u. 8. [Fig. 8: FLxemplar aus der Unterelbe bei Cuxhaven]. Die Zwischenplatte hat die Form eines rhombischen, an der einen Ecke in einen allmählich sich verjüngenden bogenförmigen, geschweiften Fortsatz auslaufenden Vierecks. Ihre Bezahnung besteht aus einem grösseren Zahn, zwei sehr kleinen inneren und drei äusseren, an Grösse abnehmenden, Zähnen. Es kommen jedoch auch gelegentlich vier äussere Zähne vor. Taf. 1, Fig. 6. Die beiden Seitenplatten haben die Form einer aufrecht stehenden Mulde, so zwar, dass die kleinere Seitenplatte in die Höhlung der grösseren hinein passt. Ihre Konkavseite kehren sie der Mitte der Radula zu. Ihre obere weit vorspringende Kante trägt die Bezahnung. Die grössere von ihnen zeigt eine erhebliche Anzahl nach aussen zu an Grösse abnehmender Zähne. Bei zwei Schnecken zählte ich deren 12; bei einer anderen schwankte die .Anzahl der Zähne an den verschiedenen Platten zwischen 10 und 12, bei einer weiteren zwischen 12 und 16. Taf. 1, Fig. 4. ) Ueber die Litleratiir siehe weiter unten! 43 Theodor Kulyatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 133 Die kleinere Seitenplatte mit Zähnen von mehr gleicher Länge zeigt ausserordentliche Unterschiede in Bezug auf die Bezahnung. Ich fand bei einem Exemplar Platten von i6 — 18 Zähnen, bei einem zweiten Platten von i6 — 20. Eine dritte Schnecke zeigte überall die Anzahl 20. Taf. I, Fig. 5. Das Gehäuse ist länglich kegelförmig. Die Anzahl der Windungen beim ausgewachsenen Thiere beträgt im Maximum 7, im Minimum 5. Der erste Umgang ist beim ausgewachsenen Thiere stets zur Hälfte abgeschlissen und daher der Kegel oben abgestumpft. Die Farbe ist eine röthlich gelbe bis roth-braune, kann aber auch dunkel braun bis schwarz sein. An dem ziemlich dicken, nur wenig durchscheinenden Gehäuse sind die Anwachsstreifen mit blossem Auge kaum zu erkennen. Verfolgt man die Wölbung der wenig konvexen Umgänge an einem Längsschnitt durch das Gehäuse in der Richtung von der Spitze bis zur Basis, so sieht man sie etwa zwei Drittel der Breite des Umganges gleich- mässig ansteigen und von hier aus etwas steiler, aber immerhin noch ziemlich sanft in die Naht abfallen. So entsteht eine flache Naht. Die Umgänge nehmen gleichmässig zu bis etwas vor der Basis, wo der letzte Umgang von mehr gleichmässiger Wölbung ein wenig über die Kegelfläche vorspringt. In der Bildung eines Nabels variiert diese Schnecke ausserordentlich. Die aus dem Kieler Hafen bei der Seeburg erhaltenen Schnecken haben eine deutliche Nabelöffnung, von denen aus der Mündung der Trave zeigen die von der Herrenfähre keine Spur eines Nabels. Das einzige Exemplar, das ich in dem Dassower See fand, hat einen deutlichen Nabelritz. Die aus dem Pötnitzer Wyk sind ohne Nabelöffnung, und die aus der Bornteicher Bucht zeigen einen deutlichen Nabelritz. Die Schnecken aus der Schwentine endlich lassen bei oberflächlicher Betrachtung keine Spur eines Nabels erkennen, beseitigt man aber die Epidermis der Schale, so komiTit ein schwacher Nabelritz zum Vorschein. Die Abweichungen einzelner Gruppen in der Nabelbildung scheinen mit dem jedesmaligen Salzgehalt des Fundortes in Zusammen- hang zu stehen. Leider standen mir zu den Untersuchungen auf der Trave nur zwei Tage [28. und 29. August 1895] zur Verfügung, sodass ich an jedem Fundorte nur eine Aräometermessung ausführen konnte. Darnach fand ich für den Oberflächengehalt bei Westwind im Dassower See 7,5 ‘’/oo? Pötnitzer Wyk 9 bei Nordost in der Bornteicher Bucht 9,7 o,,, und bei Südost bei der Herrenfähre 5,2 Der Durchschnittsgehalt für ein Jahr au der Oberfläche des Fundortes dieser Schnecken in der Schwentine beträgt 3,6 Die entsprechenden Daten für den Salzgehalt in der Tiefe sind diese; Dassower See 8,8 Pötnitzer Wyk iLS^/r»., Bornteicher Bucht i6,o"/noi Herrenfähre 5,2 Schwentine 15,3 ‘Von- — Da nun für die Beschaffenheit der modernden Pflanzen- stoffe und des Schlickes, in dem diese Schnecken leben, der durch die salzige Unterströmung herbeigeführte hohe Salzgehalt nicht allein massgebend sein kann, so berechnen wir den Salzgehalt, wie er sein würde, wenn er in allen Schichten gleichmässig vertheilt wäre. Dann erhalten wir folgende Daten; Dassower See 8,1 Pötnitzer Wyk 10, W of,, Bornteicher Bucht 12,8 ‘'/„g, Herrenfähre ii,o‘7(ii.) Schwentine 9,4 Sieht man nun von dem Exemplar aus dem Dassower See ab, so ist ersichtlich, dass je stärker der Salzgehalt, desto ausgeprägter die Nabelbildung ist. Dass ich aber im Dassower See trotz zweimaligen Dredgens nur eine einzige Schnecke dieser sonst nur in grösserer Menge vorkommenden Art vorfand, scheint darauf hin- zudeuten, dass wir es hier mit einem von anderer Stätte aus verschleppten Individuum zu thun haben. Abgesehen also von dem Exemplar aus dem Dassower See scheint die stärkere Nabelbildung mit einem stärkeren Salzgehalt in Zusammenhang zu stehen. Doch würde eine Lösung dieser Frage ein weit umfangreicheres Versuchsmaterial erfordern, als mir zur Verfügung stand. Die Maximallänge des Gehäuses beträgt 5 mm, die Maximalbreite 2 mm, die Minimallänge 3 mm, die Minimalbreite 1,5 mm. Danach würde das Verhältniss der Länge zur Breite bei einem ausgewachsenen Exemplar schwanken zwischen 2,5 ; i und 2 ; i. Der Durchmesser des letzten Umganges beträgt im Maximum 2,5 mm. Bei einer Schalenlänge von 5 mm nimmt die Mündung in der Längsrichtung 1,5 mm ein. Der äussere Mündungs- saum bildet dort, wo er an das Gewinde stösst, mit diesem einen spitzen Winkel. Der Aussenrand ist halbkreis- förmig ausgebaucht, der Innenrand nähert sich einem stumpfen Winkel und ist gegen den Columellarrand um- gebogen. Der Mündungssaum ist scharf Bei einigen Exemplaren aus der Trave zeigte die Innenfläche der Mündung eine weissliche Färbung. Bezeichnend dafür, dass der letzte Umgang und somit auch die Mündung beim ausgewachsenen Thiere eine gleichmässigere Wölbung zeigt als die anderen Umgänge, ist der Umstand, dass bei jugendlichen Exemplaren die Mündung einen rautenförmigen Umfang zeigt; wir erkennen in dieser Mündungsform die Wölbung der jüngeren Umgänge wieder. Taf I, Fig. 1 u. 2. [Fig. 2: Exemplar aus der Unterelbe bei Cuxhaven]. 134 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung 44 Die Schnecke findet sich in der Küstenregion der nordeuropäischen Meere bis in die brackischen Fluss- mündungen hinein, in Tiefen von i bis 20 m. Sie lebt mit Vorliebe im Schlick auf Ulven. Hydrobia baltica (Nilss.)^). Taf. I, Fig. lo — 17. Synon. Paltidina baltica Nilss. Oberseite des Rüssels vorn hell blaugrau eingefasst, dahinter zwei gelbe halbmondförmige mit der Convexseite nach vorn gekehrte Flecke. Färbung der Sohle tief blau-grau. Naht tief und scharf. Oberer Winkel der Mündung stumpf. Fühler weiss. Im Gegensatz zu der vorigen Schnecke, bei der die Färbung eine ziemlich matte ist, und die Farben in Form von Schattirungen mehr in einander übergehen, zeigt diese Schnecke, abgesehen vom Rüssel, lebhaftere und schärfer von einander abgegrenzte Farben. Die Form des Thieres ist eine zierlichere. Der ausgestreckte Rüssel hat auch hier die Form einer von oben nach unten zusammengedrückten Walze; aber er ist relativ länger, nur halb so breit wie lang. Der senkrechte Spalt am Vorderende ist hier tiefer als dort. Die Grundfarbe seiner Oberseite ist gelb, bei einigen Schnecken auch grünlich, oder bräunlich gelb. Die beiden durch den senkrechten Spalt gebildeten Vorderlappen sind hell blau-grau und trägen etwas vor dem Aussenrande je eine gelbe halbmondförmige, mit der konvexen Seite dem \"orderrande zugekehrte, also diesem parallel laufende Binde. Nach der Basis zu wird die Färbung dunkler, bis sie ins Bräunliche über- geht. Hier findet sich jederseits am Grunde der Fühler ein dunkler Fleck, wozu bisweilen noch ein dritter mittlerer hinzukommt. Taf I, Fig. ii u. 13. Die Färbung der Unterseite ist der Hauptsache nach ebenfalls gelb, an der Basis finden sich jederseits zwei rothbraune Flecke, die jedoch manchmal zu einem einzigen zusammenlaufen. Die Fühler sind verhältnissmässig dünn. Ihre Färbung ist weiss oder hellgrau; nur an der unteren Hälfte nehmen sie vermöge zahlreich eingelagerter Körnchen eine gelbe Färbung an. Ein schwarzer Fleck oder Ring oder dunkle Schattirungen zeigen sich hier nie. Der Fuss ist bedeutend schmäler als bei ulvae. Er zeigt auf seiner Oberseite bisweilen gelbe Längs- streifen. Die Sohle ist vorn ziemlich tief eingekerbt, ihre seitliche Einschnürung nahe dem Vorderrande ist recht beträchtlich, und der Hinterrand rundet sich stark ab. In der Mitte ist die Sohle von einer tief blau-grauen Färbung, und seitlich wird sie von einer ziemlich breiten intensiv lehmgelben Kante umgeben. Die Radula zeigt im einzelnen charakteristische Unterschiede von der der H. iilvat. Die unteren bogen- förmigen Ausschnitte der Mittelplatten sind nicht so weit geschweift, und die beiden seitlichen Flügel wölben sich ein wenig vor. Die ganze Platte ist relativ höher und schmäler. Die Krone trägt hier in der Regel 9 Zähne, 4 zu jeder Seite und einen mittleren. Ein Exemplar zeigte neben diesem Zahlenverhältniss an einigen Platten auch das von 5 • I • 5, ein anderes in gleicher Weise das von 3 . I . 3. Im allgemeinen also ist die Anzahl der Zähne hier grösser als bei der vorigen Art. Die Zähne, besonders die Basalzähne sind relativ länger. Taf I, Fig. 17. Auch die Zähne der Zwischenplatte zeichnen sich durch grössere Länge aus. Die Platte selbst ist niedriger und der stielförmige Ausläufer schlanker. Die Anzahl der Zähne betrug bei den untersuchten Thieren 6. Neben dieser Zahl fand sich bei einem Exemplar noch die Zahl 8, bei einem anderen die Zahl 5 vor. Hier weicht das Zahlenverhältniss also nicht erheblich von dem bei Hydrobia ulvae konstatirten ab. Paf I, Fig. 16. Die Seitenplatten zeigen bei relativ längeren Zähnen eine Form, die der bei H. ulvae herrschenden gleich ist. Die grössere trägt im allgemeinen weniger Zähne als die entsprechende Platte bei ulvae. Es kommen bei verschiedenen Exemplaren vor: die Zahlen 10, 12 und 10 — 14. Taf I, Fig. 14. Die kleinere Seitenplatte ergab die Zahlen 14 — 16, 16, 16. Taf I, P'ig. 15. Das Gehäuse hat die Form eines oben abgestumpften Kegels. Da bereits der zweite L mgang einen verhältnissmässig grossen Durchmesser hat, so nehmen die Umgänge von der Spitze bis zur Basis an 1 )urchmesser sehr viel weniger zu als bei //. idvae. Sie zeigen ferner eine erheblich stärkere Ausbauchung in der W’eise, dass sie sich beinahe senkrecht aus der oberen Naht erheben, dann eine gleichmässige W ölbung bilden und so ziemlich steil in die untere Naht abfallen. Daher ist eine tiefe und scharfe Naht fiir diese Art charakteristisch. Allgemein findet man eine deutliche Nabelöffnung. Die Anzahl der Windungen, sowie die grössere oder geringere Länge der Gehäuse scheinen in einem bestimmten Verhältniss zur Stärke der Strömung zu stehen: Es zeigten die Schnecken in der Schwentine — ') lieber die Litteratur siehe weiter unten! 45 Theodor Kühl gatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 135 ziemlich starke Strömung — 3 mm Länge, 1,5 mm Breite, 5 Windungen; bei der Herrenfähre — mässige Strömung — 3 mm Länge, 1,5 mm Breite, 5 — 6 Windungen; im Pötnitzer Wyk — geringe Strömung — 3,5 mm Länge, 1,5 mm Breite, 6 — 7 Windungen; im Dassower See — keine Strömung — 5 mm Länge, 2 mm Breite, 7 Windungen. Es ist dies offenbar eine Anpassungserscheinung vollzogen nach dem Satze, dass von zwei Körpern mit gleicher Wanddicke immer der kleinere der widerstandsfähigere ist. — Fr. DahU) findet eine ähnliche Anpassung an eine stärkere Strömung bei Mytilus edulis L. in der Unterelbe, hier aber erreicht durch direkte Verdickung der Schale. Der letzte Umgang zeichnet sich bei den Schwentine-Schnecken durch einen besonders grossen Durch- messer aus, 2 mm. Er verhält sich also zur Länge des Gehäuses wie i zu 1,5, während bei den Hydrobien der Trave dies Verhältniss gleich i zu 2 zu setzen ist. Die Mündung nimmt überall ‘/j von der Länge der Schale ein. Der äussere Mündungssaum ist wie bei tdvae halbkreisförmig, stösst aber in einem stumpferen Winkel oben an das Gewinde- Der Innenrand nähert sich einer geraden Linie, der Innensaum ist stark gegen die Columella umgebogen. Bei Exemplaren aus dem Dassower See zeigte sich der Mündungssaum ein wenig nach aussen gebogen. Taf. I, Fig. 10 u. 12. Die Färbung des Gehäuses variirt ziemlich, je nach dem Fundorte. Die Exemplare der Schwentine sind stets von blaugrauer P'ärbung, die aus der Trave hellgrau oder hornfarben-gelb bis braun; bei denen aus dem Dassower See herrscht hellgrüne Eärbung vor. Die Schale ist ziemlich zart und durchscheinend. Anwachs- streifen sind bei den Schwentineexemplaren kaum zu erkennen. Deutlicher sind sie bei denen vom Dassower See. Diese Art ist bei weitem nicht so weit verbreitet wie Hydrobia tdvae. Ihre Reaktion gegen einen grösseren oder geringeren Salzgehalt ist eine sehr empfindliche und zeigt sich vor allen Dingen in der Art der Färbung des Gehäuses. Sie ist eine ausgeprägte Brackwasserform, während H. ulvae in ihren Merkmalen viel konstanter, sowohl im See- wie im Brackwasser fortzukoninien vermag. In den Brackwasserbuchten, den Flussmündungen der Ostsee und in der litoralen Zone der wenig salzigen östlichen Ostsee kommen beide Arten gemeinsam vor, Hydrobia ventrosa (Mont.)^). Taf. I, Fig, 18, Oberseite des |Rüssels vorn hell blaugrau eingefasst, dahinter zwei gelbe halbmondförmige, mit der Convexseite nach vorn gekehrte Flecke. P'ärbung der Sohle tief blaugrau. Naht tief und stumpf. Oberer Winkel der Mündung stumpf. I'ühler schwarz schattiert. Die Färbung dieser Schnecke ist allgemein eine dunklere. Die Oberseite des Rüssels trägt jederseits einen breiten schwarzbraunen Längsstreifen, während die Mitte gelblich ist. Die Vorderlappen mit den beiden gelben halbmondförmigen Flecken weichen von denen der vorigen Art nicht ab. Nur manchmal findet sich vor diesen Flecken die schwache Andeutung einer schwarzbraunen Querbinde. Bei Exemplaren von der Herren- fähre war die Oberseite von den vorderen Flecken an bis zur Basis völlig schwarz. Diese dunklere Färbung setzte sich, mehr und mehr ins bräunliche übergehend, auch auf die seitlichen Partien und die Unterseite fort. Die Fühler zeichnen sich vor denen der beiden anderen Arten durch schwarze oder dunkelgraue Schattirungen aus. Von Einlagerungen gelber Pigmentkörnchen ist hier nichts zu bemerken. Die ausgestreckte Sohle ähnelt ihrer Form nach der von H. tdvae. Sie ist breit, hinter dem Vorder- ende mässig ausgebuchtet und am Hinterende in einem sehr flachen Bogen abgerundet, hier nicht selten in der Mitte eine kleine Kerbe zeigend. Aber in der Mitte ist sie wie bei H. baltica sehr intensiv blaugrau gefärbt; die seitlichen Ränder sind auffallend schmal. Die Radula nähert sich durch die Form der Mittelplatte der Radula von II. baltica. Die Seitenplatten haben die den beiden anderen Arten charakteristische Gestalt, aber die Zwischenplatte zeigt eine bemerkens- werthe Abweichung. Der Stiel derselben ist nämlich so erheblich nach abwärts gebogen, dass sein oberer Rand beinahe in gleicher Linie mit dem Aussenrande der eigentlichen Platte verläuft. Die Zähne sämmtlicher Platten sind noch länger als bei H. baltica. Die Krone der Mittelplatte trägt einen Hauptzahn und zu jeder Seite 4 Nebenzähne. Die Zwischenplatte zeigt 6 — 7, die grössere Seitenplatte 15 und die kleinere 20 Zähne. Die Seitenplatten gleichen also der Anzahl der Zähne nach denen von H. tdvae. ') Fr. Dahl: „Untersuchungen über die Fauna der UnteroJbe“. 5. Ber. Komm, deutsch. Meere für 1882 — 86. XII— XVI. Jahrg. Berlin 1887. p. 162. ’) Ueber die Litteratur siehe weiter unten! 136 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 46 Das kegelförmige Gehäuse läuft ohne Abstumpfung spitz zu. Die Windungen nehmen in Bezug auf ihren Durchmesser langsam und ziemlich gleichmässig zu, sodass als \’erhältniss der Länge zur Breite 2,5 : l das gew öhnliche ist und somit die besonders schlanke Form der //. baltica aus dem Dassower See hier als die normale gilt. Daneben findet sich aber auch das Verhältniss 2:1. Die Wölbung der einzelnen Umgänge von Naht zu Naht ist eine ziemlich gleichmässige und daher die Naht zwar tief aber stumpf. Taf. I, Fig. 18. Bei einer Maximallänge von 5 mm beträgt die Maximalbreite 2 mm. Als Minimallänge ergab sich 3 mm, als Minimalbreite 1,5 mm. Der Durchmesser des letzten L’mganges misst 2,5 mm. Diese Verhältnisse sind genau dieselben wäe bei H. tclvae. Die Anzahl der Windungen beträgt 6 — 7. Die Form der Mündung ist ähnlich wie bei H. baltica. Aber der Winkel, in dem der Aussensaum an das Gewände anstösst, ist nicht so stumpf wäe dort, immerhin aber nicht so spitz wie bei H. iilvae. Der äussere Mündungsaum ist gew'öhnlich etwas nach auswärts gebogen, der innere legt sich gegen die Columella um. Von der Gesammtlänge der Schale nimmt, gerade wäe bei H. iilvae, die Mündung etwas weniger als ‘,3 ein. Die nicht allzu zarten, etwas durchscheinenden Gehäuse zeigen feine Anwachsstreifen. Die Färbung ist blaugrau oder hellbraun, w ird jedoch hier und da durch einen rostbraunen oder hellgrünen L'eberzug unkenntlich. Ein Nabelloch oder -Ritz ist in der Regel vorhanden. In der Schwentinemündung fehlt diese Art völlig, auch im Kieler Hafen konnte ich sie nicht erhalten. In der Travemündung kam sie nur in sehr salzarmem Wasser vor, bei der Herrenfähre und im Dassower See, hier gemeinschaftlich mit den beiden anderen Arten. L i 1 1 e u a 1 11 v: Hydrobia iilvae (Penn.) wird von H. A. Meyer und K. Möbius in ihrer I'auna der Kieler Bucht') beschrieben und abgebildet. Exemplare, die ihnen von A. He ns che aus Samland in Ostpreussen geschickt wurden, und die dieser in Preussens iMolluskenfauna als H. baltica (Nilss.) beschrieben hatte, unterstellen sie der H. ulvac (Penn.) und zwar nach Schnecken, die ich unter entsprechender Etiquette im Kieler Institut vorfand, mit vollem Recht. E. V. Martens theilte ihnen mit, dass die bei Warnemünde und Misdroy von ihm gesammelten und im Archiv für Naturgeschichte 1858®) als Hydrobia baltica (Nilss.) beschriebenen Schnecken mit ihrer //. uhae (Penn.) übereinstimmten. Auch Nilssons Beschreibung der .,Piiludina baltica“ halten sie in den meisten Punkten für über- einstimmend mit der ihrigen von H. ulvae (Penn.) Die einzelnen Arten der Gattung Hydrobia zeichnen sich durch eine ausserordentliche X’ariabilität in Bezug auf eine grössere Anzahl von (Merkmalen aus, sodass in Bezug auf diese manchmal innerhalb derselben Art P'ormen verschiedener Eundorte starke durch lokale Ivinflüsse hervorgebrachte L'nterschiede zeigen können, und dass andererseits P'ormen verschiedener Arten von demselben Eundort in solchen Merkmalen auftallend übereinstimmen. Daher ist es geboten, gerade bei der Beschreibung von 1 lydrobien Exemplare von verschiedenen I'und- orten vor Augen zu haben. Es werden sich alsdann die Punkte heraussteilen, in denen sie in der angegebenen Weise variiren, und so w ird man Merkmale aufstellen können, die innerhalb der einzelnen Arten konstant bleiben. Als solche Merkmale fand ich: die P'ärbung des Rüssels, der Sohle, der I'ühler und die Beschatienheit der Naht des Gehäuses; in erster Linie die P'ärbung der P'ühler und die Be.schafl’enheit der Naht. Diese Merkmale fand ich bei ein und derselben Gruppe von Hydrobien stets in gleicher Weise vereinigt, w ährend die übrigen, als Länge und Breite des Gehäuses und ihr X'erhältniss zu einander, P'ärbung der Schale, Nabelbildung etc. mehr an lokale Bedingungen geknüi)ft zu sein scheinen. Als Beweis dafiir verweise ich auf ') H. A, Meyer und K. Möliius: Fauna der Kieler Bucht. II. Leipzig 1872. ■') .\. llensche: l’reussens Molluskenfauna. Sehr. des. Königsh. Jahrg. II 1861. p. 90. F. V. Martens: Ueher einige Brackwasserbewohner X'enedigs. .\rch. Naturg. Jahrg. 24; \'ol. I. Berlin 1858, 162 — 198, Taf. V. *i Xilsson: Ilistoria Molluscoruin Sueciae. Lund. 1822, p. 91, 92. 47 Theodor Kuh lg atz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 137 meine Beschreibung der H. ulvae, bei welcher Schalenlänge und Nabelbildung sowie Form der Sohle je nach dem Ort ihres Vorkommens variirt, oder auf das, was ich über die H. ventrosa fand, eine Art, die sich in solchen Merkmalen bald der H. tilvae, bald der H. baltica nähert. Da nun bisher bald mehr auf diese, bald mehr auf jene Merkmale Gewicht gelegt wurde, so musste bei der grossen Neigung der Ilydrobien zu Abweichungen eine ständige Meinungsverschiedenheit über die systematische Stellung dieser Schnecken herrschen. Vergleicht man die Nilsson’sche Beschreibung der „Pahidina baltica^'' mit der Beschreibung der Hydrobia von M e y e r und Möbius, so scheint es mir festzustehen, dass Nilsson eine ganz andere Art vor sich hatte, als Meyer und Möbius. Dieselben halten nun allerdings die Hydrobia idvae (Penn.) und die Hydrobia baltica (Nilss.) für Synonyma; aber sie führen eine wichtige Abweichung der Nilsson’ sehen Be. Schreibung von der ihrigen an: Nilsson sagt von der ihm vorliegenden Art: ,,tentaculis pure albis“. Auch son-st weicht Nilsson in wichtigen Punkten ab. Er sagt von der Naht, dass sie tief sei — ,,sutura profunda“, — während die Naht von H. uLvae (Penn.) zwar scharf aber auffallend flach ist. Was Nilsson im übrigen von seiner Schnecke angiebt, bezieht sich entweder auf untergeordnete Merkmale, und hier zeigt er eher Abweichungen als Uebereinstimmungen — ,Jong. 3 — 7 millim.“, ,,fissura umbilicalis obsoleta“ — oder auf die ganze Gattung, nicht aber auf die Art. Die Beschreibung, die E. v. Martens im Jahre 1858 von seiner Hydrobia baltica (Nilss.) gab, stimmt mit der Nilsson’schen Beschreibung derselben Art im wesentlichen überein, nicht aber mit der von Meyer und Möbius von Hydrobia idvae gegebenen. Auch die Umrisszeichnung, die E. v. Martens von H. baltica (Nilss.) giebt, weicht stark von der in der ,,Eauna der Kieler Bucht“ gegebenen Abbildung der H. idvae ab. Wae schon erwähnt hielt PF v. Martens seine H. baltica von W’arnemünde und Misdroy später für synonym mit der H. idvae (Penn.), wie Meyer und Möbius sie in der ,, Fauna der Kieler Bucht“ beschrieben haben. Unter diesen Umständen war eine Entscheidung über die systematische Stellung der H. baltica für mich nur durch persönliche Untersuchung der einschlägigen Exemplare möglich. Auf meine Bitte war Herr Professor V. Martens so freundlich, mir Formen, die er damals als Hydrobia baltica (Nilss.) aufgeführt hatte, und die er allerdings erst nach dem Druck jener Arbeit, aber von entsprechenden Orten, gesammelt hatte, zu übersenden. Sie sind von Misdroy und vom W'Mmper W^yk. Die Misdroyer Hydrobien weichen durch das Verhältnis der Schalenlänge zur Schalenbreite — 2:1 — alle in gleicher Weise von den drei Arten H. idvae, baltica, ventrosa ab; ebenso, was die xTnzahl der Wendungen — 5 — anlangt. Der Durchmesser des letzten Umganges im Verhältniss zur Länge der Schale: i : 1,5 gleicht dem von H. baltica. In den anderen Merkmalen scheiden sie sich in zwei Gruppen. Die erste gleicht der Hauptsache nach der H. ulvae\ Nabel fast ganz verdeckt, Länge der Mündung im Verhältniss zur Länge der Schale i : 3, oberer Mündungswinkel spitz, Schale kaum durchsichtig, Naht flach. Die zweite Gruppe würde zu H. ventrosa zu stellen sein: Nabel deutlich, Länge der Mündung im Verhältniss zur Schalenlänge i : 2,5, oberer Mündungswinkel rundlich, Schale undurchsichtig, Naht tief und stumpf. Diese beiden Gruppen liessen sich auf den ersten Blick an der Gestaltung der Schalen heraus erkennen. Die flache Naht und die wenig gewölbten Umgänge geben den Schnecken der ersten Gruppe ein völlig anderes Aussehen, als es die Schnecken der zweiten Gruppe mit ihren runden, durch die tiefe und dabei sehr stumpfe Naht getrennten, Windungen zeigen. Die Tiefe der Naht und somit die stärkere oder schwächere WMlbung der Umgänge sind eben für den ganzen Habitus der Schale ausschlaggebend. Bezeichnend ist, dass E. v. Martens in seiner damaligen Abhandlung sagt: ,,Bei ihrer grossen Ver- änderlichkeit bin ich geneigt, die meisten von den verschiedenen Autoren als ventrosa oder baltica beschriebenen Ostseeformen hierher zu zählen.“ In der That kann man betreffs der zweiten Gruppe der Misdroyer Schnecken zunächst sehr zweifelhaft sein, ob man nicht auch diese zu baltica zu stellen hat; denn in allen Merkmalen ausser der tiefen und stumpfen Naht und dem oberen rundlichen Mündungswinkel nähert sie sich in ihren Abweichungen vielfach entsprechenden Abweichungen der H. baltica (Nilss.): Verhältniss der Länge des Gehäuses zum Durchmesser des letzten Umganges wie 1,5 : i, Nabel stets deutlich. Da nun mit diesen Schnecken gemeinsam Exemplare von Hydrobia idvae Vorkommen, und da die Thiere selbst damals nicht untersucht werden konnten, so blieb das stets gemeinsame Vorkommen von Eühlern mit einem schwarzen Fleck vor der Spitze und einer flachen Naht; von weissen P'ühlern und einer tiefen scharfen Naht; und von schwarz schattirten P'ühlern und einer tiefen stumpfen Naht unbekannt; und es war somit angesichts zahlreicher, wenn auch wenig wichtiger, weil sehr variabeler, Merkmale eine Identificirung der Misdroyer P'ormen mit der H. idvae (Penn.) später möglich. 18 138 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 48 Obwohl die Thiere aus der zweiten Gruppe der Misdroyer Schnecken auch jetzt nicht lebend beobachtet werden konnten, so ist doch angesichts der tiefen und stumpfen Naht ihrer Gehäuse auf Grund der jetzt gemachten Erfahrung ein Rückschluss auf schwarz schattirte Fühler zu machen, der natürlich noch der Bestätigung durch direkte Untersuchung bedarf Uie Ilydrobien vom Wamper Wyk sind deutlich als H. baltica (Nilss.) zu erkennen. Von meiner Beschreibung weichen sie nur durch eine etwas grössere Breite — Länge der Schale zur Breite — 2 '. \ — , durch eine geringe Anzahl von Windungen — 5 — und durch eine relativ etwas längere Mündung ab. In allen anderen Punkten, besonders durch ihre tiefe und scharfe Naht, charakterisiren sie sich als H. baltica (Nilss.) Mit den Exemplaren aus der Schwentinemündung stimmen sie fast genau überein. Auch unter ihnen befindet sich ein Stück, das unzweifelhaft als H. ulvae anzusehen ist. Ein Punkt, dem man beim Vergleich der Gehäuse dieser stark variirenden Schnecken bisher ein grosses Gewicht beizulegen pflegte, ist die Vergleichung der relativen Längen, der Maximaldurchmesser der Gehäuse und der relativen Längen der Mündung. Es ist das eine Untersuchungsweise, die bei Feststellung lokaler Abweichungen sehr wichtig ist, zumal bei so kleinen Schnecken, wie die vorliegenden sind, da hier schon ein Minimum von Längen- oder Breitenvergrösserung ausreicht, um der ganzen Schale ein merklich anderes Aus- sehen zu geben. Aber damit ist der Werth dieser Untersuchungsmethode erschöpft. Um Arten zu trennen oder zu vereinigen, wird man zunächst den Grad der Veränderlichkeit der einzelnen Merkmale feststellen müssen, und dann wird man bei den Hydrobien Merkmalen wie den angegebenen nur einen beschränkten Werth bei- messen können. Artbildende Unterschiede gründen sich hier auf andere Eigenschaften, und zwar auf bestimmte Merkmale des Gehäuses, wie Tiefe der Naht, Form des oberen Mündungswinkels in ganz bestimmter Ver- knüpfung mit gewissen anderen Eigenschaften des Thieres, die oben angegeben sind. E. V. Martens misst die Breite des Gehäuses nach ,,dem grössten Durchmesser des letzten Umganges in einer der Naht parallelen Lage, also schief auf die Achse.“ Aber Gehäuse, bei denen nach der Messungs- methode von E. V. Martens der letzte Umgang von relativ sehr grossem Durchmesser ist, können trotzdem eine relativ sehr geringe Breite des ganzen Gehäuses besitzen, wenn nähmlich der Neigungswinkel, in dem sich die Naht im Verhältniss zur Spindel abwärts bewegt, ein verhältnissmässig spitzer ist. Die wirkliche Maximalbreite wird man vielmehr nur erhalten, wenn man den grössten Durchmesser des Gehäuses senkrecht zur Achse misst. Dies muss hervorgehoben werden, weil wir die Abweichung zwischen den Messungsbefunden von Meyer und Möbius an ihrer Kieler Hydrobia idvae und unseren ebenfalls an Kieler Schnecken dieser Art erhaltenen Resultaten dadurch erklären zu können glauben, dass die Daten der Kieler P'auna über die Breite der Gehäuse eigentlich auch den grössten Durchmesser des letzten Umganges angeben: Als Maximalbreite werden dort 2,5 mm angegeben. Nach meinem Befunde erreichendie Schnecken eine Breite von 2 mm; 2,5 mm aber beträgt der Maximaldurchmesser des letzten Umganges. Forbes und Planley ^), die eine Beschreibung der Rissoa ulvae geben, schicken ihrer Beschreibung einige Bemerkungen über die P'arbe und Konsistenz des Gehäuses, sowie über die l'orm des Mündungssaumes voraus, die in gleicher Weise auf alle drei hier genannten Arten Bezug haben könnten, da sie sich auf ver- änderliche Merkmale beziehen. Wichtiger ist das, was sie in dem darauf I'olgenden sagen: Die Schale besteht nach ihnen aus 6 Wendungen, nach Meyer und Möbius aus 5, nach mir aus 7. Benierkenswerth ist, dass sie sie flach nennen. Die ,, seitliche Aussenlinie“ nennen sie sehr bezeichnend beinahe gradlinig. Das gelegentliche Vorkommen von blassen Linien unter der Naht, die auch Meyer und Möbius als seicht vertiefte Linie erwähnen, kann ich für die l*ixemplare der Schwentinemündung bestätigen. P'orbes und Hanley konstatiren allgemein einen Nabelritz. Indem sie die Länge und Breite der Mündung angeben, bemerken sie: ,,but indivi- duals of certain localities much exceed these proportions.“ Da sie die schwarzen Flecke an den Fühlersj)itzen anführen, so geht hieraus im Zusammenhang mit der PTwähnung flacher Windungen zur Genüge hervor, dass sie Hydrobia 7tlvae (Penn.) im Auge haben. Ihre Abbildungen zeigen die Umgänge nicht gleichmässig genug gewölbt und zu starke Anwachsstreifen, sonst stimmen sie mit meinen Exemplaren überein. Die von ihnen aufgestellte Var. barleei ist von erheblich schlankerer Gestalt, im übrigen aber giebt sie zu einer Abtrennung keine Verankassung. Ihre Rissoa veutrosa Mont. -) halte ich für synonjm mit der sjiäteren Hydrobia gleichen ') Korbes and Hanley: Histor)- of British Mollusca and their Shells. \’ol. III. p. 141. 142. 143. Plate 81. Fig. 4 u. 5, I'ig. 8 u. g. London 1853. ’) Korbes and Hanley: British Mollusca. 1853; \'oI. HI, p. 138. 49 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 139 Namens, die E. v. Martens*), Jeffreys^) und Lenz®) anführen, und die auch hier beschrieben wurde. Vor allen Dingen spricht dafür die Bemerkung, dass die Ausbauchung der Umgänge eine völlig symmetrische sei, gleich an Ausdehnung oben und unten. Die Naht wird als tief gekennzeichet und bildet nach der gegebenen Zeichnung genau die stumpfe Rinne, die ich an meinen Exemplaren beobachtete. Die angeführte Varietät muriatica soll etwas zusammengedrückte Windungen haben und von intensiver Färbung sein. Dies lässt unsere H. baltica (Nilss.) vermuthen. Doch genügen die gemachten Angaben nicht. Herklots'*) beschreibt unter der Gattung Rissoa eine stagnalis L. va?-. iilvae, und eine stagnalis L. var. cornea, zwei Formen, die auch E. v. Martens anführt, die aber sowohl nach v. Martens’, als auch nach Herklots’ Beschreibung zu wenig von einander abweichen, um ihre Trennung aufrecht erhalten zu können. Nach Herklots sind die Unterschiede diese; Während die erstere einen geschlossenen Nabelspalt hat und ihre Mündung ^ der Länge einnimmt, ist bei der zweiten der Nabel nicht ganz geschlossen, und die Mündung erreicht ‘/j der Länge des Gehäuses. Im übrigen stimmen beide Formen durch ihre 6 flachen Windungen, ihre Gestalt und ihre Farbe völlig überein. Von einem Unterschied der Thiere wird nichts gesagt. Den Fühler- fleck zeigt das Textbild deutlich. Beide Schnecken sind als Hydrobia ulvae (Penn.) anzusehen. Die Zeichnung des Gehäuses bei Herklots weicht einzig und allein durch eine zu starke Längsstreifung ab. Drei Arten stellt Jeffreys®) auf: Hydrobia ulvae (Penn.), Hydrobia ventrosa (Mont.) und Hydrobia siniilis Drap. Seine Beschreibung von H. ulvae (Penn.) weicht von der unsrigen nur wenig ab. Auf seine Hydrobia ventrosa (Mont.) wurde ich besonders aufmerksam durch eine Notiz von H. Lenz®) in seiner Abhandlung über die Thiere der Travemünder Bucht. Dort heisst es: ,,L"nter den Hydrobien der Travemünder Bucht, welche wir Herrn Jeffreys zugeschickt, hat derselbe kürzlich einige Stücke ausgelesen und als Hydrobia ventrosa Mont, bezeichnet.“ — Da ich in dieser Hydrobia ventrosa damals die in der Schw'entine lebende H. baltica (Nilss.) vermuthete, so bat ich Herrn Dr. Lenz um Zusendung einiger der von Jeffreys bestimmten Exemplare, eine Bitte, die auch freundlichst erfüllt wurde. Da nun die Gehäuse an sich noch nicht den gewünschten Aufschluss gaben, so nahm ich später Gelegenheit, an Ort und Stelle die Thiere selbst zu untersuchen; und da stellte sich denn die völlige Verschiedenheit dieser Hydrobia ventrosa (Mont.) von der Schwentineschnecke heraus. Von den Fühlern seiner Hydrobia ventrosa (Mont.) sagt Jeffreys, dass sie mit schwarzen und grauen Ringen versehen seien. Diese P'ärbung habe ich stets nur in schwarz-grauer Schattirung kon.statiren können. In den meisten Punkten: Form der Schale ein gestreckter Kegel, Wandungen rundlich und aufgebläht, Gewinde spitzig, Aussenwand der Mündung leicht umgebogen, Naht tief, passt seine Beschreibung auf meinen Befund über die von ihm selbst als ventrosa bestimmten Travemünder Schnecken. Aber während die Exemplare der Hydrobia ventrosa (Mont.) bei Travemünde nur spärlich, in der Kieler Bucht sowie in der Schwentinemündung gar nicht Vorkommen, sagt Jeffreys von ihnen, dass sie häufig seien. Seine Hydrobia similis Drap, soll in schlammigen Gruben, die gelegentlich, aber nur selten von der Fluth betroffen werden, Vorkommen, z. B. in Gräben, die in die Themse mündend durch hohe und breite mit Schleusen versehene Dämme vom I'luss getrennt sind. Hier lebt sie zusammen mit Süsswasserformen; in PTankreich findet man sie in reinem Süsswasser. Schon diese Bemerkung stellt die Hydrobia similis Drap, ausser den Bereich unsererer Betrachtung, ganz abgesehen davon, dass das, was Jeffreys in seiner Beschreibung über diese Schnecke sagt, mehr variabele als konstante Merkmale betrifft. Wenn übrigens J e ffr ey s einen Unterschied der H. ventrosa (Mont.) von dieser Schnecke darin findet, dass die Naht der ventrosa keine Rinne bilde — ,,the suture not beino- channeled,“ — so trifft das auf die Travemünder Exemplare nicht zu; hier kst die Naht nicht nur stumpf, sondern bildet geradezu eine deutliche Rinne. Wenn ferner Jeffreys die H. baltica {^'Ass.) für eine lokale Varietät von H. 2dvae [Penn.) ansieht, wie viel eher müsste ') E. V. Martens: lieber einige Brackwasserbewohner Venedigs. In: Arch. Naturg.; Jahrg. 24; Vol. I; Berlin 1858; p. 162—198; Taf. V. Jeffreys: British Conchology ; Vol. I; p. 66, 67 u. 68; London 1862. H. Lenz: Die wirbellosen Thiere der Travemünder Bucht. Theil 1. In: Anhang zu 3. Ber. Komm, deutsch. Meere; Berlin 1878; p. 21 u. 22. ‘‘) Herklots: De Dieren van Nederland; Weekdieren. Haarlem 1862. Jeffreys: British Concholog'y. Vol. 1; London 1862; p. 64 — 70. Vol. IV; London 1867, p. 51 — 55. Vol. V; London 1869, p. 90, 100, 151, 208. Taf 61. '’) H. Lenz: Die wirbellosen Thiere der Travemünder Bucht. Theil I; 3- her. Komm, deutsch. Meere; Jahrg. IV, V, VI: Berlin 1878. 18* 140 Theodor Kulilgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 50 er dann H. ventrosa (Mont.) für eine solche halten, die doch in der Färbung der Fühler der Hydrobia itlvae (Penn.) weit näher steht als die H. baltica, im übrigen aber ebenso weit von ihr abweicht als diese. O. Reichard ‘) erwähnt eine Schnecke unter dem Namen Hydrobia vitrea Drap., die von E. v. IMartens früher für ventrosa (Mont.) gehalten, ihm grosse Aehnlichkeit mit H. baltica (Nilss.) zu haben scheint. Er hat Schalen auch in der später durch den See fliessenden Salza gefunden. Der Salzsee hat nach ihm in mittlerer Tiefe ungefähr so viel Salzgehalt wie die östliche Ostsee 0,5 — 0,6 “ Pk V. Martens giebt in dem 3. Jahrg. 1871 p. 94 des Nachrichtsblattes der deutschen malakozoologischen Gesellschaft einen deutschen Auszug von G. L. Brady’s ,, Notiz über die Molluscen der Salzwassersümpfe in Northumberland und Durham,“ nach welcher, abgesehen von Nudibranchiern, die Rissoa idvae Penn, dort die einzige Schnecke ist, welche in eigentlich brackischem Wasser lebt, und zwar oft in grosser Menge. Das würde allerdings der sonstigen Eebensweise der Hydrobia 7ilvae (Penn.), die doch weit mehr als die anderen Arten ihrer Gattung marin ist, wenig entsprechen. Kaestner^) führt die Hydrobia stagnalis tAs neben Wiesenquellen vorkommend auf. Da diese P'orm, synon)mi mit der Hydrobia nlvae (Penn.), sonst nur marin vorkommt, so muss ich die Identität der Kaestner’schen Schnecke mit der H. idvae vorläufig bezweifeln. In diesem wie in dem vorigen F'alle handelt es sich höchst wahrscheinlich um Angehörige der unseren H) drobien verwandten Süsswassergattungen. T. A. Verkrüzen ®) erwähnt das Vorkommen einzelner Exemplare von H. idvae am Strande von Scheweningen. A. Paladilhe“* *) vertritt in einer Abhandlung über die neue Gattung Peringia die Ansicht, dass sämmtliche Paludiniden, die an den Eühlerspitzen einen schwarzen P'leck tragen, in eine neue Gattung Peringia zu stellen seien. Turbo idvae Venn., seine, irüh&ren Arten Assiininea gallica, A. obeliscus, Paliidina anatina, Palii- destrina tetropsoides, Assiminea gracilis, A. namnetensis und andere stellt er in dieser Gattung zusammen. Ausschlaggebend hierzu war für ihn betreffs einiger Arten die Beobachtung der lebenden Thiere, an deren P'ühlerspitzen er an Stelle des für die Gattung Assiminea charakteri-stischen F'ühlerauges einen dunklen P'leck \-orfand ; betreffs anderer nur der Schale nach beobachteten, ihre nahe X^erwandschaft mit den übrigen. Paladilhe untersuchte die Thiere von Paludestrina tetropsoides [seu Assiminea gracilis] von Saint Marguerite und \on Assiminea namnetentis von Pouliguen. Xlit diesen Schnecken stimmten aber dem Gehäuse nach im höchsten Grade überein; Paliidina anatina von Saint-Amour und Assiminea obelisciis. P'erner erschien ihm hierhin zu gehören Turbo ulvae Penn, und seine Assiminea gallica, die dem Turbo nlvae Penn, so nahe steht, dass Jeffreys sie bereits früher mit der Hydrobia idvae (Penn.) vereinigt hatte. Bemerkenswerth an der Abhandlung von Paladilhe ist, wie die Beobachtung der Thiere selbst sofort einen völlig neuen Gesichtspunkt in die systematische Plintheilung bringt. Da aber durch die Aufstellung einer solchen Gattung, uie seine Peringia, eng zusammen gehörige Arten wie Hydrobia idvae (Penn.), H. baltica (Nilss.), //. ventrosa (Mont.), getrennt würden, Arten, die sich so nahe stehen, dass sie vielfach für gegenseitige Synonyma ausgegeben, werden, so ist diese Gruppirung als in der Natur der Thiere nicht begründet zu verwerfen. S. Clessin^) erwähnt die beiden Arten H. stagnalis Baster und //. baltica (Nilss.) CI essin nimmt die //. stagnalis Baster, also unsere H. idvae (Penn.) als die ältere von beiden P'ormen an, indem er sagt: ,.Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die vorstehende Art [//. baltica (Nilss.)] nur eine in P'olge des geringen Salzgehaltes der Ostsee \erkümmerte Abzweigung von H. stagnalis darstellt. Ich möchte sie trotzdem als selbstänilige Sjiecies betrachtet wissen, weil zwischen den garnicht gewölbten Umgängen der //. stagnalis und den stark gewölbten der vorstehenden Art doch kein eigentlicher Zusammenhang besteht.“ ') O. Reichard; Mittheilungen über die Molluscenfauna des salzigen Sees und einiger anderer Punkte bei Halle a. d. S. Nachrbl. deutsch, inalak. des.; Jahrg. 111; 1871; p. 2 — 9 u. 57 — 60. ‘9 Beiträge zur Kenntniss der Molluscen im Amte Bordesholm. Kreis Kiel, ln; Nachrichtsbl. deutsch, malak. des.; Jahrg. V; 1873; p. 49, 50, 51. *) T. A. \’erkrüzen: Ebenda p. 51 — 52. 9 Ann. Sei. nat. ; 6e s^rie. Zoologie. Tome I. 9 8. Clessin: Deutsche Exkursionsfauna; Nürnberg 1876; p. 321 fi'. 51 Theodor Kühl g atz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 141 Ganz anderer Ansicht ist H. v. Heimburg'), der das Vorkommen der Flydrobia baltica (Nilss.) im Schlamm eines brackischen Grabens an dem Aussendeich des Jadebusens konstatirt. Am Strande selbst fand er die Hydrobia stagnalis Raster, also unsere //. iilvae (Penn.) Indem er nun die Unterscheidungsmerkmale ihrer Gehäuse, auf denen nach seiner Ansicht ihre Artberechtigung hauptsächlich beruht, lediglich auf den verschiedenen Salzgehalt ihres Fundortes zurückführt, kommt er zu dem Schlüsse, dass die Trennung dieser beiden Schnecken in zwei Arten nicht aufrecht erhalten werden könne. Er fährt dann fort: ,,Die eine Hydrobia scheint vielmehr nur die Varietät der anderen zu sein, und wenn man dieselbe als Brackwasserschnecke ansieht, so müsste H. baltica die Art bezeichnen müssen.“ Es ist dies eine sehr werthvolle Mittheilung, insofern sie den Einfluss beweist, den ein grösserer oder geringerer Salzgehalt auf die Schalenbildung der Hydrobien ausübt. Auf die von H. V. Heim bürg geäusserte Ansicht werden wir später noch zurückkommen. Er. B o r ch e r d i n g ^) berichtet über eine durch E. v. Martens als H. stagnalis var. idvae Penn, bestimmte Schnecke aus den vom Fluthwasser der Elbe bewässerten Tümpeln bei Cuxhafen. Dieselbe Schnecke erwähnt P" r. Dahl®) in seinen Untersuchungen über die Thierwelt der Unterelbe. Er fand sie ebenfalls in Tümpeln; ferner auch am Ufer, wo sie ausserordentlich zahlreich ist. Die Schnecke wird von ihm unter dem Namen H. jdvae (Penn.) aufgeführt. Ichh atte Gelegenheit, sie mit meinen Exemplaren zu vergleichen und finde sie ihnen in den wichtigsten Punkten gleich. Taf. I, Fig. 2. Nach Abschluss dieser Untersuchungen ist im Jahre 1897 noch eine Arbeit von Teilmann-Fries erschienen, in der drei Hydrobia-Arten in Bezug auf Gehäuse und Mittelplatte der Radula kurz beschrieben werden: H. minuta Totten, H. ulvae (Penn.) und H. ventrosa (Mont.) — H. mimita unterscheidet sich nach T e i 1 m a n n - F r i e s von H. alvae und H. ventrosa schon durch die Mittelplatte der Radula, die über den basalen Bogenausschnitten anstatt je eines Zahnes deren zwei trägt. Das über H. idvae Gesagte stimmt im wesentlichen mit meiner Beschreibung dieser Art überein : Flache oder leicht konvexe Windungen; Mittelplatte der Radula mit 2 — 3 Zähnen jederseits vom Mittelzahn; und endlich die Angabe, dass H. ulvae mehr Salzgehalt verträgt als ventrosa. H. ventrosa wird \^on T e i 1 m a n n - F r i e s genau ebenso charakterisirt, wie von mir : An der Mittel- platte 4 — 5 seitliche Zähne und jederseits i Basalzahn; alle Zähne laut Abbildung relativ länger als bei den anderen Arten; allmähliche gradweise Abnahme der Windungen mit scharfer Spitze, aber stark konvexe Windungen und tiefe Nähte. H. ventrosa soll in Wasser Vorkommen können, das monatelang süss ist. B. lieber die Veränderlichkeit bestimmter Eigenschaften von HydrohiSi ulYSie (Penn.), H. baltica (Nilss.) und H. ventrosa (Mont.) Es wurden in dem Vorhergehenden eine Reihe von Merkmalen als zu variabel, weil zu sehr örtlichen Einflüssen unterworfen, anderen unveränderlichen gegenüber in zweite Linie gestellt. Die Richtigkeit dieses \"erfahrens soll im P'olgenden gezeigt werden. Betrachten wir von H. ulvae (Penn.) die ausgewachsenen Exemplare aus der Schwentine, dem Pötnitzer Wyk, von der Herrenfähre, aus der Bornteicher Bucht — letztere drei PTmdorte im Gebiete der Untertrave — und aus dem Kieler Hafen, so finden wir bei denen aus der Schwentine einen Breitendurchmesser von 2 mm, bei denen vom Pötnitzer Wyk theils denselben Durchmesser, theils einen solchen von 1,5 mm. Die von der Herrenfähre messen 2 mm in der Breite und die aus der Bornteicher Bucht theils ebensoviel, theils nur 1,5 mm. Die Schnecken des Kieler Hafens endlich zeigen stets einen Breitendurchmesser von 2 mm. Man sollte nun denken, dass man bei gleichem Breitendurchmesser auch stets eine gleiche Länge der Gehäuse voraussetzen könnte. Für Exemplare desselben Fundortes trifft das auch zu. Die ausgewachsenen Gehäuse aus der Schwentine zeigen bei 2 mm Breite stets eine Länge von 5 mm, die vom Pötnitzer \\'}’k messen in der Länge stets 5 mm, sobald sie 2 mm Breitendurchmesser haben. Bei der Herrenfahre findet man 4 mm Länge bei 2 mm Breite; 4,5 mm lang sind die Schnecken aus der Bornteicher Bucht, sobald sie 2 mm Breite messen, und die des Kieler Hafens zeigen unter der gleichen Voraussetzung stets eine Länge von 4 mm. ') H. V. Heimburg; Zur Alolluscenfauna von Oldenburg. In: Nachrbl. deutsch, malak. Ges.; Jahrg- 10; 1878; p. 4 — 6. Nachrbl. deutsch, malak. Ges.; Jahrg, 12; p. i — 25. Fr. Dahl: Untersuchungen über die Thierwelt der Unterelbe. 6. Ber. Komm, deutsch. Meere für 1887 — 1891; p. 151 ff. b Apotheker Teil mann - Fri es ; Smaa Bidrag til Artbestemmelsernc indenfor Sltegterne Littorina 0% Hydrobia. Stertryk af Vidensk. Meddel. fra den naturh. Foren i Kbhvn. 1897. p. 21 1 — 215. 142 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 52 Man sieht also, dass selbst bei ein und derselben Art eine gleiche Breite des Gehäuses mit einer \erschiedenen je nach dem Fundorte schwankenden Länge des Gehäuses verknüpft sein kann. Sehen wir von den Schnecken aus der Bornteicher Bucht ab, so stimmen in ihrem \’’erhältniss von Länge und Breite Schnecken aus der Kieler Bucht mit solchen von der Herrenfähre überein, und Schnecken aus der Schwentine mit solchen aus dem Pötnitzer Wyk. Bei den ersteren ist das Verhältniss = 4:2, bei den letzteren = 5:2. Das Verhältniss 5 : 2 zeigen nun aber auch im Dassower See — Gebiet der Untertrave — vorkommende Exemplare der Gattung tlydrobia, sodass wir nunmehr, um zunächst von allen anderen abzusehen, 3 Gruppen von Schnecken hätten, jede von einem anderen Fundort, alle drei in der Länge der Gehäuse, in der Breite der Gehäuse, sowie in ihrem \"erhältniss von Länge und Breite übereinstimmend : Die //. ulvae (Penn.) aus der Schwentine, dieselbe aus dem Pötnitzer Wyk, sowie PLxemplare von flydrobia, deren Artnahmen wir noch dahin gestellt lassen, aus dem Dassower See. Diese Schnecken stimmen nun ferner überein in dem Durchmesser des letzten Lhnganges : 2,5 mm, und in der Farbe und Konsistenz ihrer Gehäuse. Betrachten wir die Länge der Mündung, so weicht nur die H. ulvae (Penn.) aus dem Pötnitzer \\’yk ab. Ihre Mündung ist 2 mm, die der übrigen 2,5 mm lang. Diese eine Abweichung und vier LAbereinstimmungen würde uns aber noch nicht zwingen, die Schnecke aus dem Pötnitzer Wyk aus der \"ergleichsreihe auszuschalten. Doch wird eine weitere Betrachtung unsere bis jetzt so merkwürdig übereinstimmenden Schnecken als- bald deutlich \'on einander scheiden. Die Anzahl der Windungen beträgt bei der H. ulvae aus der Schwentine 5 — 6, bei der aus dem Pötnitzer Wyk 6 — 7, den E.xemplaren aus dem Dassower See 6 — 7. Hier macht sich schon eine verschieden- artige Schwankung geltend. Die Hydrobia tdvae aus der Schwentine lässt erst nach Beseitigung der Fpidermis einen Xabelritz erkennen, die aus dem Pötnitzer Wyk überhaupt nicht, die Schnecken aus dem Dassower See variiren in dieser Beziehung völlig : Die einen — Gruppe I — zeigen bald gar keinen, bald einen schwachen und bald einen deutlichen Xabelritz. Die anderen — Gruppe II — sind stets geritzt. Bei der in der Schwentine gefundenen H. ulvae ist der obere Mündungswinkel spitz, desgleichen bei der im Pötnitzer Wyk vorkommenden. \'on den Schnecken aus dem Dassower See zeigt Gruppe I einen abgerundeten, weder s])itzen noch stumpfen Winkel, Gruppe II einen stumpfen Winkel. Die Färbung der Oberseite des Rüssels ist bei den Schnecken aus der Schwentine und dem Pötnitzer Wj'k gleich ; vorn eine dunkle Ouerbinde. Von den Exemplaren aus dem Dassower See zeigt Gruppe I an den seitlichen Rändern einen schwarz-braunen Längsstreifen, bei Gruppe II fehlt diese Zeichnung. Im übrigen haben beide Grupi)en gleiche Färbung : Bräunlich-gelb bis grünlich und vorn die beiden halbmondförmigen Flecke. Der Färbung der Sohle nach stimmen wieder die Schwentineschnecken mit denen vom Pötnitzer Wyk überein: Hellgraue Färbung mit blassen schwefelgelben seitlichen Rändern. Bei beiden Gruppen des Dassower Sees intensiv blau-graue Färbung mit deutlich lehmgelber Zeichnung an den Seitenrändern. Die Xaht des Gehäuses ist bei der H. tilvae aus der Schwentine und bei der aus dem Pötnitzer Wyk flach und stumpf, bei Gruppe I aus dem Dassower See tief und stumpf, und bei Gruppe II ebendaher tief und scharf. Die Fühler der beiden er.stgenannten Schnecken zeigen einen schwarzen Ring oder Fleck nahe an der Sjiitze, die der Gruppe I aus dem Dassower See sind schwarz schattirt, während Gruppe II des Dassower Sees völlig weisse Fühler trägt. Ziehen wir nun die oben wegen ihrer abweichenden Schalenlänge beiseite gelassenen Exemplare von II. ulvae (Penn.) aus der Bornteicher Bucht, aus dem Kieler I lafen und von der 1 lerrenfahre zum \’ergleich heran, so finden wir bei denen aus der Bornteicher Bucht und aus dem Kieler 1 lafen, übereinstimmend mit den eben behandelten Schnecken, den Durchmesser des letzten L^mganges gleich 2,5 mm; bei denen von der Herren- fähre ist er etwas grösser 2,85 mm. — Die l'arbe des Gehäuses ist bei diesen drei Gruj)pen die nämliche wie oben: hornfarben braun. Hinsichtlich der Länge der Mündung stimmen sie alle drei mit den obigen E.xemplaren überein — 1.5 mm. Die .Anzahl der Windungen beträgt bei tliesen drei Grupj)en 6, ist al.so konstanter als bei den eben besprochenen, ohne jedoch geradezu abzuweichen. Einen deutlichen Xabelritz zeigen stets die Schnecken aus der Bornteicher Bucht und aus tlem Kieler Hafen, nähern sich hierdurch also der Gruppe aus dem Dassower See. Ohne Spur eines Xabels sind die von der I lerrenfähre gleich den oben behandelten Schnecken aus der Schwentine. 53 Theodor Kiihlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 143 In den übrigen Merkmalen stimmen unsere Exemplare aus der Bornteicher Bucht, aus dem Kieler Hafen und von der Herrenfähre völlig mit jenen aus dem Pötnitzer W}’k und aus der Schwentine überein : in dem oberen Mündungswinkel, der Färbung der Sohle, der Gestaltung der Naht und der Färbung der Fühler und der Färbung des Rüssels. Betrachten wir nun das Resultat unseres obigen Vergleiches zwischen den Exemplaren aus der Schwentine, aus dem Pötnitzer Wyk und dem Dassower See, so stand hier bei der Untersuchung der Fänge der Mündung die Schnecke aus dem Pötnitzer Wyk den anderen 3 P’ormen : der aus der Schwentine, und den beiden Gruppen des Dassower Sees gegenüber. In der Anzahl der Windungen stand die H. nlvae der Schwentine mit 5 — 6 Windungen hinter den anderen mit 6 — 7 zurück. In der Nabelbildung weichen alle von einander ab. Die Betrachtung des oberen Mündungswinkels Hess uns die Formen aus der Schwentine und aus dem Pötnitzer Wyk von den beiden Gruppen des Dassow’er Sees trennen, welche letzteren wieder von einander abweichen. In der Hauptsache dieselbe Eintheilung erfolgte bei der Vergleichung der Färbung des Rüssels sowie der Sohle. Verschiedenheiten in der Bildung der Naht brachten dieselbe Gruppierung zu Stande, wie die Bildung des oberen Mündungswinkels und die Färbung der Fühler. Diese drei Eigenschaften waren also stets an einander gebunden. Sie sind also die hauptsächlichen, die artbildenden Merkmale, und daher zerfallen die betrachteten Exemplare in die drei Arten: Hydrobia ulvae (Penn.) — die Exemplare aus der Schwentine und dem Pötnitzer Wyk — Hydi'obia ventrosa (Mont.) — die Exemplare der Gruppe I aus dem Dassower See — und Hydrobta baltica (Nilss.) — die Exemplare der Gruppe 11 aus dem Dassower See. Die übrigen Merkmale sind, weil abhängig von lokalen Verhältnissen, für die Systematik nur mit grosser Vorsicht zu benutzen. Das wird noch bestätigt durch das Resultat unseres zweiten Vergleichs, der Exemplare aus dem Kieler Hafen, der Bornteicher Bucht und von der Herrenfähre mit denen aus der Schwentme, aus dem Pötnitzer Wyk und aus dem Dassower See. Dass die Färbung der Schale, deren Unzulässigkeit als artbildendes Merkmal durch die angeführten Beispiele nicht bewiesen werden konnte, in der That nicht als Artcharakter zu gelten hat, erhellt schon daraus, dass Angehörige sämmtlicher Formengruppen in diesem Punkte übereinstimmen. F'ür den Begriff der Gattung ist dieses Merkmal nicht anwendbar, weil die Schwentineexemplare der H. baltica (Nilss.) stets eine blau-graue Schale zeigen. Diese Abweichung in der P'ärbung ist ein Beweis dafür, wie fein diese Schnecke auf lokale Einflüsse reagirt. Eine blau-graue Färbung der Schale zeigten in der Travemündung nur Exemplare von H. ventrosa (Mont.) nie solche von Hydrobia baltica (Nilss.); eine bräunliche Färbung in der Schwentine nur Exemplare von H. tilvae (Penn.), nie solche von H. baltica (Nilss.) Worin dieser Ivinfluss besteht, ist schwer zu sagen, da ich über den Salzgehalt und über die Temperatur in der Schwentine zwar periodische Messungen gemacht habe, nicht aber in der Travemündung, wo wegen eines allzu kurzen Aufenthaltes nur einmalige Beobachtungen möglich w'aren. ICbenfalls hierhin gehören die vielen Uebereinstimmungen zwischen der Hydrobta idvae (Penn.) aus dem Pötnitzer Wyk und der Bornteicher Bucht, von der Herrenfähre, sowie aus der Schwentine einerseits und der H. vctitrosa und baltica aus dem Dassower See andererseits. Es bilden diese Formen drei scharf geschiedene Arten, und doch nähern sie sich einander in vielen Merkmalen so sehr, dass man, sämmtliche Eigenschaften als gleichwerthig angenommen, an ihrer Eigenschaft als selbständige Arten zweifeln könnte. WTnngleich also die Variabilität unserer Schnecken eine sehr grosse ist, so muss man doch angesichts der genannten, stets für jede der drei I^ormen feststehenden, und stets gemeinsam vorkommenden, Merkmale die oft ausgesprochene, und unter anderem auch. von II. v. Heimburg aufgestellte Ansicht, als sei die eine von ihnen die Varietät einer der beiden anderen, von der Hand v'eisen. Es sind vielmehr drei gute Arten, die zwar vielfach in Beziehung zu einander stehen und ohne Zweifel eng verwandt sind, die aber doch niemals derartig variiren, dass die eine deutlich den Charakter der anderen wieder annähme. Vielmehr begegnen sie sich je nach dem Ort ihres gemeinschaftlichen Vorkommens vielfach in Abweichungen, die zwischen ihren charakteristischen Merkmalen in der Mitte liegen und deuten so auf eine gemeinschaftliche Abstammung aus einer vielleicht ausgestorbenen Art hin, die man der H. ulvae (Penn.), als der in Bezug auf die Lebensbedingungen am wenigsten ans])ruchsvollen Art, für nahe verwandt halten könnte. Gerade die oben angeführte Notiz H. v. Heimburgs, aus der wirersehen, wie gelegentlich auch eine scharfe örtliche Trennung bei nächster Nachbarschaft zwischen ihnen möglich ist, scheint dafür zu sprechen. 144 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 54 dass diese Formen aus einer nicht mehr lebenden Art ihren gemeinsamen Ursprung nahmen, indem nach und nach alle Formen, die in den wichtigsten Merkmalen Zwischenformen darstellten, im Kamj^fe ums Dasein unterlagen. Noch deutlicher wird dies aus einem bisher nicht veröffentlichten und mir ])ersönhch mitgetheilten Befunde des Herrn Professor Dahl gelegentlich seiner Untersuchungen der Fauna im Neustädter Binnenhafen, wo sich die Hydrobia ulvae (Penn.) nach innen zu nur bis zu einem ganz bestimmten Punkte, bis zur Brücke, vorfindet, von hier an aber durch die H. baltica (Nilss.) völlig abgelöst wird. Diese beiden Fälle sind aber immerhin Ausnahmen. Im allgemeinen scheint dort, wo alle drei Arten in dem Verlaufe eines brackischen Gerwässers Vor- kommen, ihre Vertheilung von der salzreicheren bis zur salzärmeren Region diese zu sein: I. Hydrobia idvae (Penn.) 2. Hydrobia ulvae (Penn.) und Hydrobia baltica (Nilss.) 3. H. tdvae (Penn.), H. baltica (Nilss.) und H. ventrosa (Mont.) — Ist nun wirklich H. tdvae Penn, die älteste von ihnen, so wäre eine dieser Reihenfolge entsprechende Zeitfolge ihrer Fntstehung aus der ursprünglichen Art sehr wahrscheinlich. Hydrobia'. Schema zur Unterscheidung Oberseite des Rüssels vorn hellblau-grau ein- gefasst; dahinter zwei gelbe halbmondförmige mit der Konvexseite nach vorn gekehrte Flecke. Färbung der Sohle tief blau-grau. Naht tief. Oberer Winkel der Mündung nicht spitz. Oberseite des Rüssels vorn mit einer schwarz- braunen Querbinde. Färbung der Sohle hellblau-grau. Naht flach. Oberer Winkel der Mündung spitz. Fühler mit schwarzem Ring oder Riegel. H. U. der drei Arten : Fühler weiss. Naht scharf. H. baltica (Nilss.) Fühler schwarz schattirt. Naht stumpf. H. ventrosa (Mont.) ae (Penn.) Aphelochit'ii kervillet n. sp. Taf. II, Fig. l — 3. [Exemplar aus der Schwentinemündung]. Prothorax seitlich sehr wenig über den Mesothorax vorragend. Die hinteren Zacken aller Abdominal- Segmente lang und spitz. Die letzten Abdominal-Segmente sehr stark ausgeschnitten. Abdomen oval. After- decke beim Weibchen bis auf die Basis längs gespalten, beim Männchen 3. Abdominal-Rückenschiene mit der vierten verwachsen. Länge: Breite = 9,75 : 6,25. Die Glieder der Fühler verhalten sich wie 0,5 : i : 1,75 : 2,5, die Gesammtlänge beider Tarsenglieder des letzten Beinpaares zur Länge der Schiene wie 3 : 4. Die Länge des stark abgeplatteten, genau ovalen Körpers beträgt bei dem als einzigem Exemplar in der Schwentine gefundenen Weibchen 9,5 mm, bei den von Herrn Gadeau de Kerville aus der Seine erhaltenen Männchen und Weibchen 9,75 mm. Die grösste Breite, auf den ersten Abdominalring fallend. 6.5 mm. Die l'ärbung, die freilich nur an Spirituse.xemplaren untersucht werden konnte, ist ausser an Kopf und Beinen schmutziggelb-braun [Exemplare aus der Seine] oder dunkelbraun [Exemplar aus der Schwentine] mit dunkleren ins Schwarze übergehenden Schattirungen. Der Kopf ist röthlich-gelb, bei dem Schwentineexemplar mit einer schwarz-braunen Kante an dem vorderen Rande der Oberseite. Seine Länge beträgt 1,75 mm, seine Breite 2 mm. Der in seiner ganzen Ausdehnung an den eingebuchteten X'orderrand des Prothorax anstossende Hinter- rand des Kopfes verläuft in einem seichten nach hinten zu konvexen Bogen. Die sehr wenig gewölbten Seiten- ränder treffen sich vorn in einer stumpfen Spitze, sodass der Kopf, soweit er über die seitlichen Ränder des Prothorax hinwegragt, ein gleichschenkliges Dreieck bildet. Auf der Oberseite ist er vermöge zahlreicher punktartiger Vertiefungen etwas rauh. Die Augen liegen in seitlichen Einbuchtungen so weit am hinteren Ende, dass sie nur mit ihrem vorderen Drittel über den Rand des Prothora.x hinausragen. Es sind stark konvexe, deutlich facettirte Körjjer von sehr langgestreckter elliptischer Gestalt. ') Herrn (ladeaii de Kerville pfewidniet, der mir das Erkennen dieser neuen .\rt durch reichliche Zusenduntf von Exemplaren aus der Seine in freundlichster Weise ermöglichte. 5;") Theodor Kiihlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündimg. 145 Die Fühlergruben liegen auf der Unterseite des Kopfes dem inneren vorderen Rande der Augen parallel. Die Fühler entspringen nahe dem Hinterrande des Kopfes. Sie bestehen aus 4 Gliedern von der Formel : 0,5 : I : F75 : 2,5. Von der Seite gesehen verschmälert sich der Kopf nach vorn zu merklich und bildet hier eine deutliche Oberlippe, die sich vorn über das Basalglied des Rostrums hinüberwölbt. Das Rostrum hat bei dem Schwentineexemplar etwas über zweimal die Länge des Kopfes, bei denen aus der Seine ist es um etwas länger. Es ist halb vertikal, halb horizontal rückw'ärts gerichtet. An das erste Glied, das nicht länger ist als die Oberlippe, schliesst sich ein zunächst stark keulenförmig erweitertes, dann aber allmählich sich verjüngendes und in seiner zweiten Hälfte gleichmässig dünnes Glied an. Das dritte Glied hat in seinem ganzen Verlaufe die Dicke des zweiten Gliedes in seiner letzten Hälfte. Die relative Länge der Glieder ist: 0,5 : 9 : 2,25. Taf. II, Fig. i. Der Prothorax ist an der Einsatzstelle des Kopfes so stark eingebuchtet, dass das hintere Zweidrittel der Augen noch innerhalb seines vorderen Bogenausschnittes fällt. Das Pronotum erhebt sich in der Mitte zu einem schwärzlichen Buckel, der nach beiden Seiten hin allmählich abflacht. Von hier an erhebt sich die P'läche jederseits wieder ein wenig bis etwas vor den Seitenrändern, wo sie sich in gleichmässiger Rundung abwärts wölbt. Der Hinterrand ist zu beiden Seiten leicht eingebuchtet. Die Länge des Pronotums in der Mittellinie beträgt 1,25 mm, seine Breite 4,5 mm. Das Prosternum zeigt zwischen den beiden Seitenrändern und der Mitte eine leichte Pänsenkung. Nahe der Mitte erhebt es sich jederseits zu einer deutlichen kielförmigen Erhöhung, auf deren beiden Seiten die Gelenkpfannen des ersten Beinpaares liegen. Das Mesonotum ist 0,75 mm lang und 5 mm breit, bei dem Schwentineexemplar 5,5 mm breit. Das Scutellum ist ebenso lang, wie das Mesonotum und an seinem vorderen Rande ^,3 so breit. Parallel den beiden schräg gerichteten Seiten des Scutellums liegen die mit ihrem halbkreisförmigen Hinterende bis zum Hinterende des Mesonotums übergreifenden leicht gewölbten Elügelstumpfe. Das Mesosternum besteht aus dem Mittelbrustbein und aus je einer zu beiden Seiten liegenden Platte, der Scapula. ^ Das Mittelbrustbein trägt jederseits die Gelenkpfannen für das zweite Beinpaar und läuft nach hinten zu in einen kurzen Xyphus Mesosterni aus. Die Länge des Metanotums beträgt für die Seineexemplare i mm, für das Weibchen aus der Schwentine 1,25 mm, seine Breite 6 mm. Das Metasternum trägt jederseits ein nach der Mitte spitz zulaufendes Pleurum mit einer dreieckigen Vertiefung. Das auch hier kielförmig aufgetriebene Mittelbrustbein mit den Gelenkpfannen zu beiden Seiten läuft hinten in einen sehr kurzen Xyphus aus. Die vier Schienen des Abdomens tragen als deutliche Ausläufer ihres Hinterrandes je einen spitzen Stachel. Die Stacheln nehmen von vorn nach hinten an Stärke merklich zu. Die dritte und besonders die vierte Schiene ist beim Weibchen auf dem Rücken, wie auf dem Bauche an ihrem Hinterrande stark eingebuchtet, die dritte Rückenschiene springt aber in der Mitte dieser Pänbuchtung wieder deutlich vor. Beim Männchen ist die dritte Rückenschiene mit der vierten zu einem nach hinten bogenförmig spitz zulaufenden Stück, dass hier die Afterdecke zu ersetzen scheint, verwachsen, ohne Zacken. Dagegen hat sich auf der Ventralseite die vierte Abdominalschiene in zwei durch eine seichte Quernaht getrennte Schienen getheilt, von denen aber nur die hintere, stark ausgebuchtete, seitliche Zacken trägt. — An der Verbindungsstelle zwäschen Rücken- und Bauchschienen verläuft ein ziemlich breiter etwas heller gefärbter seitlicher Rand. Die Länge der Rücken- schienen beträgt: Ivrste Schiene i mm lang — Seine, — 0,75 mm lang — Schwentine — und 6,5 mm breit; hier also die grösste Breite, zweite Schiene i mm lang und 6,5 mm breit — Seine, — 6,25 mm breit — Schwentine; — dritte Schiene i mm lang — Seine, — 0,75 mm lang — ^Sclwentine, und 5,5 mm breit; vierte Schiene: 0,75 mm lang und 4,25 mm breit. Die Bauchschienen sind längs der Mitte ein wenig konvex. Die an der letzten Rückenschiene beim W'eibchen entspringende Afterdecke ist in der Mitte bis auf die Wurzel längs gespalten, und besteht daher aus zwei grossen mit der Spitze nach hinten gerichteten dreieckigen Platten, die auf der Oberseite deutlich gestreift sind und hinten einen etwas heller gefärbten Rand tragen. Unten sind beim Weibchen die an dem After deutlich hervorragenden Anhängsel des Geschlechtsapparates durch ein löfielförmiges mit der Konvex- seite nach unten gerichtetes I lypopygium geschützt. 19 14(J Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentineniündung. oG Die Beine sind von blassgelber oder röthlicher Färbung. Die einzelnen Glieder sind etwas zusammen- gepresst. Die Schenkelköpfe des ersten Beinpaares zeichnen sich durch ihre Länge vor denen der übrigen Bein- paare aus, sind aber nicht so dick wie diese. Die Schenkel aller Beinpaare sind an ihrer Basis stark aufgetrieben, besonders die des ersten Paares. Nahe der Spitze zu verjüngen sie sich und laufen beinahe spitz zu. Die des ersten Paares sind kürzer als die des zweiten, die des dritten Paares sind am längsten. Der Fuss ist für die beiden ersten Paare gleich : Zwei gleich kurze Tarsenglieder und eine doppelte Klaue. Das hintere Beinpaar zeichnet sich durch seine langen Tarsenglieder aus. Diese verhalten sich in ihrer Gesammt- länge zum Schienbein, wie 3 : 4. Das erste Tarsenglied ist noch ein Drittel länger als das zweite. Die Klaue ist auch hier doppelt. Das Exemplar aus der Schwentineniündung wurde von Herrn Professor Dahl bei der Mühle zwischen Pflanzen gefunden und mir aus der Sammlung des Kieler Instituts zur Verfügung gestellt. Die mir von Herrn Gadeau de Kerville zugesandten Thiere sind in dem Unterlauf der Seine zwischen Rouen und der Mündung gesammelt. Gadeau de Kerville') veröffentlichte 1884 eine Mittheilung, nach welcher die Thiere von Pu ton als ApJielochira aestivalis Fahr, bestimmt wurden, und zwar als brachyptere Form dieser Art. Gadeau de Kerville stellt gleichzeitig durch seine Mittheilung über die Untersuchung der Hoden, in denen er zahlreiche freie Zoospermien fand, und der Ovarien, die Eier in den verschiedensten Stadien enthielten, den Charakter dieser Form als voll entwickeltes geschlechtsreifes Thier ausser Frage. 1887 veröffentlichte er eine Abhandlung „L’ Aphelochirns aestivalis Fahr.“ ^), in der er bestätigt, dass die Exemplare aus der Seine — also auch unser Exemplar aus der Schwentine — die brachyptere, fortpflanzungsfähige Form einer dimorphen Art sind, deren makroptere Form sehr selten ist. Herr Gadeau de Kerville schickte mir mit den übrigen Exemplaren auch solche, die Eier von Bythinia tentaculata auf dem Rücken tragen, Männchen wie Weibchen. Dieser Fall lässt eine spätere Untersuchung sehr wünschenswerth erscheinen. Die folgende Litteraturübersicht über die bisher beschriebenen Arten wird die Nothwendigkeit einer neuen Benennung der vorliegenden Form ergeben. L i 1 1 e r a t u r : Coquebert's Beschreibung einer Naucoris aestivalis aus Frankreich passt weder in der Angabe der Färbung noch in der Angabe der Formen hierher. Einen besseren Anhalt als der sehr kurze Text giebt seine Figur, die eine makroptere Form in natürlicher Grösse darstellt. Die Färbung weicht völlig ab. Die Länge und Breite des Thieres ist dieselbe wie bei der vorliegenden Art, doch ist der Prothorax breiter, und die erste Abdominalschiene länger. Der Prothorax ist an seinem Vorderrande nicht eingebuchtet Die Längenverhältnisse an den Beinen treten zu wenig scharf hervor, um ihnen irgend welchen Werth beimessen zu können. Allerdings wird auch hier das Rostrum als etwas üi)er zweimal so lang als der Kopf gezeichnet. Fabricius *) sagt von seiner Naucorh aestivalis, dass die Lippe vorgestreckt sei; doch sollen Ko[)f und Brust eine weisse Färbung haben. Er giebt Frankreich als Fundort an. Fieber’’) giebt in seinen „Genera Hydrocoridum“ die Beschreibung und .Abbildung ebenfalls einer makropteren Form von Naucoris aestivalis. Er nennt als F\mdorte Frankreich, ferner ein etwas brackisches Gewässer bei Peterhof, und führt ein einziges flügelloses Exemplar, das Friwaldszky in den Karpathen fand, an. Er giebt für diese Art Aegypten als Heimath an. ') .Ann. .Soc. ent. France; 6e serie; Tome 4; Paris 1884; p. 83, 84, 96. 112, 113, 128, 129. ■^) H.tiadcau de Kerville: L' I'aljr. ( Hemiptere 1 leteropt^re). Xaturaliste. Revue illustree d'histoire naturelle. Paris 1887; p. 199 — 201. .A. J. Cocjuebert: lllustralio Iconographica Insectorum. Paris t799— 1804; p. 38, 39, Tab. X, Fig. 4. ') Fabricius: .Systema Kbyngotoruni. Hraunschweig 1803, p. iii. •') .Abh. Höhm. des., 5. Folge: 7. Hand: Prag 1852; p. 195—196, Tab. I 1). 57 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 147 Die Form des Prothorax, Fig. i und 4, ist so wie bei unserer Art. Doch ragt er viel zu weit mit den seitlichen Rändern über den Mesothorax hinaus und giebt daher dem ganzen Körper eine andere Gestalt. Die Seitenansicht des Kopfes, Fig. 2 b weicht mehrfach ab : Die untere Ausbauchung ist bei unserer Form eine viel gleichmässigere. Die Augen stehen nicht so schräg, sind grösser und von länglicher Ausdehnung. Der Kopf läuft nach vorn spitz zu. Die relative Länge der Rüsselglieder ist dieselbe. Die Gesammtlänge des Rüssels übertrifft das für die Exemplare aus der Seine konstatirte Mass nur wenig. Die beiden Tarsenglieder des letzten Beinpaares sind bei unserer Art sehr viel länger. Ganz anders finde ich die Afterdecke beim Weibchen, die Fieber an ihrer hinteren Spitze nur ganz wenig gekerbt zeichnet. Das in Fig. 3 dargestellte Längenverhältniss zwischen den Fühlergliedern weicht nur wenig ab. ln einer anderen Arbeit beschreibt er dies Verhältniss jedoch folgendermassen: Glied i sehr kurz, 3 um ein Drittel länger als 2 [bei unserer Art; Glied 3 ; Glied 2— 1,75 ; i] 4 so lang als 2 und 3 zusammen — nach meinem Befunde; Glied 2 ; 3 ; 4 =r i ; 1,75 ; 2,5. Die spitzigen Ecken der Bauchschienen hebt er besonders hervor, doch sind sie nach seiner Abbildung bei weitem nicht so lang als bei der vorliegenden Form. Die Färbung giebt er ebenfalls abweichend an. J. O. Westwood^) berichtet von einer Form der Aphelochira aestivalis mit rudimentären Hemielytren und ohne Flügel, die in der Nähe von Bath gefunden wurde. Leider giebt er keine Beschreibung. L. Brown *) konstatirt ungeflügelte Exemplare von Aphelochira aestivalis aus einem fliessenden Gewässer bei Norvvich. Dort kamen Mitte Juni auf 6 Larvenformen i ausgebildetes Thier, Ende Juni war das ausgebildete Insekt reichlicher, am 20. Juli kamen auf eine Larvenform ii geschlechtsreife Thiere, die stets ungeflügelt waren. Derselbe Autor macht später folgende Mittheilung; Unter 102 Exemplaren, die er im August fand, waren 80 aus- gewachsene flügellose und 22 Larvenformen, letztere in der Grösse von ‘/J Zoll. Auch er giebt keine Beschreibung. Vermuthlich entsprechen diese Formen der hier gefundenen Art. A. Montandon ■*) beschreibt eine neue Art Aphelochiriis sinensis nach makropteren Exemplaren aus China, die in mancher Beziehung an unsere Form erinnert. Die Färbung des Kopfes giebt er als schmutzig- gelb an mit schwarzer Spitze, dicht mit feinen Pünktchen besetzt. Die Fläche des Pronotums und das Scutellum sind bei seiner Form schwarz, bei unserer — Schwentine — schwarz-braun, bei der Aphelochira aestivalis nach Coquebert gelb. Bemerkenswerth ist, dass er die hinteren Zacken der Abdominalsegmente bei seiner Art stärker findet als bei Aphelochira aestivalis. Die Rüssellänge seiner Form passt besser auf unser Thier als auf die A. aestivalis. Auch führt er eine schwächere Taille als Unterscheidungsmerkmal an. In den anderen Punkten freilich weicht die vorliegende Form ab. Schema zur Unterscheidung der drei Arten von Aphelochira: Aphelochir a: Prothorax seitlich sehr wenig über den Mesothorax hinwegragend. Die seitlichen Zacken aller Abdominal- segmente lang und spitz. Die letzten Abdominalsegmente sehr stark ausgeschnitten. Länge : Breite = 8,75 : 7. -Abdomen beinahe rund. Die Fühlerglieder verhalten sich wie x : i : 1,5 : 2,5. An der Basis der vier letzten Segmente ein schwarzer seit- licher Fleck. A. sinensis Mont and. Länge ; Breite = 9,75 : 6,5. Abdomen oval. Die Fühlerglieder verhalten sich wie 0,5 : i : 1,75 : 2.5. Afterdecke beim Weibchen bis auf den Grund gespalten. Länge beider Tarsenglieder zur Schiene am letzten Bein- paar -—3:4. A. kervillei n. sp. Prothorax mit den seitlichen Rändern sehr deutlich über den Mesothorax hinwegragend. Die seitlichen Zacken besonders der drei ersten Ab- dominalsegmente auf einfache Enddornen reduciert. Die letzten Abdominalsegmente nur wenig aus- geschnitten. Abdomen oval. Die F'iihlerglieder verhalten sich wie x: i : i,33'2,33. Afterdecke beim Weibchen nur leicht gekerbt. Länge beider Tarsenglieder zur Schiene amletzten Beinpaar = (3 — x) ; 4. A. aestivalis (F.) ') Fieber: Die europäischen Hemipteia. Wien 1861. 2) Ent. Mag.; Vol. XI; London 1874—75, P- 'G 92 u. 117, Ent. Mag.; Vol. XI; London 1874 — 75, p. 16, 92 u. 117. ■') Rev. Ent. franc.; Tom. XI; 1892; No. i ; Caen 1892. 19* 148 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 58 Anthura carinata Kröy. Taf. II, Fig. 4 — 19. Die inneren Fühler ein halb mal länger als der Kopf. Die Beine alle gleich lang. Das zweite, dritte, vierte und fünfte Körpersegment auf der Dorsalseite an ihrer vorderen Gelenkfläche mit einer breiten Rinne. Von den seitlichen Caudalanhängen die kleineren ovalen Platten am weitesten nach aussen und hinten stehend. PTstes Ahdominalsegment von allen Körpersegmenten das breiteste. Die Totallänge des Thieres einschliesslich der Fühler und der Abdominalanhänge beträgt im Durchschnitt 11,5 mm, bei einer Breite von nur 1,25 mm. Die Färbung ist gelblich-weiss mit röthlichen zu einer matten zusammenhängenden Zeichnung gruppirten Pünktchen auf der Oberfläche der Segmente. Die relative Länge der einzelnen Segmente — Kopf- und Brustsegmente — von vorn nach hinten ist auszudrücken durch 1,5 -f- 2,5 -)- 2 -j- 2 T 2 -|- 2 -j- 1,5 i. An Breite nehmen sie von vorn nach hinten zu. Die grösste Breite zeigt das erste Abdominalsegment. Das 2., 3., 4. und 5. Körpersegment zeigen an ihren Berührungsstellen mit den vorhergehenden auf der Dorsalseite eine tiefe nach hinten spitz zulaufende Rinne. Die vorderen Segmente sind auf der Rückenseite stark gewölbt, die hinteren werden nach und nach flacher. Der Kopf zeigt an der Insertionsstelle der äusseren Fühler jederseits eine starke Einbuchtung, sodass die Mitte des Vorderrandes stark hervortritt. Taf. 11, Fig. 8. Dort, wo die Leibesringe unter dem Bauche in einer Mittellinie zusammen treffen, erheben sie sich zu einem deutlich ausgeprägten stumpfen Kiel, zu dessen beiden Seiten je eine Längskante herläuft. Die deutlich sichtbaren Augen stehen zu beiden Seiten des Kopfes noch auf der Oberseite. Die inneren Fühler [Taf. 11, Fig. ii] sind kräftiger als die äusseren [Taf. II, Fig. 12] und haben etwas über i und ' ^ mal die Länge derselben. Sie bestehen beidejaus 4 Gliedern und einen rudimentären Endgliede. Das Längenverhältniss der 4 Glieder ist bei den äusseren Fühlern 4,6 -j- 4 A 2,4 -f- 1,8, bei den inneren Fühlern; 4,5 + 4 + 3 4" 5- Das dritte Glied des inneren Fühlers trägt nahe dem Ende 3 grosse Eiederborsten, das vierte Glied an seiner Spitze einen Kranz solcher Eiederborsten. Das letzte, sehr kurze, spitz zulaufende rudimentäre Glied setzt sich in seiner oberen Hälfte in 5 Etagen ab, jede mit einem Kranz von feinen Borsten, zwischen denen die Spitze des Gliedes fast verschwindet. Das gleiche ist bei dem Endgliede des äusseren Eühlers der Fall, nur dass hier die Borsten viel dichter stehen, und von einer solchen Anordnung wie bei den inneren Fühlern nichts beobachtet werden kann Hier stehen an dem ersten Gliede eine, an dem zw'eiten Gliede zwei lange Fiederborsten Die 7 Paar Beine sind sämmtlich von gleicher Länge, aber in ungleicher Breite der Körpersegmente inserirt [Taf. 11, Fig. 4], das erste in der Mitte seines Segmentes, das zweite und dritte am vorderen Ende, das vierte etwas vor der Mitte, das fünfte in der Mitte, das sechste nahe dem Hinterrande und das siebente am hinteren Rande seines Segmentes. Jedes Bein setzt sich aus ,fünf Gliedern und einer Klaue zusammen, bei dem zw'eiten Paare folgendermassen, [Taf. 11, Eig. 14]; Erstes und zweites Glied unten spitz und nach oben keulen- förmig sich verbreiternd, das dritte Glied oben so stark an Umfang zunehmend, dass es sich wie ein auf der Spitze stehendes Dreieck ausnimmt, am Hinterrande oben mit einem breiten Fortsatz. Viertes Glied ein unregelmässiges Viereck, nach unten und nach dem Hinterrande zu die kürzeren, nach vorn und oben die längeren Seiten kehrend. Das fünfte Glied bildet einen leicht nach vorn geöffneten Bogen und trägt an der Spitze eine starke Klaue. Diese besteht wieder aus zwei Gliedern, dem langen Basalgliede und der ziemlich kurzen Spitze. Das ganze Bein ist reichlich mit Borsten besetzt. Das Längenverhältniss der Glieder mit Klaue, gemessen an dem zweiten Beinpaar ist; 6,4 -f- 5,6 -)- 4 + A 3)2 4 2,8. Das erste Beinpaar [Taf. 11, Fig. 13] ist zu einem Greiforgan umgebildet. Das erste und zweite Glied ist stark verbreitert, das dritte bildet ein nahezu gleichschenkliges Trapez, dessen kürzere Seite nach oben gekehrt ist, und dessen längere unten in starker Einkerbung einen spitzen N'orsprung des zweiten Gliedes aufnimmt. Das vierte Glied, ein Dreieck mit scharf ausgezogener Dornförmiger Spitze, liegt dem dritten mit seiner ganzen Basis auf. Das fünfte Glied reiht sich hier nicht an das vorhergehende vierte an, sondern liegt dem zweiten auf. So wird eine Art Scheere gebildet, dessen einer Arm aus dem dritten und vierten Gliede, dessen anderer Arm aus dem fünften Gliede mit der Klaue besteht. Die .'^])itze der auch hier zwei- gliedrigen Klaue entspricht genau dem vorragenden Ivnddorn des vierten Gliedes. Die Besetzung mit Borsten ist bei diesem ersten Bein])aar spärlicher als bei den anderen. Das Längenverhältniss der Glieder mit Klaue ist: 7 4'8-t-3 + 44- '0 + 4- Der Mund befindet sich eben unterhalb des mittleren Kopfvorsprunges. Die Oberlippe besteht aus einer runden nach hinten zu herzförmigen eingekerbten Platte. Theodor Kiihlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 149 f)9 Die Mandibeln [Taf. II, Fig. j] tragen an einem stark vortretendem Aste drei obere Zähne und darunter eine Reihe zahlreicher palissadenförmig aneinander gereihter oben mit scharfen Spitzen versehene Stäbchen. Der Basaltheil des iMandibels bildet ein längliches unten bogenförmig ausgeschnittenes Rechteck und trägt oben an der hinteren Ecke den dreigliedrigen Mandibulartaster, der wenig länger ist als das Basalstück: 1,17 ; i. Die Glieder des Tasters zeigen diese Länge: 2,2 -F 4 + 4- Das erste und zweite Glied haben nahe dem oberen Ende je eine dickere Borste, das letzte Glied trägt auf seiner Spitze eine sehr starke und lange Borste, und rings um diese 5 etwa halb so lange, gesägte Borsten. Im ül)rigen ist der ganze Taster dicht mit kürzeren Haaren und Borsten besetzt. Das erste Paar Maxillen [Taf. II, Fig. 9] ist handförmig mit einem besonders grossen und starken Zahn, und 5 sehr viel kleineren und schwächeren Zähnen. Das zweite Maxillenpaar gelangte nicht zur Untersuchung. F Die Maxillarfüsse [Taf II, Fig. 10] bestehen aus zwei Gliedern. Das untere ist länglich, plattenförmig mit einem breiten Rande, der an der Aussenseite oben einen sehr langen Dorn und längs der ganzen Innenseite 7 kürzere aber sehr starke Dornen trägt. Das obere kürzere Glied trägt an der oberen Ecke des Innenrandes sechs kräftige Dornen. Beide Glieder, hauptsächlich das obere, sind mit Haaren und Borsten dicht besetzt, das untere auf seiner Fläche ausserdem mit kleinen sehr kurzen Spitzen. Das Abdomen jTaf 11, P'ig. 5 u. 6] besteht aus einem, den übrigen Segmenten an Länge gleichkommenden, und einem sehr kurzen Segmente ; ein weiteres Segment ist in eine längliche hinten abgerundete Platte um- gewandelt, die an der Spitze eine lange und zwei etwas kürzere Borsten trägt. Rings ist sie von einem ziemlich breiten Rande umgeben, dem zahlreiche Borsten entspringen. Taf II, Fig. 17. Jederseits von dieser Schwanzplatte befinden sich zwei Caudalanhänge, ebenfalls Platten mit breitem Rande und vielen Haaren und Borsten. Die eine kürzere [Taf II, Fig. 15], am weitesten nach hinten und aussen gelegene, ist oval, stark ausgehöhlt und an ihrem Innenrande, etwa in der Mitte, tief eingekerbt. Sie bildet mit der Fläche der inneren Seitenplatte einen rechten Winkel. Die innere längere Platte [Taf II, Fig. 16] ist zwei- gliedrig. Das untere Stück, bei weitem das längste, ist an der Basis schräg abgeschnitten, sodass die nach aussen gerichtete Seite länger ist als die innere. Der Rand trägt nur wenige Borsten. Das obere, kleinere Stück ist von der Form eines oben abgerundeten gleichschenkligen Dreiecks, trägt an seinem oberen und an seinem Innen- rande einen sehr dichten Besatz von langen Borsten. Unmittelbar vor diesen Caudalanhängen unter dem ersten Abdominalsegmente liegen, nach vorn durch eine breite ovale Platte geschützt, die Kiemenanhänge, mit breitem Rande und zahlreichen langen Fiederborsten. Taf II, Fig. 18 u 19. Die vorliegende Form wurde im Sommer bei D gefunden. Litteratur: Eine Anthiira carinata wurde zuerst von H. Kröyer^) beschrieben und abgebildet. Nach der von dem Autor wegen mangelnder Kenntniss anderer Arten lediglich als Entwurf gedachten, an den Schluss seiner Beschreibung gestellten Diagnose, mit der unsere Thiere übereinstimmen — besonders nach dem Längskiel auf der Bauchseite zu urtheilen — lässt die vorliegende Eorm die Anthura carinata vermuthen. Doch zeigt sie in vielen Beziehungen Abweichungen von dieser Art. Die Eärbung stimmt im allgemeinen mit der Angabe H. Kröyers. Doch sagt er nichts von den schwarzen bis röthlich braunen Pünktchen, wie unser Thier sie auf der Oberseite jedes Segmentes trägt. Die grösste Breite fällt nicht auf den Brustring, sondern auf den Abdominalabschnitt. Der Kopf beträgt nicht wie bei Kröyer ‘/jg sondern ‘/i.t der 1 otallänge. Die inneren Fühler finde ich ebenso wie Kröyer lomal, die äusseren Fühler 15 mal in der Totallänge enthalten. 9 .Sars sagt über die zweiten Maxillen der Gattungen Calathiira und Leptanthitra, er habe von ihnen keine Spur entdecken können, da sie doch bei anderen Gattungen, die zu dieser Familie gehören — z. B. Anthura — als rudimentär vorhanden konstatirt seien. (k (). .Sars: .An account of the Chrustacea of Norway with short descriptions and figures of all the species. Vol. I; Isopoda. Part 111. IV. Anthuridae etc. Bergen 1897, ]). 43. Naturhist. Tidssk. Udgivet af Henrik Kroycr. Anden Raekkes andet Bind. Kjobenhavn 1846—1849 und \’ovages Comm. scientif. nord; 1838, 1839 et 1840. M. P. Gaimard. Zoologie, Crustacees; PI. 27; Paris. 150 Theodor Kuhlgatz, Untersuchungen über die Fauna der Schwentinemündung. 00 Das kleine rudimentäre Endglied, das Kröyer zwischen den Horsten am Ende der äusseren Fühler vermuthet, tritt bei meinem Thiere als 5. Glied bei beiden Fühlerpaaren, besonders den inneren, deutlich hervor. Starke Abweichungen zeigen sich in dem gegenseitigen Längenverhältniss der einzelnen Fühlerglieder. Für die inneren Fühler stellt Kröyer folgende Formel auf; 1 1 + 4 -f- 3 5, bei der vorliegenden Form: 4,5 -)- 4 -j- 3 -j- 5. — Für die äusseren Fühler ist das Verhältniss nach Kröyer: 7 -j- 4 3 + 2, bei mir; “i“ 4 “F 2,4 “F 1,8. Für die Mandibel führt Kröyer nur einen grossen Zahn an. Ich fand deren drei. Die Anzahl der Spitzen hinter diesem beläuft sich bei meinem Thiere auf das doppelte, von dem, was Kröyer angiebt. Das Längenverhältniss von Taster zu Mandibel — nach Kröyer 3:2 — beträgt hier nur wenig mehr als i : i . Das Längenverhältniss der Glieder des Tasters weicht nur wenig ab : bei unserer Form 2 -F 4 "F 4> bei jener 3 -f- 4 + 4- Die Kieferfüsse Antliura erreichen nicht wie bei der Kröyer 'sehen nahezu die Enden der Palpen. Das erste Fusspaar ist bei unserem Exemplar bedeutend kürzer, als Kröyer angiebt: V'erhältniss zur Totallänge 1 ; 5,75, nicht 1 ; 3. Die relativen Längen der einzelnen Glieder weichen auch ab. Hier 7 -j- 8 -j- 3 4- 4 -f- IO 4- 4, dort IO 4' 7 + 3 + 4+ >o4~ 5- Ebenso beim zweiten Fusspaare ; bei unserem Thiere; 6,4 + 5,6 T 4 F 4 3.2 + 2,8, bei jenem; 6 4- 5 + 4 4- 1,5 + 5 -j- 4. Der Hinterleib macht nach Kröyer wie auch bei unserer Form ‘ der Totallänge aus. Ich finde ihn noch breiter als das letzte Hrustsegment, nicht etwa ebenso breit. \'on den seitlichen Schwanzanhängen lag bei unserer Form die kürzere eingliedrige Platte stets aussen und die zweigliedrige längere stets innen, nie umgekehrt, wie nach Kröyer. Weitere Abweichungen stellen sich bei Betrachtung der Kröyer 'sehen Abbildungen heraus. Die Füsse nehmen bei der vorliegenden Form nicht in der Weise von vorn nach hinten an Länge ab, wie hier dargestellt ist. Das Hasalstück der Mandibel weicht völlig von der durch mich untersuchten Form ab; vor allen Dingen läuft es dort nach unten nicht spitz zu. Die Zähnchen stellen sich bei mir als Ausläufer kleiner länglicher, palissadenförmig an einander gereihter Stäbchen dar. ‘) In der Fig. 3! wird der längliche innere Caudalanhang dreigliedrig gezeichnet, nach meinem Befunde ül)erall nur zweigliedrig. Eine derartige lange, vorgeschobene, zweifache Basis für die seitlichen Abdominalanhänge, wie sie hier abgebildet ist, habe ich nirgends finden können. ln der Fig. 3n trägt die ovale Seitenplatte abweichend einen fingerförmigen Fortsatz. Fig. 3k zeigt an dem grossen fünften Gliede des ersten Beinpaares nahe vor dem Ende die Andeutung einer Ouernaht, die ich nicht habe konstatiren können. In einigen Punkten, in denen unsere Form von Antkura carinata Kröy. abweicht, nähert sie sich der anderen Art Antkura gracilis (Mont.) ^). Westwood^) beschreibt sie ausführlicher, zeichnet aber in einer Bauchansicht des Phieres deutlich den von Kröyer speziell für seine Art in Anspruch genommenen Kiel. Er hebt die gleiche Länge sämmtlicher Beine besonders hervor und erwähnt die röthliche Schattierung des Körpers. Im übrigen weicht die von ihm beschriebene Form sehr viel mehr von der Kröyer’schen ab als unsere, besonders durch die grössere Anzahl und die abweichende Form der Beinsegmente, sowie durch die bedeutend grössere relative Länge des Körpers — Länge ; Breite = i 5,6 ; 1. Diese beiden letzten Unterschiede entnehme ich seinen Abbildungen, denen man aber wegen mannigfacher Ungenauigkeiten keinen besonderen Werth beimessen darf. Leider wird im Text auf diese wichtigen Punkte überhaupt nicht eingegangen, soviel aber steht nach den .Abbildungen fest, dass diese Unterschiede die Art besser von der Kröyer’schen carinata trennen, wie die von Kröyer als typisch angegebenen. Unsere Form ist entweder eine sehr abweichende Varietät der Antkura carinata Kröy. oder eine .Art für sich. Vielleicht ist ihre abweichende .Ausbildung ein Resultat von Brackwasser und Strömung; denn für die anderen I'ormen werden rein marine Fundorte angegeben; Küste von Devonshire [gracilis]. Öresund [carinata]. Auf eine Gegenüberstellung beider .Arten in einem Schema muss ich verzichten, da die Beschreibung, die Westwood von Antkura gracilis Mont, giebt, unzulänglich ist. ') .\uf diesen Punkt hin konnte icli nur ein einzijfes .Stück beob.ichten. '•) Tr. Linn. .Soc. London; \’ol. I.\; j). 103; T:d). 5. Kij,'. 6. London, l’nd ebend.'i ; \'ol. .\1: |>. 36t>. — ■b I. (). \V e s t \v o o d ; Ilistory of the liritish sessileeyed Ciustt\^o seticornis Fahr. Fühlercirren dick, schwarz geringelt. Spio filicornis Fahr. Kopflappen vorn gespalten, fast um die Länge des Kopfes vorragend. Augen 3 Paar, hinten divergirend. Spio crenaticoriiis Mont. Caudalanhang in vier gleiche Lappen getheilt. Caudalanhang aus 2 Griftein und 2 unteren Cirren bestehend. Fühlercirren nicht geringelt, nach der Spitze zu nicht verschmälert. Spio seticornis CErsted. Spio seticornis Grube. Fühlercirren nach der Spitze zu ver- schmälert. Spio filicorni s QErsted. Spio filicornis Grube. Fühlercirren nach der Spitze zu nicht verschmälert. Caudalanhang stark entwickelt. Spio inversa n. sp. Eine ventrale und eine dorsale Reihe Borsten. Fühlercirren nach der Spitze zu ver- schmälert. Caudalanhang' winzig. Spio filicornis Malmgren. Branchialcirren an den mittleren Segmenten am grössesten. Spio Johns ton. Branchialcirren an den vorderen Segmenten am grössesten. Spio fi licorni s Johnston. Nur eine dorsale Reihe Borsten. J I Figuren-Erklärung. Tafel IL') Fig. I. Hydrobia ulvae (Penn.) Gehäuse. Schwentinemünclung. Fig. 2. Hydrobia ulvae (Penn.) Gehäuse. Cuxhaven. Fig- 3 'J- 9 Hydrobia 7dvae (Penn.) Kopf. Schwentinemünclung. Fig. 4. Hydrobia ulvae (Penn.) Aeussere Seitenplatte der Radula. Schwentinemündung. Fig. 5. Hydrobia idvae (Penn.) Innere Seitenplatte der Radula. Schwentinemündung. Fig. 6. Hydrobia ulvae (Penn.) Zwischenplatte der Radula. Schwentinemündung. Fig. 7. Hydrobia ulvae (Penn.) Mittelplatte der Radula. Schwentinemündung. Fig. 8. Hydrobia ulvae (Penn.) Mittelplatte der Radula. Cuxhaven. Fig IO u. 12. Hydrobia baltica (Nilss.) Gehäuse. Schwentinemündung. Fig. II u. 13. Hydrobia baltica (Nilss.) Kopf. Schwentinemündung. Fig. 14. Hydrobia baltica (Nilss.) Aeussere Seitenplatte der Radula. Schwentinemündung, Plg. 15. Hydrobia baltica (Nilss.) Innere Seitenplatte der Radula. Schwentinemündung. Fig. 16. Hydrobia baltica (Nilss.) Zwischenplatte der Radula. Schwentinemündung. Fig. 17. Hydrobia baltica (Nilss.) Mittelplatte der Radula. Schwentinemündung. Fig. 18. Hydrobia ventrosa (Mont.) Gehäuse. Travemünde. Fig. 19. Spio inversa n. sp. Hakenborsten. Schwentinemündung. Fig. 20 Spio inversa n. sp. Pfriemenborste. Schwentinemündung. Fig. 21. Spio inversa n. sp. Schwentinemündung. Tafel III. 1) Fig. I. Aphelochira kervillei n. sp. Kopf. Schwentinemündung. Fig. 2. Aphelochira kervillei n. sp. Ventralansicht. Schwentinemündung. Fig. 3. Aphelochira kervillei n. sp. Dorsalansicht. Schwentinemündung. Fig. 4. Anthura carinata (Kröy.) Seitenansicht. Schwentinemündung. Fig. 5 u. 6. Antlmra carinata (Kröy.) Abdomen. Schwentinemündung. Fig. 7. Anthura carinata (Kröy.) Mandibel. Schwentinemündung. Fig. 8. Anthura carinata (Kröy.) Dorsalansicht. Schwentinemündung. P'ig. 9. Anthura carinata (Kröy.) Erste Maxille. Schwentinemündung. Fig. IO. Anthura carinata (Kröy.) Maxillarfuss. Schwentinemündung. P'ig 1 1 Antlmra carinata (Kröy.) Innerer Fühler. Schwentinemündung. Fig. 12. Anthura carinata (Kröy.) Aeusserer Fühler. Schwentinemündung Fig. 13. Anthura carinata (Kröy.) Erstes Beinpaar. Schwentinemündung. Fig. 14. Anthura carinata (Kröy.) Zweites Beinpaar. Schwentinemündung. Fig. 15 u. 16. Anthura carinata (Kröy.) Abdominalanhänge. Schwentinemündung. Fig. 17. Anthura carinata (Kröy.) Letztes Abdominalsegment. Schwentinemündung. Fig. 18 u. 19. Anthura carinata (Kröy.) Kiemenplatten. Schwentinemündung. ') Im Text dieser Abhandlung ist stets statt Tafel 1 Tafel II sowie statt Tafel II Tafel III zu lesen. F?? -«ö jfryr i* I; ..t>- - ^ -^ ’>*>■ - V-w*l \ ■isf* 1 Wissensch.Meeresuntersuchungen. III. Band. II. Heft Taf.II. 0 //. V i }f i IZ. n. 18. :i(). 13. \ . V /»■ W Äff' .'tri rtiv^LCr J ''i, • \ <: ^ i ■ *' : •m ' 4 ( i I « 1 ji f Wissensch.Meeresuntersuchungen. III. Band. II. Heft. Taf III. /fc. .J»| s. JR'J/ ii r '2df; . / m Zx^A3ist~cAJ^wik&J^tT£z^ J, i. 4 ■;j I UNIVERSITY OF ILLINOIS-URBANA 3 0112 033072817